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Neujahrsrakete
25.06.2004, 16:03
Angeregt durch ein Urologieseminar, in dem wir u.a. über das Transplantationsgesetz diskutiert haben, möchte ich das Thema Organtransplantation bzw. die gesetzlichen Regeln nochmal zur Diskussion stellen.
Nieren kann man offensichtlich alleine nach Blutgruppenkriterien transplantieren (muß mich dazu aber nochmal belesen), weswegen es leicht möglich ist, eine Lebendspende zu realisieren.
Das meiner Meinung nach gute Argument gegen diese Lebendspende ist, daß man einem völlig gesunden Menschen ein Organ entnimmt, obwol mit einer anständigen gesetzlichen Regelung (nämlich Widerspruchslösung anstatt Zustimmungslösung) die Organe zu beschaffen und zu nutzen wären, die jetzt einfach im Grab verschwinden.
Ich will mit dieser Meinung nicht diejenigen Angehörigen anklagen, die Nieren für Ehepartner, Kinder... spenden.
Aber der Weg der Lebendspende sollte meiner Meinung nach erst gegangen werden, wenn trotz sinnvoller gesetzlicher Regelung noch immer ein Organengpaß besteht.
Warum gibt es die Widerspruchsregelung in Deutschland eigentlich nicht?

Froschkönig
25.06.2004, 19:38
Gehört jetzt zwar nicht 100%ig zum Thema...aber warum hast Du den Thread "Organ-LEBENDspenden" genannt, wenn es Dir um die andere Regelung geht ?

Neujahrsrakete
25.06.2004, 20:36
Original geschrieben von Froschkönig
Gehört jetzt zwar nicht 100%ig zum Thema...aber warum hast Du den Thread "Organ-LEBENDspenden" genannt, wenn es Dir um die andere Regelung geht ?

Naja, irgendeinen Namen mußte ich dem Kind ja geben.
Hätte ich den Thread besser:
"Der-wir-müssen-mal-überlegen-ob-Lebendspenden-in-dem-jetzigen-Ausmaß-nötig-sind-Thread" nennen sollen :-D

[Rechtfertigungs-Modus off]

Hoppla-Daisy
25.06.2004, 20:46
Wenn ein mir sehr nahestehender Mensch - also aus der Familie - eine Niere benötigte, die auf dem "freien Markt" gerade nicht zu bekommen ist (bitte nicht kommentieren, mir fiel gerade nix besseres ein :-blush ), würde ich keine Minute zögern, eine meiner beiden Nierchen zu spenden.

Ich befürworte die Möglichkeit der Lebendspende, schließe mich aber bedingungslos Neujahrsrakete's Statement an, dass INSGESAMT auf dem Gebiet der Organspende noch viel passieren muss.

Daisy

milz
25.06.2004, 22:11
Warum gibt es die Widerspruchsregelung in Deutschland eigentlich nicht?
Das solltest du die zuständigen Politiker mal fragen:
http://www.bmgs.bund.de/deu/gra/service/email/index.cfm

Neujahrsrakete
25.06.2004, 22:53
Original geschrieben von milz
Das solltest du die zuständigen Politiker mal fragen:

Ist abgeschickt.
Bei der Antwortgeschwindigkeit kann es sich ja nur um Jahrzehnte handeln.
Wenn uns allen ein grauer Bart gewachsen ist, berichte ich, was rausgekommen ist. Ich erwarte allerdings keine sinnvolle Antwort. Da wird wahrscheinlich das übliche Blabla kommen :-( :-sleppy :-(

Leelaacoo
27.06.2004, 22:20
Es soll aber auch Medizinstudenten geben, die in ihrem Geldbeutelchen den Paß tragen und angekreuzt haben: Ich will nicht spenden. Doppelt hält besser :-???

Ich kann auch nicht verstehen, daß man seine Organe, sofern gesund, in der Erde verotten lassen will, sich aber im Falle der eigenen Notwendigkeit am liebsten gestern noch auf Platz 1 der Liste sehen möchte. Es sollten die zuerst ein Organ bekommen, die selbst spenden wollten/würden. Ist zwar etwas extrem, aber dann würden sich mehr Menschen Gedanken darum machen.

Ach ja, Organspende bei irrsinnig aggressiv fahrenden Motorrad-Freaks sollte Pflicht sein!!! Hat mich heute doch wieder einer mit ca. 180 kmh geschnitten, wo doch nur 100 erlaubt waren...pahh.

LG Lee :-meinung

Neujahrsrakete
27.06.2004, 22:31
Ich schlage vor:
Widerspruchslösung (andere Länder können das auch).
Wer dann auf der Liste der Nichtspender steht, bekommt selbst auch niemals ein Spenderorgan.

milz
27.06.2004, 23:00
Original geschrieben von Neujahrsrakete
Ich schlage vor:
Widerspruchslösung (andere Länder können das auch).
Wer dann auf der Liste der Nichtspender steht, bekommt selbst auch niemals ein Spenderorgan.
Volle Zustimmung. Wobei sich letzteres schwierig gestalten könnte.

Leelaacoo
27.06.2004, 23:07
na ja, niemals ist wohl doch zu krass. Wenn jetzt jemand aus religiöser Überzeugung nicht spenden darf? Da muß man schon differenzieren...deshalb habe ich ja ZUERST geschrieben. Als EIN Kriterium eben.
Obwohl das im Endeffekt wohl trotzdem so wäre, daß ein Nicht-Spender seeehr lange warten und vor allem so lange überleben müßte. Aber gerecht wäre es trotzdem...
Ich finde aber auch, die Medien machen da viel kaputt...mit teilweise erschreckenden Unwahrheiten von wegen "Zu-früh-abschalten-um-an-die-Niere-zu-kommen"-Geschichten.
Ich bin überzeugt, daß kein verantwortungsbewußter Arzt einen Patienten umbringt, um einen anderen zu retten...so ein Quark.
Aber die Geschichte hört man immer wieder, wenn man Leute auf den Paß anspricht!

LG Lee

Neujahrsrakete
27.06.2004, 23:19
Original geschrieben von Leelaacoo
na ja, niemals ist wohl doch zu krass. Wenn jetzt jemand aus religiöser Überzeugung nicht spenden darf? Da muß man schon differenzieren
Was ist daran krass? Wenn jemand aus religiöser Überzeugung heraus nicht spenden darf, darf er sicherlich auch aus dieser Überzeugung heraus kein Organ annehmen.
Das ewige Hin-und-her-differenziert-sehen muß auch mal Grenzen haben. Und in diesem Fall gibt es für mich da kaum einen Grund, noch etwas differenziert zu sehen.


Original geschrieben von Leelaacoo
Unwahrheiten von wegen "Zu-früh-abschalten-um-an-die-Niere-zu-kommen"-Geschichten.
Den Gedanken mit dem "zu-früh-die-Maschinen-abstellen" gestehe ich einem Laien zu. Und ob in der Organspende wirklich immer alles nur mit rechten Dingen zugeht, kann ich nicht beurteilen.
Aber wenn mich jemand danach fragt, ob man mit einem Organspendeausweis in der Tasche im Falle eines Unfalls weniger Hilfe bekommt, antworte ich immer, daß man eher mehr Hilfe bekommt, weil die zu transplantierenden Organe ja gut durchblutet bleiben sollen.

milz
28.06.2004, 00:41
War mal auf ner Fortbildung, wenn ich es richtig in Erinnerung habe:

Die Hirntoddiagnostik wird von einem separaten, externen Arzt durchgeführt.

Fatal ist es, wenn der diensthabende Arzt den Verdacht auf Hirntod hat, das Thema Organspende bei den Angehörigen anschneidet und erst danach die Hirntoddiagnostik veranlasst wird, negativ ausfällt und sich der Patient nochmal erholt... Autsch! :-))
Dann ist die "die wollten ihn umbringen um an die Organe zu kommen"-Story perfekt. Nur so als Hinweis fürs spätere Leben. ;-)

Hoppla-Daisy
28.06.2004, 00:43
Danke

Pascal
28.06.2004, 06:56
Original geschrieben von milz
Fatal ist es, wenn der diensthabende Arzt den Verdacht auf Hirntod hat, das Thema Organspende bei den Angehörigen anschneidet und erst danach die Hirntoddiagnostik veranlasst wird, negativ ausfällt und sich der Patient nochmal erholt... Autsch! :-))

Wieso? Ist doch lediglich der Beweis dafür das eben nicht die ewig beschwohrene Gefahr besteht das man wegen ner Spende mal eben als tot erklärt wird, und das das System was wir haben vernünftig ist.

Rico
28.06.2004, 10:08
Original geschrieben von Neujahrsrakete
Ich schlage vor:
Widerspruchslösung (andere Länder können das auch).
Wer dann auf der Liste der Nichtspender steht, bekommt selbst auch niemals ein Spenderorgan. Also ich will keine Nere von einem, der eigentlich auf der Lebertransplantationsliste stand bevor er gestorben ist....

Die Leute, die auf einer Emfängerliste stehen fallen ja grundsätzlich als Spender aus, deshalb ist diese Motivation eigentlich für die Katz.

Und wenn ich mein Leben lang wiedersprochen hab und dann als 70-jähriger nach 25 Jahren Diabetes mit nunmehr langsam ansteigendem Krea dann meine Einwilligung doch noch gebe um dann irgndwann es noch auf die Empfängerliste zu schaffen, dann ist das sicher auch nicht Sinn der Übung.

Ansonsten bin ich aber auch ein Freund der Widerspruchsregelung.

Neujahrsrakete
28.06.2004, 10:26
Original geschrieben von Rico
Also ich will keine Nere von einem, der eigentlich auf der Lebertransplantationsliste stand bevor er gestorben ist....

Das ist ja wohl klar, daß Spendewillige, die aus medizinischen Gründen aber nicht zur Spende geeignet sind, trotzdem auf der Empfängerliste stehen dürfen und sollen.


Original geschrieben von Rico
Und wenn ich mein Leben lang wiedersprochen hab und dann als 70-jähriger nach 25 Jahren Diabetes mit nunmehr langsam ansteigendem Krea dann meine Einwilligung doch noch gebe um dann irgndwann es noch auf die Empfängerliste zu schaffen, dann ist das sicher auch nicht Sinn der Übung.
Wer einmal auf der Nichtspenderliste steht, sollte z.B. noch ein einjähriges Recht drauf haben, den "Nichtspenderstatus" zu widerrufen. Danach sollte dann aber Schluß mit Änderungen sein. Wer dann immer noch nicht spenden will, ist eben in beiden Richtungen (spenden und gespendet bekommen) von sämtlichen Organtransplantationen ausgeschlossen.

Leelaacoo
28.06.2004, 11:04
Ich finde auch, daß das einfach wäre. Mit Vollendung des 18ten Lebensjahres soll man eben entscheiden, ob man widerruft...oder eben vom Arzt ein Attest der Spendeunfähigkeit ausstellen lassen (z.B. bei Infektionen oder anderen Oragnaschäden)...die, die ein solches Attest haben, kommen genauso auf die Liste wie die Spender....und die anderen kommen dahinter...es geht ja um die MÖGLICHKEIT, bei z.B. einem Unfall spenden zu können...es heißt ja noch lange nicht, daß es dazu kommt, oder? Aber schon allein die Bereitschaft dazu sollte im EVENTUELLEN Fall der eigenen Notwenidigkeit belohnt werden.
Ich habe z.B. einen solchen Ausweis und ich fände es schon sehr komisch, wenn ich z.B. an einer Niereninsuff. sterben müßte, weil vor mir Leute sind, die sich dagegen ausgesprochen haben...schließlich hätten sie ja auch ein Organ von mir bekommen können.

Bei Kindern ist das natürlich schwieriger, hier sollte die LIste allein nach medizinischer Notwendigkeit geführt werden, denn sie können ja nicht selbst entscheiden. (Und gerade Eltern verstorbener Kinder erklären sich oft zur Spende bereit, um ein anderes Kind zu retten).

LG Lee

milz
28.06.2004, 11:42
Original geschrieben von Pascal


Wieso? Ist doch lediglich der Beweis dafür das eben nicht die ewig beschwohrene Gefahr besteht das man wegen ner Spende mal eben als tot erklärt wird, und das das System was wir haben vernünftig ist.
Richtig, aber bei den Angehörigen muß das nicht unbedingt so ankommen.

Rico
28.06.2004, 17:05
Original geschrieben von Neujahrsrakete
Wer einmal auf der Nichtspenderliste steht, sollte z.B. noch ein einjähriges Recht drauf haben, den "Nichtspenderstatus" zu widerrufen. Danach sollte dann aber Schluß mit Änderungen sein. Wer dann immer noch nicht spenden will, ist eben in beiden Richtungen (spenden und gespendet bekommen) von sämtlichen Organtransplantationen ausgeschlossen. Also ob jetzt der 18-jährige oder der 19-jährige sich entscheidet, ob er irgendwann mal in 50 Jahren ein Spenderorgan haben will, das macht ja wohl keinen Unterschied.
Weder der eine noch der andere kann das wirklich abschätzen, bzw. Du ignorierst jede Form der Einsicht oder Persönlichkeitsentwicklung über dieses Lebensalter hinaus.

Meiner Meinung nach grenzt es an Erpressung, den Leute unter der Androhung, ihnen eine lebensrettende Therapie vorzuenthalten, falls sie nicht bereit sind, Organe zu spenden zur Spende"bereitschaft" zu zwingen.

Die persönliche Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht enden nicht mit dem Tod.

Eine bessere Aufklärung (beispielsweise im Rahmen des Schulunterrichts an alle 17-jährigen) würde sicherlich zu einer besseren Aktzeptanz der post-mortem-Spende führen und in Kombination mit einer Widerspruchregelung sicherlich die Anzahl der verfügbaren Organe erhöhen.

Darüber hinausgehende finanzielle oder gar gesundheitliche "Anreize" halte ich für nicht angebracht.

luckyblue
28.06.2004, 17:28
[i]
Das ewige Hin-und-her-differenziert-sehen muß auch mal Grenzen haben.[/B] Ganz, ganz, ganz großes Tennis. Der Satz wäre geadelt in der Signatur deiner Posts.

Hochachtungsvoll
luckyblue