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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bakterielle Meningitis



Lava
02.08.2004, 17:33
Aus aktuellem Anlass habe ich mal ein paar Fragen:

Pneumokokken und Meningokokken sind ja scheinbar im Erwachsenenalter die häufigsten Erreger der bakteriellen Meningitis. Kann man sagen, einer von beiden hat eine günstigere Prognose?
Ich hab mal was von "Meningitisgürtel" gelesen, wo von Meningokokken verursachte Menigitiden epidemisch auftreten... wie zur Hölle infiziert man sich eigentlich damit? Gibt's prädisponierende Faktoren? Sind die ind en tropischen Ländern auftrenden Typen A und C gefährlicher als der hier herrschende Typ B?
Gibt's noch andere Erreger, die sich speziell in den Tropen einfangen kann?

Vielleicht kann mir einer unserer Neuro- und/oder MiBi Spezialisten helfen. :-)

Ach ja... kann es sein, dass BSG und CRP trotz hohem Fieber im Inkubationsstadium noch normal sind??

Alles wird gut
02.08.2004, 17:53
Original geschrieben von Janine
Aus aktuellem Anlass habe ich mal ein paar Fragen:

1. wie zur Hölle infiziert man sich eigentlich damit? Gibt's prädisponierende Faktoren?
2. Sind die ind en tropischen Ländern auftrenden Typen A und C gefährlicher als der hier herrschende Typ B?
3. Gibt's noch andere Erreger, die sich speziell in den Tropen einfangen kann?
4. Ach ja... kann es sein, dass BSG und CRP trotz hohem Fieber im Inkubationsstadium noch normal sind??

1.: Tröpfcheninfektion. Eine geschwächte Abwehrlage erhöht sicher die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. Die Epidemien enstehen wahrscheinlich auf Grund einer Antigenänderung.
2.: Ob sie "gefährlicher" sind wüsste ich nicht zu beantworten, aber ich vermute, die Ausgangslage des Immunsystems ist in Afrika im Schnitt schlechter. Wenigstens gibt es aber gegen Typ A & C einen Impfschutz.
3.: ja! ....willste jetzt wirklich alle wissen?!? :-D ;-)
4.: hier berufe ich mich auf einen weisen Ausspruch aus dem Innere-Kurs: Es gibt nichts, was es nicht gibt! :-)

Blackeneier
02.08.2004, 19:06
Gruppe C gibts auch bis zu 1/4 in NA/EUR. A in Afrika.
Die Letalität bei Pneumokokken ist höher als bei Meningokokken 20-30% gegenüber 10 oder weniger.

zur letzten Frage: verwechsle ich was, oder heißt INKUBATIONsphase nicht, daß es eigentlich keine Krankheitszeichen gibt, dh auch kein Fieber??:-nix

Lava
02.08.2004, 23:30
OK OK.... ich meinte halt das Anfangsstadium der Krankheit. Fieber, Kopfschmerzen, allg. Krankheitsgefühl ;-)

lala
06.08.2004, 18:46
Hallo Janine -

hatte in meiner Neuro-Laufbahn bisher einige Pneumokokken-Meningitiden (und 2 TBC-Meningitiden) - habens alle gut überlebt.
Die Meningokokken sind bei Erwachsenen doch eher selten - in der Kinderklinik kommt ab und zu mal eine vor (sehr selten), die verlaufen da aber meist schon dramatisch (Stichwort Waterhouse-Fiderichsen-Syndrom.....).

Gruß,
lala

Rugger
07.08.2004, 08:25
Die Meningokokken sind bei Erwachsenen doch eher selten - in der Kinderklinik kommt ab und zu mal eine vor (sehr selten), die verlaufen da aber meist schon dramatisch (Stichwort Waterhouse-Fiderichsen-Syndrom.....).Das sind doch dann jene, bei denen man schon bei Verdacht mit einer Antibiose beginnen sollte, oder?! Gibt es in der Hinsicht noch weitere?

R.

lala
07.08.2004, 17:55
Hallo Rugger,

also wenn ich den harten Verdacht auf ne bakterielle Meningitis habe sorge ich schnellstens für Liquor. Da das bei uns gut geht mit CT vor LP und Blutabnahme auf Notfall (will vorher ne Gerinnung und Thrombos haben) mache ich dann wenn ich eitrigen Liquor punktiere IMMER sofort ne Antibiose (Direktpräparat ins Labor und Kulturen - muss dann jemand von den Laborärzten halt reinkommen um zu gucken, Erregernachweis dauert ja meist dann noch was). Antibiose zunächst sehr breit (bei uns ist der Standard Vancomycin, Ceftriaxon, Ampicillin) -später anpassen.
Sollte sich die LP verzögern und der Verdacht extrem hart sein (zB Petechien bei den Meningokokken....) würde ich auch SOFORT die Antibiose beginnen - den Fall hatte ich bisher nie.
Bisher hatte ich halt (außer zig viralen Meningitiden) "nur" TBC und einige Pneumokokken und Haemophilus influenze.....

lala
02.10.2004, 16:27
Aus gegebenem Anlass nochmal was zum Thema "Bakterielle Meningitis" - der Fall hat uns alle etwas stutzen lassen und zum Nachdenken angeregt:

Patientin 22J. kommt mit Kopfschmerzen, kein Fieber, einige Zeit zuvor banale Erkältung/ Schnupfen, Leukozytose von ca 16/nl, CRP von ca 20.
CT oB, LP: 180/3 Zellen, Lymphozyten, Glucose 60, Lactat 25, Eiweiß 80.
Soweit sogut - Diagnose: Lymphozytäre (virale) Meningitis - nicht ungewöhnlich bei einem grippalen Infekt.

So - Patientin will nun partout nicht bleiben und geht am folgenden Morgen nach Hause.
Abends (ca12h später) kommt sie völlig am Ende wieder auf die Notaufnahme -jetzt Temperatur von ca 38°C, Leukozytose von 20/nl und CRP 250! In der Nacht erstmal Beginn Antibiose mit Ceftriaxon, am folgenden Morgen Kontroll-LP:
8800/3 Zellen, vorwiegend Segmentkernige, Glucose nicht nachweisbar (<10), Lactat 30, Eiweiß so um 120.
Diagnose nun: bakterielle Meningitis! In der Liquorkultur und im Direktpräparat kein Erregernachweis, in der Blutkultur der Nacht Streptococcus pyogenes.

Inzwischen geht es ihr wieder gut, kein Fieber mehr, Entzündungsparamter rückläufig. Aber der Verlauf macht einfach stutzig finde ich - war zu Beginn tatsächlich von einer viralen (Begleit-)meningitis auszugehn hat sie am selben Tag noch einen bakteriellen Infekt "draufgesetzt"? Oder beginnt (theoretisch) jede bakterielle Meningitis so und man "erwischt" dieses Frühstadium sonst nie? Und auch der Erreger ist eher selten...
:-nix