PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Computer - Fluch o. Segen?



Fino
02.08.2004, 18:45
Am Mittwoch faengt mein AiP in der Inneren an (mich hat es nch England verschalgen). In "meinem" Krankenhaus werden fast alle Untersuchungen und Medikamente ueber Computer verordnet - der Laptop ist unverzichtbarer Bestandteil der Visite.
Vor ein paar Tagen hatten wir (Gruppe beginnender AiPler) eine Art Crash-Kurs darin. Trotzdem fuehle ich mich nicht fit und werde wohl ewig brauchen, bis ich damit vertraut bin. Ich bin schon halb in Panik, dass ich die Visite aufhalten werde und will natuerlich die Geduld der anderen Docs nicht ueberstrapazieren. :-((
Ein Oberarzt aus der Paediatrie desselben Krankenhauses regte sich neulich ziemlich ueber diese Computerisierung auf und meinte, dass es mehr Aerger mache als hilfreich sei. Seiner Mein- ung nach gehen es der Krankenhausverwaltung nur darum, den "Schuldigen" bei Verschreibungsfehlern leichter zu fassen.

Was denkt Ihr?
Wie gut/schnell habt Ihr Euch in eventuelle Computersysteme eingearbeitet?
Falls "Skandinavier" unter Euch sind - wie laeuft es im hohen Norden. Die sollen ja schon lange so arbeiten.

Froschkönig
02.08.2004, 19:50
Original geschrieben von Fino
Was denkt Ihr?
Wie gut/schnell habt Ihr Euch in eventuelle Computersysteme eingearbeitet?



Naja, als Ex-Informatiker bin ich da wohl voreingenommen, wobei ich allerdings sagen muß, daß in vielen Kliniken die benutzten Systeme eher nervtötend sind....SAP nervt mich immer ziemlich :-D

Was ich an der Computerisierung allerdings durchweg positiv finde ist die Tatsdache, daß man die Texte auch LESEN kann...Ärztehandschrift ist wirklich das letzte (meine eingeschlossen;-) )

Und auch in punkto Archivierung macht es die Sache bedeutend leichter....nachteil : Großer SIcherheitsbedarf um mißbrauch zu vermeiden...bei reiner Computerverarbeitung sind mit einem geklauten Passwort schnell mal nonsens-Verordnungen oder sogar gefährliche Dinge unter fremdem Namen verordnet oder ähnliches...aber das gibt sich auch wenn es irgendwann soweit ist, daß das alles über den persönlichen PDA mit Daumenabdruckscanner läuft oder sowas :-))

Älgen
02.08.2004, 21:47
Hej !

Als "Skandinavier" (hab´ich schon gesagt, dass ich ab November in Stockholm arbeite ?!?) kann ich dazu sagen, dass das Ganze 100% von dem System abhängt, mit dem Du arbeitest ! Etwas Polemisch könnte man sagen, dass es wichtig ist, dass die Software für den Klinikalltag geschrieben & angepasst ist & nicht sich der Klinik-Alltag an die Programme anpassen muss !

Der Riesenvorteil mit den Computern ist, dass die ganzen Akten von überall greifbar sind & nicht bei irgendeiner Sekretärin rumliegen ...

Grade in der Anästhesie hat das einen unschätzbaren Wert, wenn man bei Unsicherheiten/Fragen einfach kurz in die Akte der Internisten (odr sonstiger Kliniken) schauen kann & da alle alten Befunde, EKGs & sogar die Röntgenbilder auf jedem Rechner der Klinik anschauen kann !
Was auch klasse ist, ist, dass einige Kliniken die Bänder abgeschafft haben & direkt in Wave-Files in den Rechner diktieren, die die Sekretärinen dann tippen; da kann man sich nicht ausgeschriebene aktuelle Diktate einfach anhören ! Auch das mit den Laborwerten & den ûberweisungen "in der Dose" ist praktisch, da die Dinger dann auch da ankommen, wo sie hinwollen & der OP-Plan ist einfach übersichtlicher mit dem direkten Link zur Patientenakte !

Der Grosse Nachteil liegt darin, dass es leider allzuviele wahrhaft besch... Systeme gibt, die es dann auf einmal möglich machen, dass die einfache (so glaubt man ... :-( ) Verordnung eines Liters Ringer plötlich 5 Minuten (oder gar 10 ...) dauert ! DAs System, dass man an dem KH an dem ich noch 6 Wochen bin grade einführt ist leider ein Solches, was es einem unmöglich macht "retrograd" verabreichte Medikamente nachzutragen; & in akuten Situationen kommt es nunmal leider vor, dass ich (eine ganze Reihe an) Medikamenten in die Patienten hineintue, ohne die zuerst im Compi zu verordnem - das fasst dieses Programm dann allerdings als persönliche Kränkung auf & lässt einen teilweise einfach nicht nachtragen ...

Ein weiteres Problem ist das mit der Sicherheit, da man hier als "Sasser" im Anrollen war, einfach alle (!) Rechner der Klinik abgeschaltet hat & das brachte bei vollcomputerisierten Stationen ein "gewisses Chaos" mit sich .

Deshalb Alles in Allem eine hervorragende Erfindung der Computer im Krankenhaus, wenn man gute Software (Take care :-love) verwendet & die Compiterisiererei nicht zum Selbstzweck wird !

Kolja

Froschkönig
02.08.2004, 21:58
Original geschrieben von Älgen
Hej !

Als "Skandinavier" (hab´ich schon gesagt, dass ich ab November in Stockholm arbeite ?!?) kann ich dazu sagen, dass das Ganze 100% von dem System abhängt, mit dem Du arbeitest ! Etwas Polemisch könnte man sagen, dass es wichtig ist, dass die Software für den Klinikalltag geschrieben & angepasst ist & nicht sich der Klinik-Alltag an die Programme anpassen muss !


Stimmt !!!!
Zum Beispiel ist das Konzept, Röntgen und CT und Co. auf Station oder im OP auf PC abrufen zu können inklusive Befundung echt genial...aber es steht und fällt mit der Umsetzung...klar ist es dem normalsterblichen Mediziner wichtig, was der Radiologe darüber sagt, aber wenn die Online-Bilder eine ähnliche Qualität haben wie die Bilder auf der Mediscript CD, kann man sich den Aufwand sparen ! Die müssen dann beispielsweise auch in hoher Auflöung mit allen Details für den Operateur einsehbar sein !!!!
Ebenso muß dann eben auch das Darstellungssystem (Also der Monitor) groß sein und hohe Auflösungen zulassen...leider wird oft wie verrückt in Softwarelösungen investiert aber die knauserige Hardware läßt eine adäquate Verwendung nicht zu :-notify

Der Frosch

flavour
02.08.2004, 23:09
Sorry, aber wie kann man denn in einem Krankenhaus ernsthaft Probleme mit Sasser kriegen? Richtet sich vor Allem an Froschkönig (den Informatiker ;-) ).

Haut man eben bei allen Rechnern ein nettes Linux-ISO drauf, dann kann man die auch schnell restaurieren, sie müssen nicht so extrem neu sein.
Setzt man einen unterbezahlten FISO in den Keller, der das Netzwerk überwacht.

Ich persönlich habe nichts gegen Windows, nutze es ja auch, aber in einem Krankenhaus, in dem es weniger um "Klickibunti" geht, würde ich auf Linux setzen, und wenn die Rechner dann nur auf ein Intranet zugreifen....

Froschkönig
02.08.2004, 23:27
Original geschrieben von flavour

Ich persönlich habe nichts gegen Windows, nutze es ja auch, aber in einem Krankenhaus, in dem es weniger um "Klickibunti" geht, würde ich auf Linux setzen, und wenn die Rechner dann nur auf ein Intranet zugreifen....

Schön für Dich aber schau Dich halt mal um !!! Microsoft hat nunmal den größeren Marktanteil...sowohl wenn es um Software geht als auch bei Hotlines als auch bei Leuten, die damit "umgehen" können" !!!!
Und ein Kliniknetzwerk ist im bereich von Patientendaten IMMER nur ein Intranet (jedenfalls wenn die betreiber sich der Verantwortung der Schweigepflicht bewußt sind!!!)

Und daran wird sich so bald auch nix ändern....und ich hab auch lange genug mit Linux gearbeitet: MIR ist MS lieber !!! (Sobald ich die eingebauten "ichrufezuhausean" funktionen ausgebaut hab ;-) )
Weil es einfach umfassender kompatibel ist und nicht erst von mir verlangt, meinen system-kernel umzukonfigurieren, wenn ich "seltsame" geräte anschließe oder anwendungen installiere...und die mehrzahl aller medizinischen geräte sind nunmal für den normalsterblichen "setlsam" und kommen mit ner MS unterstützung daher.....

Der Frosch

Froschkönig
02.08.2004, 23:28
Original geschrieben von flavour
Sorry, aber wie kann man denn in einem Krankenhaus ernsthaft Probleme mit Sasser kriegen?

Vielleicht bin ich ja aus dem gängigen Slang raus, aber was zum Geier meinst Du mit "SASSER" ????

test
02.08.2004, 23:48
der eine wurm von neulich hieß so ;-)

Blackeneier
02.08.2004, 23:58
-----

Neujahrsrakete
03.08.2004, 08:13
Original geschrieben von Blackeneier
nematode? :-D

Also BIIIIIIIIIITE.
Keine Witze über ein ernstes Thema.
:-D :-)) :-D

Sasser hat auch meinen PC zerschossen.
Naja, war nicht so superernsthaft und es sind auch keine Daten verloren gegangen, aber die Reparatur hat 'n Fuffi gekostet.

Älgen
03.08.2004, 09:24
Hej !

Was die Linux/MS-Diskussion angeht kann ich sagen, dass es eigentlich nicht auf das Betriebssystem ankommt, sondern auf die verwendete Soft- & Hardware.

"Sasser" hatte keine direkten Probleme angestellt, das Problem war nur, dass sich in der Stockholmer Gegend eine solche Panik breitgemacht hat vor diesem Dingens, dass man eben alle öffentlichen Computer der Gesamten Region sicherheitshalber mal abgeschaltet hat & von IT-Seite gescannt & in dieser Zeit kam man da von den Stationen halt nicht dran & das war ziemlich lästig !

& Frosch: sicher ist ein Kliniknetz immer nur ein Intranet, nur hatten die hier halt Schiss, dass sich dieser Wurm schon in die Rechner eingenistet hatte, da alle Compis hier auch zugang zum WWW haben; das ist auch saumässig praktisch, da Rote Liste & alle anderen Datenbanken direkt & von überall abrufbar sind - ein unschätzbarer Vorteil ! Ausserdem arbeiten in S viele kleinere Kh mit den Unis zusammen, so dass z.B. wir alle SHT-CT's bei Fragen zu den Neurokirurgen nach Uppsala schicken & dann binnen 10 min eine Antwort haben.
Übrigens sitzen die Radio-OÄ mit einer solchen RTG-station zu hause & können im Hintergrundsdienst da bei Fragen des Promärdienstes die Bilder zu Hause anschauen & brauchen nicht in die Klinik kommen; das spart Unmengen an Bereitschaftsdienstgeld !

Deshalb nochmal Compi im Klinikbetrieb: absolut, aber bitte eine Ordentliche Ausrüstung mit vernünftiger Software; aber bitte nicht Computer des Computers willen !

Kolja

Froschkönig
03.08.2004, 11:44
Original geschrieben von flavour
Sorry, aber wie kann man denn in einem Krankenhaus ernsthaft Probleme mit Sasser kriegen? Richtet sich vor Allem an Froschkönig (den Informatiker ;-) ).

Ach dat war auch mal wieder ein wurm *g*
da kümmer ich mich nur selten drum, eigentlich nur wenn ich mir selber einen einfange ;-)

Wie man sowas in ein Klinik-Serversystem bekommt ? Durch falsche Konfiguration....eigentlich sollte ein Klinikserversystem gar nicht am i-net hängen :-notify
Meistens sind die auch so eingestellt, daß man auf einzelplatzrechnern selber gar nix draufspeieln kann...jedoch ist seit der breiten Beliebtheit der USB-Sticks vielen Admins noch nicht aufgefallen, daß sie bei der Ursprünglichen Einrichtung des Systems den USB port nicht auch blockiert haben so daß man vielerorts per USB-Stick trotzdem Daten mit dem ach so sicheren Kliniksystem austauschen kann...und so kann man wenn es doof läuft auch nen wurm "einschleppen" obwohl man in seinem Arztzimmer für die Nachtschicht doch nur ein paar mp3 mitbringen wollte *ggg*

Beschwerden bitte an die zuständige EDV-Abteilung :-))

EDIT:
Praktisch ist ne Rote Liste online schon und auch telemedizinische Anwendungen etc...aber für solche Probleme haben wir zwei getrennte Serversysteme, ein internes mit allen Patientendaten etc und ein externes für alles andere.
Und sowas wie die Rote Liste ändert sich ja nicht wöchentlich, da kann man auch jährlich die neue CD Version ins interne Kliniksystem einspielen und braucht kein Internet.

Felix@112
03.08.2004, 15:55
Original geschrieben von Älgen


DAs System, dass man an dem KH an dem ich noch 6 Wochen bin grade einführt ist leider ein Solches, was es einem unmöglich macht "retrograd" verabreichte Medikamente nachzutragen; & in akuten Situationen kommt es nunmal leider vor, dass ich (eine ganze Reihe an) Medikamenten in die Patienten hineintue, ohne die zuerst im Compi zu verordnem - das fasst dieses Programm dann allerdings als persönliche Kränkung auf & lässt einen teilweise einfach nicht nachtragen ...



Also das geht ja wohl gar nicht!
Du behandelst ERST den Patienten und informierst dann den PC darüber???
So ja wohl nicht!! :-)) :-))

Das würd ich mir als Computer auch nicht gefallen lassen....

Die Niere
03.08.2004, 16:09
Frosch hat vollkommen recht. Wenn man den Datenschutzrichtlinien wirklich Folge leisten möchte, darf die Klinik keinen Rechner haben, der Zugriff auf beides hat - Inter- und Intranet. Dass die Realität komplett anders aussieht ist zum einen traurig, aber zum anderen natürlich auch praktisch.

Ein wirklich gut funktionierendes Kliniksystem ist mir bisher noch nicht untergekommen und ich möchte bezweifeln, dass es zZ überhaupt schon existiert (abgesehen davon, dass Firmen wie SAP vorrangig durch ihre Serviceverträge und nicht durch den einmaligen Verkauf ihrer Software überleben).

Ich habe in Glarus gute Ansätze sehen können (überall alle Röntgen, CT, MRT Bilder in höchster Auflösung mit allen möglichen Tools abrufbar, patientenakten online (aber in einem anderen Progrmam), Röntgen-befunde waren jedoch nicht online, Laboranforderung war online, Werte auch...aber es hab ein riesen Chaos) aber wirklich erwachsen war das System nicht. Wenn wir davon ausgehen, dass ein perfektes Programm Chefarzt ist, war diese Umsetzung vielleicht PJler-Niveau.

gruesse, die niere, die bis auf ein erhöhtes Mailaufkommen noch nie Probleme mit Würmern hatte (und das bei ca. 100 SpamMails am Tag) :-top

Älgen
03.08.2004, 16:14
Hej !

Es ist zwar nicht das Ultimative System, aber mit Abstand das Besste, was mir begegnet ist & nennt sich (sinnigerweise ...) "Take care" :-love

Die Uni in Sthlm als mein zukünftiger Arbeitgeber hat's ! :-D

Kolja