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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Schwere Hirnschäden durch Cannabis."



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milz
29.06.2004, 14:26
Wie die meisten sicher festgestellt haben ist das Cannabisproblem wieder in aller Munde. Selbstverständlich bemüht man sich wie gewohnt um eine sachliche Berichterstattung und vermeidet bewußt eine alamierende und tendenziöse Darstellung. Ob bei Rtl oder im Spiegel (http://www.spiegel.de/spiegel/inhalt/0,1518,grossbild-365982-,00.html), regelmäßig wird dabei auf die Bremer Cannabisrattenstudie hingewiesen, die schwerste Hirnschäden durch Cannabiskonsum in der Pubertät bewiesen haben will. Grund genug sich das mal näher anzuschauen und etwas nachzurechnen:

Eine Zusammenfassung der Studie findet man im renommierten Magazin Nature:
http://www.nature.com/cgi-taf/DynaPage.taf?file=/npp/journal/v28/n10/abs/1300225a.html

Um die Legitimität einer Übertragung der Erkenntnisse auf den menschlichen Organismus besser nachvollziehen zu können, habe ich eine kleine Rechnung angestellt.

Berechnungsgrundlage:

1] Die Ratten in der Studie bekamen in ihrer Pupertät 20 Injektionen des synthetischen Cannabinoids WIN 55,212-2 (WIN) (1.2 mg/kg).

2] Die Rattenpupertät dauert etwa 1 Monat. Die Tiere standen also mehr als 60% ihrer Pupertät unter Drogen.

3] WIN 55,212-2 ist ein synthetisches Cannabinoid, das nicht in der Cannabispflanze vorkommt und etwa 4-fach stärker ist als delta9-THC.
"WIN-2 showing a potency more than four times that of delta9-THC."
http://www.jneurosci.org/cgi/content/abstract/20/23/8932

4] Die mittlere biologische Verfügbarkeit von THC in inhaliertem Cannabisrauch beträgt knapp 20%.
"Rauchen: Die Bioverfügbarkeit liegt bei durchschnittlich 19%."
http://www.psychoring.de/Sucht-Cannabis.htm
Bei intraperitonealer Injektion 100% (?)

5] Angenommen wird ein THC-Gehalt im Cannabis von 10%.

6] Der Cannabisgehalt eines Joints beträgt etwa 100-260mg.
"But in Europe, where a reefer cigarette typically contains only 100-260 mg of cannabis."
www.emcdda.eu.int/index.cfm?fuseaction=public. AttachmentDownload&nNodeID=2950&slanguageISO=EN
Für die Rechnung nehmen wir mal großzügig 250mg Cannabis pro Joint (=Tabak-Cannabis-Mischung) an.

6] Wir rechnen für einen jungen Menschen von etwa 60kg Körpergewicht.

Rechnung:

1.2 mg/kg x 60kg (Körpergewicht) = 72mg WIN-2 pro Einzeldosis intraperitoneal (1+7)

72mg WIN-2 intraperitoneal entsprechen 4 x 72mg = 288mg delta9-THC pro Einzeldosis intraperitoneal . (3)

288mg THC intraperitoneal entsprechen 288mg x 5 = 1440mg THC inhalativ pro Einzeldosis. (4)

1440mg THC entprechen 1440mg x 10 = 14,4g Cannabis pro Einzeldosis (5)

14,4g Cannabis entsprechen 14,4g Cannabis : 0,25g Cannabis/Joint = 57,6 Joints pro Einzeldosis. (6)

Ergebnis: Wenn ein etwa 60kg schwerer Jugendlicher an über 60% der Tage seiner Pupertät (2) jeweils 57 Joints raucht, dann sind die Ergebnisse mit gutem Gewissen übertragbar.
Ich nehme an, daß diese Fälle sehr selten sind.

Der Spiegel hat übrigens sehr sauber recherschiert, schreibt er doch:
"Bremer Forscher spritzten jugendlichen und erwachsenen Ratten täglich den Wirkstoff THC, etwa so viel, wie ein Joint enthält."
Quelle: Ein Joint für die große Pause", S. 70 ff, Spiegel, 28.06.2004
Den Spiegel hab ich damit zum letzten Mal gelesen.

PS: Falls Ihr (Denk)Fehler meinerseits findet, dann sagt es bitte.
Und falls es jemand genau weiß: Wie hoch ist die biologische Verfügbarkeit lipophiler Substanzen bei peritonealer Applikation? Tatsächlich 100%?

NoUse4@Name
29.06.2004, 15:13
HIhi... sehr lollig... Ich hab den Bericht im Spiegel nur überflogen und fand ihn schon ********...

*rofl*

Allerdings finde ich es wirklich extrem bedenklich wenn Jugendliche in dem Alter (ich meine da ging es um 12-15 jährige) schon rauchen!
Rauchen is doch eh schwachsinnig... ich bin ja der Meinung das es bei den meisten nur Getue is um erwachserner zu sein..oder "dabei" zu sein. Wie kann man sich dafür in die Nikotinabhängigkeit begeben und seine Gesundheit ruinieren?

Aber Cannabis rauchen kann nciht schlimmer sein als überhaupt rauchen... hab ich zumindest mal irgendwo gelesen.

hach das die immer so ein Aufhebens um das Kraut machen... :-( :-dagegen

Froschkönig
29.06.2004, 15:46
Original geschrieben von milz
14,4g Cannabis entsprechen etwa 14,4g Cannabis

Das ist meine Lieblingsstelle...aber nur etwa :-D

(Sorry Milz, ich konnte da jetzt nicht widerstehen ;-) )

milz
29.06.2004, 15:50
Drogenkonsum bei Kindern befürwortet wahrscheinlich niemand. Die sollen schließlich was lernen, damit sie später meine Rente bezahlen können. ;-)
Nur über die Gegenmaßnahmen herrscht offensichtlich Ratlosigkeit bzw. die Tendez "mehr desselben" (Kennt jemand Watzlawick?, Kommunikationsforscher) zu machen, obwohl es bisher noch nie was gebracht hat. Der Spiegel schreibt es selbst:


In den Niederlanden wird seit Jahrzehnten die Drogenpolitik von der Furcht bestimmt, Verbote könnten den Konsum sogar beflügeln, weil sie Drogen für Jugendliche interessanter erscheinen ließen. Seit die Regierung in den siebziger Jahren den Cannabis-Konsum de facto straffrei machte, gilt die niederländische Drogenpolitik als die freizügigste in Europa.
Der Vorteil liegt für Drogenberaterin Marijke Bouts von der Mondriaan Zorggroep in Maastricht auf der Hand: "Wir können viel einfacher aufklären, wenn das Thema für die Jugendlichen nicht so spannend ist."
Nur: Niederländische Jugendliche konsumieren nicht mehr und nicht weniger als deutsche.
Quelle: "Erfahrungen in anderen Ländern zeigen: Der Drogenkonsum wächst - die Politik ist weitgehend hilflos", S. 74ff, Spiegel, 28.06.2004
Das klingt hier schon fast negativ (wegen dem "Nur").
Wenn man den Aufwand und die Kosten des Verbots in Rechnung stellt (Strafverfolgung, Steuerausfälle) könnte man aber vielleicht etwas mehr positiven Effekt erwarten.
Die Logik scheint hier aber mehr in die andere Richtung zu gehen, nämlich dahingehend, aus dem fehlenden Beweis, daß eine Entkriminalisierung den Konsum senkt, abzuleiten, der status quo sei richtig.

Da müßte man ganz analog seinen Patienten teure traditionelle Therapien, die sich als wirkungslos entpuppen, solange weiterverschreiben, so lange nicht bewiesen ist, daß man ohne schneller gesund wird. (?)

Übrigens ist auch Fernsehen für Kinder nicht unbedenklich:
http://www.msnbc.msn.com/id/4664749/
Man sollte über ein Verbot nachdenken. ;-) Ähnliches gilt auch für Überernährung und Geschlechtsverkehr (HIV, HBV, HCV..).
Nein, im Ernst. An der Erziehung und der richtigen Betreuung von Kindern und Jugendlichen müßte angesetzt werden. Wer den Unterricht nur bekifft erträgt oder sich jedes Wochenende ins Koma säuft und nichts mehr gebacken kriegt, der hat noch ganz andere Probleme. Daß Verbote hier nichts bringen sieht man ja.

milz
29.06.2004, 15:53
Original geschrieben von Froschkönig
Das ist meine Lieblingsstelle...aber nur etwa :-D
(Sorry Milz, ich konnte da jetzt nicht widerstehen ;-) )
Der Satz geht noch weiter..
14,4g Cannabis entsprechen etwa 14,4g Cannabis : 0,25g Cannabis/Joint = 57,6 Joints pro Einzeldosis. (6)
: bedeutet "geteilt durch" ;-)
Wenn Du das "etwa" gemeint hast, ich habs weggemacht. :-music

Froschkönig
29.06.2004, 16:20
Original geschrieben von milz

Der Satz geht noch weiter..

Schon klar...aber so aus dem zusammenhang genommen war´s einfach zum Brüllen *g*

Ok...BTT

PEACEKEEPER
29.06.2004, 17:10
Hat denn jemand den Spiegel-Artikel gelesen? Ich konnte ihn bis jetzt nur kurz überfliegen. Ich fand aber die ganze Aufmachung ganz schön reisserisch und nicht wirklich informativ. Na ja wenn ich nachher bisschen Zeit habe, werde ich ihn mal richtig lesen.

Grüsse

milz
29.06.2004, 17:58
Ich muß zugeben, daß die Variable Bioverfügbarkeit bei intraperitonealer Applikation eine Schwachstelle in meiner Rechnung sein könnte (first-pass-Effekt). Leider konnt ich im Netz nichts dazu finden (für WIN-2) und habe mal die Studienleitung angeschrieben.

Froschkönig
29.06.2004, 18:13
Hab leider auch nur das dazu gefunden.....

http://www.erowid.org/languages/german/drug_reference/win55.shtml

Aber immerhin steht da was über die Herstellerfirma, vielleicht findest Du darüber ja was raus.

BTW : Hast Du Dich eigentlich mit der Studie des Kanadischen Wirtschaftsprofessors zur BEFÜRWORTUNG von Cannabis ähnlich ktitisch auseinandergesetzt ? ;-)

(Für alle die gerade Bahnhof verstehen : Siehe der link in milz´Footer)

milz
29.06.2004, 23:06
Original geschrieben von Froschkönig
BTW : Hast Du Dich eigentlich mit der Studie des Kanadischen Wirtschaftsprofessors zur BEFÜRWORTUNG von Cannabis ähnlich ktitisch auseinandergesetzt ? ;-)
(Für alle die gerade Bahnhof verstehen : Siehe der link in milz´Footer) Ich muß ja den Kontrahenten in der Legalisierungsfrage nicht die Arbeit abnehmen, oder? ;-)
Der Deutsche Hanf Verband beziffert den wirtschaftlichen Schaden für Deutschland nach vorsichtigen Schätzungen auf etwa 1 Milliarde Euro pro Jahr. Das ganze im Detaill:
http://www.hanfverband.de/archiv/zahlen-legalisierung.pdf
Für Entkriminalisierungsgegner sicher keine glaubwürdige Quelle auch wenn die Rechnung problemlos nachvollziehbar ist, aber ansonsten haben sich leider noch nicht viele Leute die Mühe gemacht, mal nachzurechnen. Außer jetzt der Mensch aus Kalifornien.

Zur Pharmakokinetik bei THC-Konsum per os hab ich was gefunden:
"There is also a high hepatic uptake from the portal venous blood, and an active first-pass metabolism in the liver. Nevertheless, this does not result in a loss of pharmacological activity, because the major first-pass metabolite, 11-hydroxy-THC, is at least as potent a psychoactive agent as THC itself."
http://www.parl.gc.ca/37/1/parlbus/commbus/senate/Com-e/ille-e/Presentation-e/kalant-e.htm]
Nützt aber auch nichts, weil andere Substanz.

Zu den gesundheitlichen Auswirkungen von chronischem Cannabiskonsum wurde 2003 diese Studie veröffentlicht: http://ucsdnews.ucsd.edu/newsrel/health/longtermcannabis.htm

Lustig ist der Satz "An analysis of research studies with long-term, recreational users of marijuana has failed to reveal a substantial, systematic effect on the neurocognitive functioning of users." Üblicherweise sollte man die Ergebnisse nicht vorwegnehmen. ;-)
Ein leichter Effekt auf Lernvorgänge wurde aber festgestellt. Eine Differenzierung der Schäden zwischen Konsum in Pubertät und Erwachsenenalter gibt es hier leider nicht.

Falls die andere Studie doch richtig ist, weil ich falsch gerechnet habe (ich befürchte es fast), dann bleibt zum Trost zumindest der Satz: "Adult chronic cannabinoid treatment had no effect on the behaviors tested."
Alt werden kann ja auch nicht nur Nachteile haben. :-D

Froschkönig
29.06.2004, 23:49
Original geschrieben von milz
Falls die andere Studie doch richtig ist, weil ich falsch gerechnet habe (ich befürchte es fast), dann bleibt zum Trost zumindest der Satz: "Adult chronic cannabinoid treatment had no effect on the behaviors tested."

Zum Trost ? Für wen eigentlich ? Gehört jetzt ja auch nicht hier her aber abgesehen von der wirtschaftspolitisch möglicherweise vernünftigen Frage, ob die Staatskassen von einer Legalisierung profitieren würden...wozu BRAUCH ich denn Cannabis ????
Es gibt so schon genug legale Drogen...die ich ja zugegebenermaßen auch nutze aber eigentlich ist das doch alles doof !
Und die legalen sind auch nur aus profitgründen legal !
Immerhin verursachen Alkohol und Nikotin erhebliche Kosten im Gesundheitssystem und wäre Cannabis legal, würde es das zumindest auf dem Sektor der Pulmonologen auch tun...Hirnschädigung hin oder her (und das Hirn schädigt ja eh schon Alkohol und ist trotzdem legal)...all diese debatten ob man eine bis dato illegale Droge legalisieren soll gehen doch nur um marktwirtschaftliche Faktoren oder um Beschaffungskriminalität oder um eine Lobby ! Genau genommen gehören die eigentlich alle ABGESCHAFFT !!!! (Nur mal logisch gedacht...und das von einem Raucher der gerne mal einen hebt!). Wie kann ein Staat guten gewissens legal Dinge verkaufen lassen (unter enormem Gewinn für die Staatskasse!) die nachweislich schwere gesundheitsschäden hervorrufen ??? Hätte man DDT so hoch besteuern können, würden sie´s wohl auch noch verwenden !

Ne, tut mir leid, ich habe absolut kein verständnis dafür...ich würde eher noch bestehende legale Drogen abschaffen...nur daß das nicht möglich ist. ALso bleibt der Status quo....und wenn wir jetzt Cannabis legalisieren unter dem Aspekt daß der Staat verdient und es ja eigentlich SO schädlich gar nicht ist, dann sind spätestens in 50 Jahren die Kokser oder LSD-Junkies auf dem Vormarsch...ja klar, das ist jetzt schon auch Polemik, aber ein bischen Wahrheit steckt dahinter.....

Ich könnte jetzt noch ellenlang weiterschwadronieren aber ich zieh mal die Verbalbremse und atme tief durch ;-)

Der Frosch

milz
30.06.2004, 01:49
Vielleicht sollte man auch noch Motorradfahren, Risikosportarten und Überernährung unter Strafe stellen.

NoUse4@Name
30.06.2004, 10:40
Wieso? Wenn sich Volljährige die Gesundheit mit Rauchen und Alkohol ruinieren dürfen, warum dann nicht ab und zu ein bissel kiffen?!
Das is bestimmt nicht so schädlich wie täglich ne Schachtel Zigaretten wegrauchen!

Ich sach nur "Haschisch rauchen macht harmlos..." :-music :-))

Wenn man die legalen Drogen auch noch verbietet wird der Anreiz doch noch größer..das ist ein Teufelskreis..

Jedenfalls ist noch niemand vom Kiffen gestorben! So! Ätsch! :-)

hibbert
30.06.2004, 12:09
Ich muss sagen ich bin gegen Eure ganze Verharmlosung der Sache. Das Cannabis psychische Schäden verursachen kann, darüber sollte man sich im Klaren sein und ich denke weiterhin, das Cannabis schädlicher ist als Alkohol, Tabak und anderes legales. Auch wenn ich hier jetzt wieder Mit Links und ähnlichem erschlagen werde.

Man merkt es doch auch oft selbst, ich habe es bei vielen Schülern aus diversen Kursen gesehen, wieviele fangen an zu kiffen und bekommen danach überhaupt nichts mehr auf die Reihe. Meist geht es in der 9. Klasse los, beginn mit leichtem Konsum am Wochenende, was sich dann sehr schnell steigert. Dann kommt die Tüte in den Pausen und vor Schulbeginn. Und dann folgt auch gleich der Abstieg, Scheissegaleinstellung und nur noch kiffen. Da kommt mir dann schon der Gedanke, dass psychische Auswirkungen grösser sind als angenommen. Und das sind keine Vorurteile sondern Erfahrungen, die man ja nun selbst mitbekommt. Es stellen sich nach längerer Zeit einfach eine geistige Nachlässigkeit ein, die man doch kaum verleugenen kann. Das ist mir jedenfalls so aufgefallen....

Froschkönig
30.06.2004, 12:54
Original geschrieben von NoUse4@Name
Jedenfalls ist noch niemand vom Kiffen gestorben! So! Ätsch! :-)

...wenn er nicht grad bekifft Auto fuhr....

milz
30.06.2004, 13:34
@hibbert
Kinder sollen nicht kiffen. Ein unkontrollierter Schwarzmarkt erfüllt leider nicht die Ansprüche, die an effektiven Jugendschutz gestellt werden sollten.
Das Gleiche gilt auch für den derzeitigen Umgang mit legalen Drogen (Zigarettenautomaten usw.).

Cannabis schädlicher ist als Alkohol
Ich hab noch keinen gesehen, der es geschafft hat sich ein Korsakow-Syndrom anzukiffen oder im Cannabisentzug ein Delirium tremens zu entwickeln.
Siehe auch hier (http://ucsdnews.ucsd.edu/newsrel/health/longtermcannabis.htm):
An analysis of research studies with long-term, recreational users of marijuana has failed to reveal a substantial, systematic effect on the neurocognitive functioning of users. According to researchers at the University of California, San Diego (UCSD) School of Medicine, the only deleterious side effect found was a minimal malfunction in the domains of learning and forgetting. Jetzt schau Dir mal langjährige Besoffskies an. ;-)


Original geschrieben von Froschkönig
Zum Trost ? Für wen eigentlich ? Gehört jetzt ja auch nicht hier her aber abgesehen von der wirtschaftspolitisch möglicherweise vernünftigen Frage, ob die Staatskassen von einer Legalisierung profitieren würden...
Ein konsumreduzierender Effekt des Verbots sollte sich im Ländervergleich widerspiegeln, oder?
http://annualreport.emcdda.eu.int/en/page016-en.html

Dem stehen enorme Kosten gegenüber (Strafverfolgung, Steuerausfall, Finanzierung krimineller Strukturen) und man kann hier guten Gewissens mit Milliarden rechnen.
Der Punkt ist der, daß Ressourcen begrenzt sind. Offensichtlich bleibt für funktionierende Primärprävention nicht viel übrig.

Schulische Angebote wie Entspannungskurse, Streßbewältigungsprogramme, Programme zur Förderung persönlicher und sozialer Kompetenzen (Gruppendruck, Mobbing), Schulpsycholgen, Sozialarbeiter könnten vielleicht etwas bewirken, weil sie im Gegensatz zur Strafverfolgung die Ursachen von Sucht- und anderen Fehlentwicklungen angehen.
Die Repression im Bereich illegaler Drogen ist als Rumpfuschen an Symptomen nicht nur höchst insuffizient, sie klammert auch den Löwenanteil des Suchtproblems aus:
Zum ersten die legalen Drogen, die einen nicht unbedeutendes Problem darstellen, wie in diesem kleinen Schaubild (http://www.ift.de/IFT_deut/Daten/praevalenz.htm) unschwer zu erkennen.
Zum zweiten finden Süchte wie Magersucht, Fettsucht, Spielsucht, Todessehnsucht (10000 Suizide pro Jahr in Dtl.!) und andere autodestruktive Verhaltensänderungen keine Beachtung.

Habe nur ich den verwirrenden Eindruck, daß man hier sowohl mit den falschen Waffen als auch an der falschen Front kämpft?

Zugegeben, es ist ein in seiner Einfachheit durchaus bestechender Gedanke: "Es ist ja nicht die Welt, die ich meinen Kindern hinterlasse, die sie fertig macht sondern dieses Teufelskraut."
Problem erkannt. Weiteres Nachdenken erübrigt sich. Notfalls härtere Strafen fordern.

wozu BRAUCH ich denn Cannabis ????
Kein Mensch braucht Cannabis. Es braucht auch keiner ein Motorrad.

Es gibt so schon genug legale Drogen...
Wie lautet die Botschaft?
"Machs wie Harald Juhnke, dann biste zumindest nicht kriminell"?

die ich ja zugegebenermaßen auch nutze aber eigentlich ist das doch alles doof !
Wenn jeder, der sich für die Strafverfolgung von Cannabiskonsumenten einsetzt auch für ein Alkohol- und Tabakverbot demonstrieren würde, dann wäre es glaubhaft.
Das Gegenteil ist der Fall:
Die Bundesregierung klagt gegen das EU-Tabakwerbeverbot.
Die CDU/CSU spricht sich gegen Alkoholwerbeverbote aus.
Fr. Caspers-Merk (Drogenbeauftrage) feiert auf ihrer HP (http://www.caspers-merk.de/wkstreifzug.htm) Alkohol als "Kulturgut".
Kinderfreundliche Zigarettenautomaten und Drogenverkauf an 16jährige im Supermarkt werden nicht als problematisch wahrgenommen.
Eine höhere Besteuerung aller Alkoholika -eine sicherlich sinnvolle Sache- scheint indiskutabel.
Und selbst auf Drogenkonsum verzichten?

Andererseits sind alle mit Enthusiasmus dabei, wenn es darum geht, daß Cannabisfreunde staatlicher Verfolgung ausgesetzt werden sollen!
Wie will man das interpretieren?
Wasser predigen und Wein saufen?

Die Unglaubwürdigkeit dieser Gesetzgebung ist mit ein Grund für die geringe Akzeptanz. Protestverhalten gegenüber einer auf Doppelmoral basierenden Bevormundung sind wahrscheinlich.
Wer läßt sich bitte von Bierfreunden und Weinköniginnen den Joint verbieten? Soviel Menschenkenntnis könnte man vielleicht erwarten.


Und die legalen sind auch nur aus profitgründen legal !
Immerhin verursachen Alkohol und Nikotin erhebliche Kosten im Gesundheitssystem und wäre Cannabis legal, würde es das zumindest auf dem Sektor der Pulmonologen auch tun...Hirnschädigung hin oder her (und das Hirn schädigt ja eh schon Alkohol und ist trotzdem legal)...all diese debatten ob man eine bis dato illegale Droge legalisieren soll gehen doch nur um marktwirtschaftliche Faktoren oder um Beschaffungskriminalität oder um eine Lobby ! Genau genommen gehören die eigentlich alle ABGESCHAFFT !!!! (Nur mal logisch gedacht...und das von einem Raucher der gerne mal einen hebt!). Wie kann ein Staat guten gewissens legal Dinge verkaufen lassen (unter enormem Gewinn für die Staatskasse!) die nachweislich schwere gesundheitsschäden hervorrufen ???
Wenn sich die Gesellschaft darin einig ist, daß Drogenkonsum schlecht ist und ein Verbot die adäquate Maßnahme darstellt, dann soll sie ihre Maßstäbe auch konsequent anwenden.
Alles andere bleibt unglaubwürdig.

Hätte man DDT so hoch besteuern können, würden sie´s wohl auch noch verwenden !
Hier gelten andere Gesetzmäßigkeiten, sonst hätten wir einen großen Schwarzmarkt für DDT und massenweise DDT-Geschädigte. Es gibt Bereiche da funktionieren Verbote aufgrund gegebener Kontrollmöglichkeiten. Es gibt andere Bereiche, wo Verbote wenig Effekt zeigen (Ladendiebstahl), es aber keine Alternative zur Strafverfolgung gibt.

Ne, tut mir leid, ich habe absolut kein verständnis dafür...ich würde eher noch bestehende legale Drogen abschaffen..."und das von einem Raucher der gerne mal einen hebt!" Ein Glaubwürdigkeitsproblem.
Der bequeme Verweis auf "Sachzwänge" scheint die Lösung:

nur daß das nicht möglich ist. ALso bleibt der Status quo....Ich wiederhole mich. Aber wenn sich die Gesellschaft darin einig ist, daß das Drogenproblem durch Strafverfolgung adäquat angehbar ist, dann muß sie ihre Maßstäbe auch konsequent anwenden. Ansonsten muß sie mit der fehlenden Akzeptanz leben.

und wenn wir jetzt Cannabis legalisieren unter dem Aspekt daß der Staat verdient und es ja eigentlich SO schädlich gar nicht ist, dann sind spätestens in 50 Jahren die Kokser oder LSD-Junkies auf dem Vormarsch... Und die übernächsten wollen Selbstmord legalisieren.

In 50 Jahren bekommt vielleicht jedes Kind einen Computerchip eingepflanzt, der Verstöße gegen das BtmG und andere sozial unerwünschte Verhaltensweisen an einen Zentralcomputer meldet, der dann die entprechende Sanktionierung einleitet. ;-)

Und wenn ich noch etwas polemisieren darf:
Vielleicht hast Du recht. Wahrscheinlich brauchen wir einfach mehr Überwachungsstaat und wir sollten mal einen Blick über den Tellerrand wagen, zB. nach China. Die haben ihr Drogenproblem zwar auch nicht beseitigt, aber offensichtlich kommt es in der Drogenpolitik sowieso nur auf den "guten Willen" an. Evaluation, was ist das?

Froschkönig
30.06.2004, 13:49
Original geschrieben von milz
Und die übernächsten wollen Selbstmord legalisieren.

Glaub ich nicht...wenn man tot ist kanns einem doch wurst sein ob´s legal war :-D
Sorry, zum vernünftigen argumentieren und recherchieren hab ich im moment leider nicht die Zeit, deswegen werd ich mich jetzt mal ausklinken.

Der Frosch

milz
30.06.2004, 13:58
Original geschrieben von Froschkönig
...wenn er nicht grad bekifft Auto fuhr.... Im Zuge der verstärkten Drogenkontrollen wird es wahrscheinlich bald keine Cannabiskonsumenten mehr geben, die am Straßenverkehr teilnehmen dürfen.

Der Führerschein ist weg, wenn:
-der Betreffende nüchtern(!) fährt, aber mehr als 5ng/ml des akkumulierenden inaktiven THC-COOH im Blut hat. Diese Konzentration ist mit einem Joint pro Woche erreicht.
-der Betreffende als Beifahrer(!) bekifft angetroffen wird.

Stellt sich nur die Frage, warum besoffene Beifahrer und Wochendtrinker nicht dem Generalverdacht prinzipieller Fahruntüchtigkeit unterstellt werden.
Meine persönliche Meinung:
Da das BtmG offensichtlich keinen Hund mehr hinterm Ofen vorlockt, scheint man mit dem Führerscheinrecht nun eine Ersatzbestrafung für kriminelle Haschgiftspritzer gesucht und gefunden zu haben.
Führerschein weg, Arbeit weg, sozialer Abstieg. Vielleicht will man das bezwecken. Selbstverständlich ist der Betroffene selber schuld, wenn er sich nicht an bestehende Gesetze hält, auch wenn sie überzogen sind. Die Rechnung für desozialisierte Menschen zahlt trotzdem die Gemeinschaft.

hibbert
30.06.2004, 14:07
Diese minimale Fehlfunktion(aus dem Zitat) habe ich wie beschrieben schon anders erlebt. Und Psychosen, ausgelöst durch Cannabis, kann man auch nicht abstreiten. Ich spreche hier nicht für den Alkohol, zumal ich soetwas auch nicht zu mir nehme, ich halte Cannabis aber dennoch für gefährlicher.

NoUse4@Name
30.06.2004, 15:17
Hey Hibbert.. ich glaub Du verwechselst Cannabis da mit ganz anderen Drogen...
Zu Psychosen kommt es soweit ich weiss nur äußerst selten und auch nur dann, wenn man das Zeug in sehr hohen Mengen zu sich nimmt..

UNd ich glaube wir sind uns alle einig,das der Cannabiskonsum von minderjährigen Schülern überhaupt nicht schön zureden oder leicht zu nehmen ist... Es geht hier gerade eher um den Cannabiskonsum im allgemeinen...sozusagen unter Erwachsenen Menschen...

Ich finde nur dieses aufgeputsche Gerede so dumm... Durch Alkohol missbrauch u.ä. passieren viel schlimmere "sachen" als durch Cannabis!
"Im Tierversuch wirkt THC beruhigend, es unterdrückt aggressives Verhalten und führt bei Affen zu einem gesteigerten Sozialverhalten. Ähnlich wirkt Cannabis auch beim Menschen. Bemerkenswert ist auch hier eine deutliche Unterdrückung von Aggressionen: Während 30-50 % aller Gewaltstraftaten inkl. Mord nach Kriminalstatistiken unter Alkoholeinfluß begangen werden, sind solche Straftaten nach Cannabiskonsum geradezu eine absolute Ausnahme."

Ich finde man sollte das ganze etwas realistischer betrachten!

Sag mal, Milz, ist das wahr mit dem Führerscheinkrams??
Das wär ja echt oberdreist!
Wo bleibt denn da der Sinn??
Die durch eine Freisetzung von gespeichertem THC erzielbaren THC-Werte im Blut reichen jedenfalls für eine psychische Wirkung keinesfalls aus


Außerdem wie unlogisch: Nur der unmittelbare Verbrauch, also der reine Hanfkonsum ist (ebenso wie der Konsum aller anderen illegalisierten Substanzen) grundsätzlich (!) straffrei, da eine eventuelle eigenverantwortliche gesundheitliche Selbstgefährdung durch Cannabiskonsum durch Art. 2, Abs. 1 des Grundgesetzes (Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit) geschützt sei. Nicht zu einer Strafverfolgung führen außerdem aufgefundene Rückstände von Cannabiskonsum (THC-Rückstände in Rauchgeräten, aufgefundene Jointkippen etc.), aber auch das Weiterreichen eines Joints an den (über 18 jährigen) Nachbarn ist straffrei.
Da könnte auch gleich alles legal sein... so wie bei Alkohol und Rauchen... :-( :-?

Aber Gesetz ist nunmal Gesetz...Wie ungerecht die Welt doch ist.. :-blush