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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studium mit 30 ?



09.02.2002, 19:41
Hallo zusammen !

Tja, ich stehe gerade vor Dein Entscheidung mein Leben umzukrempeln. Ich möchte schon seit Jahren ein Medizinstudium beginnen, doch gab es nie den richtigen Zeitpunkt. Jetzt mit fast 30 würde ich mich gerne bewerben, habe aber Angst "es" nicht zu packen, zumal ich bis zum Physikum auch noch arbeiten müßte. Versuche aber gerade eine Teilzeitstelle zu bekommen.
Ich weiß schon ganz genau in welche Richtung ich gehen möchte, habe aber nicht das ziel dort große Karriere zu machen. Möchte nur einen Job haben, der mich in 20 Jahren auch noch ausfüllt.

Gibt es noch weitere Spätstarter, die sich unsicher waren ? Oder kennt jemand welche ? Kann mir jemand seine Erfahrungen mitteilen ?

Noch eine kurze Frage: Weiß jemand, ob man ein Pflegepraktikum auch im Nachtdienst absolvieren kann ?

Vielen Dank & liebe Grüße,

Nat

Nico
10.02.2002, 10:32
Hi Nat !

Warum nicht mit 30 anfangen ? Es gibt genug Leute , die spät eine Umschulung machen ......
Wenn du den Rest deines Berufslebens Medizin machen möchtest , solltest du es tun !
Bin auch schon über 30 und versuche mich erst am Physikum ....
:-)

ClooneyGeorge
10.02.2002, 11:50
Respekt! und Hut ab vor Leuten, die mit 30 noch bereit sind ihr Leben dermassen umzukrempeln.
Den meisten fehlt meist das nötige Selbstvertrauen, lassen sich von ihrem "Freundeskreis" und Verwandten einschüchtern, von wegen Sprüche wie "Du bist ja dann so alt wenn du fertig bist" und so weiter.
Ich bin zwar erst 22, aber solche Sprüche kenn ich als Schüler des zweiten Bildungswegs zu genüge.
Mir ist es immer ein Rätsel gewesen, wieso Leute sich damit abfinden, ihr lebenlang etwas zu machen nur weil sie glauben, dass der Zug abgefahren sei.
Man ist nie zu alt um sich oder sein Leben zu ändern, und wieso sollte man danach streben, sich bis ans Ende aller Tage die berühmte "was wäre wenn" Frage zu stellen?

Zieh dein Ding durch!

Sanje
10.02.2002, 12:43
Hallo Nat,

ich bin fast 40 und fange zum WS an. Ich habe auch länger für meine Entscheidungsfindung gebraucht, in meinem Alter sollte man sich ja auch ganz sicher sein - und das bin ich mir jetzt.

Grüße

Sanje :-)

jasmin
10.02.2002, 18:18
Hallöchen Nat,
ich befand mich vor jahren in einer ähnlichen situation...nur dass ich nicht direkt mit dem studium beginnen konnte, denn dazu fehlte mir erst noch das dafür nötige abi ;-)
deswegen entschloss ich mich mit 26 teilweise aus meinem damaligen job auszusteigen um erst mal diese hürde zu meistern.
um das ganze hier etwas zu verkürzen (ich will euch ja nicht mit meiner biographie langweilen), studiere ich mittlerweile im 4. semester.
klar ist es manchmal nicht ganz einfach, aber trotzdem macht es jede menge spass.
auf deine frage ob ich mir unsicher war... klar war ich mir unsicher, und es schossen mir zig fragen durch den kopf...ob ich das auch schaffe...ob ich mit das alles überhaupt leisten kann usw...

also nat....trau dich, denn ich weiss aus eigener erfahrung, dass der erste schritt oft der schwierigste ist.


gruss jasmin

11.02.2002, 07:20
abba sicha!

Alles was Du brauchst ist viel Kraft zum Durchhalten und die Fähigkeit, Dich selbst immer wieder zu motivieren - das Studium ist verdammt lang, auch wenn es im Rückblick sehr kurz erscheint!

Du wirst nicht nur Probleme mit dem Altersunterschied haben (der ist übrigens relativ - es gibt solche und solche Kommilitonen), sondern auch mit Geld, Geduld, mit Freunden und Familie, denn das Studium wird Dir einen großen Teil Deiner Freizeit rauben.

Alles wird davon abhängen, wie sehr Du Dich reinhängst, wobei die Zeit bis zum Physikum die eigentliche Hürde ist. Ich hab in meinen Erstsemestertutorien eine Menge Leutchen gesehen, die nach einigen Wochen auf nimmer Wiedersehen verschwunden waren - lediglich ein Traum, im alten Beruf zu arbeiten, Familie zu leben und gleichzeitig ausgerechnet Medizin zu studieren...

Der Schlüssel liegt also in einem stabilen sozialen Umfeld, sowie einer gesicherten Finanzierung - die Vorklinik ist so straight organisiert, daß Du es Dir einfach nicht leisten kannst, die Kurse zugunsten eines Jobs schleifen zu lassen.

Es ist allerdings ein dummes Gerücht, daß man aufgrund des 'Alters' (für so manchen Kommilitonen sind Menschen über 30 schon scheintod) Probleme mit dem Lernen, der Gedächtniskapazität hat - hätte es fast geglaubt, so sehr hat man es mir eingeredet, aber es stimmt nicht! Es dauert lediglich ein paar Monate, bis Du einen Rythmus gefunden hast, aber dann trägt Dich die Motivation.

Dann sollte man noch wissen, daß das Studium im Vergleich zu anderen Ausbildungen in weiten Teilen einfach beschämend schlecht ist und die neue AO sogar noch eins drauf setzt :(

Dennoch: belohnt wirst Du eines Tages mit einem einzigartigen Job, der Deine gesamte Kompetenz als Mensch fordert, wobei es also nicht schlecht ist, wenn Du schon etwas Leben gelernt hast, Medizin macht Spaß und ist eine Leidenschaft - wenn Deine Frustrationsgrenze hoch angesetzt ist und Du einen Blick für die wesentlichen Dinge im Leben hast.

Diesen Job kannst Du dann noch mindestens 25 Jahre machen, beginnst zu einem Zeitpunkt, zu dem manch anderer schon ausgebrannt ans Aufhören denkt, weil er drüber nachdenkt, evtl. etwas anderes im Leben verpasst zu haben...

Ich wünsche Dir viel Glück für Dein Vorhaben - lass Dich nicht unterkriegen!!! :)

Slim

PS.: Ich werde die Tage 39 und habe fast fertisch...

Cassandra
11.02.2002, 08:53
Hi Nat,

ich kann Dir nachempfinden, warum Du Dir noch unsicher bist, ob Du den langen Weg eines Medizinstudenten beschreiten sollst oder nicht - vor allen Dingen, wenn das Abi doch einige Zeit hinter Dir liegt und Du eigentlich (wie man so schön sagt) mitten im Leben stehst....mir geht es ähnlich....

Ich bin zwar erst 25, aber mich plagen auch Gewissenbisse.....da kommen einem öfter Fragen in dem Kopf, wie z. B. "Bin ich zu alt?", "Schaffe ich das überhaupt!", " Wie schaffe ich es, mich finanziell über Wasser zu halten!"....

Ich kann Dir aber nur sagen: Wer nicht riskiert, der nichts gewinnt!! Man hat nur ein Leben und man soll die Chance nutzen, die Dinge zu machen, die man möchte.....

Ich kann Dir nur raten, Medizin zu studieren, wenn es Dein sehnlichster Wunsch ist...

Víel Glück!

Cassandra

Cassandra
11.02.2002, 08:57
...und ich habe mir echt einen Kopf gemacht, dass ich zu alt bin, um mein Leben voll umzuschmeißen. Da kämpft man nicht nur gegen seine eigenen Zweifel, sondern auch gegen Zweifel, die einem seine Umwelt "einredet".......Ich hätte echt nicht gedacht, dass es so viele Leute gibt, die erst später (mit Mitte 20 oder älter) anfangen, Medizin zu studieren....

:-))

Cassandra

jasmin
11.02.2002, 21:26
hi slim,
wow dein statement geht ja runter wie öl.
du schreibst mir wirklich aus der seele, mit dem einzigen unterschied, dass ich noch mitten in der vorklinik stecke und nicht so genau weiss wie man den enormen stoff bewältigen soll/kann, und trotzdem noch seiner familie, job usw gerecht wird.
mich würde mal interessieren, wie die reaktionen auf bewerbungen sind, wenn man sich mit fast 39 auf eine stelle als aip bewirbt (das wird auch so ungefähr mein alter sein, mit dem ich mich bewerben werde)
*schmunzel*

gruss jasmin

jasmin
11.02.2002, 21:34
hi slim,
wow dein statement geht ja runter wie öl.
du schreibst mir wirklich aus der seele, mit dem einzigen unterschied, dass ich noch mitten in der vorklinik stecke und nicht so genau weiss wie man den enormen stoff bewältigen soll/kann, und trotzdem noch seiner familie, job usw gerecht wird.
mich würde mal interessieren, wie die reaktionen auf bewerbungen sind, wenn man sich mit fast 39 auf eine stelle als aip bewirbt (das wird auch so ungefähr mein alter sein, mit dem ich mich bewerben werde)
*schmunzel*

gruss jasmin

12.02.2002, 05:56
Hallo Jasmin,

im mom ist die Stellensituation wirklich sehr gut, man kann sich fast seine Stelle aussuchen! Die Zahl der Studienanfänger ist in den letzten 5 Jahren fast um ein Viertel gesunken und es brechen fast 20% eines Jahrgangs ab...
Inzwischen werden sogar AIP-Stellen mit übertariflicher Vergütung angeboten, scheint sich was zu tun in Sachen Ausbeutung (Verdummbeutelung) von Jungmedizinern!!!

Ich hab mein Studium ebenfalls mit Tag- und Nachtdiensten finanziert, die 24h-Dienste sind wirklich keine nette Perspektive, gerade in Hinblick auf Familie - aber ich denke, je mehr Leute sich organisieren und an Alternativen arbeiten, ihren Unmut auch kund tun (leider gibt es in diesem Fach zu viele Opportunisten), desto mehr tut sich endlich was... Ich bin jedenfalls dabei :)

Ach ja, das verdammte Physikum!
Ich muß gestehen, daß ich noch nie so viel Angst vor einer Prüfung hatte, wie vor dieser - doch letztlich hab ich irgendwie eine schriftliche 3 und ne mündliche 2 geschafft, weiß der Geier wie ich da durch gekommen bin, wahrscheinlich eine Art Trance ;)

Ich hab leider keinen guten Ratschlag, denke aber, daß der schlimmste Teil die psychologische Hürde ist, die Angst zu versagen und eine Niederlage zu kassieren. Zu sehr ist die Bedeutung dieses Examens nach oben aufgehangen - am Physikum scheitern letztlich auch zahlenmäßig die meisten und ohne dieses keine Klinik...heftig!

Rein praktisch hab ich zb Chemie in der Vorbereitung weggelassen und stattdessen meine Punkte in Biologie und Physik gemacht, das hat mir locker 10 Tage Zeit gebracht, die ich in Biochemie investiert habe. In den großen Fächern habe ich konsequent die Schwerpunkte (Fragenzahl) der schwarzen Reihe abgearbeitet, wobei ich im Nachhinein besser mehr mit der CD-ROM gearbeitet hätte...geht schneller und man gewöhnt sich einfach an die dusseligen Fragen, kreuzt irgendwie intuitiver - der erste Blitzgedanke ist meist der richtige!!!

Wenn Du die CD zweimal geklickt hast, wirst Du ein sicheres Gefühl für die immer wiederkehrenden Fragen bekommen. Insgesamt solltest Du bei 75% Gesamtergebnis liegen, um das Physikum locker zu bestehen.

Die letzte Hürde ist dann noch das Mündliche! Hier kann ich Dir nur eine bessere Kombination wünschen, als meine Anatomie-Physiologie-Tretmine! In Anatomie hatte ich verdammtes Glück (das durfte ich auch mal), in Physio war ich gut (das brauchte ich auch)...

Mein einziger Tip: Cool bleiben und Nerven behalten, das rettet die Punkte und macht nen guten Eindruck im Mündlichen :)

Ich drück' Dir die Daumen :)

Slim

Ildi
21.02.2002, 12:03
Hallo Nat,

ich würde Dir auch raten, daß zu tun, was Du wirklich möchtest.

Als ich anfing zu studieren, hatte ich ein Kommilitonin, die mit 33 Jahren als MTA mit einem kleinen Sohn (alleinerziehend) ihr Studium begann. Meines Wissens hat sie alles gut hinbekommen. Wie sie sich damals finanziert hat und wie es ihr heute so geht weiß ich allerdings nicht.

Ein Halbtagsjob nebenbei dürfte allerdings steßig sein.

Ich selbst habe mein Studium für 8 - 10 Jahre unterbrochen, dann im Herbst letzten Jahres das 2. Staatsexamen gemacht und bin nun mit 38 Jahren (im PJ) dabei mein Studium abzuschließen.
Über das Thema Alter habe ich mir auch schon etliche Gedanken gemacht. Ich weiß auch nicht wie schwer es für mich sein wird richtig Fuß zu fassen, aber dennoch mache ich "einfach" weiter.

Folgenden Spruch finde ich ganz sinnig: Nur wenn man in die Richtung geht in die man kommen möchte, hat man überhaupt eine Chance dort anzukommen.


Viele Grüße
Ildi

Anita
21.02.2002, 18:49
Hallo Nat!

Versuch es, es lohnt sich. Ich habe mit 35 angefangen, Medizin zu studieren, nachdem ich mit dem zuvor gemachten Magister und nach acht Jahren Arbeit auf Zeitverträgen auf der Straße stand. Das ist jetzt sechs Jahre her. Ich jobbe nebenher 50% im Krankenhaus, mein Mann arbeitet auch halbtags - wir haben drei Kinder. Es geht und es macht Spaß, auch wenn man sich im hohen Alter Schein um Schein erkämpfen muß, weil soviele Existenzsorgen da sind. Meine Familie hat mich immer ermutigt, weiter zu machen. Es gibt genug Bereiche, wo man später arbeiten kann, z.B auf dem Land, wo die jüngeren Leute nicht so gern hingehen und wo man auch sehr gefordert ist.
Augen zu und durch, auch wenn so manche Prüfung danebengeht!

Viele Grüße und viel Glück

Anita

22.02.2002, 08:36
Hallo Nat,
inzwischen bin ich über 40 und stehe vor dem 2. Staatsex.. Zunächst habe ich mein Abitur auf dem 2. Bildungsweg nachgeholt und dann angefangen Medizin zu studieren. Bis jetzt habe ich es nicht bereut. Gearbeitet habe ich bis jetzt, alles ist möglich wenn du es wirklich willst und auch bereit bist einige Opfer zu bringen. Aber es wird sich bestimmt auszahlen.
Ich wünsche dir viel Glück.
Pb

jasmin
22.02.2002, 09:47
hallöchen slim,

danke für deine tipps.
das mit dem daumen drücken hat noch ein bisschen zeit :-) (bis august 2002).

gruss jasmin

Antigone
10.04.2002, 20:29
Hey Leute,

ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr Ihr mich in meinem Vorhaben durch Eure Statements gestärkt habt. :-) Fühlt Euch alle gedrückt :-love und ich freue mich sehr, daß ich weiß Gott nicht die einzige "Verrückte" bin!

Viele liebe Grüße, Nicole