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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : anderswo studieren - wirklich besser?



Evil
29.10.2004, 13:00
Moin Leute,

ich wollt mich mal hier an alle diejenigen wenden, die schon im Ausland waren und andere Studiensysteme hautnah mitbekommen haben:

dauernd hoert man, das deutsche Medizinstudium ist zu theoretisch, zu praxisfern,......

Wie sind Eure Erfahrungen? In welchen Laendern ist es besser oder schlechter?

:-bee :-bee :-bee

Ich fang mal mit Irland an:

irische Studenten im letzten Jahr haben, was Theorie angeht, eine solide Ausbildung, ich komme mir als deutscher PJler nicht wesentlich schlauer oder unwissender vor; was unwichtige Details angeht, weiss ich z.T. mehr (an dieser Stelle ein Dank ans IMPP ;-) )
es gibt hier auch sehr viel bedside-teaching, allerdings kommen die Dozenten oefter mal nicht

Praxis: da sieht's hier extrem finster aus!
der durchschnittliche irische Mediziner fasst eine Braunuele oft erst NACH Beendigung des Studiums an
es kommt vor, dass die Studenten (und manchmal sogar die Interns, irische AiPs) mir (!) staunend beim Blutabnehmen zukucken!
waehrend des Studiums ueben die hier Untersuchung und Anamnese bis zum Erbrechen, aber damit hat es sich,
Naehen oder sowas = Fehlanzeige

unangenehm auch fuer mich, denn bis ich schliesslich in die Notaufnahme gekommen bin, durfte ich so gut wie nix machen..... rumstehen und zukucken! :-???

in A & E sieht's jetzt etwas besser aus..

Erstaunlich find ich das auch deswegen, weil mir ein Assi aus England sagte, das System sei dort aehnlich... und wird das bei uns nicht immer so gelobt?


Was habt Ihr fuer Erfahrungen gemacht?

Vystup
29.10.2004, 13:24
Singapur:

Theoretische Ausbildung ist sehr viel naeher an der Praxis eines Allgemeinmediziners orientiert. Insgesamt wesentlich zeitaufwaendiger. Auch hier kann man die Anamneseerhebung bis zum Erbrechen ueben, gross Naehen, Blutabnehmen, etc. bekommt man hier aber auch nicht beigebracht. Da finde ich das deutsche Famulatursystem wesentlich besser, man hat Zeit, diese grundlegenden therapeutischen Massnahmen zu erlernen.
Allerdings wird der durchschnittliche Student in diesem Land die meisten ueblichen Krankheitsbilder mehrmals gesehen haben und darueber eine ganze Menge wissen. Er kann nach dem Examen viele Dinge diagnostizieren, hat die Untersuchungstechniken wirklich gut drauf und kann sehr strukturiert Fragen stellen.

Diagnostisch sind die meisten Studenten hier im Land sicherlich wesentlich besser, als der typische Student aus Deutschland. Praktische Fertigkeiten bekommt man in den Famulaturen teilweise beigebracht, da wuerde ich mal Deutschland > Singapur sagen. Was das Ueberblickswissen angeht, gehe ich mal davon aus, dass die Singaporeaner im Schnitt mehr wissen, was aber auch an der erheblich hoeheren Quantitaet und Qualitaet der Pflichtveranstaltungen liegt.

Insgesamt ist mein Eindruck, dass das Studium wesentlich strukturierter ablaeuft. In Deutschland haengt es sehr vom eigenen Glueck und Einsatz ab, was man nach dem Studium kann. Hier wird jedem Studenten zumindest ein sehr guter Grundstock an diagnostischen Faehigkeiten mit auf den Weg gegeben. Die Betreuung durch die Dozenten und Aerzte ist wesentlich persoenlicher, freundlicher und sicherlich auch mit mehr Lerneffekt verbunden. Wenig Vorlesungen, viele Praktika und Seminare. Insgesamt wuerde ich das Studium hier als besser bezeichnen. Es ist uebrigens auch an das britische System angelehnt.

Jemine
29.10.2004, 13:37
@Vystup: Wie bist du auf die Idee gekommen, in S. zu studieren und wie bist du da ran gekommen? In welcher Sprache wird unterrichtet?
Ich weiß, das passt net zum Thema, sorry!!!!!!!!!!!!!!!!!! :-blush

Vystup
30.10.2004, 06:47
schau mal hier (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=14621) und hier (http://www.nicolai-korff.de/).

Fino
01.11.2004, 00:11
Hallo,

es ist wirklich so, dass in England die Studenten praktisch schlechter sind als in Deutschland. Hier machen die ein-zwei Blutabnahmen, lassen sich das im Logbuch bestaetigen und gelten damit als fit im Blutabnehmen!!!
Ich mache hier mein AiP und muss das sogar las AiPlerin mir offiziell bestaetigen lassen. Also besonders viel Vertrauen scheinen die in die praktischen Faehigkeiten ihrer Absolventen nicht zu haben.
Bei einem meiner ersten Dienste bekam ich mit, wie mein englischer Mit-AiPler den Oberarzt (!!) anpiepte,um zu fragen, wie man denn eine rektale Untersuchung macht!!!
Der Oberarzt nahm's mit einer gehoerigen Portion Humor, aber da frag ich mich schon, was die in 5 Jahren Medical School lernen. Ich meine, theoretisch sind sie wirklich schwaecher als wir,verweisen aber gerne darauf, dass sie ja der Praxis dafuer mehr Gewicht geben - aber dann scheitern sie z.T. an solchen Kleinigkeiten.
Ich habe ja schon mehrmals gesagt, dass wir unser System nicht immer so 'runterputzen und die Briten so "anbeten" sollten.
Was mich allerdings auch beeindruckt,ist, dass -egal wie bloed sich die Leute hier anstellen- die erfahrenen Kollegen einen so gut wie wie nie blossstellen, sondern geduldig helfen. Auch macht man dann eher die Medical School oder den Chefarzt fuer Defizite verantwortlich und schiebt es nicht einfach den Studenten oder AiPlern in die Schuhe.
Also die ersten 1-2 Jahre sind deutsche Absolventen wirklich fitter und den Briten ueberlegen. Nach dieser Anfangszeit aber holen die Briten rasch auf und wer hier mit Aerzten, die im 3. oder hoeheren Jahr arbeitet, sieht eine Souveraenitaet im Umgang mit Patienten und auch ein klinisches Wissen/Gespuer, wie man es in D. nicht so ohne weiteres findet. Das liegt daran, dass hier Krankenhaeuser verpflichtet sind, auch Assis und sogar Oberaerzten woechentlich Fortbildungen anzubieten. Waehrend dieser "teaching sessions" duerfen sie auch nicht angepiept werden und geben ihre Pieper an der Rezeption des Eductaion Centre ab ("bleep protection").
Na ja, so mit der Zeit zahlt sich das dann eben in Form gut ausgebildeter Aerzte aus. In D. dagegen meint man sogar bei PJlern, dass sie ja schon ausgelernt haben muessten.
Deashlab bin ich auch hier und habe eine ganze Reihe deutscher Docs um mich herum, von denen keiner das britische Postgraduiertentarining missen moechte.

glitzabella
05.11.2004, 22:52
So, das Studium im Ausland. Ich war für über 2 Jahre an einer Uni in den USA, Kentucky/Lexington um genauer zu sein. Die amerikanische Medschool geht ja insgesamt nur 4 Jahre, und selbst wenn ich sagen muss, dass ich dort mehr Praxis hatte, so würde ich immer wieder die deutsche Ausbildung vorziehen. Vielleicht hatte ich grosses Glück, dass ich beide Systeme kennenlernen durfte und konnte, aber im nachhinnein auch das Schätzen unserer Ausbildung.

Die theoretische Ausbildung :-lesen in Deutschland ist wesentlich besser, des weiteren decken wir wirklich viel ab. Ob man nun wirklich Hygiene etc machen muss, sicher, darüber kann man sich streiten, aber viel Amis machen nie wirklich Derma, Uro, HNO oder Auge etc... das sind Fächer, die die dann als elective machen können, aber nichtmal teils machen müssen. Da bin ich doch froh, dass ich zumindest durchs IMPP ein wenig dazu getriezt wurde.


Sicher, was die Praxis angeht, war drüben schon vieles besser. Im PJ in Deutschland ging es primär ums Blutabnehmen, eine Pleurapunktion etc waren die absoluten Highlights. da habe ich dann doch emhr im Amiland gemacht.

Also, pro und contra, bereut habe ich die zeit in den USA sicher nicht, aber hätte mein deutsches Studium nicht missen wollen..... :-top

Bewerbe mich nun aber doch um eine residency, da es in in meinen Augen grade nicht so rosig in Deutschland nach der Umstellung (kein AIP) aussieht....

Noch ne schöne Woche.

k128
15.11.2004, 09:58
Hat jemand Erfahrung mit Süd Afrika?
Bin dankbar über jeden Erfahrungsbericht!!

Vystup
15.11.2004, 10:53
Wenn ich mich nicht ganz irre, ist es fuer nicht-Afrikaner nicht moeglich, in Suedafrika zu studieren. Das steht jedenfalls auf den Internetseiten der medizinischen Fakultaeten. Welche das sind, findest Du heraus, wenn Du bei google nach dem WHO World Directory of Medical Schools suchst.

questionmark
15.11.2004, 12:43
Wenn ich mich nicht ganz irre, ist es fuer nicht-Afrikaner nicht moeglich, in Suedafrika zu studieren. Das steht jedenfalls auf den Internetseiten der medizinischen Fakultaeten. Welche das sind, findest Du heraus, wenn Du bei google nach dem WHO World Directory of Medical Schools suchst.

Das habe ich auch schon gehört. Deswegen meine Frage an anderer Stelle, ob du schon einen Studienplatz hast?!

k128
15.11.2004, 15:33
Quelle: www.WHO.int

FACULTY OF MEDICINE
UNIVERSITY OF CAPE TOWN
ANZIO ROAD
OBSERVATORY
CAPE TOWN 7925
CAPE PROVINCE
Tel.: +27 (21) 406 6107
Fax: +27 (21) 478 955
E-mail: [email protected]
Year instruction started: 1900
Language of instruction: English
Duration of basic medical degree course, including practical training: 6 years
Entrance examination: No
Foreign students eligible: Yes

An der UCT können Ausländer studieren. Da aber meine Mutter und meine Verwandten aus Kapstadt kommen, muss ich mich nicht mehr um die Grundvorraussetzungen, wie einen festen Wohnsitz, ein Bankkonto und so, kümmern.
Man muss zu der Bewerbung, die in erster Linie viel mit der Botschaft zu tun hat auch Motivationsschreiben usw. beilegen, die bewertet werden.
Aber die Studiengebühren betragen pro Jahr für Ausländer 6000 Dollar was international fast einem Schnäpchen gleichkommt. :-top .

@questionmark spielst du Feldhockey? hast an anderer Stelle mal gesagt du hättest ganz viel Hockey gespielt?!

wie isses in Budapest?

k128
15.11.2004, 15:45
hab noch was vergessen ;)

man kann in den provinzen pretoria, natal, western cape und durban (an alle surfer unter euch) als ausländer medizin studieren.
an den anderen unis die eher "ländlich" sind wird auf afrikaans unterrichtet und ausländer können dort nicht studieren.
man darf sich auch nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass Süd Afrika eine Demokratie ist. Ausser an den Unis in den grossen Städten ist die Hautfarbe ziemlich einheitlich dunkel. An den grossen Unis trifft man aber Menschen mit Ursprüngen aus der ganzen Welt. Ich möchte euch nicht vor den Kopf stossen, aber als Ausländer sollte man sich vorher über die unis gut informieren, bevor man sich ein falsches Bild der Lage macht.

Grüße

questionmark
15.11.2004, 16:59
Hmm, also ich hatte mich damals ziemlich genau bei den Unis selbst erkundigt (Cape Town und Durban). Aber nach deren Auskunft konnte ich dort nicht studieren, da dort nur Südafrikaner oder Mitglieder irgendeiner afrikanischen Bildungsunion (frag mich nicht, wie die heißt, hab die Sachen nicht hier in Budapest) studieren dürfen.


@questionmark spielst du Feldhockey? hast an anderer Stelle mal gesagt du hättest ganz viel Hockey gespielt?! wie isses in Budapest?

Auch wenn sowas besser per PM ist: ;-)
Ja, ich spiele Feldhockey, bzw zur Zeit Hallenhockey. Und in Budapest ist es schön, kalt, regnerisch und viel zu lernen.

Vystup
15.11.2004, 23:33
Hmm, also ich hatte mich damals ziemlich genau bei den Unis selbst erkundigt (Cape Town und Durban). Aber nach deren Auskunft konnte ich dort nicht studieren, da dort nur Südafrikaner oder Mitglieder irgendeiner afrikanischen Bildungsunion (frag mich nicht, wie die heißt, hab die Sachen nicht hier in Budapest) studieren dürfen.
Eben, genau das habe ich auch gelesen. Wenn ich gar keine Ahnung von etwas habe poste ich (meistens) auch nicht zu dem Thema.