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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Grundsätzliche Fragen



Nobody
30.05.2004, 18:42
Hallo zusammen,

ich studiere im 2. Semester Medizin.
seit geraumer Zeit habe ich Zweifel an dem Studium bekommen, ich habe irgendwie das Gefühl meine Zeit zu verschwenden ( bin fast 22 J. ), da meine Fähigkeiten eigentlich bei den Geisteswissenschaften und Sprachen liegen...
Der Beruf des Arztes hat unter diesen Zweifeln nur zum Teil gelitten, so dass ich sehr stark hin und her gerissen bin.

Zum einen wie gesagt kann ich andere Dinge einfach besser, mit den Klausuren und Testaten läuft auch nicht alles rosig, aber auf der anderen Seite habe ich meinen Zivi schon hinter mir und konnte ganz gut in den Beruf des Arztes hineinsehen und ich wusste gleich, dass ich das machen wollte...auch wenn ich mit anderen Berufen auch sehr glücklich werden könnte

Auf der anderen Seite habe ich schon zu viel Zeit ( ist ja bald 3. Sem. ) und Energie in das Studium gesteckt um jetzt einfach hinzuwerfen, vielleicht fehlt mir auch der Mut dazu, das alles einfach aufzugeben, hinzu kommt die Studienplatzsituation, was man hier so alles liest, da wird schon klar, das ein Medizinstudienplatz in gewisser Weise was wertvolles ist, und auch das möchte ich nicht einfach aufgeben, zumal ich damals überhaupt nicht warten musste und auf Anhieb einen Platz bekommen habe, umso schwerer fällt mir die Trennung.

Meine Unentschlossenheit hat mich schon so weit gebracht, dass ich nicht mehr anständig und konzentirert für die anstehenden Klausuren lernen kann...

Wart ihr auch schin einmal in einer solchen Situation ? Wie habt ihr das für euch gelöst ?
Gibt es bei mir die Möglichkeit ein Semester (Bedenk)Pause zu machen, ohne gleich den Studienplatz zu verlieren ?

Ich hätte da schon was konkretes im Kopf was ich als Alternative machen würde, aber der letzte Mut zum Schritt, die Medizin aufzugeben fehlt mir irgendwie, möglich ist auch, dass ich irgendwann vom Arztberuf entäuscht werden würde, und dann noch mehr der vergeudeten Zeit nachtrauern müsste, und der Tatsache dass ich meine eigentlichen Fähigkeiten nicht genutzt habe...

Ich würde mich sehr über einige Gedanken eurerseits dazu freuen

FraBo
30.05.2004, 18:56
Hallo nobody,
ich habe zwar selber noch nicht mal mit dem Studium angefangen, aber ich wuerde dir trotzdem raten, mit Medizin aufzuhoeren, wenn es dir einfach nicht wirklich sooo viel Spass bringt. Vorallem wo du doch schon eine andere Berufsidee im Kopf hast.
Mal ganz ehrlich, es waere doch wirklich schade, wenn du dein ganzes Leben einen Beruf praktizieren wuerdest, der dir gar nicht richitg gut gefaellt.
Und selbst wenn du schon fast im 3. Semester bist; hoer' besser jetzt auf als noch spaeter, wo du dann noch aelter bist und noch mehr Zeit "verschwendest" (??) hast...

Ich hoffe, meine Antwort ermutigt dich ein bisschen :-))

viel Glueck noch, fuer was auch immer du dich entscheidest,

FraBo

alctr
31.05.2004, 11:27
ich würde raten, physikum zu machen - auch "um es dir zu beweisen" - wenn du dann was anderes machen willst, kannst du erhoben hauptes wechseln.

test
31.05.2004, 12:01
naja ob es die viele Arbeit wert ist nur um erhobenen Hauptes aufzuhören, ich weiß nich so recht. Außerdem denke ich wird es nicht so einfach sein Physikum zu machen wenn man sowieso Zweifel hat ob es das richtige ist und Motivationsprobleme hat. Aber wie immer in solchen Fällen mußt du selber wissen was du willst. :-peng

Brot
31.05.2004, 12:05
ich hatte auch so eine Phase

Kurse belegt, Praktika besucht, wenn übehaupt halbherzig gelernt, durch Testate und Klausuren gerasselt...verdienterweise

Das ging die ersten 4 Semester, hab kaum was auf die Reihe bekommen und konnte nach 2 Jahren Medizinstudium schlappe 5 Scheine mein eigen nennen
- natürlich die Creme de la Creme der Fächer wie Bio, Termi, Berufsfelderkundung, EKM und Psycho

als Mitte Oktober mein zweiter Versuch, die Chemieklausur zu bestehen (ich habe nur 3 Versuche), mißlang, habe ich mir innerlich ein Ultimatum gesetzt :

Entweder Du reißt Dich dieses Semester zusammen, besuchst die Kurse und Praktika regelmäßig und lernst verdammt noch mal für die Prüfungen!!

Das Physiopraktikum begann Anfang November und durch wöchentliche Testate in diesem Fach wurde ich gezwungen, auch etwas dafür zu tun, dasselbe mit dem Präpkurs, der Ende November begann

Und wider Erwarten lief auch alles gut, sehr gut sogar, der Erfolg spornte auch an und bot auch eine gewisse Art an Selbstbestätigung
Trotzdem hatte ich Mitte Januar einen Durchhänger, lernte nicht für die Physioklausur und bekam stolze 8 Punkte in der Abschlußklausur (man braucht zum Bestehen 15 von 25)

aber ich habe mir gesagt :
Du hast jetzt schon 6 Testate in Anatomie bestanden, Du hast fast die Hälfte der Physiopraktika. Willst Du das etwa nächstes Jahr alles noch einmal über Dich ergehen lassen!?

also nutzte ich die verbliebenen 5 Tage bis zur Physionachklausur und las einfach ganz in Ruhe ein Physiobuch, ging mit Neugier an die Thematik ran und kreuzte Altklausuren
Trotz allem war der Druck hoch, ich wollte/mußte/konnte den ersten Teil vom Präpkurs parallel dazu abschließen, weil dieser Voraussetzung für den 2. Teil Situs im Sommer ist, wollte den 2. Klausurversuch in Physio nicht in den Sand setzen (auch hier nur 3 Versuche)
lange Rede, kurzer Sinn, ich habe die Klausur mit 22 Punkten bestanden und auch den ersten Teil vom Präpkurs geschafft

zum ersten Mal war ich mit dem Studium so richtig zufrieden und ich ging in die Semesterferien
aber ich konnte mich nicht auf die freie Zeit einlassen, setzte mich unter Druck, daß das nächste Semester nun auch so glatt laufen müsse wie das WS, zumal ich insgesamt 6 Kurse belegt habe (Präppen, Physio komplett, Physik, Chemie, Histo)

schon für die erste Histoklausur schaffte ich es nicht, zu lernen...konnte mich einfach nich aufraffen, dasselbe mit Physio und Präppen
ich weiß nicht warum, aber irgendwie sind gerade diese 3 Fächer zum Selbstläufer geworden, ich habe zwar die Prüfungen alle bestanden, auch gut bestanden, aber es ist nicht so, daß ich von der Materie nun auch Ahnung hätte
Im Moment ist es so, daß ich genauso viel fürs Studium mache wie in meinen ersten 4 Sem...nämlich gar nichts bis ab und zu mal halbherzig

Anscheinend will irgendjemand da oben, daß ich die Scheine schaffe, so viel Glück wie ich in letzter Zeit hatte, ist echt nicht mehr normal

Trotzdem, ich muß mich dauernd motivieren und langsam mal aufwachen, die nächsten Prüfungen warten schon

Wann wachst Du auf?

He-Man
31.05.2004, 12:06
Hallo Nobody!
Natürlich gibt es die Möglichkeit, sich ein Semester frei zu nehmen. Kann sein, daß man dann eventuell noch mehr Zeit verliert (wenn z.B. Kurse nur im WS angeboten werden oder so) oder sich ziemlich viel Bürokratie aufhalst, aber möglich ist es in jedem Fall. Man muß auch nicht ein Urlaubssemester beantragen, es geht auch ohne. Erkundige dich doch einfach bei der Studienberatung.
Du kannst aber auch neben dem Medizinstudium Seminare anderer Fakultäten besuchen; es hängt dann immer vom jeweiligen Dozenten ab, aber die Geisteswissenschaftler sind da meistens kulant und lassen einen auch ohne Imma zugucken und mitreden. Ob man Scheine machen darf ist eine andere Frage.
Bevor Du das Medizinstudium schmeißt, kannst Du dir ja erstmal anschauen, wie die Alternativen aussehen und ob sie deinen Vorstellungen entsprechen.

gruss

Nobody
31.05.2004, 17:53
Original geschrieben von Brot
ich hatte auch so eine Phase

Kurse belegt, Praktika besucht, wenn übehaupt halbherzig gelernt, durch Testate und Klausuren gerasselt...verdienterweise

Das ging die ersten 4 Semester, hab kaum was auf die Reihe bekommen und konnte nach 2 Jahren Medizinstudium schlappe 5 Scheine mein eigen nennen
- natürlich die Creme de la Creme der Fächer wie Bio, Termi, Berufsfelderkundung, EKM und Psycho

als Mitte Oktober mein zweiter Versuch, die Chemieklausur zu bestehen (ich habe nur 3 Versuche), mißlang, habe ich mir innerlich ein Ultimatum gesetzt :

Entweder Du reißt Dich dieses Semester zusammen, besuchst die Kurse und Praktika regelmäßig und lernst verdammt noch mal für die Prüfungen!!

Das Physiopraktikum begann Anfang November und durch wöchentliche Testate in diesem Fach wurde ich gezwungen, auch etwas dafür zu tun, dasselbe mit dem Präpkurs, der Ende November begann

Und wider Erwarten lief auch alles gut, sehr gut sogar, der Erfolg spornte auch an und bot auch eine gewisse Art an Selbstbestätigung
Trotzdem hatte ich Mitte Januar einen Durchhänger, lernte nicht für die Physioklausur und bekam stolze 8 Punkte in der Abschlußklausur (man braucht zum Bestehen 15 von 25)

aber ich habe mir gesagt :
Du hast jetzt schon 6 Testate in Anatomie bestanden, Du hast fast die Hälfte der Physiopraktika. Willst Du das etwa nächstes Jahr alles noch einmal über Dich ergehen lassen!?

also nutzte ich die verbliebenen 5 Tage bis zur Physionachklausur und las einfach ganz in Ruhe ein Physiobuch, ging mit Neugier an die Thematik ran und kreuzte Altklausuren
Trotz allem war der Druck hoch, ich wollte/mußte/konnte den ersten Teil vom Präpkurs parallel dazu abschließen, weil dieser Voraussetzung für den 2. Teil Situs im Sommer ist, wollte den 2. Klausurversuch in Physio nicht in den Sand setzen (auch hier nur 3 Versuche)
lange Rede, kurzer Sinn, ich habe die Klausur mit 22 Punkten bestanden und auch den ersten Teil vom Präpkurs geschafft

zum ersten Mal war ich mit dem Studium so richtig zufrieden und ich ging in die Semesterferien
aber ich konnte mich nicht auf die freie Zeit einlassen, setzte mich unter Druck, daß das nächste Semester nun auch so glatt laufen müsse wie das WS, zumal ich insgesamt 6 Kurse belegt habe (Präppen, Physio komplett, Physik, Chemie, Histo)

schon für die erste Histoklausur schaffte ich es nicht, zu lernen...konnte mich einfach nich aufraffen, dasselbe mit Physio und Präppen
ich weiß nicht warum, aber irgendwie sind gerade diese 3 Fächer zum Selbstläufer geworden, ich habe zwar die Prüfungen alle bestanden, auch gut bestanden, aber es ist nicht so, daß ich von der Materie nun auch Ahnung hätte
Im Moment ist es so, daß ich genauso viel fürs Studium mache wie in meinen ersten 4 Sem...nämlich gar nichts bis ab und zu mal halbherzig

Anscheinend will irgendjemand da oben, daß ich die Scheine schaffe, so viel Glück wie ich in letzter Zeit hatte, ist echt nicht mehr normal

Trotzdem, ich muß mich dauernd motivieren und langsam mal aufwachen, die nächsten Prüfungen warten schon

Wann wachst Du auf?
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Vielen Dank erstmal für deinen langen Text und die Schilderung deiner langen Vorklinik Karriere, da habe ich einiges wiedererkannt, auch wenn ich erst im zweiten bin...

Trotzdem glaube ich, dass das bei dir ein anderes Problem war, du schreibst nie, dass du Zweifel an der Medizin hattest, du kannst dich nur nicht aufraffen zu lernen, du hast schon das richtige Fach gefunden oder ?

Bei mir ist es ja so, dass diese Halbherzigkeit daraus entsthet, dass ich eine klare Alternative im Auge habe, hätte ich diese nicht, dann würde ich bestimmt richtig lernen, denn dann hätte ich ja ein festes Ziel...
Ich hab das Gefühl, bei dir war das damals nur Faulheit oder ?
Denn du wolltest schon immer Medizin machen, und da istder Fall ja auch klar, in den Arsch treten kann ich mich auch, wenn es sein muss - es ist aber was anderes - dieses Gefühl von etwas anderes eigentlich besser können, aber nicht in der Lage sein, loszulassen und diese andere Neigung einzugestehen....

THawk
31.05.2004, 19:57
Hallo nobody,

du schreibst ja, dass du als Zivi schon einen guten Einblick in die Klinik bekommen hast. Anscheinend war das Bild ja für dich schon so verlockend, dich für Medizin zu entscheiden. Natürlich kann man nie vorher sagen wie es irgendwann mal sein wird, die lange Ausbildungszeit hat mich dabei auch zweifeln lassen.

Hast du denn einen ähnlichen Einblick auch schon in deinen "Alternativ-Beruf" gehabt? Vielleicht wird es dadurch nicht einfacher, aber - sofern du das halt noch nicht gemacht hast - würde ich an deiner Stelle versuchen in den Semesterferien einige Wochen Praktikum im alternativen Berufsfeld zu machen. Außerdem besuch vielleicht noch einige Vorlesungen aus dem Bereich. Damit hast du in beiden Bereichen einen vergleichbaren Einblick und kannst vielleicht klarer sehen, was dir die nächsten Jahre Spaß machen wird. Denn darauf kommts meiner Meinung nach an. Quäl dich nicht 6 Jahre wenn du meinst dass der andere Beruf dir besser liegt! Die Entscheidung ist sicherlich nicht einfach, aber ich würde mich jetzt endgültig entscheiden. Schau dir das andere noch an, dann machs endgültig und steh zu deiner Entscheidung!

Viel Erfolg,

Lars

Lava
01.06.2004, 14:20
Hm.... und wie wäre es, wenn du ein geisteswissenschaftliches Fach noch nebenher studierst? Das ist zumindest möglich! So "typische" Kombis sind z.B. Medizin und Geschichte (ist klar: Geschichte der Medizin ;-) ) aber auch Psychologie oder Theologie (OK, das ist nicht typisch, aber ich hab davon gehört, dass Leute das parallel machen)...

test
01.06.2004, 15:15
Jo eben oder zumindest erstmal was 2. nebenbei studierst um zu sehen was dir mehr gefällt, dann kannste ja immer noch aufhören. Wäre vielleicht etwas überstürzt jetzt Hals über kopf das Medizinstudium zu schmeissen. :-peng