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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : AIDS in den 80ern



starter
29.07.2004, 15:43
Anmerkung von Froschkönig:
Nicht wundern, daß Der Thread so seltsam beginnt, ist ne auskopplung aus nem anderen Thema ;-)



hihi, ich hab´s gewußt....

nicht sauer sein, aber genau die reaktion habe ich vorhergesehen....

Drogen sind ein weites Feld, wohl wahr.
Allerdings ist die Auswahl in Mitteleuropa normalerweise begrenzt, sodaß die Kenntnis der gängigen Lebenshilfen oder -zerstörer sehr hilfreich ist. Es kann die Einordnung der jeweiligen Zustandsform des Patienten sehr erleichtern.....

Ich möchte in diesem Zusammenhang auf etwas hinweisen, das mich, als ich´s gelesen habe, doch sehr nachdenklich gemacht hat.
In den 80igern ist der erste AIDS-Fall dokumentiert worden. Der Patient war ein ca 12-jähriger Junge mit einschlägigen Verletzungen im Analbereich. Und keiner der behandelnden amerikanischen Gutmenschen ist auch nur ansatzweise auf die Idee gekommen, daß der Junge aus der homosexuellen Szene kommt - zumindest öffentlich nicht. Es hätte die Vermutung, daß die damals rätselhafte Erkrankung aus der Szene kommt, erleichtert, wenn die behandelnden Ärzte nicht so gut erzogen gewesen wären und die Zeichen richtig zu deuten gewußt hätten. (Sehr verkürzt dargestellt!!).

Ich gehe bei diesem recht provokanten Bericht die Gefahr ein, etwas nicht ganz richtiges zu erzählen. Wenn dem so ist, bitte korrigieren. Ich möchte keinen Blödsinn in die Welt setzen. Ich habe allerdings nicht die Zeit, jetzt mal schnell zu recherchieren, wie das genau war. Schließlich bin ich nur durch die "Behauptung", daß Drogen nicht zum Spektrum des ärztlichen Wissens gehören, überhaut darauf gekommen, darüber zu schreiben....

bis denne
:-meinung :-dagegen :-dafür :-lesen :-winky

Froschkönig
29.07.2004, 16:24
Original geschrieben von starter
Es hätte die Vermutung, daß die damals rätselhafte Erkrankung aus der Szene kommt, erleichtert, wenn die behandelnden Ärzte nicht so gut erzogen gewesen wären und die Zeichen richtig zu deuten gewußt hätten.

Mal abgesehen davon ob die Geschichte nun stimmt oder nicht:

Diese Vermutung tauchte eigentlich ziemlich schnell auf soweit ich weiß.
Damals sprachen die Gesundheitszentren in Zusammenhang mit AIDS sogar häufig über "GRID" : Gay related immune deficiency :-notify

Was wolltest Du noch gleich damit sagen ? :-))

Rico
29.07.2004, 17:25
Original geschrieben von starter
In den 80igern ist der erste AIDS-Fall dokumentiert worden. Der Patient war ein ca 12-jähriger Junge mit einschlägigen Verletzungen im Analbereich. Und keiner der behandelnden amerikanischen Gutmenschen ist auch nur ansatzweise auf die Idee gekommen, daß der Junge aus der homosexuellen Szene kommt - zumindest öffentlich nicht. Es hätte die Vermutung, daß die damals rätselhafte Erkrankung aus der Szene kommt, erleichtert, wenn die behandelnden Ärzte nicht so gut erzogen gewesen wären und die Zeichen richtig zu deuten gewußt hätten. Also ich zweifle diese Geschichte ja mal grob an.
1. Lag die Vermutung - wie Froschkönig sagte - sehr schnell nahe.
2. Versteh ich nicht ganz, was die Erkenntnis, daß der Bub homosexuell ist denn für Konsequenzen gehabt hätte? Wenn er der *erste* Fall war, was hab ich dann für einen Informationsgewinn dadurch? Ich weiß ja noch gar nicht, daß es da eine Krankheit in der Szene gibt (schließlich liegt Patient Nr.1 vor mir). Und Patient Nr.1 hat erstmal eine untypische Erkrankung (Karposi-Sarkom oder Pneumocystis Carinii-Pneumonie - damit sind die Leute nämlich gekommen!), die zwar selten ist, aber nicht unbekannt.
Erst die Häufung dieser Erkrankungen war ja etwas auffälliges und die wurde ja auch recht fix (innerhalb von 1-2 Jahren) erkannt und gemeldet.

starter
29.07.2004, 18:24
ui. jetzt hab´ich was losgetreten - okay... :-wow

Ich muß mangels absoluter Sattelfestigkeit beim Thema allerdings darauf verweisen, daß jeder mal selber genauer im net recherchieren müßte. :-blush

Meine Geschichte stimmt zumindest zum Teil, so wie eine gute Zeitungsente eben... :-???

Ich weiß nicht mehr, wo ich´s herhabe, sonst würde ich´s gleich hier in´s net stellen. Sicher ist, daß das ein so früher Fall war, daß der behandelnde Arzt die Zuordnung nicht vornehmen konnte. Aber immerhin fiel ihm die Geschichte soweit auf, daß er Blutserum des Jungen einfror, für später, auch wenn er später irgendwo zu Protokoll gab, nichts davon gemerkt zu haben, daß der Junge ein Stricher war.
Es mag schon sein, daß schon der nächste Fall, vielleicht nur wenig später, vielleicht in einer Großstadt, schon richtig zugeordnet wurde (als GRID, höre ich gerade zum ersten mal, und als STD).
Ich habe mir diese Sache ja nur deswegen gemerkt, weil ich es unglaublich fand, daß ein Arzt etwas (für uns) relativ geläufiges wie typische Analverletzungen nicht erkannte, oder zumindest hinterfragte. Ich empfinde das ein wenig als Schlaglicht darauf, das Dinge, die sich eher außerhalb des gesellschaftlich anerkannten abspielen, ein wenig totgeschwiegen werden.

grins - ich hoffe, jetzt habe ich soweit alles richtig zusammengekriegt...

zu hmm, wie heißt er noch:
zitat:
1. Lag die Vermutung - wie Froschkönig sagte - sehr schnell nahe.
2. Versteh ich nicht ganz, was die Erkenntnis, daß der Bub homosexuell ist denn für Konsequenzen gehabt hätte? Wenn er der *erste* Fall war, was hab ich dann für einen Informationsgewinn dadurch? Ich weiß ja noch gar nicht, daß es da eine Krankheit in der Szene gibt (schließlich liegt Patient Nr.1 vor mir). Und Patient Nr.1 hat erstmal eine untypische Erkrankung (Karposi-Sarkom oder Pneumocystis Carinii-Pneumonie - damit sind die Leute nämlich gekommen!), die zwar selten ist, aber nicht unbekannt.
Zitat ende

Das besondere daran war, daß der Arzt, weil die Erkrankung des Jungen ihm unbekannt war, Blutserum einfror. Der Junge hatte, glaube ich, Kaposi, bin aber nicht sicher.
In letzter Konsequenz ist natürlich nichts wesentliches aus der Erkenntnis, daß er Stricher und todkrank ist, zu gewinnen.

Ich sag es nochmal - ich hatte bei der Geschichte so ein wenig das Gefühl, daß der Arzt da einfach einen blinden Fleck hatte, und das nicht mangels Kenntnis der Fakten, sondern nur, weil "sich das nicht gehört".
Später, als AIDS in aller Munde war, konnte jeder solche Verletzungen richtig zuordnen.
Vielleicht deswegen, weil es plötzlich nicht mehr totgeschwiegen werden konnte?
Ich kann nicht glauben, daß vor der AIDS-Welle keine Stricher zum Arzt gegangen sind. Und deswegen müssen Ärzte doch eigentlich gewußt haben, wie die einschlägigen Verletzungen aussehen.
Vielleicht recherchiert ja jemand, der mir nicht glaubt, und findet die Originalgeschichte. Der Kern stimmt nämlich.

Ansonsten möchte ich´s jetzt lieber dabei bewenden lassen, bevor ich noch wirklich was Verkehrtes sage....

He-Man
29.07.2004, 20:16
Spannendes Thema. Hier (http://groups.google.com/groups?threadm=bnews.rabbit.1002) kann man eine sehr frühe Diskussion über AIDS im Usenet nachlesen. Kann man sich kaum vorstellen, was für eine Angst das erste Auftauchen der Krankheit damals ausgelöst haben muß.

Zu dieser Geschichte von starter: ich glaube kaum, daß der Großteil der Ärzte so naiv gewesen ist und den Hintergrund des Jungen nicht erkannt hat. Jeder Mensch mit ein bißchen Lebenserfahrung und Geistesgegenwart wird während der Anamnese schnell merken, daß hier was nicht stimmt.
Ich glaube, sobald man die Theorie hinter sich hat, wird man schnell merken, worum es in diesem Beruf vor allem geht.

gruß, he-man

Neujahrsrakete
29.07.2004, 20:19
Original geschrieben von Rico
Pneumocystis Carinii-Pneumonie

Die heißt seit einiger Zeit "Pneumocystis jerovici" :-wow

condorito
29.07.2004, 21:05
Und wenn er ein Stricher war (also ein Profi),hatte er wahrscheinlich keine typischen Verletzungen im Analbereich,das nur dazu....
Was soll es heissen?
Wenn die Leute selber nicht zum Arzt gehen,ist es ihr Problem.
Es gibt zum Glück einige streetworker,die die Jungs betreuen.
Die meisten wissen sowieso nix von ihrer Infektion,gabs ja letztens mal wieder ne interessante Studie....
Nunja,wenn man als Arzt vor vermeintlichen Tabuthemen zurückschreckt,ist man meiner Meinung nach nicht geeignet.

Rico
29.07.2004, 22:11
Original geschrieben von condorito
Nunja,wenn man als Arzt vor vermeintlichen Tabuthemen zurückschreckt,ist man meiner Meinung nach nicht geeignet. Es geht ja um die frühen 80er... da war AIDS noch kein Tabuthema - weil kein Mensch wußte, daß es AIDS gab.

ceres
30.07.2004, 09:38
Wen die Geschichte ein wenig interessiert. Der vermutete erste Fall, etc. Ganz interessanter Artikel:Geschichte von Aids (http://www.rp-online.de/public/article/nachrichten/wissenschaft/medizin/44901)

Froschkönig
30.07.2004, 11:50
Original geschrieben von Rico
Es geht ja um die frühen 80er... da war AIDS noch kein Tabuthema - weil kein Mensch wußte, daß es AIDS gab.

Gemeint ist hier glaub ich eher das Thema "Homosexualität" und die gibt es schon seit der Steinzeit ;-)

Rico
31.07.2004, 01:33
Original geschrieben von starter
In den 80igern ist der erste AIDS-Fall dokumentiert worden. Der Patient war ein ca 12-jähriger Junge mit einschlägigen Verletzungen im Analbereich. Nochwas, weshalb ich die Geschichte nicht ganz glaube: Von der Infektion bis zur klinischen Manifestation vergehen bei HIV mal locker 7-10 Jahre. Also hat sich der Bub im sanften Alter von 2-5 Jahren infiziert. Da dürfte die später anscheinend praktizierte Homosexualität eigentlich keine Rolle bei der Infektion gespielt haben.
Daß just dieses Kind, das irgendwie in frühen Kindesalter infiziert worden ist (was ja schon ein Kunststückchen ist, wenn man die geringe Inzidenz Mitte der 70er bedenkt), dann in die damals für HIV nahezu stereotype Schwulenszene einsteigt, das is ja ein sooooo phantastischer Zufall, daß ich die Geschichte irgendwie ins Reich der urbanen Legenden verschieben würde...