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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wahlfach Psychiatrie



Dedi
11.06.2004, 21:46
Hallo!

Hat jemand von Euch Psychiatrie als Wahlfach im PJ gehabt, oder eine Famulatur gemacht?
Wie war es und was macht man als PJ / Famulus dort den ganzen Tag?
Würdet ihr es weiter empfehlen?

Viele Grüße.

ehemalige Userin 24092013
12.06.2004, 14:55
Original geschrieben von Dedi

was macht man als PJ / Famulus dort den ganzen Tag?



hmmm reden oder zuhören....;-)


Gruss Kaddel

alex1
13.06.2004, 00:41
Eine Menge Blutabnahmen um 7 Uhr morgens um Medikamentenspiegeln zu bestimmen?

Robowski
17.06.2004, 17:05
Hi,

habe in der Psychiatrie famuliert und fand es echt grossartig. Danach habe ich eine Zeitlnag sogar mit dem Gedanken gespielt, Psychiater zu werden, obwohl ich anfnags nur etwas besser über psychiatrische Erkrankungen Bescheid wissen wollte.
Ich habe die Hälfte der Zeit auf der Station verbracht, die die Akutpatienten aufgenommen und erstmal stabilisiert hat, verbracht und bin jeden Morgen pfeifend hin und abends pfeifend zurückgefahren. Ist eine interessante Erfahrung.
Auch ist der Spruch, dass Psychiater selber alle bescheuert sind, einfach nur Quatsch, ich habe sehr nette und lustige Psychiater kennengelernt. Ich würde nur nicht unbedingt an die Uni gehen, sondern in ein Haus, in das die "echten" psychiatrischen Fälle kommen. Zumindest an uinserer Uni werden dort fast nur Paitenten versorgt, die keine Mehrfachdiagnosen haben, was sie ideal für Studien macht, aber etwas an der Realität vorbeigeht. :-meinung

dr.quinn
20.06.2004, 12:31
Hallo,

ich habe in der Psych sowohl famuliert, als auch als Wahlfach im PJ gehabt. Dabei habe ich sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Die Famulatur war super. ich wollte danach nichts anderes mehr als psych machen, nach den PJ- Erfahrungen will ich nun auf gar keinen Fall mehr Psychiaterin werden.

In der Famulatur konnte ich bei allem mitkommen, eigene Patienten hatte ich nicht, das war mehr so eine Teamarbeit mit der Stationsärztin. Ich habe sehr viel aus der Fam mitgenommen, vor allem was Gesprächsführung angeht und wie man in schwierigen Situationen und mit schwierigen Pat. umgeht. Die Krankheiten und die Symptome haben wir immer separat besprochen und ich durfte auch Vorschläge machen und meine Ansichten erläutern. Ich war den ganzen Tag immer beschäftigt und wenn die Ärztin dienstfrei hatte, war ich der Ansprechpartner für "unsere" Pat.
Die Famulatur war auf einer offenen Station.

Das PJ-Tertial habe ich in einer anderen Klinik komplett auf der geschlossenen Station verbracht. Das war natürlich schon mal von daher eine ziemlich andere Sache.

Dort war meine Aufgabe vor allem Blutabnehmen, jeden Tag so 1-2 Stunden. Ansonsten Akten besorgen, Konsile ausmachen und Röntgenuntersuchungen anmelden.

Ich hatte nie eigene Patienten zur Betreuung, habe nur ca. 5 Aufnahmen in 16 Wochen gemacht.

Bei vielen Pat.gesprächen durfte ich nicht, und habe dann immer rumgesessen.

In diesem Haus ist es so, daß man als AIP direkt auf der Geschlossenen anfängt und sofort Verantwortung für Patienten übernehmen muß. Ich frage mich nur, woher man das können soll, wenn man im PJ nichts machen darf. Das Ärzteteam war sehr nett, aber sie konnten an den Gepflogenheiten des Hauses auch nichts ändern.

Richtig doof war das Pflegepersonal, da dort ein chronsicher Konflikt herrscht. Sehr erfahrenes PP (teilw. seit 16 J. auf Geschlossener im Dienst) vs. junge Assistenz-Ärzte und AIP. Das PP weiß zwar viel, aber definitiv nicht alles besser. Die Abneigung ging soweit, daß in brenzligen Situationen vom PP keiner zur Unterstützung mitkam. TOLL!

Dieses Gehetze über die Ärzte hat mich sehr genervt, zumal ich aufgrund von mangelnder Arbeit viel von beiden Seiten mitbekommen hatte. Da ich nichts zu sagen hatte, haben sie mich weitgehend in Ruhe gelassen, jedoch wollte mich einmal ein hochaggressiver Pat. verprügeln, und die hatten das mitbekommen, aber keiner kam. Vielen Dank auch.

Auch wenn das PP besonders ätzend war, war für mich am enttäuschendsten, daß ich nichts machen durfte und vor allem Bote und Blutsauger war.

Du glaubst gar nicht, wie lange so ein Tag ist, wenn Du nix zu tun hast. Ich habe ab der 2. Woche die Tage bis zum Ende des Tertials gezählt.

Jetzt werd ich Onkologin, die zweite von mir schon immer favorisierte Fachrichtung. Ging somit nach dem Ausschlußverfahren, in sofern hat mir das PJ in der Psych was gebracht. ich habe einfach gemerkt, daß mir die praktischen Tätigkeiten zu wichtig sind und dann einfahc fehlen. Psychiatrie ist zweifelsohne ein sehr interessantes Fach, aber grad auf ner Geschlossenen ist meist nicht viel mehr zu tun als Med.anzusetzen und Gutachten schreiben. Die meisten Patienten sind viel zu krank, als das man therapeutische Gepäche mit Ihnen führen könnte. Wenn sie soweit sind, werden sie im Allgemeinen auf die Offene verlegt.

Falls ich jemals doch noch zur Psych zurückkehren sollte, dann never ever in dieser Klinik bei diesen Bedingungen!

Wenn Du gucken willst, ob die Psych zu Dir paßt oder umgekehrt, dann ist das PJ auf jeden Fall eine gute Gelegenheit den Praxistest zu machen. Ein Freund von mir hatte sehr viel Spaß im PJ. Hatte eigene Pat., für die er verantwortlich war. War ein volles Mitgleid im Team. Er ist jetzt seit 6 mon als AiP in der Psych und hat es noch keinen Tag bereut.

Hoffe, ich konnte weiterhelfen. Am besten wären natürlich Insider-Tips von PJ'S die in dem KKH, in dem Du PJ machen willst von Ihren Erfahrungen berichten könnten.

Wo studierst Du denn?


dr.quinn

Neujahrsrakete
20.06.2004, 16:45
@dr. quinn
Die meisten Deiner Kritikpunkte an dem Psychiatrie-Tertial klingen gar nicht psychiatriespezifisch. Das hätte alles doch auf jeder beliebigen Station einer anderen Fachrichtung genau so passieren können.
Hast Du das Psychiatrie-Tertial an einer Uniklinik gemacht?

dr.quinn
20.06.2004, 21:55
Nee, habe das PJ in einem Lehrkrankenhaus, allerdings an einem großen Haus der Maximalversorgung, gemacht. Die Fam. war an der Uni.klinik

Aufgaben, die PJ's normalerweise absolvieren sind nach meinen Erfahrungen:

Blut abnehmen, Zugänge legen, Antibiosen o.ä. anhängen
Patienten aufnehmen
Patienten betreuen
Visite machen oder zumindest mitlaufen dabei
Teilnahme an Besprechungen
Aufklärungen über Untersuchungen (wie Gastro, Colo...)
Arztbriefe schreiben
Konsile ausmachen
Botengänge machen
Therapievorschläge machen
Sono, EKG, BelastungsEKG machen oder zugucken

In der Psych (Geschlossenen) ist es so:
es gibt keine praktischen Aufgaben, außer Blutabnehmen

meistens gibt es keine Visiten, sondern Einzelgespräche (wenn man die nicht führt oder mitdarf entfällt dieser Punkt also)

Patientenaufnahme entfällt, da die Pat. zu krank, zu aggressiv, zu intoxikiert sind oder was weiß ich

Betreung der Pat entfällt, aus dem selben Grund

Med.vorschläge brauchst du nicht machen, entweder immer Schema F (Haldol + Valium/Tavor + Atosil z.B.) oder der Oberarzt macht es

Arztbriefe schreibt der Arzt und nicht der PJ

und so weiter.

Du hast recht, daß vieles davon in anderen Abteilungen auch passieren könnte, wenn aber auf Station nichts zu tun ist, kann man in den OP oder in die Funktion gehen. In der Psych gibt es aber nichts vergleichbares.

Gruppentreffen: Da kannste nicht hin, weil die Pat. an das Setting gewöhnt sind und ein Weißkittel mehr geht nicht

Ich finde man kann den PJ-alltag gut mit Blutabnehmen, Pat. aufnahmen, Visiten , Besprechungen, kleineren Eingriffen wie Punktionen u.ä. ausfüllen, ich will ja gar nichts "Tolleres" machen .

Du mußt schon zugeben, daß mit der besonderen Situation einer Geschlossenen nicht viel zu vergleichen ist, vielleicht die Intensivstationen, da kann man zunächst auch nicht so wahnsinning viel machen. Aber niemand muß wohl 16 Wochen Intensiv machen, da läuft es meist über Rotationen.

ich fand die Geschlossene an sich eine gute Erfahrung, man gewinnt schon dazu, aber eine Zeit auf der Offenen mit nicht so gefährlichen und kranken Pat. wäre sicher sinnvoll gewesen.

Ich habe es probiert, aber es ich mußte da bleiben, meiner Nachfolgerin erging es genauso.

Was wären denn für Dich Neujahrsrakete psych.spez. Punkte?

dr.quinn

Neujahrsrakete
21.06.2004, 16:38
Original geschrieben von dr.quinn
Was wären denn für Dich Neujahrsrakete psych.spez. Punkte?
dr.quinn

Das, was Du in Deinem zweiten Posting geschrieben hast, klingt psychiatriespezifisch :-)
(Vorher klang es irgndwie hauptsächlich nach Zoff mit dem PP. Das kann ja echt auf jeder Station passieren.)

dr.quinn
21.06.2004, 17:58
... jetzt hab' ich kapiert, was Du meintest.

Stimmt! Zoff mit PP kann es natürlich überall geben!

Das besondere dort ist halt, daß immer die jüngsten und unerfahrendsten Ärzte mit den alten Hasen des PP zusammentreffen, weil die Neulinge die Erfahrung mit der Akutstation/Geschlossenen wegen der Dienste halt brauchen.

Schwierig, man stelle sich mal eine Intensiv-oder Notaufnahme nur mit AIP und Jungassistenten vor. Ich hoffe, daß ich da als Pat. nie hinkäme. Es sei denn das PP bedient mein Beatmungsgerät!

dr.quinn