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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Selbständiges Denken im Medizinstudium



barney
20.05.2004, 23:09
Obwohl ich mich schon ausführlich damit beschäftigt habe und mich Medizin sehr interessiert, habe ich manchmal ziemliche Angst vor dem hirnlosen, roboterartigen Einsaugen von Daten. Dass man viel lernen muss ist mir klar, aber kommt eigenständiges Denken im Medizinstudium wirklich derart zu kurz wie man es manchmal hört? Oder bezieht sich das nur auf Anatomie?
Wäre nett wenn mir da jemand eine Antwort geben könnte.

Gruß,
barney

Brot
20.05.2004, 23:17
also eines vorweg :
ich hasse Anatomie und quäle mich gerade durch den Präpkurs

ich mach mir das einigermaßen erträglich, indem ich einige Themen mit physiologischen Sachverhalten verbinde
-> im Testat kann man damit dann auch schön ablenken und die Anatomen in Verlegenheit bringen, weil die selber nich allzu viel Ahnung von Physio haben :-))

versuch die großen Fächer (Ana, BC & Physio + evtl praktische erfahrung) bei einem Thema gedanklich zu vereinigen, sei zudem neugierig und stelle Dir Fragen

Hellequin
21.05.2004, 07:58
Original geschrieben von Brot
ich mach mir das einigermaßen erträglich, indem ich einige Themen mit physiologischen Sachverhalten verbinde
-> im Testat kann man damit dann auch schön ablenken und die Anatomen in Verlegenheit bringen, weil die selber nich allzu viel Ahnung von Physio haben :-))

der Trick hat bei uns auch bei den Physiologen funktioniert, irgendwie peinlich das :-)) :-)) :-))

Aber um zur ursprünglichen Frage zurückzukommen, meistens ist es so, das es eine Kombination zwischen Auswendiglernen und verstehen ist, und bei jedem einzelnen etwas anders gewichtet. ;-)

barney
21.05.2004, 13:08
Danke für eure Antworten!
Bei mir ist es eben schon so, dass mir Mathe am meisten Spaß macht und das Auswendiglernen von Bodenschichten in Erdkunde eher weniger. Aber natürlich würde ich mein Vorhaben Arzt zu werden nicht aufgeben, weil ich in Anatomie so viel stupide auswendig lernen muss. Durch manche Sachen muss man eben einfach durch, das weis ich auch. Mir ging es eben um die Gewichtung. Da waren eure Antworten wirklich hilfreich.
Was mich auch interessieren würde ist, wie das dann in der Klink ausschaut. Eure Antoworten haben sich glaube ich ja vorallem auf die Vorklink bezogen (Physio, Anatomie, Biochemie etc.).

Gruß,
barney

Lava
21.05.2004, 17:26
Mir gings vorm Studium ganz ähnlich wie dir. Ich hab Auswendiglernen nie gemocht, fand aber Mathe ganz cool... Leider ist es im Medstudium schon eher so, dass man einfach viel wissen muss. Es hilft also nichts und man muss sich den Stoff einfach irgendwie reinhauen. Das gilt für Anatomie genauso wie für meinetwegen Augenheilkunde und Dermatologie (hab ich zufällig grad). Auch in den klinischen Fächern muss man Fakten lernen. Allerdings ist es da oft so, dass einem physiologische und anatomische Grundlagen verstehen helfen und die Fächer sich teilweise auch überlappen. Basliom hört man in Derma und Auge, Hypertonie und Diabetes in Innere und z.B. Auge und Pharma und Patho braucht man praktisch überall. Es setzen sich quasi die Puzzleteile zusammen. Aßerdem kannst du dich ja, wenn du interessiert bist, auch noch weiter mit Themen auseinandersetzen und ein bisschen in der aktuellen Forschung rumschnüffeln.

Coralie
22.05.2004, 17:15
Ich habe bisjetzt medizin nur in Frankreich studiert, (ich bin französin deshalb entschuldige die Fehler) aber das ist wohl für alle dasselbe.

Es gibt kein "hirnloses" lernen. Wenn Du den Stoff nur blöd hinlernst verpasst Du das meiste. Viele Sachen sind sehr interessant. Wenn man sie versteht, sind sie eine richtige Basis um einfache Leiden zu verstehen. Sogar Anatomie ist ein Fach das man verstehen muB. ;-)

Auf welchem Teil welcher Muskel arbeitet. Warum die Muskel der Augen doch die Augen in die eine richtung und nicht in der andere bewegen. Welcher Nerf ist Kaputt wenn der eine Finger sich nicht bewegt?

Viele Sachen sind am Anfang lästig und denkt mann unnützlich, aber in wirklichkeit bringt mann dir bei wie man lernt, und wie man aus sehr wenig sehr viel schlieBen kann.

barney
24.05.2004, 13:40
Ich kann nur hoffen dass du Recht hast Coralie :-)
Naja, letztendlich wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als mit dem Studium anzufangen und es für mich selbst raus zu finden, aber eure Antworten geben schonmal Grund zum Optimismus :-)

Blackeneier
24.05.2004, 20:31
Es gibt wohl 2 Extreme durchs Medizinstudium zu kommen
a) planlos zu den absoluten Pflichtveranstaltungen zu gehen, ein paar Wochen vor der Klausur ein Kurzlehrbuch kaufen und sich das mitsamt den stupidesten Auswendig-Lern-Tabellen reinzuprügeln.
b) Zur Vorlesung gehen, alles schon einmal anhören, vor dem Praktikum in einem dicken, erklärenden, Zusammenhänge darstellendem Buch einmal das Kapitel lesen, beim Praktikum unklares klären, immer am Ball bleiben und vor der Klausur noch mal die wichtigen Sachen "Überfliegen".
Wie gesagt, sind natürlich extreme Beispiele, aber irgendwo dazwischen bewegt man sich eben. Plan b) macht meiner Ansicht nach mehr Spaß und mal abgesehen von den Vorlesungen folge ich diesem Plan eher. Man "versteht" eben. Aber es geht auch mit Plan a) ;-)

Die Niere
25.05.2004, 10:52
Original geschrieben von Blackeneier
a) planlos zu den absoluten Pflichtveranstaltungen zu gehen, ein paar Wochen vor der Klausur ein Kurzlehrbuch kaufen und sich das mitsamt den stupidesten Auswendig-Lern-Tabellen reinzuprügeln.
Ist natürlich wirklich sehr extrem ausgedrückt worden...und für einige Fächer, mit denen ich nie wieder etwas zu tun haben möchte, trifft es wohl auch zu, aber in anderen Fächern wiederum, wird trotz der kurzen Zeit und des Fernbleibens der Vorlesung (die mir leider überhaupt nix bringt - mündliches Lernen hat bei mir noch nie geklappt) durchaus auch auf Verständnis gelernt...sonst kann man sich die Mengen, die da anfallen, ja überhaupt nicht merken.

Aber das schöne am MedStudium ist ja, dass man wirklich seinen eigenen Weg gehen kann - wer der bessere Arzt wird, entscheidet sich sowieso viel später...

gruesse, die niere

hobbes
25.05.2004, 18:29
Original geschrieben von Coralie
Es gibt kein "hirnloses" lernen. Wenn Du den Stoff nur blöd hinlernst verpasst Du das meiste. Viele Sachen sind sehr interessant. Wenn man sie versteht, sind sie eine richtige Basis um einfache Leiden zu verstehen. Sogar Anatomie ist ein Fach das man verstehen muB. ;-)


Exact! Je suis tout à fait d'accord.


Medizin hat durchaus mit vestehen und überlegen zu tun. Hirnlos ist Medizin nie - allenfalls der Medizinstudent, der versucht alles auswendig zu lernen - aber das ist nicht nötig.

Kackbratze
26.05.2004, 17:39
wer nicht mitdenkt geht unter oder versaut sich das Studium selber.

Das fällt allein schon dann auf, wenn man irgendwelche sinnlosen Fragen an den Prof richtet....

Mitdenken, Freude schenken...das sollte eigentlich das Hauptmotto sein.