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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Universitäre Notenvergabe



Dr. Sziget
13.10.2004, 11:04
Hallo,
durch die neue AO werden ja nun sämtliche Leitungen und Fächer (seien sie auch noch so klein) geprüft und benotet und man hat am Ende seiner Studentenzeit einen großen Zettel, auf dem dann alle universitäre Noten draufstehen, der als Pendant zur Hammerexamensnote gelten soll.
Die Idee ist eigentlich gar nicht schlecht aber dennoch kommt man sich wieder vor wie in der Schule, da durch dieses engmaschige Prüfungssystem sehr viel Freiraum bei der Gestaltung des Studiums genommen wird. Außerdem ist diese Art der Notenvergabe an den einzelnen Unis dermaßen verschieden (mal mündlich mal schriftlich mal als Sitzschein etc.), dass eine gerechte und aussagekräftige Vergleichsbasis gar nicht geschaffen werden kann.
Was haltet ihr von den neuen Prüfungsmodalitäten und was glaubt ihr zählen diese universitären Noten wirklich später ??

Muriel
13.10.2004, 12:08
Ich finde das nicht wirklich prickelnd mit der Benotung. Selbst wenn die einzelnen Schein-Noten nicht in das letztendliche Endergebnis mit eingerechnet werden, so sieht es trotzdem nicht toll aus, alle Scheine mit 4 bestanden zu haben. Außerdem gibt es ja (wie halt immer) noch tierische Unterschiede zwischen einzelnen Fakultäten. Bei uns z.B. wurde vor 2 Semestern oder so die Bestehensgrenze der Ortho-Klausur heraufgesetzt, sprich mit 70% hat man gerade noch mit 4 bestanden, wo sonst fast überall 60% zum Bestehen ausreichen, total bekloppt! Ich wüsste z.B. auch nicht, wie ich mich auf jede Klausur so vorbereiten sollte, dass ich sie ganz gut bestehe. Ich habe im 3. und 4. klinischen Semester jeweils etwa 15 Klausuren geschrieben, davon teilweise 3 an einem Tag, wie soll das Bitte mit dem "Druck", eine gute Noten schreiben zu wollen, gehen? Man, bin ich froh, dass mich das nix mehr angeht!

Dr. Sziget
13.10.2004, 12:11
Ich finde das nicht wirklich prickelnd mit der Benotung.... Ganz meine :-meinung ... :-?


Ich wüsste z.B. auch nicht, wie ich mich auf jede Klausur so vorbereiten sollte, dass ich sie ganz gut bestehe. Ich habe im 3. und 4. klinischen Semester jeweils etwa 15 Klausuren geschrieben, davon teilweise 3 an einem Tag, wie soll das Bitte mit dem "Druck", eine gute Noten schreiben zu wollen, gehen? Man, bin ich froh, dass mich das nix mehr angeht!

da hilft dann oft nur noch das Taktieren mit dem Nachholtermin um sich die Prüfungsmasse zu verteilen, da sonst auch viel Wissen auf der Strecke bleibt, da man einfach nicht alles ausreichend lernen kann in so kurzer Zeit...

Muriel
13.10.2004, 12:17
da hilft dann oft nur noch das Taktieren mit dem Nachholtermin um sich die Prüfungsmasse zu verteilen, da sonst auch viel Wissen auf der Strecke bleibt, da man einfach nicht alles ausreichend lernen kann in so kurzer Zeit...

Wenn allerdings die Teilnahme an einem Block an das Bestehen einer Klausur geknüpt ist, sieht's gleich wieder etwas dunkler aus. Naja, und bei manchen Fächer (allen voran Derma) war mir ein gepflegtes, nicht mal wirklich solides Grundwissen genug. Manchmal möchte ich gar nicht viiiiiel wissen :-))

Sebastian1
13.10.2004, 15:06
Ich muss sagen, dass ich von der Benotung eben aufgrund der nicht gegebenen Vergleichbarkeit zwischen den Unis, manchmal vielleicht nichtmal zwischen den einzelnen Jahrgängen derselben Uni, nichts halte.
Wo ich vielleicht in Fach X eine 1 hinterhergeschmissen bekomme weil die Klausur sozusagen nur "pro forma" geschrieben wird reisst sich anderswo jemand den Allerwertesten auf, schreibt eine 2 oder 3 in einer sauschweren Klausur und kann definitiv mehr als ich in dem Fach - aber das sieht man nicht auf dem Wisch, mit dem man sich bewerben muss. In Fach Y ists dann vielleicht umgekehrt....

Noch schönen ists dann ja in unserem Übergangsjahrgang (also das jetztige 7. (3. klinische) Semester), wo man in so Fächern wie Gesundheitsökonomie oder GEschichte, Theorie und Ethik der Medizin Noten stehen hat (weil: sind ja Fächer nach neuer AO), dafür aber nicht in so "irrelevanten" Fächern wie Innere, Chirurgie....

Dazu kommt noch die Förderung dieses elenden Konkurrenz- und "Ich-bin-besser-als-du"-Gehabes.

Und wenn ich mir dann noch ausmale, was für Überlegungen beim Anblick der neuen, benoteten Zeugnisse bei den potentiellen Arbeitgebern in spe sein könnten: Selbst viele (ich behaupte mal: die meisten) Profs an Unikliniken kommen mit all den Regelungen nicht klar oder überblicken sie halbwegs umfassend. Wenn ich mich nun an einem Nichtakademischen Haus bewerbe und auf meinem Zeugnis nur 4er stehen (oder überwiegend), dann macht das nicht wirkich einen tollen Eindruck. Die Relevanz dieser Benotung ist dem potentiellen AG nur in dem Moment leider nicht klar. Also sieht man halt zu, dass man da halbwegs anständige Noten stehen hat.
Aber ob ich durch diesen Aufwand nur ein Detail mehr lerne oder gar ein besser ausgebildeter Arzt werde, das möchte ich mal arg bezweifeln.

Just my 2 cents,
Sebastian

Muriel
13.10.2004, 16:23
Dazu kommt noch die Förderung dieses elenden Konkurrenz- und "Ich-bin-besser-als-du"-Gehabes.


Ganz :-meinung Ich finde das jetzt schon teilweise richtig ätzend, wie sich manche Kommilitonen aufführen. Die, die raushängen lassen müssen, dass sie 3 Punkte mehr haben, sind ja schon schlimm genug, aber diejenigen, die sauer sind, weil sie 3 Punkte weniger haben und jetzt beschließen, drei Tage mit ner beleidigten Miene durch die Gegend zu rennen, finde ich noch bescheuerter. Es sollte doch eigentlich jedem klar sein, dass sich weder der Wert als Student geschweige denn als Mensch aus irgendwelchen Noten ergibt.

Zoidberg
13.10.2004, 17:09
oder schlimmer noch den Anwalt einschalten :-(

Lava
13.10.2004, 21:56
[Ironiemodus] Das sagt ja der Richtige :-)) [\Ironiemodus]

Also ich habe ganz und gar nichts gegen ein bisschen Ehrgeiz und ein gewisses Konkurrenzverhalten untereinander. Das hat zumindest immer zu guten Leistungen angetrieben. Ohne die würde ich nicht an meiner Wunschuni Medizin studieren... wenn ich mich irgendwo reinhänge, tue ich das am meisten für mich selbst. OK, Noten gibt es auch in jedem anderen Studienfach, aber mal ehrlich: einen Sinn hat das nicht. Weder sind die Fächer von Uni zu Uni vergleichbar, noch die Fächer untereinander an einer Uni. Wenn schon Noten, hätte man für einheitlichere Anforderungen sorgen müssen, so eine Art Gegenstandskatalog halt und vorgeschriebene Prüfungsformen und natürlich vorgeschriebene Formen des Kurses.Aber das halte ich für nicht umsetzbar in der Realität.

test
13.10.2004, 22:42
Es gibt ja oder soll zumindest die Möglichkeit geben, dass die einzelnen Institute vom IMPP Prüfungen anfordern. Also das IMPP macht die MC Klausur und die Uni teilt sie dann aus und korrigiert. So wären die Fragen zumindest ähnlich, aber ob das wirklich wünschenswert wäre ist wohl zweifelhaft :-))

Sebastian1
13.10.2004, 22:46
Das gibbet aber auch nicht umsonst, bei weitem nicht.
Und bei der Finanzlage der Fakultäten werden die da kaum Geld reinbuttern...Ausserdem machts auch dann nur Sinn, wenn ALLE Unis gleichzeitig mitspielen. Ob wir das in den nächsten Jahren erleben werden stelle ich mal arg in Frage.

UNd ob es wünschenswert ist so oder so....

Muriel
13.10.2004, 22:50
Zumal man wahrscheinlich noch mehr schwarze-Reihe-verblödet. Bisher gab es ja dann zumindest teilweise noch die Möglichkeit, durch "richtiges" Lernen (jaja, so richtig mit Lehrbuch...) für die Klausuren tatsächlich von einem Fach was mitzubekommen. Bei IMPP-Gedöns würde man dann ja wahrscheinlich doch nur wieder SR kreuzen. Wer macht schon mehr als er muss, v.a. wenn ein Haufen anderer Klausuren wartet?

test
14.10.2004, 01:24
Ich wäre für zentrale staatliche IMPP Prüfungen jedes Jahr und man wird in den Fächern geprüft in denen man auch Scheine vorher gemacht hat mit unbenoteter Klausur. Ich finde das wäre eine gute Sache, so würde man jedes Jahr die Fächer 2 mal lernen und es bliebe länger hängen. Das würde natürlich den meisten nich gefallen aber dieses reingepresse und alles wieder vergessen finde ich persönlich schlechter :-meinung
Wobei das in Minifächern wie Geriatrie, Naturheilverfahren, GEschichte der Medizin auch nervig wäre, mehr für die "richtigen" klinischen Fächer fände ichsowas gut. :-))

Rico
14.10.2004, 10:28
Seh ich auch so.

Einer der wenigen Vorteile der alten AO waren durch die 4 Examina regelmäßig vergleichbare Leistungsniveaus, unter denen sich jeder was vorstellen konnte, auch im Ausland.
Jetzt verschwindet zwischen dem Physikum und dem Hammerexamen alles in einem etwas milchigen Brei und keiner weiß jetzt genau, was der Student jetzt kann, der vor einem sitzt.
Lernt der Mikrobio nach der Studienordnung seiner Uni im 5. oder im 10. Semester? Hat er da eine ernsthafte Klausur geschrieben oder ein heiteres mündliches Testat zum Thema "Harnwegsinfekte - Pro oder Contra?" gehabt?

Wenn man wenigstens die Klausuren wirder auf einen halbwegs einheitlichen Nenner bringen könnte, dann wär das doch schonmal was.

synovia
14.10.2004, 13:49
Dazu kommt noch die Förderung dieses elenden Konkurrenz- und "Ich-bin-besser-als-du"-Gehabes.


Genau das ist das eigentliche Problem.
Komme jetzt ins 2. klinische und bei uns (neue AO) wird in jedem Fach eine Klausur geschrieben. Nichts mündlich, kein Sitzschein.
Viele glauben wirklich, dass es nur die eine, wahre Note gibt und wetteifern mit Kommilitonen darum. Finde ich total albern.

Außerdem haben einige Fakultäten bislang noch nie Klausuren schreiben lassen, die müssen sich da jetzt irgendwelche Fragen aus dem Ärmel schütteln, die weder Hand noch Fuß haben (meine Gießener Kollegen wissen, welcher Fachbereich gemeint ist...) und dann kommen 30 Fragen dabei heraus, die ja wohl schlecht ein objektives Bild über das Gesamtwissen des Studenten vermitteln können.

Die Benotung ist zumindest in Gießen mehr oder weniger gerecht, es gibt ein festes Benotungsschema, an das sich alle Fächer halten müssen.
Deswegen wird auch nurnoch schriftlich geprüft, ist eben am objektivsten.

Trotzdem hat sich wohl niemand Gedanken gemacht, dass das in manchen Semestern (die besagten 15 Klausuren) ein vorläufiges Mini-Hammerexamen wird...
Aber damit sollen wir ja wohl auch auf das wahre Hammerexamen vorbereitet werden.

Rico
14.10.2004, 14:05
Trotzdem hat sich wohl niemand Gedanken gemacht, dass das in manchen Semestern (die besagten 15 Klausuren) ein vorläufiges Mini-Hammerexamen wird...
Aber damit sollen wir ja wohl auch auf das wahre Hammerexamen vorbereitet werden.Da in Tübingen die Klausuren alle an einem Tag geschrieben werden, sitzen die da schon länger als beim Hammerexamen.... :-(

Evil
14.10.2004, 14:18
Man, bin ich froh, dass mich das nix mehr angeht!
Ganz meine Meinung! Ich erleb das bei denen, die jetzt im 7. sind, die Semester sind sowas von voll mit Klausuren, und dann auch noch in Faechern, die wirklich KEINE SAU interessieren, zB Gesundheitsoekonomie und so'n $cheiss...

:-meinung

Sowas kann sich doch nur ein realitaetsferner ministerialer Sesselpuper, der vom Fach absolut keine Ahnung hat, ausgedacht haben!
:-( :-( :-( :-( :-(

Dr. Sziget
14.10.2004, 23:31
Da in Tübingen die Klausuren alle an einem Tag geschrieben werden, sitzen die da schon länger als beim Hammerexamen.... :-(

ich habe zwar noch keine Ahnung wie lange man beim Hammerexamen sitzen muss aber länger als so ein Prüfungsmarathon am Ende des Semesters kann es echt fast nicht mehr sein - und chaotischer sicher auch nicht.....

aber was solls, dafür hat man in Tübingen nach 3 Fehlversuchen auch die Möglichkeit die verantstaltung erneut zu besuchen und dann noch 3 mal an der Prüfung teilzunehmen. Irgendwie gleicht sich doch alles aus im Leben ;-)