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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Famulaturbericht Universitätsaugenklinik Rostock Augenheilkunde



Lava
26.09.2004, 15:59
1. Allgemeine Daten zur Klinik
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- Stadt
Rostock
- Klinik
Universitätsaugenklinik (UAK)
- Abteilung
Station Ia, Ib und Poliklinik (Ambulanz)
- Chefarzt
Prof.Dr.R.Guthoff
- Ansprechpartner
Chefsekretariat, Frau Dehmel (einfach anrufen, genügt schon!) 0381 - 494 8501
- Postalische Adresse der Klinik

UAK Rostock
Doberaner Straße 140
18057 Rostock

- Internetadresse der Klinik

http://www.uni-rostock.de/fakult/medfak/auge/augenklinik2.htm

2. Betreuung und Arbeitsklima
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- Von wem wurdest du betreut?

In der Klinik rotiert man durch alle Stationen inklusive der Ambulanz, sofern man es nicht anders wünscht. Auf den Stationen gibt es normalerweise zwei Ärzte, an deren Fersen man sich heften kann: einen Stationsarzt (ein Assistenzarzt) und einen oder zwei AiPler. In der Poliklinik ist das etwas schwieriger. Je nach Kranken- und Urlaubsstand laufen da zwischen 2 und 6 Ärzte rum, Oberärzte nicht mitgerechnet. Ich habe mir einfach zwei Untersuchungszimmer ausgesucht (insgesamt gibt es 5 oder 6, glaube ich), in denen ich die meiste Zeit gearbeitet habe. Je nachdem, wo es etwas Interessantes zu sehen gab, hab ich aber auch gewechselt und je nach dem, wer gerade Zeit habe, hab ich auch alle Ärzte mal gebeten, mir was zu zeigen oder meine Arbeit zu kontrollieren. Die Oberärzte sieht man eher wenig. Man sieht sie hauptsächlich bei der OA Visite am Mittag auf Station und in der Ambulanz, wenn Patienten den Oberärzten vorgestellt werden. Da der Chef gleichzeitig noch Dekan ist, sieht man den eigentlich so gut wie nie. Einmal war ich ihm im OP zusehen und da war er so freundlich, mir genau zu erklären, was er da gerade macht. :-)

- Wie schätzt du die Betreuung ein?

Das ist recht unterschiedlich und hängt davon ab, wie gut man mit jemandem zurecht kommt und wieviel Stress gerade herrscht. Als ich da famuliert habe, waren einige Ärzte im Urlaub, so dass immer einer allein die Station managen musste. Und wenn dann noch dreimal so viele Aufnahmen kommen wie geplant, bleibt oft nicht viel Zeit für Erklärungen. Der Vorteil war aber, dass immer ein Untersuchungszimmer frei war, in dem ich mich an den Patienten austoben durfte. Die allermeisten Kollegen sind sehr sehr nett und man muss nur nachfragen, ob man nicht mal dies oder das machen darf. Das einzige, was mir wirklich verwehrt wurde, war, im OP zu assistieren (aber ich dachte, fragen kostet ja nix ;-) ).

- Gibt es Famulanten, PJler oder AiPler auf Station im Haus?

Während meiner Famulatur gab es 3 AiPler im Haus, aber keine Pjler oder weitere Famulanten.

- Wie war der Umgang im Team?

Das Verhältnis zwischen Pflegepersonal und Ärzten fand ich außerordentlich gut. Noch nie wurde ich sofort so freundlich und vorurteilsfrei von den Schwestern aufgenommen. Unter den Ärzten ist das wieder etwas unterschiedlich. Man könnte sagen, es gibt so kleine Grüppchen. Der eine ist halt mehr mit dem befreundet, der andere mehr mit dem. Alle Assistenzärzte duzen sich aber und helfen sich sehr viel gegenseitig. Von den 4 Oberärzten gab es nur eine, die etwas mit Vorsicht zu genießen ist. Die anderen 3 sind durchaus sehr nett und erklären einem auch mal was, wenn sie Zeit haben.


3. Praktische Tätigkeiten / Aufgaben / Tagesablauf
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- Welche Vorkenntnisse hattest du?

Ich hatte im Semester vorher den Kurs Augenheilkunde belegt und regelmäßig die Vorlesung besucht. Das halte ich auch für unbedingt erforderlich!!! Sonst versteht man nur Bahnhof bei dem ganzen speziellen Vokabular mit Hypopyon und Hyposphagma. ;-) Außerdem war es meine zweite Famulatur, so dass ich schon Blut abnehmen und Flexülen legen konnte. Das kann man aber auch genauso gut in der Augenheilkunde lernen. Pharmakenntnisse sind nicht unbedingt erforderlich. Die paar Standart Augentropfen und –salben hat man schnell drauf. ;-)

- Dein Aufgabengebiet

Ich durfte Patienten aufnehmen (auf Station), in der Poliklinik Anamnesen erheben und voruntersuchen, teilweise Patienten den Oberärzten vorstellen und anschließend die Arztbriefe schreiben. Dabei hab ich dann einfachere Aufgaben erledigt wie Blut abnehmen (nur auf Station, ca. 3 bis 5 mal am Tag), Flexülen legen (2 bis 5 mal am Tag), Gesichtsfeldbestimmung mit Goldmannperimeter und unter Aufsicht oder anschließender Kontrolle auch verantwortungsvollere Sachen wie Visusbestimmung, Untersuchen der Augenvorderabschnitte an der Spaltlampe, Applanationstonometrie, Funduskopie, Aufklärung von Patienten über FAGs und Tränenwegsspülung.

- Arbeitszeiten

Normalerweise von 7.30Uhr bis 16Uhr, auf Station wird aber um 7Uhr angefangen und wenn Stress ist, auch bis 17 oder 18Uhr gearbeitet – so lange es halt dauert, bis man alles fertig hat. Als Famulant durfte ich aber auch mal eher gehen, wenn in der Poliklinik nix los war. Auf Station bin ich aber oft bis 17Uhr geblieben.

- Beschreibe kurz deinen Tagesablauf

Auf Station: Blut abnehmen, Flexülen legen, 7:30Uhr Frühbesprechung, danach Visite der operierten Patienten mit den Oberärzten und dem Chef, den Rest des Tages Visite und zwischendurch Aufnahmen, 13:30Uhr Oberarztvisite (mittwochs Chefvisite), montags um 7:30Uhr findet immer eine Fallvorstellung statt und mittwochs um 15:30Uhr gibt es eine Weiterbildung mit einem Vortrag zu einem Thema aus dem Gebiet der Augenheilkunde.
In der Poliklinik: 7:30Uhr Frühbesprechung, danach einfach alle Patienten abarbeiten, die draußen vor der Tür sitzen und zwischendurch die Arztbriefe schreiben :-D

4: Drumherum
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- Verpflegung

Auf Station kann man sich sowohl mittags als auch morgens an den Vorräten der Schwestern bedienen, ansonsten gibt es eine Cafeteria (2,50 bis 3,60EUR pro Essen).

- Möglichkeit der Unterkunft für Auswärtige/Verkehrsanbindung

Ich hab in einem Wohnheim des Studentenwerks gewohnt und war recht zufrieden damit (190EUR pro Monat). Allerdings muss man sich früh drum kümmern, glaube ich. Zwei Monate vorher haben bei mir gereicht. Die ÖPNV Verbindung vom Wohnheim zur Klinik ist recht bescheiden. Daher hab ich mir ein schrottreifes Fahrrad für 30 EUR gekauft. Damit waren es nur 10 Minuten bis zur Klinik. :-) Übrigens bekommt problemlos man einen Zugang zum Rechenzentrum und kann da kostenlos 24/7 im Internet surfen.

- Arbeitskleidung

Kittel reicht vollkommen (der Chef will aber, dass der immer zugeknöpft ist! :-D ). Mir wurden welche geliehen, aber man kann auch seinen eigenen mitbringen.

5: Resumee / Fazit
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- Was hat dir sehr gut gefallen?

Mir hat vor allem das freundliche Arbeitsklima gefallen. Besonders auf den Stationen wurde ich gut aufgenommen und hatte das Gefühl, dass ich wirklich eine Hilfe war. Außerdem fand ich gut, dass ich eigentlich alles machen durfte, wenn ich nur gefragt habe. Im OP zugucken war auch mal drin (laterale Orbitadekompression mit Chef als Operateur). Ach ja, und man hat Patienten aller Altersklassen: von gerade geschlüpften bis hin zu 90jährigen Omas und Opas. :-)

- Was hat Dir überhaupt nicht gefallen?

Hm…… es gab eigentlich nichts, was mir gar nicht gefallen hat. Da Augenheilkunde ein Fach ist, für das man viel Erfahrung braucht, bis man sicher Befunde erheben und Diagnosen stellen kann, ist man anfangs zu viel Zugucken verdammt. Außerdem kann man relativ wenig „machen“ im handwerklichen Sinne (anders als in der Chirurgie). Viel Arbeit besteht halt im "Beobachten" und das muss man eben mögen.

- Wenn Du Deinen "Zustand" (emotional und in Bezug auf fachliche Kenntnisse) vor dem
ersten und nach dem letzten Tag vergleichst, wie würdest Du die Entwicklung während der Famulatur einschätzen?

Ich habe ohne Frage sehr viel dazu gelernt. Ich habe so ziemlich alle Krankheitsbilder gesehen, die wir in der Vorlesung besprochen haben plus noch einige mehr. Dazu hatte ich ausführlich Gelegenheit, Anamnesen zu erheben (was zugegebenermaßen in der Augenheilkunde nicht sehr schwer ist) und meine Künste im Legen von Venenverweilkathetern zu verbessern. *sfg* Vor allem aber hab ich den Umgang mit der Spaltlampe und das Funduskopieren gelernt. Jetzt weiß ich, wozu die ganzen Knöpfe an dem Gerät dran sind und habs auch schon mal geschafft, einen Fundus durch eine enge Pupille zu spiegeln (das ist gar nicht so einfach!). Augenheilkunde bleibt zumindest eine Option fürs PJ und eine spätere Fachrichtung für mich. :-top
Und emotional…. Nun ja, in der Augenheilkunde geht es nicht um Leben oder Tod, sondern „nur“ ums Augenlicht. Manchmal nimmt es einen aber schon sehr mit, wenn man einem Menschen erklären muss, dass er auf dem Auge nie wieder etwas sehen können wird oder dass das Sehen zumindest nicht mehr besser werden wird. Ich glaube, man lernt es irgendwie seine beiden gesunden Augen zu schätzen und gut auf sie zu achten. Es kann so schnell so leicht was passieren…

- Dinge, die Dir sonst noch so spontan einfallen, sind z.B. [...]

Was man immer in der Kitteltasche haben sollte: Arzneimittel pocket und den Lang. Der beantwortet zwar bei weitem nicht alle Fragen, aber er passt prima in die Kitteltasche. ;-) Die UAK Rostock ist alles in allem ein eher kleines Haus, das aber sehr modern ausgestattet ist (mit UBM und KFM zum Beispiel) und in bestimmten Gebieten einen europaweit guten Ruf hat. Als Famulant und sicher auch als PJler kann man hier eine Menge lernen, wenn man Egangement zeigt und sich nicht ganz so doof anstellt. Noch dazu kommt, dass Rostock eine Stadt mit vielen schönen Ecken ist, in der man auch gut abends weggehen kann und natürlich das allerwichtigste: DAS MEER ist nicht weit weg!! :-) Ich bin, so oft das Wetter gut war und ich Zeit hatte, an den Strand nach Warnemünde gefahren. Die Umgebung ist auch echt nett: Wismar, Stralsund, Rügen, Usedom, der Darß…