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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Porno-Sender mit Steuergeldern?!



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agouti_lilac
22.08.2004, 15:26
Hallo Leute,

was haltet ihr vom Vorhaben der Landesregiererung von Mecklenburg-Vorpommern, mit 2,5 Millionen € einen Pornosender zu subventionieren, der in einer strukturarmen Gegend 100 Arbeitsplätze schaffen soll? siehe hier: http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe/newsausgabe.htm?id=5752

Darf das mit Steuergeldern finanziert werden? Oder zählen 100 Arbeitsplätze mehr? Spricht moralisch etwas gegen diese Förderung?

Gruß, lilac :-party

Lava
22.08.2004, 15:51
*lol* Ein bisschen witzig finde ich das schon.... moralisch nicht bedenklich? Nun ja, ganz so würde ich das nicht ausdrücken. Hab neulich mal eine Reportage über die Pornobranche im Stern gelesen und da gehen schon recht krasse Sachen ab. Als völlig in Ordnung würde ich das also nicht abtun. Was mich allerdings mehr stört, ist, dass man 2,5 Millionen Euro für nur 100 Arbeitsplätze investieren will. Ist das nicht ein bisschen viel?

hobbes
22.08.2004, 15:56
Die Idee halte ich für mehr als idiotisch. Es reicht schon, wenn der Staat das Sexgewerbe duldet, eine aktive Unterstützung geht allerdings zu weit. Alleine schon aus dem Standpunkt heraus, dass auch bei einem Pornosendern Models bezüglich deren offenbare Notlage ausgenutzt werden. Hierbei geht es nicht nur um die Moral und Anstand, aber auch, sondern um den Respekt vor Mitmenschen. Dies kann auch nicht durch die Schaffung von hoch subventionierten Arbeitsplätzen gut gemacht werden. Diese Idee nach dem Motto "der Zweck heiligt die Mittel" ist geradezu pervers.

Bradyphrener
22.08.2004, 16:36
Hi,

@ Hobbes: Also ganz so schlimm würde ich das ja nun nicht unbedingt darstellen, denn wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, geht es dabei nicht um die Produktion, sondern um die Sendung von Pornofilmen. Das kann man ja glaube ich schon bei Premiere bekommen, und die Videotheken sind mit diesem Zeug ja sicher auch gut gefüllt.

Und was die 2,5 Mill. für 100 Arbeitsplätze angeht, so handelt es sich hierbei doch wohl (man möge mich bei einem gedanklichen Fehler bitte berichtigen) um Bundeszuschüsse (Programm „Sonderaufgabe Ost“), und ich kenne echt extremere Beispiele für "Verschwendung" von Bundesgeldern durch Länder. Und Arbeitsplätze fallen hier in M-V (Ja, ich bin ein Zonenkind! :-)) ) nun mal nicht von den Bäumen.

hobbes
22.08.2004, 16:45
geht es dabei nicht um die Produktion, sondern um die Sendung von Pornofilmen

Du meinst also der Hehler von Diebesgut sei nicht mit dem Dieb gleichzustellen. Mag sein, trotzdem ist auch er ganz direkt beteiligt.

Meinetwegen soll man mich hier als Hardliner ansehen, aber ich bin strikt der Meinung, dass der Staat Pornographie in keiner Art und Weise unterstützen darf. Es ist scheinheilig, ja geradezu grotesk, wenn der gleiche Staat Institutionen unterstützt, welche sich mit der Hilfe an Opfer von sexuellem Missbrauch befassen. Man muss doch einfach mal vor Augen halten, was ein Individuum dazu motivieren kann sein Auskommen als Darsteller in einem Pornofilm zu finden. Mir fällt hierzu nur Notlage und die naive Hoffnung auf ein besseres Leben. Oder eben echte Kriminalität in dem Sinne, als die Mädchen und Frauen dazu gezwungen werden, nachdem man sie durch falsche Versprechungen (meist aus Osteuropa und Russland) angeworben hat. Hiervon muss der Staat die Finger lassen (selbst dann wenn manche Politiker freimütig auch von der Prostitution profitiert).

luckyblue
22.08.2004, 17:17
Ein Pornosender bei den Ostgoten? Das heißt ja, Eulen nach Athen tragen - bei der florierenden FKK-Kultur;-)

*klischee-modus-off*

Ich sehe das nicht so dramatisch. Legal vertriebene Pornofilme haben ja nun mit Zwangs-Prostitution und sexuellem Missbrauch Minderjähriger nichts zu tun. Die MOtivation der Darsteller speist sich wohl mehr aus hochtrabenden pseudokünstlerischen Ambitionen, jedenfalls nicht aus der Ausnutzung einer Notlage. Man sollte da schon differenzieren zwischen legaler Ware und Schwarzmarkt-Pornos. Dass irgendein Fernsehsender im Free-Tv jemals einen Kinderporno ausstrahlt, steht wohl nicht zu befürchten.

Wie man auch geschmacklich dazu steht - Pornographie fällt nun mal erst mal unter den weiten Begriff der Kunstfreiheit, so dass grundsätzlich schon ein Anspruch auf staatliche Förderung aus diesem originären Teilhaberrecht geltend gemacht werden könnte.

Bradyphrener
22.08.2004, 18:23
Hi,

@hobbes: Ich bin mir durchaus darüber im klaren, das in dieser Branche eine ganze Menge krimineller Energie vorhanden ist und gewisse ethische und moralische Grenzen nicht überschritten werden sollten. Da gehe ich völlig mit Dir konform. :-dafür
Tatsache ist aber, das Pornographie an sich in diesem Land nicht illegal ist und es ja scheinbar einen gewaltigen Markt gibt. So funktioniert der Kapitalismus nunmal, da kann sich jeder seine eigene Meinung zu bilden und kundtun, ist ja ein freies Land.
Und was die (gewissensberuhigende?) Unterstützung des Staates für gewisse Institutionen und Projekt betrifft (meines Erachtens völlig zu Recht, aber ist es nicht eine Schande, das deren Existenz überhaupt vonnöten ist?), kann ich noch ein paar hinzufügen:
- gegen Kinderarbeit (ich kaufe nichts von NIKE, und bei vielen anderen bin ich mir über die Entstehung auch nicht so sicher, aber verkauft wersden darf es trotzdem)
- gegen die Abholzung des Regenwaldes (hier in HRO gibt es ein paar schöne Schnellboote im Tropenholzlook, man muss nur die Farbe abkratzen!)
- gegen den Drogenkonsum (ich unterlasse es mal, mich hier über Tabak und Alkohol auszulassen, wird sonst ein echt langer Monolog!)
...
Da kann man bestimmt noch ein paar draufsetzen (nur zu Leute)

Es ist halt eine schlechte Welt :-(

Vystup
29.08.2004, 10:48
wenn sie mit 2,5 millionen 100 arbeitsplaetze schaffen, dann sind das 25000 euro fuer jeden arbeitsplatz. ist zwar eine menge geld, aber immer noch besser, als wenn die leute auf der strasse sitzen, alkoholiker werden, etc.

bei der derzeitigen arbeitsmarktsituation in MV finde ich solche massnahmen durchaus in ordnung. sex sells, das war schon immer so und so lange pornographie in unserem land nicht verboten ist, ist das eine genauso gute taetigkeit wie jede andere auch.

und ob die leute nun in die videotheken gehen und sich dort die filme ausleihen, oder ob sie sich einen sender abonnieren ist doch nun wirklich egal...

Die Niere
29.08.2004, 11:42
Ich persönlich sehe überhaupt nichts verwerfliches daran, wenn der Staat eine seriöse Pornoindustrie unterstützt um damit Arbeitsplätze zu schaffen...gab ja schon ähnliche Diskussionen in Flensburg bzgl. Beate Uhse.

Sex ist nun mal ein Grundbedürfnis und warum sollte ein Staat nicht aus dieses Grundbedürfnis fördern - das entscheidende ist natürlich die Seriösität und Sauberkeit - aber gerade dadurch, dass man solche Zweige mehr in staatlich geförderte Nischen hineinhebt, hilft man den Frauen (und Männern), die in dieser Industrie arbeiten und kann so bessere Bedingungen für sie schaffen.

gruesse, die niere

hobbes
29.08.2004, 17:02
Tatsache ist aber, das Pornographie an sich in diesem Land nicht illegal ist und es ja scheinbar einen gewaltigen Markt gibt. So funktioniert der Kapitalismus nunmal, da kann sich jeder seine eigene Meinung zu bilden und kundtun, ist ja ein freies Land.

ich kaufe nichts von NIKE,:-(


Genau hier liegt der Unterschied zwischen dulden und aktiv fördern. Der Staat ist nicht irgendein Marktteilnehmer in einem kapitalistischen System. Im Gegenteil, der Staat ist im Kapitalismus ein Kompromis als Regulativ, welches erst mit der sozialen Marktwirtschaft eine Legitimitation fand. Es gibt deshalb durchaus Unterschiede, wie sich ein privater Marktteilnehmer und wie sich der Staat zu verhalten hat. Du sagst zurecht, du brauchst keine Nike Produkte zu kaufen, wenn dir die Geschäftspolitik von Nike nicht passt. Hier hast du deine volle Freiheit - ganz im Sinne des freien Kapitalismus.

Wenn der Staat jedoch auf diesem Markt auftritt, so tut er dies nicht mit eigenem Geld, sondern stellvertretend für die Steuerzahler, bzw. für alle Bürger. Alle Bürger, die gemeinsam den Staat repräsentieren nehmen an den Handlungen des Staates in moralischer (weil Demokratie) als auch in finanzieller (weil Steuerzahler) Hinsicht teil. Deshalb muss die Handlung des Staates moralisch einwandfrei sein und zumindest einer Mehrheitsmeinung entsprechen - und darf keine Minderheit unverhältnismässig diskriminieren.

Aus diesem Grund kann ich sehr wohl tolerieren, wenn Beate Uhse Pornographie vertreibt - nicht jedoch, wenn der Staat mit Steuermitteln, das Sexgewerbe fördert.

:-meinung

Hellequin
29.08.2004, 17:21
Alle Bürger, die gemeinsam den Staat repräsentieren nehmen an den Handlungen des Staates in moralischer (weil Demokratie) als auch in finanzieller (weil Steuerzahler) Hinsicht teil. Deshalb muss die Handlung des Staates moralisch einwandfrei sein und zumindest einer Mehrheitsmeinung entsprechen - und darf keine Minderheit unverhältnismässig diskriminieren.
Wenn es danach gehen würde, dann dürfte der Staat aber zum Beispiel die Rüstungsindustrie nicht subventionieren. Tut er aber. Und im Hinblick darauf halte ich die Subventionierung eines Pornosenders für viel weniger moralisch bedenklich.

Die Niere
29.08.2004, 17:47
Aus diesem Grund kann ich sehr wohl tolerieren, wenn Beate Uhse Pornographie vertreibt - nicht jedoch, wenn der Staat mit Steuermitteln, das Sexgewerbe fördert. Wer bestimmt denn jetzt bitte die moralisch vertretbaren und moralisch nicht mehr vertretbaren staatlichen Unterstützungen??? Ist wohl kaum möglich, denn auch wenn Du nichts gegen Beate Uhse hast, grosse Teile der katholischen Kirche haben was dagegen (wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass sie ihren Laden nicht gerade in Bayern ausgemacht hat) - das Beispiel bzgl. Rüstungsindustrie ist in diesem Zusammenhang natürlich auch sehr schwierig bis unmöglich adäquat einzuordnen.

Für mich gilt, der Staat kann alles fördern, was
1. legal ist
2. die Aussicht auf Erfolg (Gewinn (=Steuersenkung), Arbeitsplatzschaffung usw.) besitzt
..auch wenn es mit SIcherheit Programme gibt, die ich nicht für förderungswürdig halte.

gruesse, die niere

Froschkönig
29.08.2004, 17:51
Für mich gilt, der Staat kann alles fördern, was
1. legal ist
2. die Aussicht auf Erfolg (Gewinn (=Steuersenkung), Arbeitsplatzschaffung usw.) besitzt
..auch wenn es mit SIcherheit Programme gibt, die ich nicht für förderungswürdig halte.re
Er kann es nicht nur, er tut es auch. Und dabei halte ich es für weit ungünstiger, wenn er Dinge fördert, die wohl eher ein riesiges Groschengrab für unsere Steuergelder darstellen. Wenn man sich den jährlichen Bericht dieser Prüfkommision des Bundesrechnungshofes anschaut, so finde ich, daß es da ganz andere Dinge gibt, über die man sich aufregen muß.

:-meinung

hobbes
29.08.2004, 21:31
Wer bestimmt denn jetzt bitte die moralisch vertretbaren und moralisch nicht mehr vertretbaren staatlichen Unterstützungen??? Ist wohl kaum möglich, denn auch wenn Du nichts gegen Beate Uhse hast, grosse Teile der katholischen Kirche haben was dagegen (wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass sie ihren Laden nicht gerade in Bayern ausgemacht hat) - das Beispiel bzgl. Rüstungsindustrie ist in diesem Zusammenhang natürlich auch sehr schwierig bis unmöglich adäquat einzuordnen.

Für mich gilt, der Staat kann alles fördern, was
1. legal ist
2. die Aussicht auf Erfolg (Gewinn (=Steuersenkung), Arbeitsplatzschaffung usw.) besitzt
..auch wenn es mit SIcherheit Programme gibt, die ich nicht für förderungswürdig halte.

gruesse, die niere

1. Der Staat subventioniert also die private Rüstungsindustrie? Nicht vielmehr die Rüstung zum Selbstzweck, nämlich zur Ausrüstung der eigenen Armee? Und die Armee ist ein Primat des Staates. Also ein sehr schlechtes Beispiel. Zudem ist die Mehrheit der Bevölkerung der Meinung, dass der Staat eine Armee braucht.

2. Ich habe nicht gesagt, ich bin für Beate Uhse. Es handelt sich hierbei um eine private Unternehmung, die tun und lassen kann was in den gesetzlichen Schranken ist. Als Konsument habe ich die Möglichkeit dem Treiben dieser Unternehmung aus dem Weg zu gehen.

3. Wenn der Staat Arbeitsplätze mit 25'000 Euro subventioniert, widerspricht dies deinem Artikel 2. Die Erfolgsaussicht und damit die Aussicht auf Steuersenkung wäre massgeblich besser, wenn Schröder den Pornosender in München, oder viel besser als Investment in Bangkok ansiedeln würde. Gleichsam könnte man Arbeitslose aus Ostdeutschland dorthin aussiedeln und beschäftigen. Grossartig also, der Staat soll alles machen, was Aussicht auf Erfolg hat und legal ist.

Gerade deshalb gibt es zig Tausend Ethikkommissionen und Prüfbehörden, die jeden im Handel befindlichen Artikel prüfen und jedes private Projekt auf Mark und Niere begutachten. Weil sich der Staat letztlich um Moral und Ethik foutieren kann. Das ist doch blanker Unsinn!

Ach ja: Gerne möchte ich noch anfragen, wer von euch denn gerne in dieser Pornoindustrie arbeiten möchte oder wer gerne zusähe, wenn seine Freundin sich einen der neuen subventionierten Arbeitsplätze angeln würde. Wirklich keine Ausnutzung einer Notlage? (In Ostdeutschland herrscht ja auch keine Notlage, angesicht der vielen Langzeitarbeitslosen - wie grotesk von mir sowas aus Tapet zu bringen).

Ich muss schon sagen, ich bin gehörig entsetzt - einmal mehr.

Froschkönig
29.08.2004, 21:45
Der Staat subventioniert also die private Rüstungsindustrie? Nicht vielmehr die Rüstung zum Selbstzweck, nämlich zur Ausrüstung der eigenen Armee? Und die Armee ist ein Primat des Staates. Also ein sehr schlechtes Beispiel. Zudem ist die Mehrheit der Bevölkerung der Meinung, dass der Staat eine Armee braucht.
Nicht ganz so schlecht wenn man bedenkt, wohin deutsche Rüstungsprodukte die letzten Jahre hin verkauft wurden....für die "eigene" Armee blieb da der absolute Mindestanteil...den hätte man aus anderen Ländern auch kaufen können somit wird die Rüstungsindustrie als Gewinngeschäft im EXPORT subventioniert !!!!
Anderes macht auch kaum sinn...erst subventionieren und DANN noch die Artikel selber kaufen ? SO ne geballte minus-rechnung leistet sich nicht mal die Bundesregierung !

Sorry an alle, die ich damit vor den Kopf stße, aber SO sehen die Tatsachen aus !

Grüße, der Frosch

hobbes
30.08.2004, 19:18
Nicht ganz so schlecht wenn man bedenkt, wohin deutsche Rüstungsprodukte die letzten Jahre hin verkauft wurden....für die "eigene" Armee blieb da der absolute Mindestanteil...den hätte man aus anderen Ländern auch kaufen können somit wird die Rüstungsindustrie als Gewinngeschäft im EXPORT subventioniert !!!!
Anderes macht auch kaum sinn...erst subventionieren und DANN noch die Artikel selber kaufen ? SO ne geballte minus-rechnung leistet sich nicht mal die Bundesregierung !

Der Verkauf von Rüstungsgütern mit Gewinn ist ja keine Subvention. Also entweder erwirtschaftet die Rüstungsindustrie Gewinn - so braucht sie auch keine Subvention; oder sie wird subventioniert - was wiederum nicht als Gewinngeschäft bezeichnet werden kann. Zudem macht es durchaus Sinn die Rüstung im eigenen Land, oder wenigsten eigenen Militärverbund, zu erwerben - sicherheitspolitisch meine ich.

luckyblue
30.08.2004, 22:08
Wenn der Staat jedoch auf diesem Markt auftritt, so tut er dies nicht mit eigenem Geld, sondern stellvertretend für die Steuerzahler, bzw. für alle Bürger. Alle Bürger, die gemeinsam den Staat repräsentieren nehmen an den Handlungen des Staates in moralischer (weil Demokratie) als auch in finanzieller (weil Steuerzahler) Hinsicht teil. Deshalb muss die Handlung des Staates moralisch einwandfrei sein und zumindest einer Mehrheitsmeinung entsprechen - und darf keine Minderheit unverhältnismässig diskriminieren. Welche Minderheit wird durch den subventionierten Aufbau eines Pornokanals unverhältnismäßig diskriminiert? Mir fällt keine ein, zumal es hier wohl nicht vorrangig um die Produktion als vielmehr um den Vertrieb geht.
Steuern werden nicht zweckorientiert entrichtet. Deshalb ermangelt die ganze Debatte "Polnische Putzfrau finanziert mit ihren Abgaben das Studium des Juniorchefs" ja auch jeder realistischen Argumentationsgrundlage. Die Regierung bleibt zwar ideell dem ganzen Volk (nicht nur der Mehrheit) verpflichtet, ist aber in ihren Handlungen vollkommen souverän, solange sie sich in den Grenzen der Verfassung bewegt. Wo's lang geht, bestimmt der Kanzler, nicht der Bürger. Das ist eben so bei repräsentativen Systemen. Die Bürger repräsentieren nicht den Staat, sie sind Teil des Staates. Ihre Einflussnahme endet aber an der Wahlurne. Wer hätte es gedacht. Dass alle Staatsgewalt vom Volk ausgeht, kann nicht bedeuten, dass die Richtlinienkompetenz an den moralischen Scheidewegen und politischen Notwendigkeiten einer Legislaturperiode in den Händen der Bürger liegt. Eine moralische Teilnahme an den einzelnen Handlungen des Staates ist daher weder vorgesehen noch zielführend hinsichtlich der Funktonsfähigkeit der parlamentarischen Demokratie.

Froschkönig
30.08.2004, 22:21
Der Verkauf von Rüstungsgütern mit Gewinn ist ja keine Subvention.
Stimmt....
Allerdings muß ich Dir die Illusion nehmen, daß Subventionen generell nur an "Pleitegeier" fließen. Ich kenne mich jetzt zwar persönlich nicht mit den Zuständen in der Rüstungsindustrie so genau aus, weiß dafür aber sehr gut, daß auf anderen Gebieten (Und hier ist besonders die Sparte die mit "Bioirgendwas" und "Ökoirgendwas" zu tun hat) jede Menge Subventionen fließen, um durchaus gewinnträchtige Dinge aufzubauen. "Subventionen" sind ja nicht das, was man in "Holzmann" und "Maxhütte" pulvert, sondern viel öfter einfach nur Starthilfen für dann auch gewinn-erwirtschaftende Betriebe. Somit halte ich meine Argumentation bzgl. der Rüstungsindustrie immernoch für nicht so ganz falsch ;-)

Grüße,
der subventionsbedürftige Frosch *g*

hobbes
31.08.2004, 17:00
Die Bürger repräsentieren nicht den Staat, sie sind Teil des Staates.

Aber der Staat repräsentiert die Bürger. Ich widerspreche deiner Weltanschauung einmal mehr ganz entschieden. Ich stimme deiner Darstellung ist keinster Weise zu, denn sie widerspricht der Idee der repräsentativen Demokratie - allenfalls lässt sie sich als Prinzip der fatalististischen Sicht eines in Bleistiftstreiks befindlichen Politikers bezeichnet werden.

luckyblue
31.08.2004, 17:12
Meine Darstellung entspricht ganz und gar dem Prinzip der repräsentativen Demokratie.