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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Montag gehts los- Aber große Probleme und Zweifel



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Froschkönig
12.10.2004, 23:04
Also ich hab nur die Grundfragestellung oben gelesen und die Potings dazwischen übersprungen, man möge mir das verzeihen :


"Ekelfaktor" und "Abstumpfen" sind die eine Seite...gegen das "Abstumpfen" kann man selber was tun...in anbetracht von Blut, Eiter und Co. ist es ja hilfreich, nur "menschlich" sollte man nicht auch verarmen....

Ansonsten ist das !Arzt sein! etwas, was ich nach wie vor für den besten Beruf halte, das einzige, was mich davon abschreckt ist nicht Blut, Eiter, sonstige Körperflüssigkeiten oder die geistige Abstumpfung sondern schlicht die Bürokratie, die heute herrscht !
Warum studiere ich 6 Jahre, setz dann nen Facharzt obendrauf und mache über die hälfte des Tages Papierkram, wo ich doch "menschen helfen wollte" ?

Unterm Stirch sieht es jedoch so aus:

Nur keine Bange: Wenn Dich das Studium interessiert, dann stürz Dich hinein..wenn am Ende herauskommt, daß Du nicht kurativ (also als Arzt) arbeiten willst, so gibts in der Wirtschaft genug andere "Verwendung" für Dich. Also Kopf hoch, Augen zu und rein ins Vergnügen, es lohnt sich !!!!
:-meinung

Der Frosch

BigAlex
13.10.2004, 00:13
Hi Dr Jekyll!

Deine ausführliche Schilderung zeigt doch, dass du dich wirklich mit dem Thema auseinandersetzt und nicht einfach blindlings in etwas rennst, dass du nicht kennst. Ich wünschte, ich wäre bei manchen Entscheidungen in meinem Leben etwas kritischer gewesen - so wie du jetzt.
Jeder - und dan kann dir jemand erzählen was er will - ist berührt, wenn er das erste mal mit dem Tod direkt in berührung kommt. Als ich im Zivildienst das erste mal reanimiert habe, war ich danach fix und alle und hab einige Zeit gebraucht mich wieder zu fangen, da ich ziemlich nah am Wasser gebaut habe. Lass dir aber eines sagen: Du bist nicht allein. Jedem, der jetzt anfängt geht es genauso oder ist es genauso ergangen. Selbst wenn sie auf cool machen, entlarven sie sich wenn sie das erste mal selbst an der Reihe sind. Die Tatsache, dass du dich kritisch mit deinen Bedenken auseinandersetzt ehrt dich und ich denke, dass wir uns oft genug an der eigenen Nase packen müssten. Also mach dich nicht fertig. Du findest da schon deinen Weg durch. Klar, das ist alles neu. Vergiss aber nicht: da bist du nicht allein.
Also bewahr dir eine gute Portion Menschlichkeit nebst Interesse und intelligentem Hinterfragen. Ich denke damit wirst du erfolg haben.
Ach ja, ich denke du solltest vielleicht auch mal mit der Fachschaft an deiner Uni reden. Deine Bedenken dürften denen nicht unbekannt sein und es gibt sicher dort jemanden der dir sagen kann, wo du dich mal mit jemandem unter vier Augen aussprechen kannst.

In diesem Sinne, gute nacht.

Alex

Cranium
13.10.2004, 15:20
Hi Dr Jekyll!

Als ich im Zivildienst das erste mal reanimiert habe, war ich danach fix und alle und hab einige Zeit gebraucht mich wieder zu fangen, da ich ziemlich nah am Wasser gebaut habe.
In diesem Sinne, gute nacht.

Alex

Hey BigAlex,
sag mal als Zivi hast du reanimiert???
Auch OP´s am offenen Thorax allein bewältigt?
Also im Ernst, ich kann es mir wirklich nicht vorstellen, sorry!
Oder kommt der Name BigAlex nicht von ungefähr?

Wenn es wirklich so war wie du schilderst, dann finde ich das schon ein starkes Stück!

Gruß Cranium

Xela
13.10.2004, 15:51
also hömma!

im rettungsdienst gibts nun mal zivis und wenn eine rea stattfindet werden die nicht weggeschickt. ausserdem hat er nicht geschrieben, dass er da "alleine" reanimiert hat, oder?

BigAlex
13.10.2004, 17:26
also hömma!

im rettungsdienst gibts nun mal zivis und wenn eine rea stattfindet werden die nicht weggeschickt. ausserdem hat er nicht geschrieben, dass er da "alleine" reanimiert hat, oder?

Hallo Xela!
Vielen Dank für deinen Beistand :-)) . Du hast recht, ich hab als Zivi im Rettungsdienst gearbeitet und glücklicherweise auch den RettSan machen dürfen. Ich hab natürlich keineswegs alleine reanimiert, noch lege ich wert darauf dies jede Nachtschicht zu tun. :-D

@Cranium: Ich wollte damit nur sagen, dass es rein natürlich ist erst mal schockiert zu sein, wenn man das erste mal mit dem Tod hautnah in Kontakt kommt. :-meinung

Außerdem bewunder ich Dr. Jekyll dafür, wie offen er über seine Probleme hier spricht! :-dafür

Gruß, Alex

Ps: Das "Big" entspringt meiner Leibesfülle - Punkt! :-(

Mephistopheles
13.10.2004, 20:36
@cranium
Also ich hab auch Zivi im RD gemacht und hatte auch einige Reas... und während dem Klinikpraktikum hatte ich auch ne offene Thorax-OP gesehen... (ich habe selber natürlich nicht geschnippelt!!!) und ich glaube wirklich nicht, dass mir diese Eindrücke geschadet haben...
ach ja und so einige VU`s mit verlängerten Hälsen von Bikern waren auch dabei - manche sind sogar gestorben...
Also wer seinen Zivi im RD gemacht hat - so glaube ich zumindest - der hat schon einiges gesehen. Du bist dort mit nem RA auf nem RTW und gehörst genauso zum Team wie jeder andere - und das bedeutet auch, dass man sich nicht drücken kann - aber mal ehrlich an viele Situationen gewöhnt man sich dran, mit Sicherheit nicht an alle... we will see...

ehem-user-02-08-2021-1312
13.10.2004, 21:09
gelöscht

BigAlex
13.10.2004, 21:12
@Rettungsdienst

Ich stelle einfach mal die These auf, dass man in einer Großstadt bei weitem mehr lernt, als auf dem Lande. Das würde ich in meine Zivi-Überlegung vielleicht mit einbeziehen. :-meinung

Seas!

Also auf dem flachen land ist die einsatzhäufigkeit vielleicht nicht so hoch, dafür bist du halt auch richtig am rödeln, weil der NA nicht gleich ums eck kommt. :-meinung

Außerdem musst du halt auch sehen wie du eingesetzt wirst. in der stadt: KTW
auf dem Land: vielleicht auch mal RTW, zumindest hast du größere Chancen

letztendlich wollte ich was sehen und mich nicht totarbeiten. hat gut geklappt und das Personal war auch freundlich. War halt sehr persönlich

Sorry for beeing offtopic
Alex

Xela
13.10.2004, 21:23
@bigalex: hab ich gerne gemacht! fand das einfach blöd, wie cranium dich da angefahren hat ohne den hintergrund zu kennen.

viele grüsse vom alex

Dr. Pschy
14.10.2004, 15:17
@Rettungsdienst

Ich stelle einfach mal die These auf, dass man in einer Großstadt bei weitem mehr lernt, als auf dem Lande. Das würde ich in meine Zivi-Überlegung vielleicht mit einbeziehen. :-meinung

Einspruch!

Zu allererst geb ich BigAlex mal recht. Auf dem Land sind die Einsatzzahlen niedriger, was natuerlich die Summe der Einsaetze und damit den Gewinn an Erfahrung schmaelern mag. Aber:

Der Zivi geht 10 Monate (oder schon 9 mittlerweile? Egal). In 10 Monaten bekommt von sowohl auf dem Land als auch in der Stadt das volle Spektrum an internistischen Notfaellen mit. Okay, man wird in der city wahrscheinlich eher was wirklich Ausgefallenes erleben, aber ich denke doch mal, dass man das Spektrum der inneren Notfallmedizin auch auf dem Land voll mitbekommt.

Dafuer, und da spreche ich aus Erfahrung, gehts auf dem Land chirurgisch gesehen "schlimmer" zu. Autobahnunfaelle, Discounfaelle auf der Landstrasse etc. sieht ein "Innenstadt-Retter" weit weniger als ein "Dorfretter". Ich bezieh es mal auf mich:
Ich arbeite in dem Leitstellenbereich mit den im Vergleich bayernweit geringsten Einsatzzahlen, sprich voll in der Pampa. Ich hab ne Statistik gesehen, dass die Einsatzhaeufigkeit von chirurgischen (Notarzt)Einsaetzen hier auf dem Land im Vergleich hoeher ist als z.B. in Muenchen. Okay, dafuer fahren wir vielleicht nur 5 statt 20 Herzinfarkte - aber auch das sieht man oft genug. Ich bin froh hier zu wohnen und zu arbeiten, auch wenn ich mal ne Schicht nur auf der Couch sitze - weil ich weiss, auf die Zeit des Zivis oder der RA-Ausbildung (in meinem Fall jetzt) trotzdem die volle Bandbreite erleben zu duerfen. Von daher koennte _ich_ nicht behaupten, auf dem Land weniger zu lernen als in der Stadt.
(Nur zur Klarstellung: ich hab nix gegen die Stadtrettung, im Gegenteil.)

Dr. Jekyll
15.10.2004, 12:25
Vielen Dank für eure Hilfe.

Konnte mich erst jetzt melden.
Ich habe noch keine wohnung und keinen zugang zum internet.
Habe mir heute präpbesteck geholt. Bin sehr gespannt, wie die ersten "richtigen"
wochen werrden, insbesondere der präpkurs.


Ich bin zwar Atheist, aber falls man probleme hat, wie ich sie habe, kann man
sich doch auch an die kirliche seelsorge im krankenhaus wenden.

Habe zwar noch nicht viele kontakte knüpfen können, weil ich die ganze woche auf wohnungssuche war, und kaum in der einführungswoche anwesend war, aber wenn man mit anderen erstis über dieses thema sprach, wiegelten
die ab, (die "coolen":) "so schlimm wird das nicht", oder "ja, bin auch gespannt, wie der präpkurs wird, hoffentlich wird er nicht schlimm", sagen
die anderen. man merkt aber, dass die lockerheit gespielt ist, und viele
sich auch sorgen machen, aber lieber nicht darüber reden wollen,
lieber schnell auf andere themen wechseln, die angenehmer sind.

sozusagen "tabuisierung" oder ausschweigen, bis zum letzten tag,
nach dem motto "mal gucken, was da auf mich zukommt",


mit meinen eltern kann ich über dieses thema gar nicht reden,
die wiegeln nur ab: "so schlimm wird das schon nicht", "mach dir mal keine sorgen", "es gibt schlimmeres im leben", "andere haben das auch geschafft".
ja, ja, da überwiegt der "Stolz", das "unangenehme" wird heruntergespielt.
Zwar salopp formuliert, trifft aber den kern der sache.
sind aber beides absolute laien der medizin.

meine freunde sind in berlin, und mit denen könnte ich über so etwas auch nicht reden. als azubi zum bankkaufmann, student für lehramt, etc. setzt man sich halt nicht mit der präparation toter auseinander. zumal solche
ethischen fragen nicht per telefon, sondern angesicht zu angesicht
diskutiert werden sollten (meine meinung).

Mfg

Dr. Jekyll

Hellequin
15.10.2004, 12:43
Noch als kleiner Nachtrag. Auf der Homepage unserer Anatomischen Abteilung kommt unter anderem auch ein Psychologe zu Wort. Ich hab das ganze mal verlinkt: http://www.uni-ulm.de/uni/fak/medizin/auz/AnaZell/PrapKurs/PsychologischeVorbereitung.pdf

letalis
16.10.2004, 01:58
...ob man als Zivi im RettD auf dem Land weniger sieht als in der Stadt wage ich zu bezweifeln... Sicher, auf dem Land gibt´s lange Anfahrtswege, dafür aber Landtstraßen mit Bäumen, Bahnstrecken... kurz und knapp: ländliche Infrastruktur. Hatte in meinem "ländlichen" Stadtbereich auch noch knapp 50 km Bundesautobahn und ne ICE-Strecke.

Dafür ist nicht jede Wohnung im 5 Stock, und ne Fahrt dauert auch mal 20km, das ist doch auch was...

Dr. Pschy
16.10.2004, 08:55
Um mal etwas abzuschweifen:

Die laengeren Anfahrtswege koennen durchaus ein Problem darstellen, naemlich dann, wenns knapp wird die Hilfsfrist von 12 min einzuhalten, oder im 18km entfernten Dorf ne laufende Rea is,...

Dafuer hat der RettAss die Moeglichkeit, sich psychisch auf die Situation einzustellen. Und das sollte man im eigenen Interesse sehr wohl tun, erstens gibt das Sicherheit und zweitens wirkt es sich psychisch positiv aus.
Und im uebrigen ist es gar nicht gesagt, dass die Stadtrettung immer schneller ist, auch wenn die Anfahrtswege kuerzer sind: Ich erinner nur mal an Stadtstaus, zig Ampelkreuzungen wo man vorsichtig agieren muss, etc.

Ach egal, mach einfach deinen Zivi im RD oder mach die RS oder RA-Ausbildung, dann wirst schon sehen, wieviel Spass der Job machen kann :-)

Rico
29.10.2004, 13:07
*mal nen alten thread wieder ausgrab*

Was sagen denn die präppenden Erstsemester jetzt nach ein paar Wochen Präpkurs?
Ist's wirklich so schlimm wie angenommen, oder nur halb so wild?

BigAlex
30.10.2004, 08:07
Servus!

Naja, damit haben wir ja noch nicht angefangen (in München). Wir haben jetzt immer versetzt Vorlesung und Übungen. (also Vorlesung z.B. Wirbelsäule und Übungen Schultergürtel). Der Kurs findet im Präpsaal statt, sodass man sich mal an den doch so angenehmen Geruch gewöhnt.
Im Saal läuft momentan der Präpkurs für die Zahnis, also sind auch Leichen drin und ich find es zum aushalten. Auch wenn man schon mal einen Toten gesehen hat, ist es doch anders als ein Verstorbener im Bett.
Naja, jetzt warten wir mal ab. Soweit geht es schon ganz gut und die Profs sind sehr darum bemüht, Berührungsängste abzubauen.

Soweit von mir, jetzt dürfen die Anderen!!!!

Baba! Alex :-))

Logo
30.10.2004, 13:17
@ Dr. Jekyll:

Ich finde es toll, wenn jmnd. sich vorher Gedanken macht, aber:
Du denkst zuviel!
Und machst es dir so schwerer als nötig...
Es gibt Wichtigeres im Leben, um das es sich VIEL mehr lohnt Gedanken zu verschwenden. Freunde & Liebe zum Beispiel...

Gruß Logo :o)

questionmark
30.10.2004, 19:57
Hallo Ihr!

Ich präppe seit der zweiten Woche und es gefällt mir sehr gut. Klar habe ich mir auch Gedanken gemacht, ich hatte allerdings nicht solche Bedenken oder gar Angst davor.

Beim ersten Mal stand ich doch mit einen ganzen Menge Bewußtsein dafür, dass ich jetzt hier - in diesem Moment - eine Grenze übertrete, vor der Leiche. Denn tot auch wirklich als tot zu erleben, besonders wenn es in der Form harten formalinfixierten Gliedmaßen ist, ist mit einer gewissen Hemmung verbunden. Meiner Meinung nach ist die Anatomie ist aber auch der erste Schritt, eine notwendige Herangehensweise an den Menschen in seinen verdrängten, verleugneten und tabuisierten Erscheinungsformen - krank, tot - zu erlernen. Und es ist eben im gewissen Maße auch eine Reduktion auf das Funktionelle, auf das "Wie", des menschlichen Körpers.

Ich muß sagen, dass ich zugegebenermaßen dem ganzen recht unemotional gegenüberstehe. Nicht dahingehend, dass ich mir keine Gedanken mache, aber die großen Probleme habe ich nun auch nicht damit. Ich habe eher eine wissenschaftlich interessierte Haltung eingenommen, wenn man das so behaupten kann. (Man hört sich das bescheuert an.)

Jemine
30.10.2004, 20:40
@ Questionmark:
Deine Art und Weise an die Sache heranzugehen, find ich gut! Ich muß zwar immernoch warten und bin noch weit vom Präpariertisch entfernt, aber seine Gedanken macht man sich ja trotzdem über das, was da mal irgendwann auf einen zukommen soll. Eine Scheibe von deiner Einstellung werd ich mir abschneiden und für später, wenn ich am 'Schnitt' bin zurücklegen. :-)

Cranium
01.11.2004, 15:59
Hey BigAlex,
sag mal als Zivi hast du reanimiert???
Auch OP´s am offenen Thorax allein bewältigt?
Also im Ernst, ich kann es mir wirklich nicht vorstellen, sorry!
Oder kommt der Name BigAlex nicht von ungefähr?

Wenn es wirklich so war wie du schilderst, dann finde ich das schon ein starkes Stück!

Gruß Cranium

??????