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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Milchprodukte und Erkältung



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DevaShiva
21.06.2004, 15:13
Meine Exfreundin war ne ziemliche "Kräuterhexe" und meinte, dass man keine Milchprodukte während einer Erkältung essen sollte, weil man durch Milchprodukte mehr Schleim produzieren würde.


Habt Ihr eine Ahnung ob das stimmt (und wenn ja, warum)?


Danke sagt Shiva

Froschkönig
21.06.2004, 16:00
Original geschrieben von DevaShiva
Meine Exfreundin war ne ziemliche "Kräuterhexe" und meinte, dass man keine Milchprodukte während einer Erkältung essen sollte, weil man durch Milchprodukte mehr Schleim produzieren würde.


Habt Ihr eine Ahnung ob das stimmt (und wenn ja, warum)?


Danke sagt Shiva

Ohne jetzt groß Bücher gewälzt zu haben klingt die Erklärung für mich ziemlich absurd.....
:-meinung

LoXia
21.06.2004, 16:54
das einzige was mir spontan dazu einfällt wäre über den abbau der laktose (milchzucker)
"bei sekundärem dissacharidasemangel (meist laktasemangel), dies ist eine begleiterscheinung bei z.b. gliadin induzierter sprue, dem kwashiorkor, der colitis und der gastroenteritis," Löffler, petrides biochemie oder auch durch radiatio und zellgifte...
jedoch ist dass ja nix mit erkältung... hmm da würde mir eben auch nichts einfallen :-???
@-;-

Faust601
21.06.2004, 18:02
Original geschrieben von DevaShiva
Habt Ihr eine Ahnung ob das stimmt (und wenn ja, warum)?
Also Evidence-based medicine ist das bestimmt nicht. :-))

Nun gut, wollen wir mal darüber nachdenken:

Milch ist in erster Linie Wasser, dazu noch ein paar Proteine und Fette und ein wenig anderer Kram (Laktose, Calcium etc.).

Das wird alles wunderbar im Darm in seine Einzelteile zerlegt, anschließend resorbiert und dann z.B. als Energielieferant verwendet.

Nun können sich aber natürlich durchaus auch in normalen Lebensmitteln pharmakologisch aktive Substanzen befinden.

Würde Milch also z.B. einen M3-Agonisten enthalten, wäre eine verstärkte Bronchialsekretion durchaus denkbar.

Allerdings müsste der natürlich in entsprechender Menge vorliegen. Und daran mag ich nicht so ganz glauben.

Pünktchen
21.06.2004, 21:50
Mein unqualifizierter Beitrag:
also ich kenne auch die Behauptung, daß Milch die Bronchien verschleimt und es stimmt auch...warum weiß ich nicht....Funktioniert mit Milch sehr gut :-) (bei Reizhusten getestet)

Froschkönig
21.06.2004, 22:21
Original geschrieben von Pünktchen
Funktioniert mit Milch sehr gut :-) (bei Reizhusten getestet)

Aber Punkt, du sollst sie trinken und nicht einatmen :-D *SCNR*

Pünktchen
21.06.2004, 22:25
Original geschrieben von Froschkönig


Aber Punkt, du sollst sie trinken und nicht einatmen :-D *SCNR*

ach deswegen musste ich husten...mmmmhhhh danke frosch...ich werds mir merken :-D *hinterdieohrenschreib:milch nicht einatmen*

Rico
22.06.2004, 09:27
Also Milch doch sogar etwas "heilende" Effekte:

Is nicht das Hausmittelchen bei Erkältung schlechthin nicht "Heiße Milch mit Honig"?
Das wär es ja wohl kaum geworden, wenn Milch die Schleimproduktion in unheimlichen Ausmaß steigern würde....

Vermutlich hat sich da bloß einer wieder im stillen Kämmerlein Krankheitsmodelle ausgedacht, die einem Praxistest aber kaum standhalten.... (schönen Gruß an die 4-Säfte-Lehre & Co.) :-D

Turnusknecht
22.06.2004, 11:54
Heisse Milch mit Honig deshalb, weil Honig über eine bakterizide Wirkung verfügt, und gut sein soll bei Infekten der oberen Atemwege. Warum ausgerechnet mit Milch.....keine Ahnung, vielleicht schmeckts besser als Heißes/r Wasser/Kaffee/Tee mit Honig.


Das einzige, was ich spontan mit "grippigen" Krankheiten und Milch in Verbindung bringen würd, wär im Rahmen einer ausgewachsenen Gastroenteritis einen Teil der darmwandständigen Verdauungsenzyme zu verlieren und an an einer vorübergehenden Laktoseintoleranz zu leiden.


Aber das damit gemeint ist? Abgesehen ist ja Schleimbildung ja durchaus erwünscht, dann geht ja was "weiter" ;-) .

synosoph
22.06.2004, 15:12
Daß Milch bei einer Erkältung die Schleimproduktion anregt, kann jeder selbst ausprobieren. Funktioniert tatsächlich, aber das ist wohl kein systemischer Effekt, sondern eher eine Lokalreaktion. Vielleicht kommt es da zu irgendwelchen Rezeptorwechselwirkungen.
:-nix

Ich würde bei einer Erkältung dagegen Spitzwegerich empfehlen. Hilft besonders gut bei gerade einsetzenden Erkältungen.

Faust601
22.06.2004, 17:23
Original geschrieben von synosoph
aber das ist wohl kein systemischer Effekt, sondern eher eine Lokalreaktion.
Moment mal. Damit wären wir wieder hier:

Original geschrieben von Froschkönig
du sollst sie trinken und nicht einatmen

Faust601
22.06.2004, 20:31
So, ich hab jetzt mal ein wenig im Internet gesucht.

Zunächst mal möchte ich euch eine Stelle nicht vorenthalten, über die ich mich könglich amüsiert habe. Gefunden auf einer Seite von fundamentalistischen Milchgegnern unter der URL http://www.milch-den-kuehen.de/mucus.html :

In seinem Buch Pregnancy, Children, and the Vegan Diet erklärt Dr. Michael Klaper, warum Milch die Produktion von Schleim verursachen kann: "Wenn das Protein eines anderen Tieres in das eigene Immunsystem eingeführt wird, erzeugt dies eine allergische bzw. Immunreaktion in vielen Teilen des Körpers. Eine häufige Reaktion auf so einen Angriff unseres Immunsystems durch ein fremdes Protein, ist ein Ausstoß an übermäßigem Schleim aus den Nasal- und den Halsmembranen.... der resultierende Schleimfluss kann zu einer chronisch laufenden Nase, fortdauernd gereiztem Hals, Heiserkeit, Bronchitis und immer wieder auftretenden Ohrinfektionen, die so viele Kinder (und ihre Eltern) plagen, führen."
Was ist denn das für ein Schwachsinn? Milchprotein wird ja wohl nicht als Ganzes resorbiert, sondern schön einzeln zerlegt in Aminosäuren. Und dann interessiert es das Immunsystem einen feuchten Dreck.

Wenn es ein entsprechendes Resorptionssystem für ganze Proteine gäbe, dann dürfte ich ja gar nichts mehr essen, denn so gut wie alle unsere Nahrungsmittel enthalten schließlich nicht-menschliche Proteine.

Nun gut, nun aber zu etwas ernsthafterer Literatur:

Ein brandaktueller Artikel findet sich in den Archives of Pediatric & Adolescent Medicine. Der PubMed-Link ist http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=pubmed&dopt=Abstract&list_uids=15184231 .

Da da kein Abstract dabei steht, hier eine kurze Zusammenfassung:

Der Glaube, dass Milch "verschleimt", ist extrem weit verbreitet.

Durch objektive Messungen ließ sich bisher keinerlei Beeinflussung der bronchopulmonalen Funktionen durch den Verzehr von Milch nachweisen.

Ein subjektives Gefühl des "Verschleimens" scheint jedoch tatsächlich zu existieren, dasselbe tritt aber gleichermaßen auch nach einem "Sojamilch-Placebo" auf. Das scheint aber wohl einfach mit den sensorischen Eigenschaften von Milch-artigen Flüssigkeiten zusammenzuhängen und ist, wie schon gesagt, rein subjektiv.

Evil
22.06.2004, 20:44
@Faust601:

Daß das Immunsystem sich dafür nicht interessiert stimmt so nicht, da ja auch auf der Schleimhaut des Verdauungstraktes IgA vorhanden ist.

Abgesehen davon sollte man bei Evidence-Based-Medicine durchaus etwas skeptisch sein, da diese auf Statistiken beruht und ich heute wieder erlebt habe, was mit Statstiken passiert, die Medizinern in die Hände fällt.....

He-Man
24.06.2004, 17:22
Original geschrieben von Dr Evil
Abgesehen davon sollte man bei Evidence-Based-Medicine durchaus etwas skeptisch sein, da diese auf Statistiken beruht und ich heute wieder erlebt habe, was mit Statstiken passiert, die Medizinern in die Hände fällt.....
Wie nun? Wobei sollte man skeptisch sein?
Vor EBM? Vor Statistiken? Vor Medizinern, die Statistiken auswerten wollen? Und was hat das mit Fausts Posting zu tun?
*verwirrt*

Evil
25.06.2004, 17:39
Faust hat vorher mal EBM erwähnt, daher.

Außerdem:

- sowohl bei der Erhebung von Statistiken als auch bei deren Auswertung gibt es viieeele Fehlerquellen, ich sitz grad an meiner Doktorarbeit und schlag mich damit herum.
Wen's interessiert, schaut Euch die Bücher von Prof Krämer an
( zu finden irgendwo hier: www.statistik.uni-dortmund.de )

- EBM ist mir persönlich zu materialistisch, ich weiß auch nicht, ob eine Therapie bei verschiedenen Individuen immer so quantifizierbar ist, was die Wirksamkeit angeht

- wenn innerhalb einer medizinischen Studie verschiedene Signifikanzen verwendet werden (wird sogar in den "richtigen" Naturwissenschaften gemacht), ist das meiner Ansicht nach nicht seriös;
entweder etwas ist signifikant, weil es innerhalb des VORHER festgelegte Sign.niveaus liegt, oder nicht

:-meinung

So, jetzt kann ich das Thema aber nicht mehr sehen......

:peace:

He-Man
26.06.2004, 15:48
Ok, jetzt ist einiges klarer.

Original geschrieben von Dr Evil
- wenn innerhalb einer medizinischen Studie verschiedene Signifikanzen verwendet werden (wird sogar in den "richtigen" Naturwissenschaften gemacht), ist das meiner Ansicht nach nicht seriös;
entweder etwas ist signifikant, weil es innerhalb des VORHER festgelegte Sign.niveaus liegt, oder nicht
Es gibt auch handfeste Betrugsfälle (z.B. der Fall Schön in der Physik), willst Du nun jede Studie als unglaubwürdig vorverurteilen? Ich bin auch für Kritik und Eigenständigkeit, aber wir können nicht jedes Experiment wiederholen und irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man der Wissenschaftsgemeinde vertrauen muß. Wenn man das nicht kann, kann man konsequenterweise auch nichts mehr verschreiben.

Original geschrieben von Dr Evil
-EBM ist mir persönlich zu materialistisch, ich weiß auch nicht, ob eine Therapie bei verschiedenen Individuen immer so quantifizierbar ist, was die Wirksamkeit angeht
Die Therapie ist bestimmt nicht bei jedem gleich wirksam oder valide quantifizierbar. Deshalb gibt es doch die spezifischen Untergruppen (Geschlecht, Alter, Erkrankungen). Irgendwann wird es vielleicht auch möglich sein, die Spezifität bis auf die Ebene der genetischen Polymorphismen zu bringen. Deine Kritik trifft nicht EBM, sondern unser mangelndes Wissen.

gruss, he-man

Evil
27.06.2004, 11:17
Genau darum ging es mir, vermeintlich gesicherte Erkenntnisse auch mal zu hinterfragen und nicht alles hinzunehmen.

By the way, nicht alles, wo "Naturheilverfahren" oder "alternativ" draufsteht, ist Quacksalberei, manchmal tut der Blick über den schulmedizinischen Tellerrand hinaus ganz gut.

Schön, dass hier sowas offen diskutiert werden kann!

:-top

Heilpraktiker
29.06.2004, 09:51
Original geschrieben von Faust601
Ein subjektives Gefühl des "Verschleimens" scheint jedoch tatsächlich zu existieren, dasselbe tritt aber gleichermaßen auch nach einem "Sojamilch-Placebo" auf. Das scheint aber wohl einfach mit den sensorischen Eigenschaften von Milch-artigen Flüssigkeiten zusammenzuhängen und ist, wie schon gesagt, rein subjektiv. [/B]

Dann frag mal einen guten Kinderarzt, warum er bei/gegen Mittelohrentzündung und chronischer Sinusitis Milchfreiheit empfiehlt. Oder warum hier in der Praxis 20 von 20 Kindern mit häufigen Mittelohrentzündungen nach weglassen von Milchprodukten jahrelang Beschwerdefrei blieben, wo sie vorher 1-2 Entzündungen jährlich hatten.
Bestimmt waren die subjektiv nur eingebildet :-D

Manchmal schlägt die Praxis einfach die Molekularchemie :-top

Gruß, Heilpraktiker

Heilpraktiker
29.06.2004, 11:33
Original geschrieben von Faust601
Was ist denn das für ein Schwachsinn? Milchprotein wird ja wohl nicht als Ganzes resorbiert, sondern schön einzeln zerlegt in Aminosäuren. Und dann interessiert es das Immunsystem einen feuchten Dreck.

Wenn es ein entsprechendes Resorptionssystem für ganze Proteine gäbe, dann dürfte ich ja gar nichts mehr essen, denn so gut wie alle unsere Nahrungsmittel enthalten schließlich nicht-menschliche Proteine.


Wenn das mal so einfach wäre...
Du hast recht, dass zerlegte Aminosäuren das Immunsystem nicht interessieren. Nur leider werden nachgewiesenermaßen teilweise auch Proteine komplett resorbiert und befinden sich dann im Blut, wo sie eben genau zu den Immunreaktionen führen und u.a. Verschleimungen auslösen.
Natürlich ist das nicht grundsätzlich bei nicht-menschlichen Proteinen der Fall.

Man geht heute davon aus, dass es zu einer Prägung in der Säuglingszeit kommt. Dort lernt der Körper, welche Stoffe vom Dünndarm resorbiert werden dürfen. Bei reiner Muttermilch sind es dann halt die Aminosäuren, nur bei Zufütterung in jungen Lebensmonaten wird halt leider oft Milch (und- in diesen "Ersatzprodukten" ist auch oft Sojaeiweiß - deshalb reagiert Deine "Kontrollgruppe" auch auf Soja schleimerzeugend) zugeführt, und dann kommt es dazu, dass eben NICHT nur zerlegte Aminosäuren die Darmwand passieren, sondern auch größere Gruppen (siehe z.B. auch den Artikel in der aktuellen Focus vom Montag).

Um es nocht schlimmer zu machen - Nicht mal reine Gabe von Muttermilch im ersten Lebensjahr muß davor schützen, denn wenn die Mutter als Kind "falsch" ernährt wurde, kann auch Ihre Muttermilch diese Proteine enthalten (ebenfalls nachgewiesen-wurde alles in der Muttermilch gefunden bei Müttern, die selbst Milch trinken).

Allerdings trifft das natürlich alles nicht auf jeden zu. Es gibt genug Leute, deren Immunsystem in der frühe Kindheit richtig geprägt wurde, und klar erzälne die jetzt "Wieso Probleme mit Milch, ist doch alles Schwachsinn..."

Gruß, Heilpraktiker

He-Man
29.06.2004, 14:31
Uiuiui...ich fürchte, Du schmeißt hier einige Sachen durcheinander. Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist dein zentrales Argument: die Prägung in der Säuglingszeit bestimmt, was im Duodenum resorbiert wird; dies wiederum hängt davon ab, was in der Prägungsphase dem Duodenum angeboten wird. Wenn also Fremdproteine vorhanden sind, werden diese auch resorbiert. Die Resorption der Fremdproteine führt dann zu einer Immunreaktion, was wiederum mit Verschleimung einhergeht.

Wie sollte diese Prägung aussehen? Es müßte ein Transporterapparat für viele verschiedene Stoffe existieren. Die Systeme, die nicht benutzt werden, müßten supprimiert werden und ihre Expression beendet werden. Am Ende hätten wir einen Organismus, dessen Resorptionskapazität auf diese entscheidende Phase zugeschnitten ist - lebenslang.
Daß das evolutionärer Irrsinn wäre, brauche ich wohl nicht weiter auszuführen. Und wenn Du dich mal umschaust, was Deine Mitmenschen alles essen und nicht daran sterben, wie sollte das mit deiner Theorie zusammenpassen? Und wieso sollte das Immunsystem überhaupt aktiv werden, das widerspricht doch der Prägungshypothese in allen Punkten!

Kann es vielleicht sein, daß Du eher auf die Lactose-Intoleranz abzielst?
Schau Dir nochmal das Kapitel über Genetik an! :-top

gruss, he-man