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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aus welchem Grund Medizin studieren ?



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hobbes
20.09.2002, 23:19
Wir dürfen doch von Patienten, und schon gar nicht von Süchtigen, erwarten, dass sie unsere Worte und Ratschläge aufsaugen und dann den Therapieplan genau einhalten. Das wäre nun tatsächliche eine Illusion. Alkoholkranke sind Süchtige und müssten eigentlich psychiatrisch behandelt werden. Die Verleugnung des Alkoholproblems gehört zu einer typischen Anamnese eines Alkoholikers. Die Forderung nach der Genesung die der Süchtige an den Arzt stellt und die Verleugnung einer eigenen Hypothek verdeutlichen genau das innere Dilemma welches diese Patienten in sich tragen. Einerseits wollen sie gesund werden bzw. sein, andererseits können sie nicht mit der Sucht brechen und verleugnen sie deshalb.
Ich bin aber der Meinung, dass Ärzte und insbesondere Grundversorger noch viel mehr auf die Behandlung einer Suchterkrankung pochen sollten. Sowas ist aber wohl aufwendig und lohnt sich finanziell wenig (wohl auch ein Grund warum es vernachlässigt wird).
Als Arzt sollte man sich aber m.E. bemühen das Versagen der Therapie beim nicht-complianten Patienten nicht als persönliche Nîederlage aufzufassen und daran zu zerbrechen. Wenn ich nur einen von 100 Kettenraucher zum Nichtrauchen bringen kann, dann sind für mich die Bemühungen 100 Raucher zum Nichtrauchen zu überreden ausbezahlt.

Patricia
23.09.2002, 18:09
Soll ich ehrlich sein??? Reines HElfersyndrom muss ich mir da wohl zugestehen....
Mein Freund studiert im Bereich Wirtschaft. Als wir beide einen Beitrag am Fernsehn über fehlende niedergelassene HA in Mecklenburg-Vorpommern gesehen haben, fragte er mich nur ganz entsetzt: Auch bei schlechterer Bezahlung und schlechteren Arbeitsbedingungen würdest Du da hin wollen??? Und da blieb mir nur ein klares: JA! Da wird man doch noch gebraucht. Bin eh kein Grossstadtmensch....
Aber der Berufswunsch Medizin war rein idealistischer Natur. Konnte mir nach einmal verpatztem Physikum auch nach langer und reiflicher Überlegung keinen Grund für einen Studienfachwechsel vorstellen. Also musste ich da dann nochmal durch....


Dunkle Grüsse


Patricia

hobbes
24.09.2002, 00:19
Dann wünsche ich Dir, dass Dein idealistischer Einsatz auch entsprechend "honoriert" (nicht finanziel gemeint) wird. Genau das dürfte nicht immer der Fall sein. Idealismus ist gut und recht, aber man darf doch trotz dem "Willen zu helfen" auch sein Recht und seine Honoration einfordern dürfen, oder?

Ärzte die zu Billigstlöhnen arbeiten tun nicht den Patienten einen Dienst, nein sie helfen einer Regierung beim sparen, welche das Gesundheitswesen mit ihrer dümmlichen und arroganten Politik zerstört und sie gefährden die Aussicht auf eine Besserstellung der gesamten Ärzteschaft. Ich glaube es ist an der Zeit, dass wir das erkennen. Nicht länger dürfen Gruppierungen von Ärzten sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuspielen, sondern müssen geeint Versicherern und Regierung entgegentreten.

(übrigens: Wirtschafter = böse und Arzt = lieber Helfer ..... ist das nicht ein Klischee?)

Patricia
24.09.2002, 14:21
(übrigens: Wirtschafter = böse und Arzt = lieber Helfer ..... ist das nicht ein Klischee?)

Also, das ist nicht immer ein Klischee. Womit ich nicht sagen möchte, dass ich immer lieber Helfer bin oder sein werde oder gar sein will. (Helfer schon, bitte nicht missverstehen, nur nicht immer lieb!)
Sagen wir so: Ich lerne von meinem doch recht profit-orientierten Freund wann es sinnvoll ist, auch mal wie die Ellebogen zu benutzen. Machen wir uns nichts vor, da kommt man kaum drumrum. Er zeig mir auch die "dunklen Seiten des Lebens" in manch einer Hinsicht. Dafür bin ich dafür "verantwortlich", in sein Leben etwas mehr Farbe zu bringen, und dem abgeklärten Realisten manchmal wieder so was wie Flügel wachsen zu lassen. Nicht immer ganz einfach. Eine von Dir so benannte Grundtendenz würde ich aber schon sehen!

Deshalb wünsche ich:

Dunkle Grüsse

Patricia

Kira
25.09.2002, 18:15
okay, ich oute mich hiermit als Spielkind. Nichts ist faszinierender, als bei einer OP aufzumachen, umzubauen, zuzumachen, und alles funktioniert wieder :-blush
ehrlich, meine erste OP an der HerzLungenMaschine, die ich gesehen habe, war ein Schock... die Frau eiskalt, die Beatmungsmaschine abgeschaltet, das Herz pumpt nicht... nur diese eine Maschine in ein einhalb Meter Entfernung... ich meine, sie war tot! mause tot! zumindest war das mein erster Gedanke, klar, die Organe funktionieren noch, einschließlich Gehirn, aber trotzdem... war gruselig... und zwei Stunden später hatte sie Puls, okay, sie war noch beatmet, klar, aber die Körpertemperatur war normal und alles. Ist das nicht faszinierend? Wahrscheinlich könnte ich deshalb nie Internist oder Dermatologe werden. Ohne OP fehlt mir einfach was :-meinung

Das Samaritergen hatte ich auch mal, aber das hat sich zum Glück mit der Zeit ganz gut eingespielt... sonst geht man irgendwann drauf, fürchte ich;)

Grüßle,

Kira :-winky

airmaria
26.09.2002, 09:37
Original geschrieben von Kira
Nichts ist faszinierender, als bei einer OP aufzumachen, umzubauen, zuzumachen, und alles funktioniert wieder

... sach ich mir bei meinem Mopped auch immer :-))

is (fast) nix anderes!

"Mary" airmaria

Studmed1
28.09.2002, 16:05
Aus Überzeugung. nach 7 jahren bank wurde der Wechsel notwendig zum Überleben. So ist das, wenn man nicht weiß, dasss man keinen NC braucht. :-blush

Truthahn
22.10.2002, 16:56
@ airmaria : Der Vergleich mit dem Moped ist gar nicht so verkehrt, wenn man die unterschieldichen Fachrichtungen betrachtet. Der Chirurg als Handwerker, Mechaniker mit der Fähigkeit zu Improvisieren , aber auch mal wieder zuzumachen wenn es keinen Sinn hat.

Jeder der Medizin studiert hat, bzw. in verwandten Berufen tätig ist, muß sich darüber klar sein, dass er jeden Tag über Leben und Tod, über Erlösung oder Leid entscheidet.
Retten oder sterben lassen... selbst die Grenzen zur Sterbehilfe sind, das Wissen wir alle, manchmal fliessend. Und das ist auch gut so.
Aber war das allen bei Studienbeginn / Berufswahl klar ?
Es gibt nicht wenige RettAss im Anerkennungsjahr (Examen bereits abgeschlossen, prakt. Jahr der Ausbildung) die bei der ersten frustranen Babyreanimation, beim ersten 18 jährigen Exitus durch alte deutsche Eiche am Wegesrand kotzend hinter dem RTW verschwinden ... oft fällt erst dann der Groschen.
Mir ging es damals nicht anders ...
Ähnliches habe ich auch bei Studenten erlebt, die im Rahmen ihrer Tätigkeit im akad. Lehrkrankenhaus auch einige Einsätze im NEF mitfahren dürfen.
Menschen zu helfen ist kein Kinderspiel und erfordert ein maximales Mass an Verantwortungsgefühl.
Doch dessen muß man sich vorher im klaren sein, sonst wird das nix.
:-meinung

Nico
22.10.2002, 17:18
Original geschrieben von Truthahn
Aber war das allen bei Studienbeginn / Berufswahl klar ?
Es gibt nicht wenige RettAss im Anerkennungsjahr (Examen bereits abgeschlossen, prakt. Jahr der Ausbildung) die bei der ersten frustranen Babyreanimation, beim ersten 18 jährigen Exitus durch alte deutsche Eiche am Wegesrand kotzend hinter dem RTW verschwinden ... oft fällt erst dann der Groschen.
Mir ging es damals nicht anders ...
Ähnliches habe ich auch bei Studenten erlebt, die im Rahmen ihrer Tätigkeit im akad. Lehrkrankenhaus auch einige Einsätze im NEF mitfahren dürfen.



Andererseits erinnere ich mich sehr gerne an eine erfolgreiche Reanimation, die wir hatten. Der Notarzt mit seinem Team kam erst eine 3/4 Stunde später dazu.
Was für ein Gefühl, ohne großen technischen Schnickschnack einen Menschen gerettet zu haben. Nur mit einfachen manuellen Methoden.

Davon zehre ich heute noch, wenn ich überlege, warum ich mich noch durch das Studium quäle.....


Lieben Gruß
Nico

airmaria
22.10.2002, 17:48
Original geschrieben von Truthahn
Aber war das allen bei Studienbeginn / Berufswahl klar ?
Es gibt nicht wenige RettAss im Anerkennungsjahr (Examen bereits abgeschlossen, prakt. Jahr der Ausbildung) die bei der ersten frustranen Babyreanimation, beim ersten 18 jährigen Exitus durch alte deutsche Eiche am Wegesrand kotzend hinter dem RTW verschwinden ... oft fällt erst dann der Groschen.
Mir ging es damals nicht anders ...

Menschen zu helfen ist kein Kinderspiel und erfordert ein maximales Mass an Verantwortungsgefühl.
Doch dessen muß man sich vorher im klaren sein, sonst wird das nix.

Du hast da ein klassisches Eigentor drin:
Warum verlangst Du von den Medizinstudenten, daß ihnen alles im Detail schon vorher klar sein muß... wenn Dir selbst vorher nicht alles klar war und du ebenfalls hinterm Baum verschwinden mußtest?

Man wächst in dieses Studium hinein, genau wie in jede andere Ausbildung, jesdes andere Studium oder jeden anderen beruf auch!
Man kann vorher nicht alles Planen und alle Eventualitäten einschließen... und das ist auch gut so!
Und man kann sich vorher nochsoviel mit irgendwelchen Extremsituationen beschäftigen: in Wirklichkeit ist alles anders, wie Du selber ja weißt.
Also warum sollen wir uns jeden Tag mit den Sorgen rumschleppen, ob wir dieser oder jener Situation gewachsen sind, als es nicht viel besser einigermaßen locker auf uns zukommen lassen: denn Hauptbedenkenträger und Verkrampfer sind in dieser Sache gerade nicht dienlich!

Wie heißt es so schön: es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!

"Mary" airmaria

Jynie
12.01.2003, 14:58
:-meinung
Ich finde amn sollte aus Idealismus Arzt werden und weil man es sich zur Aufgabe gemacht hat anderen Menschen zu helfen.
Außerdem finde ich es sehr wichtig das man immer am Ball bleibt und auch immer weiter versucht zu helfen oder andere Möglichkeiten auszuwägen.
Es ist im großen und ganzen aber trozdem Idealismus was ich am wichtigsten finde!!
Ich glaube aber schon das man schwerwiegende Gründe hat Medizin zu studieren jedenfalls schwerwiegendere als bei BWL oder so.
Im allgemeinen ist es aber auch sicherlich der Konrakt mit Menschen der einen dazu bewegt Mediziner zu werden.

hobbes
12.01.2003, 15:25
Ich habe Medizin nicht aus Idealismus studiert - sondern aus Interesse und Freude an diesem Beruf. Aus den gleichen Gründen hätte ich wohl auch BWL studiert.

Idealismus und ungebändigter Helferwunsch können in der Medizin sehr gefährlich sein. Realitätssinn gefragt.

Klar ist jedoch schon, dass man Freude am Kontakt mit Menschen haben muss, ein gutes Einfühlungsvermögen und v.a. einen gesunden Menschenverstand.

Jynie
12.01.2003, 15:36
Was meinst du mit Realitätssinn?
Denn das darf nicht in Gleichgültigkeit oder unmenschliches Verhalten verfallen also wenn ich als Patient zum Arzt gehe möchte ich ungerne eine Art Androieden vor mir haben, der zwar Empathie zeigt aber keine Form von Idealismus.
Denn mal ganz ehrlich, nach 20 Jahren Arbeit hast du deine Freune an dem Beruf auch nicht mehr so ausgeprägt wie am Anfang aber der Idealismus bleibt dir normalerweise weil dies eine langfristig erhaltbare Einstellung ist.
Ich gebe dir jédoch recht das ein zu ausgeprägtes Heldersyndrom schnell gefährlich werden kann.
Aber bist du dir den wirklich sicher das du deinen Elan und deine Euphorie auch in 20 Jahren noch hast?

Nico
12.01.2003, 15:41
Original geschrieben von Jynie
Was meinst du mit Realitätssinn?
Aber bist du dir den wirklich sicher das du deinen Elan und deine Euphorie auch in 20 Jahren noch hast?

Realitätssinn heisst, den Tatsachen ins Auge zu sehen.

Elan und Euphorie? - Hab ich nie gehabt.....und auch keinen Idealismus......

Froschkönig
12.01.2003, 15:45
Original geschrieben von Jynie
also wenn ich als Patient zum Arzt gehe möchte ich ungerne eine Art Androieden vor mir haben, der zwar Empathie zeigt aber keine Form von Idealismus.

Wie zeige ich denn meinen Patienten meinen Idealismus ???

"Sie, Herr Meier, bevor ich mit der Untersuchung beginne, wollt ich nur sagen, daß ich Idealist bin !" :-D


aber der Idealismus bleibt dir normalerweise weil dies eine langfristig erhaltbare Einstellung ist.

Sorry aber : Träum weiter, nicht in unserem Gesundheitssystem....

Jynie
12.01.2003, 15:48
Wenn hoppes Medizin aus Freude und Interesse studieren will,
habe ich halt meine Bedanken ob er die Begeisterung in 20Jahren immer noch aufbringt.
Ich wollte das mit dem Realitätsinn auch nicht abwertend darstellen, da ich selber auch finde das dies sehr wichtig ist für den späteren Beruf.

June
12.01.2003, 15:52
Hm, aber wie kann sich denn Idealismus ohne Interesse aufrechterhalten lassen?
Gehört nicht gerade zu Idealismus auch Begeisterung?

Die June, die nicht ganz sicher ist, ob hier nicht etwas aneinander vorbeigeredet wird!

Jynie
12.01.2003, 15:56
Sehr witzig Froschkönig :-D das war jetzt der Spruch des Tages.
ich kann dir sagen wie ich Idealismus verkörpern würde.
Ich würde z.B. Elan und Ausdauer zeigen d.h. das ich nicht nach der 2ten Alternativmöglichkeit aufgebe und es einfach lustlos dabei belassen ich bin mir sicher das der Patient den Idalismus dann merkt auch ohne so witzige Kommentare!

Froschkönig
12.01.2003, 16:02
Tja, nur das in unserem System öfter eher die Kraneknkassen sagen, nach welcher Untersuchung schluß ist, da hilft Dir dann Dein Idealismus eher weniger...er macht dich eher auf Dauer kaputt.

Jynie
12.01.2003, 16:04
Das mit der Interesse habe ich nie Abgestritten das das nicht zu Idealmus gehörrt aber man kann in sofern Interesse verlieren indem alles Rutiene geworden ist.
Die Sache mit dem idealismua kann man jedoch aufrecht erhalten.
Zum Beispiel indem man immer noch Elan zeigt.
Das beste wäre halt wenn man Interesse Freude Idealismus Realitätsinn und Elan mitbringt.