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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dienst-AiP ganz alleine im Haus?



statuscuriosus
03.06.2004, 16:15
Hallo,
mir stehen demnächst AiP-DIenste in der Inneren bevor. Nun würde mich mal interessieren, ob es eigentlich zulässig ist, dass man als AiP im Dienst der einzige anwesende Arzt im Haus sein darf.
Wohl ist mir nicht bei dem Gedanken. Woanders kenn ich es so, dass wenigstens noch ein Anästhesist und ein Chirurg, und evtl. sogar ein Intensiv-erfahrener Internist mit im Haus ist.
So ganz alleine kann man ja auch im Notfall den OA nicht rufen, denn bis der da ist (ca. 15 -30 Min) ist der Patient vielleicht schon tot.
Mir fehlt einfach die Erfahrung in Notfallmedizin, und ich weiss nicht, ob mir im richtigen Moment die richtigen Massnahmen einfallen. Und der Gedanke, dass vielleicht Patienten sterben, weil ich Dienst hatte, und grade kein erfahrener Internist Dienst hatte, behagt mir ganz und gar nicht.

Gibt es noch mehr AiP unter euch, die im Dienst ganz alleine im Haus sind? Und wisst ihr, wie es rechtlich aussieht mit der Verantwortung?

LG status

biba
03.06.2004, 17:41
Also so weit ich weiß, dürfen wir nicht mal als einzige unserer Abteilung im Haus sein - es sei denn, der Hintergrund ist nachweislich super schnell da, in meinem Fall innerhalb 5 Minuten, schneller wäre man auch aus dem Dienstzimmer nicht immer...
Aber ganz allein im ganzen Haus? würde ich mich glaub ich rein rechtlich schon nicht drauf einlassen - oder wenigstens schriftlich mit der Personalleitung festhalten!

Froschkönig
03.06.2004, 19:07
Bin zwar selber noch nicht ganz soweit aber ich kenn das auch nur mit Hintergrund, der im Zweifelsfall zur Stelle ist...dank der Teilapprob als AiP dürfte das wohl auch nicht ganz so legal sein denk ich mir.....was sind wir doch froh daß wir ab 1.10 diesen jahres dann plötzlich doch Vollapprobiert sind und das dann rechtmäßig machen dürfen/müssen/können .... :-notify

Epsilon
03.06.2004, 21:02
Eben...ab dem 1.10 ist man ja plötzlich Assi und hat dann auch gleich über Nacht mehr Erfahrung....

Mir blüht das nämlich auch...Nachtdienst und der einzige Arzt in der Klinik...und auch in einer Rehaklinik bzw. Postakutzentrum passiert mal was...

Mir ist da nicht ganz wohl dabei... :-((

Paracelsus
03.06.2004, 22:56
Hallo !

Also, daß Du ganz allein im Haus bist, kann ich so gar nicht
glauben. Was ist denn das für eine Klinik ? Ein Chirurg oder
Anästhesist sollte doch zumindest auch da sein. Die haben
doch auch Bereitschaftsdienste, oder nicht ?

In dem Haus, wo ich zur Zeit als AiP tätig bin, bin ich zwar
als Diensthabender nachts der einzige (werdende) Internist, aber es gibt immer auch einen Chirurgen und einen Anästhesisten, der mit mir Dienst hat. Letzteren habe ich auch schon mal nachts gerufen, weil ich eine Patientin intubieren musste und das selbst noch nicht alleine kann. Wenn der allerdings selbst gerade im
OP gestanden hätte, dann hätte ich eben erstmal "bebeutelt"
und dann den Hintergrund durch eine Schwester anrufen lassen.

Irgendwie übersteht man die Nacht immer, auch wenn es
manchmal viele Nerven und Kraft kostet. Habe nun mittlerweile
auch schon 6 Dienste hinter mir und bisher ist alles -- toi, toi --
relativ gut gegangen.

Zum Abschluß noch ein Tip: Rufe im Zweifelsfall IMMER Deinen
Oberarzt im Hintergrund an ! Lieber einmal zu viel nerven als
einmal zu wenig ! Als Anfänger kannst Du gar nicht alles richtig
machen und wirst noch oft genug feststellen, daß Du mit manchen
Dingen total überfordert bist ! Ich verlasse mich dann z.B. auch
oft auf die Einschätzung von Intensivpflegern, die zum Teil schon
10 Jahre und länger mit Schwerstkranken gearbeitet und daher
mit Sicherheit auch mehr Erfahrung haben als man selbst.
Ohne diese Leute wäre ich auch nie in der Lage, nachts
die Intensivstation mitzuversorgen. Unterschätze daher nie
das Pflegepersonal (auch nicht auf der Normalstation) und
behandle es entsprechend respektvoll. Dann kann man von
dort IMMER Hilfe erwarten, wenn es denn mal nötig ist.

Insgesamt solltest Du aber immer Ruhe bewahren, egal was
auch kommen mag. So schlimm wird es schon nicht werden.
Gefährlich wird es erst, wenn DU in Panik gerätst. Nur Mut !
Das wird schon. Du wirst auch sehen, daß man in den Nachtdiensten manchmal sogar mehr an Erfahrung gewinnt
als tagsüber. Allerdings ist man nach einem Dienst dann auch
meist ziemlich kaputt. Geht mir jedenfalls immer so. Aber
probiere es einfach mal aus. Viel Spaß !

Gruß Paracelsus :-)

hiddl
04.06.2004, 11:32
Ganz allein? Das kommt mir auch komisch vor. Hat das Haus denn gar keine anderen Abteilungen?
Ich mache allein neurologische Dienste, was zwar zum einen nicht besonders witzig ist, weil bei uns (Uni) alle unklaren Bewußtseinsstörungen, Blutungen, stroke-Lysen etc. auflaufen, es gibt aber einen neuroradiologischen Dienst (man muß also die Bilder nicht selbst befunden) und OA-Hintergrund, der bei eigentlich jedem Patienten angerufen wird (also alles was man nach Hause läßt und alle, die man aufnimmt). Auf der Intensiv gibt es auch noch einen Neurologen, der verläßt seine Station aber nicht. In dieser Kombi geht es, finde ich, auch wenn mir am Anfang dabei auch nicht besonders wohl war. Aber ganz ohne andere Ärzte - bloß nicht.

statuscuriosus
04.06.2004, 16:59
gut, es ist hier auch ein kleines Haus. Allg.-Innere, Gastroenterologie und Psychiatrie. Aber trotzdem, wir kriegen natürlich des öfteren Blutungen, Intoxikationen etc. rein, neben den allgemein üblichen Sachen wie Herz-Kreislauf und Lungenerkrankungen. Und auch des öfteren bewusstlose Besoffskis und Suizidversuche. Und da kann es dann schon alleine mal heikel werden.
Aber ich kenne auch ein Haus in der Gegend, das gross ist und wo die AiP auch alleine sind. Die haben dann nur maximal 2 Dienste im Monat, weil die AiPs und Assis aller Abteilungen mit den Diensten rotieren.
Ich würde nicht garantieren, dass ich mit meiner geringen Intubier-Erfahrung in Stresssituationen nen Tubus rein kriege.

Thomas24
06.06.2004, 19:25
Original geschrieben von Paracelsus
Hallo !


Irgendwie übersteht man die Nacht immer, auch wenn es
manchmal viele Nerven und Kraft kostet. Habe nun mittlerweile
auch schon 6 Dienste hinter mir und bisher ist alles -- toi, toi --
relativ gut gegangen.

Zum Abschluß noch ein Tip: Rufe im Zweifelsfall IMMER Deinen
Oberarzt im Hintergrund an ! Lieber einmal zu viel nerven als
einmal zu wenig ! Als Anfänger kannst Du gar nicht alles richtig
machen und wirst noch oft genug feststellen, daß Du mit manchen
Dingen total überfordert bist ! Ich verlasse mich dann z.B. auch
oft auf die Einschätzung von Intensivpflegern, die zum Teil schon
10 Jahre und länger mit Schwerstkranken gearbeitet und daher
mit Sicherheit auch mehr Erfahrung haben als man selbst.
Ohne diese Leute wäre ich auch nie in der Lage, nachts
die Intensivstation mitzuversorgen. Unterschätze daher nie
das Pflegepersonal (auch nicht auf der Normalstation) und
behandle es entsprechend respektvoll. Dann kann man von
dort IMMER Hilfe erwarten, wenn es denn mal nötig ist.

Insgesamt solltest Du aber immer Ruhe bewahren, egal was
auch kommen mag. So schlimm wird es schon nicht werden.
Gefährlich wird es erst, wenn DU in Panik gerätst. Nur Mut !
Das wird schon. Du wirst auch sehen, daß man in den Nachtdiensten manchmal sogar mehr an Erfahrung gewinnt
als tagsüber. Allerdings ist man nach einem Dienst dann auch
meist ziemlich kaputt. Geht mir jedenfalls immer so. Aber
probiere es einfach mal aus. Viel Spaß !

Gruß Paracelsus :-)


Oh Mann, das macht echt Freude... :-((
Mein erster Dienst ist in zehn Wochen... mal schaun, wie viel Mist ich in einer Nacht bauen kann :-(

Ciao !

Älgen
07.06.2004, 17:04
Hej !

nicht, dass es nicht so ist, dass ich nicht auch als AIP alleine im Hause wäre in der Anästhesie hier, aber diese Geschichte mit , dass es ja auch in anderen Fächern noch Ärzte imn Hause gibt ist ja eine ziemliche Milchmädchenrechnung, denn, was machst Du, wenn da "zufälligerweise" paralell zu Deinem Dienst auch ein AIP'er "alleine" im Hause ist; ich meine es ist ja ein etwas besseres Gefühl, zu zweit keine Ahnung zu haben, da man zumindestens nicht mehr ganz alleine dasteht, aber ob das den Patienten so hilft ?!?
der Tipp mit dem Hintergrund-OA & dem Anrufen ist aber schon ein Grossteil der Lösung des Problems & im Zweifelsfall muss der nunmal kommen & das "jetzt", wenn ich anrufe - funktioniert hervorragend hier !

Das Problem ist ja nicht, dass man nix kann (das ging wohl allen so), sondern dass man seine Grenzen nicht rechtzeitig erkennt & meint sich mehr zumuten zu müssen, als man hinbekommt; aus welchen Gründen auch immer. Also IM ZWEIFELSFALL HINTERGRUNDS-OA HINZUZIEHEN !!!
& dann keine Panik, das funktioniert dann !!!

Kolja

lala
07.06.2004, 18:16
Hallo,

also bei uns (1100 Betten-Klinik) ist man zwar auch der einzige Neurologe aber es gibt einen ganzen Schwung Internisten, Chirurgen, Anästhesisten und aus jeder kleinen Fachrichtung (HNO, Auge, Uro, Gyn,Derma etc.) Diensthabende so dass sich fast alle Probleme schnell lösen lassen. Für akute Notfälle/Reanimationen sind die Anästhesisten schneller da als man selber überlegen kann....ist schon schöööön :-)

Und im Zweifel immer den OA anrufen klar, aber hiddl bei JEDEM Patienten??? Oh, dann könnten unsere Oberärzte nie schlafen - hatte gestern in 24 Stunden ca 20 Patienten über Aufnahme/Chirurgiche Ambulanz und Neuro-Konsile im Haus, habe selber gerade mal 2h im Bett gelegen, angerufen hab ich einmal nachmittags, der Rest ließ sich auch noch heute Morgen regeln.

Für alle die ihren ersten Dienst noch vor sich haben: alles halb so wild - man gewöhnt sich dran und lernt irgendwie auch trotz Funk schlafen zu können ;-)
Und wenn man sich mit den Kollegen der anderen Fachrichungen gut versteht ist das ein echter Vorteil falls man mal ein Problem hat...und sei es auch nur dass man irgendwie keinen venösen Zugang gelegt bekommt....

hiddl
08.06.2004, 09:53
@ lala:
naja, bei jedem Patienten, der aufgenommen oder wieder entlassen wird. Wegen der ganzen Patienten, die wir konsiliarisch in den anderen Kliniken sehen, nicht unbedingt - aber es stimmt schon, unsere OÄ kommen häufig nicht wirklich zum Schlafen, wenn ein AIP Dienst hat. Die Hemmschwelle nachts um drei anzurufen ist sicher etwas größer als nachmittags, aber so richtig Mitleid hab ich nicht. Unsere Oberärzte sind auch alle etwas zwanghaft, die mögen ganz gerne informiert werden. Ich kenn sogar Assis, die eigentlich jeden Patienten vorstellen.
Gruß, Ute

Herzstromkurve
09.06.2004, 17:23
Also die Rechtslage ist eigentlich recht klar:

Als AIP im Haus allein ist schlichtweg nicht erlaubt!!!!!!
Ein AIP darf nicht selbständig tätig werden. Selbständig heißt nicht, daß im immer ein vollaprobierter auf die Finger schsuen muß, aber Rufdienst ist zu weit weg.
Die Unterstützung durch andere Fachrichtungen ist eine extreme Umschiffung dieser Klippe, da bei ärztlichen Handlungen eigentlich Facharztniveau (im eigenen Fach) garantiert werden muß.

Ich weiß wohl, daß das teilweise so gehandhabt wird und daß man sich im Zweifelsfall schlecht formal wehren kann (Überlastungsanzeige o.ä.), ich würde das aber mal mit einem Vollassistenten Deines Vertrauens besprechen.