Studium abbrechen ???

[Dr. Sziget]

Hi,
ich durchlebe gerade eine postphysikums Sinnkrise und frage mich ob ich wirklich das richtige Studium gewählt habe. Die Vorklinik hat mir durchaus Spaß bereitet und ich habe auch gerne viel gelernt, dennoch hoffte ich, dass es nach dem Physikum besser / anders wird. Aber es scheint leider im gleichen Trott weiterzugehen. Es kommt mir vor, als würde ich Jahr um Jahr nur stupide Wissen anhäufen und unendliche Massen aufnehmen und diese vorgefertigten Raster dann einfach bei Bedarf und Gelegenheit runterbeten. Mir fehlt der etwas mehr geisteswissenschaftliche, kreative Teil. Vielleicht kann mir jemand von euch n paar Tipps geben, wie man mit diesem innerlichen Konflikt umgehen kann und trotz allem wieder Spaß am Studium findet. Wie geht ihr die Klinik an, wie kann man sich von dme Gefühl befreien nicht mehr zu sein als ein datenspeichernder Organismus ??

Dr. Sziget :-lesen

P.S. Ich glaube so langsam, dass dieser TelefonbuchWitz wirklich wahr ist....

[Kackbratze]

Das Problem ist, das es dann plötzlich ratzfatz geht.

Ich hab gerade das 1. Stex geschrieben, und plötzlich merkt man, dass man nurnoch 3 Semester an der Uni ist und dann schon auf richtige Menschen losgelassen wird....

Ich mach mir eher gerade in die Hose das ich nicht mehr lang genug an der Uni bin um genug zu lernen.....

[Die Niere]

Zuerst schaufelt man sich Wissen die ganze Zeit in sich rein und weiss nix damit anzufangen. Später würde man es gerne anwenden, aber entweder hat man alles schon wieder vergessen oder sieht durch das Telefonbuchlernen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Kurzuum: Das Studium ist nicht wirklich ideal aufgebaut...aber wenn man es erst hinter sich gebracht hat, bringt der praktische Teil schon sehr viel mehr Spass.

gruesse, die niere

[Turtle]

Ach, ich glaube das trifft viele so. Mich jedenfalls schon. Da lernt man wie ein blöder für´s Physikum und denkt, alles würde "anders" werden danach; was dann kommt ist aber auch nicht alles immer nur toll. Ist ja auch klar, oder nicht? Vor dem Physikum, ich gebe es ehrlich zu, hatte ich eine ziemlich naive Vorstellung von "Klinik". Jetzt merkt man so langsam: Das ist ja alles viel mehr und schwerer als man gedacht hat. Man registriert erst so nach und nach wie unglaublich komplex das alles ist. Wenn ich mir aber vorstelle, daß ich in ein paar Semestern schon fertig sein soll und auf Patienten losgelassen werde... Da möchte ich doch lieber noch ganz viel lernen!! Du schaffst das schon.

[Kackbratze]

Der größte Witz ist eigentlich, dass ich mich langsam an das lernen gewöhnt habe.
Früher waren 1 bis 2 Stunden lernen pro Tag VIIIIIIIIIIIIELLLL, jetzt komme ich mir vor als würde ich zu wenig tun....

[Lava]

Hm... sinnlos kommt mir die Klinik ganz und gar nicht vor! Nur die doch eher theoretischen Fächer im ersten klinischen (MiBi, Patho, Pharma...) haben noch sehr viel mit der Vorklinik gemeinsam. Man lernt stupide hunderte von Bakterien auswendig und kann mit dem Wissen ja doch nix anfangen irgendwie. Aber mittlerweile sehe ich die Klinik wieder etwas anders. Man lernt eben doch auch sinnvolle Sachen und freut sich jedes mal, wenn man sein Wissen auch anwenden kann. Es verzahnt sich plötzlich auch einiges.... besonders Patho und Pharma findet man überall wieder. Man denkst sich "hey, das hab ich schon mal gehört" und freut sich meistens, gar nicht so dumm zu sein wie man glaubt ;-)
OK, ich mach mir noch keine Gedanken darüber, bald auf die Menschheit losgelassen zu werden. Aber bisher ist die Zeit auch rasend schnell vergangen. Oder?

[Alles wird gut]

Original geschrieben von Dr. Sziget
Mir fehlt der etwas mehr geisteswissenschaftliche, kreative Teil.

Kennst Du denn überhaupt welche von diesen Geisteswissenschaftlern?! Also ich zähle eine Menge zu meinem Freundeskreis - mittlerweile mehr als Mediziner - und ehrlich gesagt habe ich überhaupt nicht den Eindruck, dass die besonders kreativ arbeiten! (Sie selber eigentlich auch nicht.... :-)) ) Sie haben halt bloß keine geltende Lehrmeinung zum "auswendig lernen", sondern müssen sich verschiedene Theorien und Denkansätze durchlesen und, an die angelehnt, Hausarbeiten schreiben.

Da bleib ich doch lieber bei meinen Kreuzchen, die (wenigstens größenteils) auf wissenschaftlich nachweisbaren Grundsätzen beruhen.....