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Xanthippe
04.05.2004, 17:00
zerschtmal salü zäme!

Bin nun in den allerletzten Wochen des Medizinstudiums - und das in der Schweiz. Während meinem Studium habe ich ein Jahr in Deutschland verbracht. Tja, ihr seht, umgekehrt wirds auch gemacht. Und während unseren diversesten! Praktika in der Schweiz war ich oft, wenn nicht sogar immer mit deutschen Studis zusammen (oftmals sogar alleine unter vielen Deutschen - hilfeee ;-) ) - kenne also ein wenig beide Seiten.
Das klinische Jahr in Deutschland (war auf der Chirurgie im Unispital) hat mir gut gefallen, ich hab dort viel gelernt und auch die Atmosphäre war gut. O.k., die Hierarchien sind etwas extremer als bei uns, auch war ich nie mit dem Chef Volleyballspielen oder Grillen (wie ich es mehrfach mit CH-Chefs und OAs war), die Schweizerin wurde aber dennoch akzeptiert und gut miteinbezogen. Ich denk, wenn man ein gewisses Engagement zeigt, wird das entlöhnt, egal ob nun CH oder D.
Auch das Klima auf den Stationen ist bei uns nicht immer so toll, je nach dem, wo man halt ist.
Neben der Klinik bin ich ab und zu mit Studis in die Vorlesungen mit. Na, da waren viele ja um einiges besser als bei uns! Viel strukturierter. Das ist mir auch in der CH aufgefallen, die Kommilitonen aus D wissen oft echt 1000x mehr Details als wir, scheitern dafür relativ häufig an praktischen Dingen wie Wundversorgungen, Stationskram etc. Das liegt wohl daran, dass unsere Uni sehr praxisorientiert ist. Ausserdem sind wir viel weniger GK- und Schein-orientiert, was ich auch nicht schlecht finde. Dieses Kreuzen ist ja bei euch schon ne Manie...
Häufig fällt auch auf, dass die deutschen Studis zu uns kommen gerade weil es bei uns relaxter zu und her geht, dann aber voll den Stress schieben, nie aufmaulen und sich alles bieten lassen. Also, wenn ihr kommt, dann bleibt cool!
Tja, und dann das liebe Geld: es klingt immer so toll, z.B. 800.- sFr Monatsgehalt; da gehen dann aber immer noch Sozialleistungen ab, ein Personalzimmer kostet meist zwischen 300-450.- im Monat, ein Mittagessen unter 10.- ist eine Rarität (in D hab ich für 2.30 Euro gegessen, mit allem Drum und Dran), Einkäufe für das tägliche Leben sind um einiges teurer als bei Lidl, Penny, Aldi und Co - da bleibt dann unterm Strich echt nicht mehr viel - wenn überhaupt..
Aber zweifelsohne, der Freizeitwert (sofern man denn welche hat) ist echt hoch.

Ich weiss nicht, welchem Land ich den Vorzug geben würde, bin aber in der CH ganz glücklich...

FataMorgana
04.05.2004, 17:51
Wegen des Geldes in die Schweiz zu gehen halte ich als Unterassistent auch für schwachsinnig.

Ich habe 8 Monate meines PJ in der Schweiz verbracht und doch einige Vorzüge des klinischen Systems für Studenten kennengelernt, z. B.

- wesentlich mehr Fortbildungen in CH, teilweise auch direkt an UAs adressiert, niemand ist sich zu schade, einem UA etwas zu erklären (auch nicht der Chefarzt)

- weniger Stress im Tagesablauf (ein Assistenzarzt in CH betreut z. B. deutlich weniger Patienten als in D), dadurch auch mehr Zeit für "teaching"

- weniger Belastung mit "nervigen" Tätigkeiten wie Blutabnehmen, Kopierarbeiten oder Botengängen (in D werden die PJler ja - je nach Krankenhaus - teilweise regelrecht dafür missbraucht)

- weniger Konkurrenzdenken unter den Ärzten (war zumindest mein Eindruck - eine Schweizer Assistenzärztin meinte mal zu mir: "Wir mögen die Ellenbogen nicht".)

- die flacheren Hierarchien wurden ja schon genannt - kann ich nur bestätigen