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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was machen bei kleiner Verbrennung



Blaulichtjunkie
30.09.2004, 18:34
Hallo!
Hab da mal wieder ne Frage.
Hatten heute im Schulsanitätsdienst folgendes Problem:
Patient hat eine 1-2 gradige kleine Verbrennung an Daumenkuppe und an der Zeigefingerkuppe, also wirklich minimal.Ich und meine Kollegin haben waren uns nicht einig ob wir
a)mit Wasser kühlen sollten und dann eine feuchte (dadurch kühle) Kompresse draufmachen oder
b)eine Kompresse und darauf einen Eisbeutel benutzen sollten.
Ich habe mich dann mit Lösung a) durchgesetzt

Was wäre richtig gewesen, und warum?
Danke
Tina

Dr. Pschy
30.09.2004, 19:22
Bei oberflaechlichen Verbrennungen (wie hier) ist es zunaechst indiziert, mit lauwarmen Wasser zu kuehlen und anschliessend direkt eine Kaeltekompresse aufzulegen. Loesung a) ist also sicherlich richtig gewesen :-)

milz
30.09.2004, 19:54
mit lauwarmen Wasser zu kuehlen Wenn ich mir die Griffel verbrenne, dann nehm ich akut lieber das richtig kalte Wasser. Dann lassen die Schmerzen auch schneller nach. Rein subjektiv.

Faust601
30.09.2004, 20:36
Wenn ich mir die Griffel verbrenne, dann nehm ich akut lieber das richtig kalte Wasser. Dann lassen die Schmerzen auch schneller nach. Rein subjektiv.
Das Problem ist aber, dass (zu) kaltes Wasser zu einer Vasokonstriktion führt und damit eher zu noch stärkeren Nekrosen führt.

Wir haben an der Uni da vor kurzem Mal mit den plastischen Chirurgen aus Ludwigshafen (= Schwerstbrandverletztenzentrum) darüber diskutiert. Die waren auch absolut der Meinung, wenn schon Wasser, dann auf keinen Fall zu kalt und auch nicht zu lang (maximal 10 min).

Die einzige Indikation für die Wasserbehandlung (nach einem ersten kurzen Ablöschen) ist wohl sowieso nur die Analgesie, die dadurch tatsächlich eintritt. Früher dachte man ja, dass durch eine Wasserbehandlung auch ein "Abtiefen" der Verbrennung verhindert werde, mittlerweile geht man aber wohl davon aus, dass es ein solches Abtiefen gar nicht gibt.

milz
30.09.2004, 20:59
Das Problem ist aber, dass (zu) kaltes Wasser zu einer Vasokonstriktion führt und damit eher zu noch stärkeren Nekrosen führt.

Wir haben an der Uni da vor kurzem Mal mit den plastischen Chirurgen aus Ludwigshafen (= Schwerstbrandverletztenzentrum) darüber diskutiert. Die waren auch absolut der Meinung, wenn schon Wasser, dann auf keinen Fall zu kalt und auch nicht zu lang (maximal 10 min).

Die einzige Indikation für die Wasserbehandlung (nach einem ersten kurzen Ablöschen) ist wohl sowieso nur die Analgesie, die dadurch tatsächlich eintritt. Früher dachte man ja, dass durch eine Wasserbehandlung auch ein "Abtiefen" der Verbrennung verhindert werde, mittlerweile geht man aber wohl davon aus, dass es ein solches Abtiefen gar nicht gibt.
Ich glaubte bis heute daß das stimmt!
Sehr interessant, was man so alles an Alltagslehrsätzen assimiliert und wie die Realität dann doch oft eine ganz andere ist.
Zu meiner Entschuldigung: Ich habe die Klinik noch vor mir. :-D

Pascal
30.09.2004, 22:38
Blos kein Eis. Viel zu kalt. Kühles Wasser ist völlig ausreichend. Wichtig ist möglichst schnell, und für etwa 10 min. Bei größeren Verbrennungen würd ich schon davon ausgehen, daß nicht nur der analgetische Effekt wichtig ist. Ich meine da sind nach Ramstein auch einige Studien zu gelaufen die recht aufschlußreich waren.

eatpigsbarf
01.10.2004, 04:02
klar kann man bei einer 1-2 gradigen Verbrennung auf kleiner Flaeche ruhig kaltes Wasser nehmen - steht ja auch in Lehrbuechern. Denn da besteht ja wirklich keine Nekrosegefahr durch Vasokonstriktion. Und gerade bei kleiner Flaeche und nicht starker Verbrennung. Und wichtig ist ja auch, dass der Schmerz schnell gestillt wird, und bei Eisbeutel mit Handtuch dauert das zu lange (jedenfalls fuer kleines Kind).

Froschkönig
01.10.2004, 04:08
Die waren auch absolut der Meinung, wenn schon Wasser, dann auf keinen Fall zu kalt und auch nicht zu lang (maximal 10 min).Nicht zu kalt ist absolut richtig !!!!!
Aber es sind eher mindestens 10 minuten !!!!!
Bei leichten Verbrennungen ist mit langem Kühlen (also eher auf jedenfall 10 minuten !!!) am besten geholfen. Wichtig ist hierbei natürlich wie bereits erwähnt, daß das Wasser nur "laukalt" sein darf ;-)
Wer´s nicht glaubt: Backofen anheizen und reinlangen...es hilft tatsächlich ne Menge, wenn man bei leichten Verbrennungen lang genug den Wasserhahn laufen läßt ! :-)

Und alle plastischen Chirurgen dieser Welt in Ehren, aber mit akuten Verbrennungen haben die wohl eher selten zu tun (zumindest nicht mit welchen ersten Grades, siehe "Schwerstbrandverletztenzentrum" :-D)....langes kühlen bewirkt absolut ein Absinken der Temperatur im Plasma tieferer Zellschichten...und das ist auch nicht nur :-meinung


Der Frosch

Faust601
01.10.2004, 17:23
Und alle plastischen Chirurgen dieser Welt in Ehren, aber mit akuten Verbrennungen haben die wohl eher selten zu tun (zumindest nicht mit welchen ersten Grades, siehe "Schwerstbrandverletztenzentrum" :-D).
Zumindest beim Teil vor der Klammer irrst du: Die Verbrennungsintensiv in LU ist fest in den Händen der Plastiker. Die sind es, die den Patienten von der Einlieferung (Schockraum) bis zur Entlassung betreuen.

Ansonsten: Ich hab halt das wiedergegeben, was ich mir selbst habe erzählen lassen. Allerdings gebe ich gerne zu, dass die Meinungen hier doch etwas auseinandergehen.

Froschkönig
01.10.2004, 17:44
Zumindest beim Teil vor der Klammer irrst du

Das war mir klar, darum ja die Klammer ;-)

Dr. Pschy
01.10.2004, 21:15
Ich sollte noch erwaehnen, dass meine Meinung mit dem lauwarmen / laukalten Wasser auf rettungsdienstlicher (Lehr)Meinung basiert. Gibt ja nicht selten den Fall, dass der Notarzt was ganz anderes befiehlt :-))

nduester
02.10.2004, 06:57
Das Problem ist aber, dass (zu) kaltes Wasser zu einer Vasokonstriktion führt und damit eher zu noch stärkeren Nekrosen führt.

Wir haben an der Uni da vor kurzem Mal mit den plastischen Chirurgen aus Ludwigshafen (= Schwerstbrandverletztenzentrum) darüber diskutiert. Die waren auch absolut der Meinung, wenn schon Wasser, dann auf keinen Fall zu kalt und auch nicht zu lang (maximal 10 min).

Die einzige Indikation für die Wasserbehandlung (nach einem ersten kurzen Ablöschen) ist wohl sowieso nur die Analgesie, die dadurch tatsächlich eintritt. Früher dachte man ja, dass durch eine Wasserbehandlung auch ein "Abtiefen" der Verbrennung verhindert werde, mittlerweile geht man aber wohl davon aus, dass es ein solches Abtiefen gar nicht gibt.

Na, das muß man dann doch etwas unterscheiden.

1. Die Frage stellte sich bezüglich einer Bagatellverletzung. Behandlung sehr einfach: Wasser drauf, keine ärztliche Inspektion erforderlich.
2. Die klinischen und präklinischen Strategien bei großflächigen Verbrennungen sind da tatsächlich etwas anders... In der aktuellen (August, Oktober müsste ja bald im Briefkasten liegen...) Ausgabe der Zeitschrift "Der Notarzt" ist ein aktuelles Buch zur Behandlungen von Verbrennungspatienten vorgestellt worden. Sehr informativ fand ich, dass tatsächlich einige der "klassischen" Behandlungsstrategien nicht mehr aktuell sind. So wird z.B. das Kühlen als Ersthelfermaßnahme betrachtet, rettungsdienstlich sollte die medikamentöse Analgesie im Vordergrund stehen. Auch die teuren BurnPacks etc. sind nicht zwingend Empfohlen: Rettungs(Alu)Decke nehmen und entkleideten Patienten drin einwickeln. Unbedingt auf Volumensubstitution achten, häufig kommen die V-Patienten völlig überinfundiert in die Klinik...

Bei Interesse kann ich den Beitrag oder Titel des Buches gerne mal posten, habe die Zeitschrift hier auf der Arbeit grad nicht dabei...

Gruß, Nils

Doktor_No
02.10.2004, 10:14
verbrennungen waren auch titelthema der letzten "rettungsdienst" falls jemanden das interessiert. die weiterbildung zum plastiker beinhaltet übrigens 2 jahre verbrennung, da kommt von denen also keiner drumrum.

Blaulichtjunkie
06.10.2004, 19:09
Hi!
Danke für eure Antworten.
Hab jetzt auch den Artikel im Rettungsdienst magazin gelesen. Da muss man ja dann umdenken ob man Ersthelfer ist oder mitm Rettungsdienst kommt. Aber naja.Trotzdem danke
Gruß
Tina