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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wirkung von Alkohol



Sidewinder
10.09.2004, 19:23
Ich habe grade mal die Suchfunktion benutzt, aber irgendwie nicht wirklich was gefunden (hoffentlich war das nicht mein Fehler), deswegen hier mal die Frage:
Wenn es um die Wirkung von Alkohol auf's Gehirn und insbesondere die Neurone geht, hört man ja alle möglichen Sachen, von Aussagen wie: "Bei jedem Alkoholgenuss sterben soundsovieletausend Hirnzellen ab" bis hin zu "Selbst bei einem Vollrausch, sofern nicht dauernd wiederholt, nimmt das Gehirn GAR keine Schaden"...
Nun würde mich mal interessieren, was denn nun eigentlich dran ist an der Sache, gibt es irgendwelche Studien dazu, wie stark das Gehirn bettroffen ist, wenn man mal zu tief ins Glas schaut...welchen Schaden nimmt es wirklich?
Mir ist dabei schon klar, dass man da zwischen einem Alkoholiker und jemandem, der nur ab und an mal einen zu viel trnkt unterscheiden muss...
Vielleicht weiß ja jemand was dazu!


P.S. Die Frage ist durchaus ernst gemeint und nicht aus schlechtem Gewissen, wegen eines Katers nach zu viel bestandenes Physikum feiern entstanden!
:-D

milz
10.09.2004, 20:39
Vielleicht hilft das hier weiter. Kann die Quelle leider nicht nennen, stammt aus einem dickeren Biochemie-Buch aus der Uni-Bibliothek:
Auch nicht gut abfotografiert, aber vielleicht kann man es trotzdem noch lesen. ;-)

http://www.picupload.net/files/20041009/1094844976.jpg
http://www.picupload.net/files/20041009/1094845025.jpg

Lava
11.09.2004, 10:26
Also mir hat mal jemand in einem BC Vortrag erklärt, die wahtschaft schädliche wirkung sei die Dehydrierung des Körper durch Akohol. Die Zellen schrumpfen (osmose und so) und wenn man nicht schnell was trinkt, sterben sie eben. Und Nervenzellen nehmen einem sowas halt übel. Für mich klingt das nach Schmarrn, aber vielleicht ist ja was dran.

test
11.09.2004, 10:39
Hallo auch,

also das mit Dehydrierung halte ich für ziemlich unglaubwürdig, so stark dehydriert man dadurch doch nicht. Außerdem wurden in neuronalen Zellkulturen Ethanoleffekte auf Neurone gezeigt, dort werden osmotische Effekte garantiert keine Rolle gespielt haben. In Zellkulturen hat man je nach Expositionszeitpunkt vermindertes Dendritenwachstum oder vermehrtes Absterben der Zellen gesehen. Ich denke schon, dass es bestimmte toxische Metabolite und irgendwelche spezifischen Wirkungen sind die in gewissem Maße neurotoxisch sind. Wobei mir auch keine genauen Wirkmechanismen bekannt sind :-peng

Froschkönig
11.09.2004, 11:29
Ich denke schon, dass es bestimmte toxische Metabolite und irgendwelche spezifischen Wirkungen sind die in gewissem Maße neurotoxisch sind. Wobei mir auch keine genauen Wirkmechanismen bekannt sind :-peng
Das zwischenprodukt der Alkoholdehydrogenase ist Acetaldehyd, welches eine gewisse neurotoxische Potenz hat. Bei Methylalkohol wird analog Formaldehyd gebildet, welches da um ein vielfaches stärker ist, daher bei Methanolvergiftung auch die stärkere Nervensymptomatik....

lala
11.09.2004, 17:15
Hmmm...
also wie der Alkohol biochemisch wirkt kann ich ja nachvollziehen, aber mal ganz dumm gefragt:

- warum wird man -ab einer bestimmten Dosis (*g*) - so ataktisch und dysarthrisch (Wirkung cerebellär??)?
- warum wird einem dann soooo übel?
- warum hat man am nächsten Tag so Kopfschmerzen?
- und warum lernt man nichts da draus und tut es immer wieder :-)) ?

Lava
11.09.2004, 20:32
- warum wird einem dann soooo übel?


Weil die area postrema findet, Ethanal ist pures Gift und ans Brechzentrum funkt, dass dir jetzt übel sein soll :-D

Froschkönig
11.09.2004, 23:15
- warum hat man am nächsten Tag so Kopfschmerzen?
Der berühmte Kater resultiert nur teilweise aus der toxischen Wirkung...Alkohol hat eigentlich keine nachwirkungen mehr, wenn er mal abgebaut ist. Zum einen hätten wir dann aber noch den mit der unter Alkohol auftretenden Dehydratation verbundenen Salzverlust, zum anderen sind die wirklichen Kopfschmerz-macher die zahlreichen Nebenstoffe, die in den verschiedenen Alk-arten drin sind....

Zarathustra
12.09.2004, 02:58
Das zwischenprodukt der Alkoholdehydrogenase ist Acetaldehyd, welches eine gewisse neurotoxische Potenz hat. Bei Methylalkohol wird analog Formaldehyd gebildet, welches da um ein vielfaches stärker ist, daher bei Methanolvergiftung auch die stärkere Nervensymptomatik....Sowohl Acetaldehyd als auch Formaldehyd (aus der Oxidation der Alkohole) werden so schnell im Körper oxidativ weiter umgesetzt, dass ihre biochemische Wirkung nicht relevant ist.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, es soll natürlich nicht heißen, dass es unschädlich wäre, sich 'n Liter Formaldehyd-Lösung reinzukippen, aber im Körper gebildet werden die Aldehyde schnell weiteroxidiert. Tatsächlich sind die Symptome einer Methanolvergiftung auch nicht auf den Formaldehyd, sondern auf die gebildete Ameisensäure zurückzuführen.

Davon mal abgesehen sind Aussagen über die (Neuro-)Toxizität von Alkohol, die augrund der Behandlung von Nervenzellkulturen mit Ethanol gemacht wurden, sehr kritisch zu diskutieren, wie all solche Modellsysteme...

Der Kater wird übrigens nicht vom Ethanol, sondern von Fuselalkoholen hervorgerufen.

The Runt
12.09.2004, 10:29
Hallo,

wenn ich mich noch richtig an Pharma entsinne, kommt der neuropathische Effekt durch einen abnorm hohen NADPH verbrauch zustande. Wer also täglich trinkt hat zuwenig NADPH, dadurch gehen auf lange sicht Neurone kaputt, weil die halt sehr sensibel darauf reagieren.

Oder so ähnlich

test
12.09.2004, 11:14
Davon mal abgesehen sind Aussagen über die (Neuro-)Toxizität von Alkohol, die augrund der Behandlung von Nervenzellkulturen mit Ethanol gemacht wurden, sehr kritisch zu diskutieren, wie all solche Modellsysteme...

#.


Dass eine Zellkultur nicht das perfekte System ist, ist schon klar. Aber es zeigt schon mal, dass es zu mindest schädigende Effekt geben muß die nicht auf Dehydratation beruhen.
Ich habe gerade beim suchen gefunden, dass Ethanol Einfluß auf verschiedene Transmitter haben soll (z.B. Dopamin wird vermehrt ausgeschüttet). Es wird wohl vermutet, dass Ethanol direkt mit Ionenkanälen interagiert, eventuell mit NAchR. Außerdem scheint es auch die Signalkaskade von BDNF zu stören (das könnte auch neurotoxische Effekte erklären, eventuell zusätzlich zu toxischen Metaboliten??).
Experimentell wurden zahlreiche Mechanismen gezeigt die zum Nervenzelluntergang führen, sowohl bei Intoxikation, als auch im Entzug.
An der akuten Schädigung durch ein Besäufnis sind wohl ein Hirnödem (vielleicht durch Salzverlust?), Arachidonsäure Derivate und TNF-alpha beteiligt.
Ich kann mir aber ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass der Kater nur durch anderen Stoffe kommen soll.
Ihr könnt ja mal um eure These zu beweisen 100%igen unvergällten Alkohol mit Wasser verdünnen und trinken :-)) Dann solltet ihr ja keinen Kater kriegen ;-) :-bee

lala
12.09.2004, 12:02
An der akuten Schädigung durch ein Besäufnis sind wohl ein Hirnödem (vielleicht durch Salzverlust?), Arachidonsäure Derivate und TNF-alpha beteiligt.


Hmmm...habe ja schon viele viele "Akut-Besoffene" ins CT gesteckt (die fallen ja immer so gerne auf den Kopf und dann weiß man ja nie ob sie durch Alk oder durch ne ICB so verlangsamt, somnolent oder ataktisch sind....). Aber irgendwie ist mir da NIE ein Hirnödem aufgefallen - kann man ja sonst schon mal sehen...
Wäre eigentlich keine schlechte Idee für eine Studie (oder `nen Selbstversuch) . besaufen und sich dann ins MRT legen ;-)

test
12.09.2004, 12:08
Kann man denn auch schon schwache Hirnödeme im CT sehen?

Scrotum
12.09.2004, 15:28
Letztens war doch ne Meldung in der Zeitung, dass gelegentlicher Alkoholkonsum schlau machen würde... aber eben, Korrelation ist ungleich Kausalität.

Mich würde echt mal interessieren, ob so ein leichtes Besäufnis (z.B. so wie gestern: 14 Shots, 4 Longdrinks und 4 mal Schampus.. ) ein bis zweimal im Monat schädlich ist.. auch interessant ist die im Punkto auf das Sexualverhalten enthemmende Wirkung des Alkohols. Und natürlich das Phänomen des "Schöntrinkens"...

Ohne Alkohol wären wir vermutlich schon ausgestorben... :-))

flatliner
12.09.2004, 15:54
Wie ist das, es kursiert ja das Gerücht, dass man während einer Anitbiotikatherapie keinen Alkohol trinken solle, da dies die Wirkung des Alkohols verstärkt... Hab da selber noch nie was von gemerkt :-oopss
Ist das wirklich so? Und wieso ist das dann so? Könnte mir vorstellen, dass durch die Änderung der Darmflora die Resorptionsfähigkeit verändert ist. Andererseits ist das Problem doch vielleicht eher, dass die Wirkung der Antibiotika verändert/abgeschwächt wird, was natürlich ein Argument wäre, nicht zu trinken.
Keine Ahnung, kennst sich jemand mit den Wechselwirkungen aus?

Scrotum
12.09.2004, 16:55
Mal abgesehen von Biochemie und co:

Vergiss bitte auch nicht, dass es in aller Regel einen Grund gibt, wieso man Antibiotika nimmt.

test
12.09.2004, 17:15
Ethanol wird ja zum Teil über Cyt-P-450 Oxygenasen abgebaut, wie einige Antibiotika auch. Insofern kann es also zur Konkurrenz um das Enzym kommen, was zu verlangsamtem Abbau von beiden führen kann, würde ich sagen. Allerdings sollte jemand, der sowieso geschwächt durch einen Infekt ist, nicht unbedingt sein Immunsystem durch nen Vollrausch noch mehr in den Keller treiben ;-)

Nobby
18.03.2005, 19:03
So, Suchfunktion geht wieder (Gruss an die Niere ;-) ), habe daher diesen Thread mal wieder ausgegraben.


Weil die area postrema findet, Ethanal ist pures Gift und ans Brechzentrum funkt, dass dir jetzt übel sein soll :-D

Meine Frage wäre, wieso manche Menschen schneller von Alkohol kotzen als andere (manche kotzen ja trotz grossem Konsum gar nicht...). Gibt es da eine Erklärung für?
Ist z.B. irgendwas am Brechzentrum verändert, dass erst höhere Alkoholspiegel ein reflektorisches Erbrechen hervorrufen? Oder haben diese Leute dort nen Defekt?
Oder ist da ganz was anderes im Spiel??