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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Montagsdemo - klare Sache oder Namensklau



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medimädchen
10.08.2004, 12:21
Die ganze Zeit kursiert nun in den Medien die doch altbekannte "Montagsdemo" - mich interessiert wie ihr dazu steht.
Findet ihr es ok, den Namen dafür zu nutzen: Schließlich sind die Menschen damahls ja auch auf die Straße gegangen, weil sie gegen die Regierung aufbegert haben - oder findet ihr es einfach fiesen Namensklau der überhaupt nichts mit der heutigen Situation zu tun hat (...so wie unser allseits beliebter Herr Clement) - sollte man überhaut gegen Hartz IV demonstrieren????

Hoffe ihr antwortet fleißig,
-Das Mädchen-

Die Niere
10.08.2004, 12:57
Mich persönlich stört der Namensklau nicht besonders...hatte letztens auch eine aufgeregte Diskussion mit jemanden, der es unmöglich fand, dass Menschen Shirts mit DDR Aufdruck trugen, weil das Kult ist. Finde dass manchmal ein wenig zu sensibel mit Ausdrücken umgegangen wird und man manchmal die Sache ein wenig lockerer sehen sollte.

Was die Sache mit HARZ IV angeht...ich weiss nicht...ein wenig unterinformiert bin ich wohl, deswegen kann ich mir da keine 100%ige Meinung erlauben...dafür aber so zu edmonstrieren finde ich ein wenig zu albern.

gruesse, die niere

Froschkönig
10.08.2004, 13:05
oder findet ihr es einfach fiesen Namensklau der überhaupt nichts mit der heutigen Situation zu tun hatKlar sind "...die Mauer muß weg..." und "...Hartz IV muß weg..." zwei verschiedene Dinge, jedoch empfinde ich die Verwendung des Begriffes "Montagsdemo" jetzt nicht weiter schlimm, denn obwohl es einen geschichtlichen Bezug hat ist das Wort für sich genommen doch rein deskriptiv. Wollte man das um jeden Preis vermeiden könnte man es ja "Wochenenfangprotest" nennen....ist aber wohl weniger Pressetauglich ;-)

Ob man nun dagegen protestieren sollte ist eine andere Frage. Fakt jedoch ist, daß man bei uns nunmal gottlob noch das Recht hat, seine Meinung kund zu tun und daß eben viele gegen das Konzept sind. Außer zu protestieren bleibt uns da ja nur die allseits beliebte und meist sinnlose Unterschriftenaktion oder eben die Hände in den Schoß zu legen und einfach nur brav alle paar Jahre wieder ein Kreuz auf einem Wahlzettel zu machen. Welchen Weg der Einzelne wählt hängt dann im wesentlichen davon ab, wie sehr er von einer politischen Entscheidung persönlich betroffen ist bzw. ob er mit den Betroffenen sympathisiert oder nicht...

Der Frosch

Neujahrsrakete
10.08.2004, 13:19
Was den Namen "Montagsdemonstration" angeht, so verstehe ich die Diskussion überhaupt nicht und finde es völlig übertrieben, sich darüber zu beschweren, daß der Name ursprünglich mal für andere Demonstrationen genutzt worden ist. Vom Unwichtigkeitsgrad her erinnert mich diese Diskussion an das Gezetere, welches manchmal entsteht, wenn eine Straße umbenannt werden soll. Jede lokalpolitische Splittergruppe bringt dann die schrillsten Argumente dafür ins Spiel, warum die Straße nach genau diesem und jenem wesentlichen Menschen benannt werden muß.

Um das Hartz-Gedrisse habe ich mich noch überhaupt nicht gekümmert, weil ich die Politik/(er) nicht mehr verstehe. Auf mich wirkt die Politik so, als ob da eine am Volk vorbeigehende und zu Chaos führende Fehlentscheidung nach der anderen getroffen wird. Es gibt immer mehr Themen, bei denen ich schon nach der Schlagzeile nicht mehr weiterlese. Israel, Irak, USA, Arbeitsmarkt in Deutschland sind da einige Beispiele. Ich finde das selbst nicht toll von mir, aber ich blicke durch dieses dreckige Politikspiel nicht mehr durch. Macht man sich dann mal die Mühe, einen Teilsaspekt genauer zu hinterfragen und zu durchleuchten, landet man meist dabei, daß Geldgier und Machtstreben das einzige ist, was zählt.
Die Arbeitslosendebatte kapiere ich z.B. auch nicht.
Natürlich ist es nicht schön, wenn man auf eine niedriger bezahlte Arbeit zurückkommen muß, oder in seinem gelernten Beruf keine Stelle findet. Aber irgendetwas läuft doch schief, wenn wir uns massenhaft polnische Erntehelfer ins Land holen, gleichzeitig aber unsere Arbeitslosen für's Nichtstun bezahlen.
Die realitätsfernen Gewerkschaften fordern Bedingungen, die bei dem internationalen Wettbewerb einfach nicht mehr drin sind.
Ich bin zwar bestimmt kein Freund der Globalisierung, aber es gibt sie nunmal, also müssen wir wohl im Laufe der Zeit von unserem hohen Roß erstmal runter. Andere Länder sind ärmer und die Bevölkerung ist mit weniger zufrieden. Was für solche Länder ein Aufstieg ist, wäre für uns schon ein Abstieg. Wenn die Gewerkschaften aber nicht mal langsam zur Vernunft kommen, gibt es halt irgendwann immer weniger Arbeitsplätze in Deutschland. Dann stehen die Gewerkschaftler halt ganz ohne Arbeit da, anstatt jetzt vielleicht mal auf das Weihnachtsgeld, das 13te Gehalt oder die ein oder andere Pinkelpause (der Zoff im Mercedeswerk Sindelfingen vor einigen Wochen) zu verzichten.
Das Einzige, wo ich den Gewerkschaften Recht gebe, ist die Tatsache, daß die Managergehälter pervers sind. Ein 100fache höherer Lohn für die Vorstandsvorsitzenden gegenüber ihren Arbeitern ist meiner Meinung nach mit nichts zu erkären.

So, das waren ein paar meiner Gedanken, zugegebenermaßen etwas wild durcheinander gewürfelt und vielleicht auch noch nicht alles bis ans Ende durchdacht.
Aber vielleicht kann es schonmal als Diskussionsgrundlage dienen ;-)

Froschkönig
10.08.2004, 13:24
Die Ausführungen von Rakete mögen vielleicht ungeordnet sein aber zeigen sehr gut die deutschlandweite Politikverdrossenheit, die wie ich finde auch völlig zu Recht besteht. Ich bin auch nicht stolz auf mich daß ich mittlerweile global unterinformiert bin aber ich krieg ja bei den Zeitungstitelseiten mittlerweile schon dezenten Brechreiz !!!!

Wo ist eigentlich unser Michael Moore, der uns diesen ganzen Käse mal in ner verständlichen Art und Weise rüberbringt ? Obwohl...besser nicht die Hintergründe aufdecken die zu diesem ganzen Mist geführt haben...sonst gibts hier wohl Mord und Totschlag.....

Und gegen Straßenumbenennungen bin ich sowieso generell, das verwirrt doch nur ;-)

Der Frosch

Neujahrsrakete
10.08.2004, 13:25
"Wochenanfangprotest"

Klingt so toll wie Jahresendfigur. Oder wie hießen Engel in der DDR?

Froschkönig
10.08.2004, 13:26
Klingt so toll wie Jahresendfigur. Oder wie hießen Engel in der DDR?
geflühgelte Jahresendfigur ;-)

medimädchen
10.08.2004, 14:33
Das ist halt in Deutschland *ich weiß ich widerhole, was ihr schon geschrieben habt* ...dieses absolute politische Desinteresse. Wie war das noch vor gut ein paar Jahren, da hab ich wild die Zeitung gelesen, selbst den Politik-Teil Artikel für Artikel in mich rein geschlungen - und heute - das ganze gegenteil - wenn es um den Irakkrieg geht schlag ich gleich eine Seite weiter, Bush oder (wie hieß doch gleich der andere....) Kerry (hab fix nachgeschaut), Schröder oder Lafontaine...es erschlägt mich förmlich immer und immer wieder - so sehr, das ich und ich denke auch viele andere dem ganzen mit Desinteresse entgegentreten.

Nichts destotrotz zurück zur Monatagsdemo - ich persönlich find sie ja gut, ob sie was nutzt, wird sich zeigen - aber ich glaube es reicht nicht, immer nur zu sagen "man müßte auf die Straße gehen"....man sollte es einfach tun. Und warum soll ein "Zusammentreffen vieler Menschen am Montag Abend zum gemeinsamen Spazieren gehen" (*Anmerkung...Abwandlung aus Goodby Lenin) nicht auch Montagsdemo heißen dürfen????

Und ganz klar warum grade Wolfgang Clement, seines Zeichens SPD Wirtschafts-und Arbeitsminister so auf die Bariekaden geht gegen die Demos - sie haben es schon einmal geschafft, Köpfe rollen zu lassen, warum nicht auch diesmal???

In dem Sinne, ein kleiner Denkanstoß an die ach so gebeutelten Politiker - ich dachte immer "demos kratein" - das Volk herrscht, aber das wäre wohl nur Schönmalerei.

-Das Mädchen-

Timba
10.08.2004, 14:49
Also ich stoß mich an dem Wort "Montagsdemonstration" an sich eher weniger, obwohl dies wahrscheinlich vom Auge des einzelnen Betrachters abhängt.

Um es aber kurz zu machen: Ich finds toll, dass die Leute jetzt endlich mal wieder auf die Straße gehen. Wurde eh schon viel zuviel Zeit daran verschwendet nur zu jammern und nicht zu handeln. Außerdem zeigt der Wille auf die Straße zu gehn und sich für seine Belange stark zu machen endlich mal klar den Willen der Bevölkerung und das einige Personalfragen in der Regierung mal geklärt werden müssten, um es mal milde auszudrücken ;-) . Ich persönlich finde es besser steigende Teilnehmerzahlen bei Demos zu sehen, als nur in der Zeitung vom Unbehagen der Bevölkerung gegenüber Hartz IV zu lesen und Balken einer Umfrage anzusehen.

Das mit den Demos wäre schon länger nötig gewesen! :-dafür ...und vielleicht brauchts auch die historische Bedeutung der Montagsdemo, um die Bevölkerung zur Demo aufzurufen, da auch damals ein Erfolg erzielt wurde! :-top

P.s.: Wir könnten ne Umfrage starten oder ne Wette...wer glaubt, ob es unsere Regierung noch bis 2006 schafft oder wielang se noch machen dürfen...bitte Tips abgeben :-))

Hellequin
10.08.2004, 14:57
Außerdem zeigt der Wille auf die Straße zu gehn und sich für seine Belange stark zu machen endlich mal klar den Willen der Bevölkerung
Und was ist bitteschön der Wille der Bevölkerung? Sparen ja, aber bitte immer nur bei den anderen ?!
Lösungsansätze bietet da nämlich auch keiner an. *kopfschüttel*

Timba
10.08.2004, 15:07
Zugegeben, hab mich da ein wenig misverständlich ausgedrückt. Wie du sagst, wenn wir sparen, dann meistens bei den anderen und nie bei uns selbst. Allerdings kann ich schon verstehen, dass sich die Bevölkerung, wenn sie sich ein Leben lang Geld fürs Alter (Lebensversicherung, Erspartes...) weggelegt haben und z.B. noch nie finanzielle Hilfen vom Staat bezogen haben, sich nun bei Arbeitslosigkeit um diese Ersparnisse beraubt sieht. Okay, Fakt ist, dass unsere Kassen einfach leer sind.

Außerdem sollte die Regierung mal bedenken, dass die Leute im Zweifelsfall dann einfach mal ihre Sparbücher abräumen und es dann wie vor ein paar Jahrzehnten einfach wieder unter ihre Matratze stopfen und dann wahrscheinlich wieder ruhiger schlafen. Daraus resultiert dann wieder ein geringeres Investitionskapital bei den Banken... :-nix

Doktor_No
10.08.2004, 15:20
Ich finde, daß die Vereinnahmung des Begriffes "Montagsdemo" und deren Bewertung durch die Herren Clement, Platzeck usw. völlig irrelevant ist! Mich nervt es, daß alle sich den Mund fusselig reden, ob das legitim ist oder nicht, aber was Hartz IV eigentlich ist, wissen wohl nur die wenigsten! Ich jedenfalls bin für Hartz IV, auch wenn an einigen Punkten noch etwas geändert werden muß, aber der Ansatz ist richtig, denke ich. Und wenn ich montags zur Arbeit gehe, werde ich auch allen erzählen, ich muß zur Montagsdemo...

Solara
10.08.2004, 15:47
Und was ist bitteschön der Wille der Bevölkerung? Sparen ja, aber bitte immer nur bei den anderen ?!
Lösungsansätze bietet da nämlich auch keiner an. *kopfschüttel*

Das ist ja das Problem ... Hauptsache, es trifft einen nicht selber !!!

Aber fällt euch das nicht auch auf, wie die Medien in eine bestimmte Richtung puschen ... es stimmt schon, mit der 4.Regierungsgewalt der Medien !!!


Ein Patentrezept fällt keinem ein (wenn's das überhaupt gibt), jeder motzt nur was die jeweils andere Seite wieder falsch macht ... aber ein potentielles Konzept zur Verbesserung der Allgemeinsituation rückt keiner raus!!! - Nee, nee, das machen wir erst, wenn's zum Regierungswechsel kommt und wir wieder an der MACHT sind .... eine Einstellung zum k..... !! Das sind alles die VOLKSvertreter, können die nicht zusammenarbeiten und jetzt was ändern !!!

Dieses ganze Getue macht mich kirre...

Entnervt,
Solara

Lava
10.08.2004, 16:11
Manchmal sind Demos sinnvoll und manchmal würden sie aber alles blockieren, wenn man auf jede Demo einlenkend reagieren wprde... OK, ich kenne mich mit Hartz IV auch nicht aus. Ich weiß nur, was man so aus Schlagzeilen hört: die Sache mit den Sparbüchern der Kinder (finde ich fatal) und dass die Anträge so kompliziert sind... aber irgendwo muss man ja mal was ändern und natürlich tut es irgendwem immer weh. Aber so langsam sind Reformen nun mal echt nötig und unseren fetten Sozialstaat werden wir und in der jetzigen Form nicht mehr ewig leisten können. Ich merk schon, dass ich hier wieder nicht-fundierte Polemik zum besten gebe, aber ich sage: Reformen müssen sein - basta.

Die Niere
11.08.2004, 08:11
Aber es ist schon eine traurige Sache, wie sich an uns (inkl. mir) zeigt. Fast keiner von uns, weiss schlussendlich, um was es in Harz IV wirklich geht. Ich meine, wir als Kollektiv gehören schon eher zu den Menschen die zumindest einigermassen politisch interessiert und informiert sein sollten (zumindest mehr als diverse andere Bevölkerungsgruppen) - und trotzdem sind wir kaum vernünftig informiert...das zeigt doch, wie weit inzwischen die Politikverdrossenheit gekommen ist.

gruesse, die niere, die dachte, mit ihrer "zur-aktuellen-Politik-Null-Bock-Einstellung" allein zu sein

medimädchen
11.08.2004, 08:51
@ Niere

wir könnten ja ein "Politik für Mediziner" Forum aufmachen und immer die aktuellen Trends und Debatten reinstellen - und du bist Hauptmoderator, damit du ganz fix von deiner "Keine Ahnung und Null Bock Politik Stimmung" wegkommst - gute Idee???!!!

-Das Mädchen-

Vystup
11.08.2004, 16:35
ich habe mich vor zwei jahren auch dabei erwischt, dass ich ueberhaupt kein interesse mehr an der politik hatte. das fand ich nicht gut, ich habe die zeit abonniert und dachte mir dann immer: du hast sie bezahlt, du solltest sie auch lesen. hat zwar nicht immer geklappt, ist ja doch ziemlich dick, aber das hat den grossen vorteil, dass ich mich nicht mit dem staendig wechselnden (wenn auch immer gleichen) politischen tagessgeschehen herumschlagen muss sondern einmal die woche eine gut durchdachte und kommentierte zusammenfassung kommt, die ein bisschen mehr bietet als blosse fakten.

was das politische tagesgeschehen angeht, bin ich trotzdem sehr abgestumpft. weder die regierung noch die opposition halte ich fuer besonders faehig. es wird sich ueber so viele kleinigkeiten gestritten, obwohl im grunde genommen zu 90% einigkeit herrscht. das wirkt dann natuerlich, als wollten beide seiten nur moeglichst lange im bundestag sitzen und die entsprechenden pensionen beziehen. aber so lange es deutschland weiterhin so gut geht, wie das derzeit der fall ist, wird sich das auch nicht aendern. da muss schon eine etwas groessere krise her. spaetestens dann werden sich gewisse leute vielleicht auch auf kompromisse einlassen, die sich nicht absolut mit der eigenen meinung decken.

Doktor_No
12.08.2004, 17:38
ich kann die auch im forum grassierende "politik-politiker-gelabere-belügerei"-verdrossenheit nur zu gut verstehn, aber um was zu ändern müsste man ja eigentlich selbst in eine partei eintreten bzw. eine aufmachen, und dann befürchte ich, wird man in wenigen jahren selbst so ein *****-loch wie die "regenten", siehe czem özdemir, der auch mal cool war... wer nun noch was über hartz IV wissen will-im aktuellen spiegel ist es ganz gut erklärt (und wenn einer ein abo will, ich werbe gern...:-) )

Schweden
12.08.2004, 18:07
Stimmt Dr. No,

immer nur meckern bringt gar nichts. Genau deshalb habe ich gestern einen Aufnahmeantrag bei einer Partei abgegeben. Es ist eine solche, deren Programm ich unterstütze, von deren Politik ich aber zurzeit sehr enttäuscht bin. Ich hoffe, ich werde nicht zwangsläufig zu einem ****-loch.

Schweden

Doktor_No
12.08.2004, 18:14
na dafür hab ich dich doch gleich positiv bewertet ;-) ich weiss es genau, du willst monika hohlmeier beerben!!! :-)