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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Famulaturbericht: Anästhesie im Klinikum am Plattenwald, Bad Friedrichshall



Faust601
26.09.2004, 17:54
Es handelt sich zugegebenermaßen um ein eher kleines Feld-Wald-und-Wiesen-Krankenhaus in der Provinz, in das es wahrscheinlich nur die verschlagen wird, die aus der Gegend kommen, ich will aber trotzdem auch einen kleinen Bericht schreiben.


1. Allgemeine Daten zur Klinik

Stadt
Bad Friedrichshall
(Das ist in Baden-Württemberg ein paar Kilometer neben Heilbronn.)

Klinik
Klinikum am Plattenwald

Abteilung
Anästhesiologie

Chefarzt
Dr. med. Barbara Heidemann-Kanert
(aber nur noch für ein paar Monate)

Ansprechpartner
Sekretariat: Fr. Neubig / Fr. Olteanu
Tel. 07136 / 28 - 1422

Postalische Adresse der Klinik
Klinikum am Plattenwald
Am Plattenwald 1
74177 Bad Friedrichshall

Internetadresse der Klinik
http://www.slk-kliniken.de
(seit Ewigkeiten under construction)


Betreuung und Arbeitsklima

Von wem wurdest du betreut?
Ich habe die Famulatur aufgeteilt auf einen Teil im OP und einen Teil auf der Intensivstation.
Im OP konnte ich mir eigentlich selber aussuchen, in welchen Saal und damit mit wem ich mitgehe (insgesamt 6 Säle). Zur Auswahl standen da eine Handvoll Assistenzärzte, einer oder mehrere Oberärzte oder auch die Chefin persönlich. Die meiste Zeit habe ich mich an die Assistenten gehalten.
Auf der Intensivstation gab es einen Stationsarzt (für 6 Betten), der sich entsprechend auch um mich gekümmert hat.
Sowohl im OP als auch auf Intensiv gilt aber unbedingt auch, den Kontakt mit dem Pflegepersonal nicht zu vernachlässigen. Die können einem auch interessante Dinge zeigen.

Wie schätzt du die Betreuung ein?
Das kommt natürlich ein wenig darauf an, an wen man sich hält. Aber prinzipiell wurde ich von allen wirklich ernst genommen und sie wollten mir wirklich auch was beibringen.

Gibt es Famulanten, PJler oder AiPler auf Station im Haus?
Im Haus schon, bezogen nur auf die Anästhesie aber, als ich da war, nein.
Allerdings gab es im OP unglaublich viele Rettungsdienst-Praktikanten. Das war ein wenig hinderlich, da ich in der einen Woche mir praktisch immer den Saal mit einem anderen Praktikanten teilen musste. Und die wollen ja zum Teil dieselben Dinge machen wie ich auch (z.B. Braunülen-Legen). Mir kam da allerdings zu Gute, dass die Ärzteschaft mich ein wenig ernster nahm.

Wie war der Umgang im Team?
Das ist natürlich wiederum abhängig von den Einzelpersonen. Natürlich kommen manche besser miteinander aus als andere, aber man arbeitet auf jeden Fall vernünftig zusammen. Die Oberärzte können je nach Laune vielleicht mal ein wenig zickig sein, aber sie sind sicher nicht nachtragend.


Praktische Tätigkeiten / Aufgaben / Tagesablauf

Welche Vorkenntnisse hattest du?
Es war meine erste Famulatur, grundlegende praktische Fähigkeiten wie Untersuchen oder Blutabnehmen hatte ich aber aus dem U-Kurs.
Außerdem hatte ich im Semester vorher an der Uni gerade Anästhesie gehabt, wo wir auch viele praktische Übungen am Simulator gemacht haben.

Dein Aufgabengebiet
Im OP waren meine regelmäßigen Aufgaben das Legen von Braunülen (nachdem ich kapiert hatte, dass man sich dafür am besten ans Pflegepersonal hält) sowie die verschiedenen Beatmungstechniken (Maskenbeatmung mit oder ohne Güdel-Tubus, Larynxmasken, Intubation). Bei Regionalanästhesien durfte ich nur assistieren.
Während den OP's tat ich das, was man halt so als Anästhesist so tut: Ist ja nicht sehr viel - dokumentieren, hin und wieder mal eine frische Infusion anhängen, was spritzen oder am Gastopf drehen. Wobei ich das bei einem Oberarzt (Dr. Schuster) am Ende praktisch selbstständig tun durfte, sonst habe ich halt auf Anleitung gehandelt.
Auf der Intensivstation habe ich im Wesentlichen Patienten untersucht, Blut abgenommen und ein wenig Papierkram erledigt. Wobei der Stationsarzt am Ende mir am Ende fast selbstständig die Arbeit mit den Patienten überließ, damit er Zeit hatte für die Dokumentation (Verlegungsberichte, DRG etc.)

Arbeitszeiten
Für den OP: 7.45 Uhr bis 15.45 Uhr (so ungefähr). Teilweise bin ich viel früher gegangen, teilweise auch etwas länger geblieben, je nachdem, was halt los war.
Für die Intensivstation: 6.00 Uhr bis 14.00 Uhr (so ungefähr). Ich hätte auch später kommen können, hab das aber nicht gemacht, damit ich erstens die Übergabe mitkriege und zweitens morgens gleich die Oberarztvisite stattfindet.

Beschreibe kurz deinen Tagesablauf
Für den OP: Morgens um 7.45 Uhr ist die Frühbesprechung, bei der die Säle auf die Anästhesisten aufgeteilt werden. Ich hab mich dann eben einem angeschlossen und entsprechend die OP's mitgemacht. Teilweise bin ich auch etwas zwischen den Sälen gewechselt, wenn in einem gerade mehr los war als in dem, wo ich eigentlich war.
Teilweise war das OP-Programm schon relativ früh abgehandelt (manchmal schon so gegen 13.00 Uhr). Dann bin ich auch zu den Prämedikationsvisiten mitgegangen, zweimal gab's Schmerzkonsile, wo ich natürlich auch mit bin, oder ich bin eben heim gegangen.
Für die Intensiv: Nach der Übergabe vom Nachtdienst muss man so ungefähr ab 6.45 Uhr mit den Oberärzten der Unfallchirurgie, Allgemeinchirurgie und Anästhesie rechnen, mit denen man dann eben die entsprechenden Patienten abklappert.
Anschließend beginnt dann die eigentliche Arbeit: Jeder Patient wird mindestens einmal pro Schicht untersucht, ansonsten macht man halt, was nötig ist: Medikamente spritzen, Blut abnehmen, Röntgenanforderungen oder Konsile schreiben etc.
Morgens konnten außerdem immer ein oder zwei Patienten auf periphere Stationen weiter verlegt werden, im Laufe des Tages trudeln außerdem Neuzugänge aus dem OP ein.


Drumherum

Verpflegung
Das Essen in der Cafeteria gab's früher für Famulanten umsonst, mitttlerweile muss man es zahlen: 2,80 EUR pro Mittagessen (einschließlich Suppe, Salat und Dessert).
Bei den Getränken konnte ich mich sowohl im OP als auch auf der Intensivstation aus den jeweiligen Vorräten bedienen.

Möglichkeit der Unterkunft für Auswärtige/Verkehrsanbindung
Weiß ich ehrlich gesagt nicht, hab mich bei meinen Eltern einquartiert, die in der Nähe wohnen.

Arbeitskleidung
Weiße Hosen und Kittel habe ich gestellt gekriegt, hab sie aber kaum gebraucht, da ich die meiste Zeit in Bereichskleidung rumrannte (auch außerhalb von OP und Intensivstation).


Resumee / Fazit

Was hat dir sehr gut gefallen?
Ich fand schön, wie sich alle um mich gekümmert haben, mir die Dinge erklärt haben und ggf. auch selbst machen ließen.
Die Zeit auf der Intensivstation war insofern herausragend, dass ich hier beinahe selbstständig arbeiten konnte.

Was hat Dir überhaupt nicht gefallen?
Im OP wäre vielleicht ein wenig mehr Selbstständigkeit schön gewesen (natürlich nur bei problemlosen Narkosen). Die hatte ich eigentlich am Ende nur bei OA Schuster, wo ich mir auch mal selbst beweisen konnte, dass ich wirklich was gelernt hatte.

Wenn Du Deinen "Zustand" (emotional und in Bezug auf fachliche Kenntnisse) vor dem ersten und nach dem letzten Tag vergleichst, wie würdest Du die Entwicklung während der Famulatur einschätzen?
Während ich die Anästhesie vorher nur aus der Theorie und von der anderen Seite des Tuchs aus betrachtet kannte, habe ich nun einen schönen Einblick gekriegt, womit der Anästhesist so sein Brot verdient. Ich muss zugeben, ich hätte nicht gedacht, dass der Anteil des Nur-Rumsitzens so groß ist. Andererseits: Wenn der Anästhesist einmal wirklich gefordert wird, dann geht's halt gleich richtig rund. (Ich war da etwa bei einer OP dabei, wo eine Komplikation die nächste jagte.)
Fachlich habe ich gelernt, wie man eine Narkose von Anfang bis Ende führt. Zum Teil wusste ich das ja schon in theoretischer Form von der Uni, aber nun sollte ich eigentlich die Routine haben, das in einfachen Fällen auch wirklich tun zu können. Und das Management von Komplikationen konnte ich auch etwas mitkriegen.
Und schließlich war natürlich der Umgang mit den Beatmungshilfsmitteln sehr hilfreich. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass eine korrekte Maskenbeatmung derart anspruchsvoll ist. Aber nun kann ich's wenigstens - und das könnte auch durchaus mal von Bedeutung sein, selbst wenn ich nicht Anästhesist werden sollte (bin noch nicht vollständig festgelegt).

Hellequin
26.09.2004, 18:11
Wie hast du es den mit der Anerkennung gemacht? Neuerdings hat sich das Stuttgarter LPA doch mit Anästhesiefamulaturen etwas zickig, oder?!

Faust601
26.09.2004, 18:53
Wie hast du es den mit der Anerkennung gemacht? Neuerdings hat sich das Stuttgarter LPA doch mit Anästhesiefamulaturen etwas zickig, oder?!
Aus meiner Famulaturbescheinigung: "... Während dieser Zeit ist der/die Studierende vorzugsweise auf dem Gebiet Anästhesiologie (Intensivstation) beschäftigt worden..."
Damit erfülle ich meiner Meinung nach die Vorgaben des LPA für eine Krankenhausfamulatur in der Anästhesie.

Lava
29.09.2004, 18:11
Deiner Meinung nach? Besser mal beim LPA nachfragen. ;-)