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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kosten & Effizienz im Gesundheitswesen



hobbes
24.10.2004, 16:51
Deutschland hat nach den USA und der Schweiz das drittteuerste Gesundheitswesen weltweit mit Kosten von 10.9% des Bruttoinlandproduktes versus 14.6% (USA) und 11.2% (Schweiz). Die Kosten pro Kopf und Jahr betragen 2817 USD. Für den Durchschnitt der OECD-Staaten betragen die Kosten 8.6% des BIP.
In praktisch allen Staaten der OECD haben die Gesundheitskosten in den letzten 10 Jahren überproportional zugenommen. Die landläufigen Erklärungen hierzu stellen diese Kostenzunahme als unausweichlich gar als in der Natur der Sache liegend dar: demographische Entwicklung, Adaptation an die technische und wissenschaftliche Evolution, gerechtfertigt hoher Anspruch der Bürger an das Gesundheitswesen.

Umso interessanter ist das Faktum, dass Finnland in den letzten 12 Jahren den Anteil des Gesundheitskosten am BIP um 19.8% senken konnte und abweichend zum Trend für sein System nur 7.3% des BIP ausgibt. Dies kann nicht alleine mit der BIP-Steigerung erklärt werden, denn diese war kaum abweichend zum OECD-Durchschnitt. Auch kann nicht behauptet werden, die Gesundheitsversorgung in Finnland sei qualitativ minderwertig. Die Lebenserwartung (als Qualitätsparameter) ist in Deutschland und Finnland gleich (78.2 vs. 78.45). Die Ärztedichte ist mit 3.1 (Finnland) versus 3.3 pro 1000 Einwohner ebenfalls ähnlich. Auch ist es nicht so, dass die Finnen ihre Krankheitskosten am System vorbei aus der eigenen Tasche bezahlen. In Finnland werden nur 2.3% der Gesundheitskosten aus Privatversicherungen gespiesen, in Deutschland sind es 8.6%. Auch das Gesundheitsverhalten spricht sicherlich nicht für Finnland: der Anteil der Menschen mit BMI über 30 kg/m2 beträgt in beiden Ländern zwischen 11 und 12%, der Anteil der Alkoholkranken ist in Finnland hoch (obwohl Finnen nur 9.2 Liter alkoholische Getränke konsumieren, Deutsche hingegen 10.4).

Wie erklärt man sich das also? Deutschland hat 9 Akutbetten pro 1000 Einwohner, Finnland nur 2.3. Die durschnittliche Hospitalisationsdauer in Akutfällen beträgt in Finnland 4.3 Tage, in Deutschland aber 11.6 Tage! Zusätzlich ist zu erwähnen, dass die Organisation des Gesundheitssystems (Gesundheitszentren, wenig freie Praxen, zentralistische Struktur der Krankenhäuser) sehr unterschiedlich ist.

Quelle: OECD Health Data 2004-10-24 www.oecd.org / Health

:-meinung

Ich finde diese Zahlen sehr interessant und sie zeigen eigentlich eindrücklich auf, dass im Gesundheitswesen aufgrund von organisatorischer Umstrukturierung (Akutbetten), Rationalisierung der Abläufe (Hospitalisationsdauer) eine gewaltige Effizienzsteigerung möglich ist. Es ist also falsch die Situation als gegeben und unveränderbar hinzunehmen und gleichzeitig die Leistungen (Hüft-TEP für Alte, Intensivmedizin) empfindlich zu rationieren als einzige Lösung. Solche Rationierungen sind nicht nötig.

Froschkönig
24.10.2004, 16:55
In diesem Zusammenhang würde mich mal interessieren, wieviel % der Gelder jeweils in Verwaltungsapparat und Papierkrieg fließen....hast Du dazu auch irgendwelche Zahlen ?

hobbes
24.10.2004, 17:06
In diesem Zusammenhang würde mich mal interessieren, wieviel % der Gelder jeweils in Verwaltungsapparat und Papierkrieg fließen....hast Du dazu auch irgendwelche Zahlen ?

Das ist eine sehr gute Frage. Leider habe ich keine Daten. Diese werden wohl auch wohl gehütet, bzw. von Beginn weg so deklariert dass keine Transparenz herrscht.

Habe nur gelesen (unsichere Quelle) dass die Krankenkassen sich 3% für ihre Verwaltung herausnehmen. Dazu kommt noch die staatliche Verwaltung, die Verwaltung des Krankenhauses, der Anteil der Verwaltungsaufgaben von Ärzten, u.s.w.

Vystup
24.10.2004, 18:45
ich hab mal was von 10% fuer die selbstverwaltung der kassen gehoert...

Pascal
24.10.2004, 18:53
Habe nur gelesen (unsichere Quelle) dass die Krankenkassen sich 3% für ihre Verwaltung herausnehmen.

Das halte ich für sehr niedrig geschätzt. Aber ich finde die Zahlen auch sehr interessant. Hab vor einiger Zeit mal Zahlen zu dem Thema gelesen. Nagelt mich nu nich auf exakte Zahlen fest. Ging halt um die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Die gern zitierte verzehnfachung der Kosten in den letzen 20 Jahren. Der Artikel besagte halt, daß wenn man diese Explosion um den Anstieg des BIP bereinigt, daß man dann eine Steigerung von ca 10,2 auf 10,8 hat. Also eine Steigerung um 6% und nicht um 1000%. Dagegen sind die Verwaltungskosten aufs BIP bezogen wirklich auf irgendwas über das 10 Fache gestiegen.

hobbes
24.10.2004, 19:02
Das ist tatsächlich interessant.

Kostentwicklung gemessen am BIP für Deutschland (Anteil der Gesundheitskosten am BIP):

1970 6.2%
1980 8.7% =40% Zunahme in 10 Jahren
1992 9.9% =14% Zunahme in 12 Jahren
2002 10.9% = 10% Zunahme in 10 Jahren

Die grössten Kostensteigerung waren also nicht in jüngster Zeit sondern liegen weit zurück! Was noch dadurch verstärkt wird, dass dazumal das BIP stark angestiegen ist.

nachzuprüfen: www.oecd.org / Statistics / Health / Health Data 2004

1234556
28.10.2004, 17:33
www.oecd.org / Statistics / Health / Health Data 2004

Ächh...ich bin vileicht zu blöd aber ich find die Statistik einfach nicht, kann sich die Seite geändert haben?

THawk
28.10.2004, 17:42
Ne, die ist schon noch so.
Nachdem du auf Health Data 2004 geklickt hast kannst du das "OECD Health Data 2004 - Frequently Requested Data(English)" auswählen, dort lädst du dir dann "Table 10: Total expenditure on health, %GDP" runter.
Und schon hast du die Daten.

Evil
28.10.2004, 17:55
ich hab mal was von 10% fuer die selbstverwaltung der kassen gehoert...
Ich weiss ja nicht, ob dass stimmt, aber ich hab mal (im Spiegel war's glaub ich) was von 50% gelesen.....
..was wirklich Potential zur Effizienzsteigerung birgt!

1234556
30.10.2004, 21:06
Ne, die ist schon noch so.
Nachdem du auf Health Data 2004 geklickt hast kannst du das "OECD Health Data 2004 - Frequently Requested Data(English)" auswählen, dort lädst du dir dann "Table 10: Total expenditure on health, %GDP" runter.
Und schon hast du die Daten.

Danke Schön...das ist sehr lieb... :-??? ich kann aber leider mit :-notify *****.xls-Tabelen nichts anfangen.... :-((

Vystup
30.10.2004, 21:26
dann solltest du dir mal excel zulegen...

1234556
30.10.2004, 21:28
dann solltest du dir mal excel zulegen...
Meine Religion lässt den gebrauch von Klein-Weich Produkten (Microsoft) nciht zu..an meinen Rechner lasse ich nur Wasser und Linux....

THawk
30.10.2004, 22:04
Naja, aber auch für Linux findest du ja Programme, die mit Excel-Dateien können.

1234556
30.10.2004, 22:27
Naja, aber auch für Linux findest du ja Programme, die mit Excel-Dateien können.



Das Buch "Excel", die Sure 12 Vers 34 Kapitel 55 Satz 6

"Im Namen Allachs des All-Barmherzigen und des All-Erbarmes: Eine Festplatte auf der sich eine Excel-Datei befindet ist unrein und verflucht und Du sollst sie steingen, und damit Dich das Böse aus deiner Mitte nciht verdirb sollst Du kein Mitleid in dir aufkommen lassen, deswegen ist auch der gesamte Server, der unrein wurde, in geweihtes Wasser bis zum Fastenmonat zu tauchen, nach dem Fastenmonat ist der Server wieder rein" (und unbrauchbar Anmerkung der Übersetzer gemäß dem Nullten oder Hundersten Informatikerkonzill aus dem Jahre 2000=1900 zu 2YK)

Vystup
30.10.2004, 22:32
Meine Religion lässt den gebrauch von Klein-Weich Produkten (Microsoft) nciht zu..an meinen Rechner lasse ich nur Wasser und Linux....
tja, wenn sinn und zweck von linux ist, sich das leben moeglichst schwer zu machen, dann wirst du damit leben muessen. es ist dein selbst gewaehltes schicksal.

flatliner
30.10.2004, 22:56
Zum Thema Verwaltung:
wenn in einem größeren Krankenhaus ein Drittel der Mitarbeiter zur Verwaltung gehören sagt das schon einiges, wie ich finde. Zumal dies ja meist keine Hilfsarbeiter sondern sehr gut bezalhte Leute sind...

Gestern hab ich in den Nachrichten übrigens gehört, dass mit dem neuen Gesetz zur Kostenübernahme von Medikamenten bisher 1,8 Millarden € eingespart, bzw. auf die Patienten abgewälzt wurden.