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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : SHT vs. Alkohol-Blackout



Nobby
07.08.2004, 13:18
Hi!
Hätte mal die Frage, wie man wohl bei einer retrograden Amnesie eine DD zwischen einem SHT und einem Blackout durch Alkohol-Intox machen kann (z.B. nach einem Dorf-Fest, zu später Stunde, wo der Betroffene auch Alkoholkonsum angibt ;-) ).
Wäre super wenn jemand da was zu weiss!

test
07.08.2004, 13:37
Du meinst jetzt akut am Unfallort?? Ansonsten mit nem bildgebenden Verfahren würd ich mal denken ;-) Also nach so Zeichen wie Blutungen, Kontusionsherden oder hirnödem gucken. :-peng

Nobby
07.08.2004, 13:46
Jap, am Unfallort (bzw. im RTW)

Btw: Nen SHT gabs doch auch ohne Blutungen, oder?

test
07.08.2004, 14:02
Kontusionsherde oder traumatisches Hirnödem sieht man glaub ich schon fast immer :-nix Aber weiß es auch nicht genau. Aber wie man es am Unfallort unterscheidet weiß ich nciht, denke eher fast unmöglich :-nix Ist das denn so wichtig sofort zu wissen? Ich denke zur Abklärung sollte so jemand doch immer lieber ins Krankenhaus und mal was bildgebendes gemacht werden :-nix Oder nicht? :-)

Rico
07.08.2004, 16:17
Alles von einer Commotio aufwärts gehört immer erstmal ins KH zur Überwachung.
Wenn es keine äußerlichen Verletzungen am Kopf gibt (Beule, Hämatom,...) dann ist ein (für die Pathogenese einer relevanten SHT-artigen Verletzung) Unfallhergang eher unwahrscheinich.

Da aber eine massive Alkoholintoxikation, die Symptome macht, die ähnlich denen eines SHT sind, ebenfalls in stationäre Überwachung gehört ist die Unterscheidung im freien Feld nur von untergeordneter Wichtigkeit, da daraus keine Konsequenzen entstehen.

Wenn in der Anamnese Alkoholkonsum und ein Sturz sind, wird der weitere Verlauf in jedem Fall sein:
Ins KH --> Blutprobe --> regelmäßiger neurologischer Status --> bei komplikationslosem Verlauf Entlassung am nächsten Tag.

Melon_Man
07.08.2004, 16:50
Bei uns (Stuttgarter Gegend) war heute ein Fall in der Presse, bei dem
bei einem Angetrunkenen mit Zustand nach Konflikt mit Türsteher eine Hirnblutung übersehen wurde. Er kam ins Krankenhaus, wurde dann aber nach Hause geschickt, wo er dann verstarb.
Dachte erst es ginge darum in dem Thread

Hier hatt also die Problematik zum Tod eines Patienten geführt.

Nobby
08.08.2004, 11:01
Ging eher um folgende Situation:
ca 2.15 Uhr nach nem Stadtfest liegt nen Fahrradfahrer auf dem Bürgersteig. War noch mit den Beinen im Fahrrad verkeilt. Beim Sturz hatte er sich 2 Zähne ausgeschlagen, und der Kopf lag nen bisschen im Blut (vom Mundraum, sonst nix äusserlich erkennbar). Standen nen paar Passanten drumrum, aber keiner wusste genau bescheid.
Patient ansprechbar, gab keine grossen Schmerzen an, meinte er sei wohl gestürzt. Auf Nachfrage bestätigte er Alkoholkonsum. Pupillen ok.
Die ganze Anamnese lief etwas ungeordnet (da wir ziemlich viele Leute waren).
Tja, dann haben wir noch die Zähne gesucht und sind ins Krankenhaus gefahren.
Dabei fiel dann auch die retrograde Amnesie auf.

Die Frage stellte ich nur deshalb, weil die Massnahmen vielleicht doch unterschiedlich sind, ob ich nun nen SHT oder "nur" nen besoffenen vor mir habe, oder?
Aber ich lasse mich auch gerne eines besseren belehren!

Welche Indikation wäre das für euch? KTW, RTW, NAW??

Rico
08.08.2004, 11:25
Na bei der Anamnese und dem Unfallhergang mußt Du den auf jeden Fall bis zum Beweis des Gegenteils erstmal als Schädelverletzten behandeln (Zugang sichern, neurologischer Status, stat. Überwachung).

Ob seine Amnesie von dem Unfall herrührt oder nicht ist da erstmal zweitrangig, weil es ja eindeutig einen Unfall mit Schädelverletzung gegeben hat (nebenbei, wäre eine alkoholbedingte Amnesie, die just bis an den Unfallmoment reicht ein echter Zufall).
Die obligatorische Blutprobe kann aber im KH dann helfen, abzuschätzen, ob die konsumierte Alkoholmenge überhaupt für einen "Filmriss" ausreicht.

hiddl
08.08.2004, 16:03
Man kann vermutlich kaum 100%ig eine Alkoholintoxikation von einem SHT unterscheiden. Das gibt es hier eigentlich jede Nacht, daß jemand von der Straße aufgesammelt wird, betrunken, gestürzt, Platzwunde am Kopf oder auch nicht, kann sich an nichts erinnern, fraglich bewußtlos. Wenn derjenige keine fokal-neurologischen Zeichen hat, machen wir meist nur ein Röntgen Schädel und überwachen denjenigen für 24 h. Ich denke, die Unterscheidung hat auch nicht wirklich eine Konsequenz, da die "Therapie" ja nu die gleiche ist.

Gruß, Ute

lala
08.08.2004, 16:42
Leider sind solche Situationen (gerade im Sommer) häufig...

jemand der wach ist, evt kurzzeitige Bewußtlosigkeit und Amnesie aber KEIN fokales Defizit hat => Commotio => Überwachung (also Aufnahme für 24h)
oft braucht man das nur anbieten und die gehen dann von selbst wieder irgendwann ;-)

bei fokalem Defizit (und das ist bei Betrunkenen oft schwer zu unterscheiden, weil die sehr oft eine Ataxie und Dysarthrie haben *g*) machen wir (schon aus forensischen Gründen und weil man so besser und beruhigt schlafen kann...) lieber mal ein CT zu viel - das Röntgen-Bild hilft da eh nicht weiter - bisher hatte keine Contusionsblutung die ich im Dienst hatte deutliche knöcherne Verletzungen...

am Unfallort kann man das eh nicht beurteilen, von daher immer auf Nummer sicher und denjenigen ins Krankenhaus bringen würd ich raten...