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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage an die "alten" Hasen...



Scout
18.04.2004, 10:20
Hi

Hätte da mal ne Frage an Euch...
Wenn Ihr genau wüsstet, was im Studium und danach auf Euch zukommt, hättet Ihr dann trotzdem Medizin studiert, bzw. würdet Ihr es wieder machen?
Ich frage das aus folgendem Grund:
Ich mache gerade meinen Zivildienst beim DRK und da ich auch Medizin studieren möchte, aber nach meiner Zivizeit keine Platz bekommen werden (da ich über Wartesemester gehen muss), mache ich zuerst eine Ausbildung zum Rettungsassistent.
D. h. ich mache dann drei Jahre erst mal etwas anderes, und fange dann (wenns dann hoffentlich soweit ist) mit 25 an zu studieren.
Da sollte man schon genau abwägen, ob man das auch wirklich machen will, bzw. sollte man genau wissen was auf einen zukommt!
Von daher würde ich mich voll über ein paar Antworten von Euch freuen...
Danke schon mal im Vorraus.

Gruß

Scout

Feuerblick
18.04.2004, 10:44
Hi Scout!

Ich habe auch zuerst eine Ausbildung gemacht, weil ein Studium für mich einfach nicht in Frage kam. Studieren wollte ich NIE und wenn, dann sicher nicht Medizin. Daher bin ich zuerst Orthoptistin geworden. Während der Ausbildung hab ich unseren Docs ständig auf der Pelle gehängt und irgendwann beschlossen, daß ich das auch können will.
Inzwischen bin ich PJ und muß ganz ehrlich sagen, daß ich rückblickend lieber meinen Beruf hätte ausüben sollen, als nochmal zu studieren. Einfach weil ich auch gerne Familie und all diese spießigen Dinge rund um das "normale Leben" gehabt hätte. Das allerdings ist mit inzwischen fast 30 und noch ohne Job und Verdienst in weiter Ferne.
Letztlich glaube ich nicht, daß sich die viele Lernerei, der Streß und die ganzen Praktika irgendwie gelohnt haben. Ich glaube nicht, daß ich durch das Studium irgendwie eine Verbesserung zu meinem alten Beruf erreicht habe. Wobei das Studium als solches schon Spaß gemacht hat, versteh mich da nicht falsch.
Aber das ist meine ganz subjektive Meinung. Mein Rat an dich ist: Mach deine Ausbildung zum RettAss und warte ab, ob dir der Job gefällt oder ob du immer noch studieren möchtest. Wenn du studieren willst, dann tu es! Es gibt auch viele Studis, die mit ihrer Entscheidung sehr zufrieden sind...

Einen schönen Sonntag noch!

LG
Das Funkelauge

Scout
18.04.2004, 11:38
@ Feuerblick

Danke für Deine Antwort.
Ist es als Arzt wirklich so, dass man so gut wie keine Zeit für irgend etwas anderes hat? (Familie, am Wochenende oder abends was größeres unternehmen)?
Wäre echt schade...

Die Niere
18.04.2004, 11:41
Eine sehr ähnliche Diskussion läuft ja gerade hier http://medi-foren.de/showthread.php?s=&threadid=12458&pagenumber=1 , aber ich kann (noch) von mir behaupten, dass ich es wieder machen würde, auch wenn ich einige Dinge natürlich nicht besonders geniesse, befriedigt mich der Job genug, um in mir das Wissen wachsen zu lassen, das Studium auch ein zweites Mal zu beginnen (ist das eigentlich deutsch?)

gruesse, die niere

Medianus
18.04.2004, 12:30
Also, ich muss sagen, dass ich trotz aller Meckerei über unmögliche Examina, hohe Klausurdichte im Semester, Lernerei von nicht wirklich praxisrelevanten Dingen, ... Medizin immer noch gut finde. Habe gerade mein zweites Staatsexamen bestanden und denke mir: OK, es gibt eine Menge Dinge, durch die man einfach durch muss. Ist manchmal _sehr_ ätzend, aber letztlich fasziniert mich Medizin immer noch genauso wie am Anfang. Und das ist es, worauf es für mich ankommt. Dass man teilweise unmöglich behandelt wird, hat mir durchaus zwischendurch die Laune verdorben. Aber es gibt auch immer wieder Lichtblicke - und ich habe z.B. mit meinen Famulaturen viel Glück gehabt und da eine Menge gelernt. Und dann ist es auch wieder schön, wenn man auf Leute trifft, die Spaß an ihrem Beruf haben und diesen Spaß dann auch an einen selbst weitergeben. Allerdings jagt mir die Vorstellung, dass mir irgendwer mein Physikum oder ein anderes Examen aberkennen könnte, schon den kalten Angstschweiß ins Gesicht... *Alptraum*
Aber prinzipiell würde ich mich von niemandem von Horrorgeschichten vom Studium abschrecken lassen. Mich haben alle für verrückt erklärt, als ich Medizin studieren wollte, nach dem Motto: "Gibt eh keine Jobs" etc. blabla. Und was is' nu'? Also, ich seh' keine Ärzteschwemme... Insofern: Immer eine eigene Meinung bilden. Und was der eine S****** findet, muss für den anderen nicht schlecht sein... :-meinung

biba
19.04.2004, 09:20
"Ist es als Arzt wirklich so, dass man so gut wie keine Zeit für irgend etwas anderes hat? (Familie, am Wochenende oder abends was größeres unternehmen)?"

doch, geht!
ist sicher alles eine Frage der Organisation und ein bißchen Glück bei der Stellensuche gehört auch dazu - aber ich habe während des Studiums 2 Kinder bekommen, habe zur Zeit ca 6 dienste im Monat - dafür aber Freizeitausgleich, der wirklich funktioniert und bin froh, dass ich meine Sinnkrisen während des Studiums überwunden habe.
Mein Job ist toll, Geld könnte mehr sein, aber meine Kinder sehen mich reichlich und Zeit für meinen Partner hab ich auch noch.
Vorher Rettungsassistent zu sein ist sicher auch eine Erfahrung, die eher nützt als schadet - und schließlich kannst Du in der Zeit immernoch entscheiden, ob Du wirklich einer dieser blöden Docs werden willst, mit denen Du dann täglich zu tun hast ;o)

Feuerblick
19.04.2004, 10:10
Ja, es mag gehen, wenn man die Kinder während des Studiums bekommen hat. Das hält einen meistens nicht besonders auf, weil man ja durchaus nicht Tag und Nacht an der Uni hängt bzw. zumindest bei uns nie eine wirkliche 5-Tage-Woche hat. Aber jetzt bzw. meinetwegen als AIP oder Assi müßte ich ja eine Zeitlang Mutterschaftsurlaub nehmen und komme wieder nicht voran. Vom Mangel an Kohle wollen wir mal nicht reden. Und nach dem Facharzt bin ich Mitte 30 und damit ist für mich der Zug auch schon abgefahren... :-( Sowas wie Familienplanung sollte man also vorher bedenken, wobei man da als Mann etwas besser dasteht. :-))

Ja, theoretisch hat man für Freizeitaktivitäten noch genug Zeit, aber ehrlich gesagt bin ich momentan froh, wenn ich zuhause bin und einfach mal meine Ruhe habe. Zum Weggehen bin ich zu müde und auf Treffen mit Freunden hab ich keine Lust. Vielleicht wirds besser, wenn ich dieses Sch...PJ hinter mir habe und einen Job machen kann, der mich interessiert. Wer weiß...

Aber wie gesagt: Ich würde es nicht nochmal machen, würde aber niemanden davon abhalten, es selbst auszuprobieren....

Christoph_A
19.04.2004, 12:11
Also, ich muss sagen,dass ich die Entscheidung,Medizin zu machen bis jetzt nicht bereut habe. Liegt vielleicht auch daran,dass ich sie als Kopfentscheidung getroffen habe und mir durchaus auch einiger Dinge bewusst war (bin ja familiär vorbelastet), die andere vielleicht nicht bedacht haben,bevor sie mit dem Studium angefangen haben.
Das Studium ist in der Vorklinik manchmal nervig,aber an sich hab ich die Jahre sehr genossen, klar ist Prüfungszeit stressig,aber dazwischen hat man ganze Semester,in denen nur ein paar Klausuren auf einen zukommen und die sind,in der Klinik zumindest,nicht wirklich thrillig,wenn man einmal den Bogen raushat.
Im PJ hab ich bis jetzt relativ viel Glück mit meiner Stellenwahl gehabt-sowohl Anästhesie als auch jetzt Chirurgie in der Schweiz sind gut gewesen und ich fühle mich,v.a. hier sehr wohl. Auch bei den Famulaturen hab ich bis jetzt keine richtigen ärsche erlebt,aber die hab ich dafür bei meiner dr.arbeit in Massen gesehen-seitdem steht für mich fest,dass ich mir eher in den Fuss schiesse,als auf einer Uniklinik zu bleiben.

Älgen
23.04.2004, 15:56
Hej !

Habe vor dem Studium eine KP-Ausbildung "überlebt" & da recht viel Sinnvolles (sehen wir mal von den Pflegetheorien ab...) gelernt; an ein Medizinstudium habe ich erst wärend der Ausbildung (so ca in der Mitte) angefangen zu denken & hätte wohl jeden fur vollkommen verrückt erklärt, der mir vor 10 Jahren gesagt hätte, daß ich mal Arzt werde - bin da Familiär etwas "geschädigt" & hatte mir eigentlich geschworen: DAS sicher NIE !
Auch wenn ichdas Studium mindestens einmal im Semester am liebsten geschlissen hätte & mich heute noch frage, warum ich's eigentlich nicth getan habe & es ohne die Teilzeitstelle in der Pflege sicher nicht "überlebt" hätte knn ich heute im AIP (Anästhesie) nur sagen, daß ich's sofort wieder studieren würde & vermutlich auch den gleichen Weg mit Ausbildung wieder gehen würde - Sicher sind die Arbeitsbedingungen in Schweden für mich besser als an den meisten Kliniken in D, aber die Arbeit an sich macht einfach Spaß & ist die ganzen Nachtdienste wert !
Wenn Du wirklich Arzt werden willst, dann tu das & laß' Dich von dem ganzen Geschwafel mit dem Alter & dem spätern Anfangen & dem Stellenkriegen & dem, was die Chefs angeblich wollen & so nicht einschüchtern - aus meiner Erfahrung ist das (gelinde ausgedrückt) vollkommener Humbug ! (& entspringt aus der eigenen Unsicherheit derjenigen, die's schreiben ?!?) & Etwas mehr Lebenserfahrung & "praktische Medizin" mit sich zu haben ist grade im Berufseinstieg etwas, was ich die letzten Monate nicht hätte missen wollen !

@ feuerblick: nimm's jetzt bitte nicht persönlich, aber du steckst jetzt hier nicht grade in einer 30-Krise ?!? Kann mit dem weisen Alter mit 31 ;-) sagen, daß das Alles nicht sooo schlimm ist, wie es vielleicht aussieht, auch wenn ich selbst weder Kiner noch Familie oder sonstwas habe; aber mit 31 ist man nicht soooo Alt & auch mit 35 recht das (auch fü nicht Männer ...) noch irgendwie für Kinderchen & man/frau hat vorher was gesehen vom Leben & der Welt, so man natürlich nicht vorher in der Depression versinkt ...

Kolja