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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fragen zum Gleichgewichtsorgan



Robokopi
21.09.2004, 13:43
Hallo Leute,

ich komm nicht so richtig weiter. Und zwar hängts beim Thema Cupula-Auslenkung und Nystagmus. Entweder es steht in jedem Buch anders oder ich hab einfach nicht mehr den Durchblick.

Was mir logisch wäre ist:

Beim Drehen nach rechts lenks sich die Cupula aufgrund der Trägheit der Endlymphe nach links, also in Gegenrichtung. Dann pendelt sich die Cupula so langsam ein und beim abrupten Stopp rauscht sie noch weiter in Drehrichtung.

Der Nystagmus hängt ja mit der Cupulaauslenkung zusammen. "Die langsame Komponente des Nystagmus folgt dabei stets der Richtung der Cupulaauslenkung." Bedeutet am Besipiel: Drehung nach rechts, Auslenkung der Cupula nach links, langsame Komponente Nystagmus nach links und Sakkade nach rechts. Also Nystagmus in Drehrichtung. Beim Stopp um gekehrt - entgegen Drehrichtung.

So, jetzt die Bücher:

Grosser Silbernagel, Auflage 4, Seite 600: "Wird nach langandauernder gleichförmiger Drehung diese Drehung gestoppt, wirkt die zum Bremsen notwendige negative Beschleunigung auf die Cupula in Ruhelage ein. Diese wird daher zur Gegenseite ausgelenkt."
Ist dieser Fall anders als obiger? Die Cupula muss doch nach der Erklärung oben in Drehrichtung ausgelenkt werden, oder? Cupulaauslenkung entgegen der Drehrichtung würde ja auch nen Nystagmus in ehemaliger Drehrichtung bedeuten.

Dazu wieder Silbernagel, S.693: " Beim plötzlichen Stopp aus einer Drehbewegung zeigt die Versuchsperson einen Nystagmus, bei dem die schnelle Phase entegegen der früheren Drehrichtung schlägt. Dieser postrotatorische Nystagmus zeigt die gleichen Eigenschaften wie der Nystagmus beim Andrehen (letzterer erfolgt aber in Drehrichtung)." Das passt wieder zu oben.

Und auch der kleine Silbernagel, Auflage 6, Seite 342 sagt: "Nach Abremsung des zuvor längere Zeit um seine vertikale Achse rotierenden Körpers kommt es wegen der Reizung der horizontalen Bogengänge zu einem postrotatorischer Nystagmus: Die Augen bewegen sich horizontal langsam in Drehrichtung, um dann rasch zurücktzuschnellen, wobei eine Rechtsrotation zu einem Linksnystagmus führt und umgekehrt." Also in Gegenrichtung.

Vielleicht kann mir ja einer mal die von allen anderen Erklärungen abweichende erste Silbernagel-Aussage, beim Bremsen Cupula in Gegenrichtung, erklären.

Und falls noch 1 Minute Zeit bleibt ;-) : Warum wirkt Coffein diuretisch? Es verlangsamt cAMP Abbau und damit verlängert es die PKA-Aktivität. Verhindern die den Einbau von Aquaporinen? Oder hemmt das irgendwie ADH?

Lieben Gruss und vielen Dank, Robokopi

Sidewinder
21.09.2004, 14:01
Also ich denke mal, das mit Gegenrichtung beziehen die in der ersten Erklärung nicht auf "Gegenrichtung zur Drehung", sondern "Gegenrichtung zur vorherigen Auslenkungsrichtung".
Also, z.B. du drehst dich nach RECHTS, dann wird die Cupula zunächst nach LINKS ausgelenkt, dann hältst du nach einiger Zeit plötzlich an, dann wird die Cupula nacht RECHTS ausgelenkt, das ist zwar IN RICHTUNG zur vorhergehenden DREHUNG, aber in GEGENRICHTUNG zur vrohergehenden AUSLENKUNG, denn die ging ja zu Anfang nach LINKS!

Beim Koffein bin ich mir selber nicht sicher...die diuretische Wirkung könnte evtl. auch dadurch zustande kommen, dass es auch erweiternd auf die Blutgefäße wirkt, daraus resultiert eine bessere Nierendurchblutung und evtl. wird dadurch der osmotische Gradient, der durch das Gegenstromsystem aufgebaut wird, "ausgewaschen", dadruch wird der Urin weniger stark konzentriert und du hast deine Diurese...also das würde dann quasi dem Prinzip der "Druckdiurese" entsprechen, weil ja bei erhöhtem Druck in den Nierenkappillaren ebenfalls eine stärkere Durchblutung zusatande kommt, die den Osmogradienten auswäscht!
:-nix

Robokopi
21.09.2004, 17:47
Danke erstmal. Das könnte natürlich schon sein, mit Gegenrichtung der Auslenkrichtung. Ich dachte bis dato immer, ein bremsen ist ein abrupten anhalten und bedarf keiner Gegenrichtungsänderung. :-nix

Zum Coffein: Gute Idee. Aber von der Logik spricht gegen die Druckdiurese, dass eine Tasse Kaffee ja nicht die Nierenmarkosmolalität auswäscht. Das wäre ja fatal. Und trotzdem muss ich nach Kaffee und Cola immer pinkeln. ;-)

Neben der Druckdiurese könnte evtl. auch eine erhöhte GFR zu erhöhter Urinosmolalität beitragen und damit zu Wasserverlust. Wobei der Blutdruck eigentlich nicht die Autoregulationsbereich der Niere übersteigen sollte.

Ach, ich weiss auch nicht.

Sidewinder
21.09.2004, 18:07
Naja, rein von der Sache her ist ein Bremsen ja ein abruptes Anhalten und dazu muss eben eine Kraft in die andere Richtung wirken, als wie du dich drehst...aber das hat mit dem Auslenken direkt ja nichts zu tun...die Cupula ist einfach träge und wenn du anhältst, dann bewegt sie sich weiter und zwar relativ zu deinem Innenohr in die Gegenrichtung als zu dem Zeitpunkt als du die Drehung begonnen hast...oder Kurzum: die Cupula schwingt einmal in die eine, einmal in die andere Richtung!

Was das Koffein angeht kann ich meine Erklärung ehrlichgesagt auch nicht glauben, aber ich meine ja auch nicht, dass die GESAMTE Osmolarität ausgewaschen wird, das darf man nicht gleich so dramatisch sehen!
Evtl. hat das Koffein auch noch zentrale Einflüsse und blockt die ADH-Sekretion oder so...das kann schon sein!
Ich hab vorhin mal gegoogelt uns sogar gelesen, dass Koffein nach neuesten Erkenntnisse GAR nicht diuretisch wirkt!
Vielleicht musst du ja nur pinkeln, weil du eben was getrunken hast und das ist bei Mineralwasser auch nicht anders...

test
21.09.2004, 20:07
Wichtiger für die Coffeinwirkung ist der Antagonismus an Adenosinrezeptoren, die Konzentrationen, die zur PDE Hemmung nötig sind sind fast 1000 mal so hoch wie die, die nötig sind um die Adenosinrezeptoren zu blockieren. Der "physiologisch", "therapeutische" Bereich liegt im Bereich der Adenosinblockade.
Für den diuretischen Effekt werden 2 Mechanismen verantwortlich gemacht, einerseits die Vasoldilatation der vasa afferentia über A1 Rezeptoren, was einen erhöhten Filtrationsdruck zur Folge hat. Übrigens gibt es auch bei leichten Blutdruckanstiegen eine sogenannte "Druckdiurese", da die Autoregulation der Markgefäße nicht so stark ausgeprägt ist, wenn ich es richtig im Kopf habe.
Außerdem soll Adenosin direkt an Nierentubuli über A1 Rezeptoren die Natriumresorption steigern über die Stimulierung eines basolateralen Na HCO Cotransporters. Es sind anscheinend schon selektive A1 Antagonisten im Tierversuch, die natriuretisch wirken. :-stud
Wenn dus genau nachlesen willst, im Forth Henschler Pharmakologie steht recht viel zur WIrkung von Coffein