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Gomer-Schreck
31.10.2004, 01:40
Wie befürchtet sind deutsche Ärzte im Vergleich zu anderen westlichen Industriestaaten tatsächlich das Schlußlicht beim Einkommen.

Hier der Beweis:
Auszug aus der Einkommensstudie des Department of Health, London, datierend vom 07.05.2004 (2002 als Berechnungsgrundlage). Danach beträgt das
Durchschnitts-Einkommen von Klinikärzten (incl. Anfängern, Ober- und- Chefärzten)

in Deutschland vergleichsweise lächerliche 45.960 $ pro Jahr (35.465-56.465 $).

Australien 131.461 $ (59.789-203.132 $)
Canada 135.756 $ (117.197-154.315 $)
Dänemark 61.257 $ (49.278-73.236 $)
Frankreich 110.067 $ (104.056-116.077 $)
Italien 77.857 $ (74.300-81.414 $)
Neu Seeland 99.690 $ (81.103-118.276 $)
Niederlande 119.604 $ (64.053-175.155 $)
Schweden 56.680 $ (56.543-56.816 $)
Spanien 55.020 $ (42.254-67.785 $)
UK 127.285 $ (nur Durchschnittswert aller Klinikärzte bekannt)
USA 216.553 $ (165.112-267.993 $)

Damit liegen wir noch hinter Spanien auf dem letzten Platz!

Wohlgemerkt bei nicht oder nur extrem mangelhaft stattfindender ärztlicher Weiterbildung und absolut unzulänglichen Arbeitszeitregelungen an deutschen Kliniken!

Als Assistenzarzt liegt das Durschnittseinkommen natürlich jeweils beim niedrigeren Wert, und Ober- bzw. Chefarzt dürften die wenigsten von uns werden. Doch selbst die Chefärzte liegen einkommensmäßig hier auf dem letzten Platz.

Soviel zum Märchen, daß man in Deutschland als Arzt Großverdiener wäre!

Ich werde mich auf jeden Fall so bald wie möglich nach Schweden aufmachen, obwohl man in anderen Ländern noch mehr verdienen könnte. Echte Zukunftsperspektiven hat man als Arzt in Deutschland ja ohnehin nicht, da fällt einem das Auswandern leichter.

Grüße, Wolfgang

Leelaacoo
31.10.2004, 21:20
Tja, nun, irgendwie überrascht mich das nicht direkt...
Aber ist es nun tatsächlich so, daß dem US-Arzt sein, zugegebenermaßen, unglaubliches Gehalt auch bleibt??? ich meine, da werden ja noch die Rückzahlungen der Kredite fürs Studium fällig, teure Versicherungen etc.?
Ist das alles nur brutto??? Weiß jemand, was den Ärzten aus den genannten Ländern im Endeffekt netto bleibt? Würd mich auch mal interessieren...
Trotzdem erschreckend, wie weit Vorstellung und Realität auseinanderweichen...mein Freund ist Industriemechaniker und ich werde wohl im KH auf keinen Fall mehr verdienen als er...und das keineswegs mit 38 Wochenstunden, sondern wohl erheblich mehr...aber wat solls...dafür hatten wir ja die lustige Studienzeit...juppie... :-oopss
Ich frage mich nur, was die Leute denken würden, wenn jetzt die Ärzte anfangen würden, um mehr Lohn zu kämpfen, während Opel und VW Werke dicht machen...da würde die Mär über die Mercedes-Fahrer-und-Kreuzfahrturlauber nur noch größere Dimensionen annehmen...also, was tun???
Abstimmung mit den Füßen ist sicher eine Variante, aber längst nicht für jeden machbar (familiär gebunden, Sprachprobleme etc.)....
Also, stimm doch schon mal für mich ab...ich muß wohl oder übel mit leben.
Eine Alternative gibts doch für viele von uns nicht, weil wir den Beruf einfach unbedingt machen wollen...das einzig Gute dran.
LG Lee

hobbes
31.10.2004, 21:59
Vielen Dank für diese interessanten Angaben. Ich frage mich, ob die Differenz zwischen Assistent und Chefarzt in Schweden wirklich so gering sein kann.

Aber als Anhaltspunkt ist diese Statistik wirklich interessant und spricht für sich selbst.

Vystup
01.11.2004, 00:54
Danke! Das bestaerkt mich in meinem Vorhaben, diesem Land, das ich eigentlich doch recht gern habe, irgendwann dann doch den Ruecken zu kehren. Mal nachfragen was es kostet, wenn ich das kanadische Examen mache :) Ansonsten halt USMLE incl. CSE.

DoktorW
01.11.2004, 01:00
Ich war auch echt baff, als ich erfahren habe, was die Internes (Assistenzaezte) hier verdienen!Diese Statistik ist natuerlich der absolute Hammer! Dann nix wie weg :-))

JHS
01.11.2004, 07:46
Hallo,

wie berechnen sich denn die Verdienstspannen? (Niedrigster Verdienst bis höchster Verdienst oder +/- Standardabweichung)? Auf den meisten Pages der US Residency Programme werden Jahresgehälter von ca. 40.000USD (zumindest für Pathologie) im ersten Jahr angegeben! Damit liegt man, wenn man das Preisniveau in den USA , die Arbeitszeiten, den Dollarkurs etc. bedenkt , zumindest initial nicht mal so viel besser als in Deutschland...

Viele Grüsse,
Johannes

milz
01.11.2004, 10:59
Gibts da auch einen Link? Ich bin irgendwie zu blöd um was zu finden und/oder mein Englisch ist zu schlecht:
http://www.dh.gov.uk/Home/fs/en

Rico
01.11.2004, 11:39
wie berechnen sich denn die Verdienstspannen? (Niedrigster Verdienst bis höchster Verdienst oder +/- Standardabweichung)? Auf den meisten Pages der US Residency Programme werden Jahresgehälter von ca. 40.000USD (zumindest für Pathologie) im ersten Jahr angegeben! Damit liegt man, wenn man das Preisniveau in den USA , die Arbeitszeiten, den Dollarkurs etc. bedenkt , zumindest initial nicht mal so viel besser als in Deutschland...Ja, ich halte auch den unteren Wert bei den USA für merkwürdig hoch, v.a. wenn man bedenkt, wie die Interns da bezahlt werden...

Dr. Sziget
01.11.2004, 12:52
danke für diese Studie - da überlegt man sich echt manchmal was der Staat sich bei sowas denkt. Die Gehälter müssen doch viel mehr subventioniert werden, da wir ansonsten in Zukunft nur noch Ärzte ausbilden, die dann eh ins Ausland gehen, da es da viel mehr Kohle und meist auch bessere Bedingungen gibt und hier bleibt man dann auf den Kosten der Ausbildung sitzen ohne vom Ausgebildeten zu "profitieren" und muss dann Leute von auswärts einfliegen um sie hier zu beschäftigen. Was wiederum dazu führt, dass der einzelne noch weniger verdient. Da kann man sich einmal mehr nur an den kopf fassen.

Trident
01.11.2004, 13:54
Ich habe noch nicht soviel Ahnung, wie es im Ausland direkt abläuft, aber vielleicht wisst ihr es ja.
Warum sind z.B. in Schweden soviele freie Arztstellen im Angebot - bilden sie selber zu wenig aus? Herrscht dort zur Zeit gerade nur ein akuter Mangel? Schweden ist ein schönes Land und die Frauen sind noch schöner - also warum nicht. Eine neue Sprache zu lernen hat auch noch niemanden geschadet.

Vystup
04.11.2004, 14:48
@Threadersteller:

Koenntest Du mal Deine Quelle angeben? Ich wurde gern ein wenig mehr dazu lesen.

Älgen
04.11.2004, 16:32
Hej !

Nu isses nicht mehr ganz so, dass die Schweden Stellen im Überschuss haben, wie noch vor ein paar Jahren, in den grösseren Städten kann es teilweise schwieriger werden, reinzukommen; im Norden nach wie vor weniger Probleme. Was das Grundeinkommen angeht liegen wir hier etwa im Deutschen Nivå für Assis, FA etwas besser, OA dagegen schlechter, wenn man die Provatliquidation in D mit einrechnet.
Ungemein besser dagegen ist die Bezahlung der Nachtdienste: in meinem Fall (Uniklinik Sthlm): ND-Wochen mit 2-3 Diensten per Woche (!) gearbeitet wird von 15.00-09.00 (Wo-E Tag: 08.00-18.00 & 17.00-09.00) Bezahlt wird die Zeit bis 21.00 mit 100%, dann zwischen 21.00 & 07.00 mit 200% (!), Freitag 17.00-Montag 07.00 ebenfalls 200%. Zuerst wird das Arbeitszeitkonto ausgeglichen (also 40 Stunden pro Dienstwoche), alles drüber raus geht bekommen wir 30% als Geld & 70% als Freizeit.
Ach & Stechuhr ist selbstverständlich ...
Das ist denke ich der grosse Unterschied zu D, dass die Schufterei zu unmöglichen Zeiten adäquat vergütet wird !

Kolja

Gomer-Schreck
04.11.2004, 19:06
@Threadersteller:

Koenntest Du mal Deine Quelle angeben? Ich wurde gern ein wenig mehr dazu lesen.Im Internet gibt es die Studie nicht, aber ein englischer Kollege hat sich vom Verfasser die Studie als PDF-Datei mailen lassen und an mich weitergeleitet.

Leider ist die Datei selbst in gezippter Form zu groß (151,6 kByte, max. 151,2 kB erlaubt) um sie hier zu veröffentlichen, aber auf Wunsch könnte ich sie per Mail verschicken.

Aber bitte nicht gleich alle melden! :-oopss

Grüße (bzw. "vänliga hälsningar"), Wolfgang

Gomer-Schreck
04.11.2004, 19:41
Warum sind z.B. in Schweden soviele freie Arztstellen im Angebot - bilden sie selber zu wenig aus? Herrscht dort zur Zeit gerade nur ein akuter Mangel?In der Vergangenheit hatten die Schweden tatsächlich zu wenig ausgebildet.

Der Staat hatte die Zulassungszahlen und damit die Zahl der Studenten aufgrund von Fehlplanung jahrelang künstlich reduziert, weil der tatsächliche Bedarf an Ärzten völlig unterschätzt wurde. Politiker halt! :-(

Kurzsichtigkeit bezüglich des Ärztebedarfs und der Bedürfnisse der Ärzte (Thema Arbeitszeitregelungen und Überstunden-Ausgleich) kennt man ja auch aus Deutschland, aber die Schweden haben ihren Fehler immerhin bemerkt und korrigiert. Doch die lange Zeit mit zu niedrigen Studentenzahlen machen sich derzeit halt noch bemerkbar.

Der Bedarf an Ärzten ist allerdings nicht in allen Fachrichtungen gleich groß. In Allgemeinmedizin und Psychiatrie z.B. gibt es (noch) einen Mangel an Ärzten, in Chirurgie oder Innerer Medizin hingegen gibt es deutlich weniger offenen Stellen. Das soll natürlich nicht heißen, daß es in diesen Fächern aussichtslos wäre, nur schwieriger.

Und wenn mich die Allgemeinmedizin besonders interessiert und mir andererseits Schweden als Land sehr gut gefällt, warum sollte ich dann nicht dorthin auswandern? In Deutschland verschlechtern sich schließlich seit Jahren die Aussichten für Ärzte, und in Zukunft wird es wahrscheinlich eher noch schlechter werden als besser.

Nicht ohne Grund versuchen deutsche Politiker ständig der Bevölkerung weißzumachen, daß auch jetzt noch alle Ärzte stinkend reich wären und zuviel verdienen. Denn dadurch lassen sich weitere Lohnkürzungen und ausufernde Bürokratie (die angeblich zur Kostenreduktion beitragen sollen) leichter durchsetzen. Auf Kosten der Ärzte natürlich! :-(

Grüße, Wolfgang

JHS
04.11.2004, 19:52
Gibts da auch einen Link? http://www.dh.gov.uk/Home/fs/en

Hallo Milz,

hier die Links zu ein paar representativen Seiten, auf denen die Jahresgehälter für US-Residents (d.h. Assistenzärzte) genannt werden:

Ortho (Ohio State): $39,816 + kostenloser palm (!) im ersten Jahr
http://www.ortho.ohio-state.edu/pod_residency/salaries-benefits.htm

Allgemeinmedizin: $38,590 im ersten Jahr
http://www.munsonhealthcare.org/munson/employment_volunteer/residency/administrative/residency_salary_benefits.php

Und Neuro an den Lehrkrankenhäusern der Harvard Medical School:
$43,685 (man bedenke die Preise Boston!!!)
http://neuro-www.mgh.harvard.edu/residencyprog/app.htm

Wer noch weiter suchen möchte einfach "Residency PGY-1 wage" googlen, oder auf der Homepage des jeweils interessierenden Hospitals die Webpages der Residency Programme anschauen....

Also ich finde die Verdienstmöglichkeiten während der Residency zwar nicht schlecht, aber eben auch nicht so übertrieben gut, wie immer behauptet wird. Die Arbeitszeiten sind deutlich schlechter als in Deutschland, Dienste werden so weit ich weiss nicht extra vergütet und die Lebenskosten sind deutlich höher. Ausserdem muss man Krankenversicherung bezahlen, home loan, die Auslandsjahre fehlen in der deutschen Rentenversicherung und wenn man Kinder hat, machen einen Schul- und (wenn man bleibt) später die Studiengebühren arm.

Ich will nicht sagen, dass es falsch ist, in die USA zu gehen, doch muss man unter finaziellen Gesichtspunkten die Vorteile doch relativieren.

Viele Grüsse,
Johannes

P.S. Vergleicht man die einzelnen Fächer, gehören leider auch in den USA die Pathologen zu den schlecher verdienenden Ärzten :-dagegen

test
04.11.2004, 20:06
Es hat ja nie jemand behauptet, dass man in der Residency viel verdient. Das große Geld kommt erst hinterher. Wobei es sicher ein mühsamer Weg ist es dahin zu bringen und dort bleiben zu dürfen.
Ich denke Deutschland schneidet teilweise dort so schlecht ab, weil die daten von 2002 sind, damals gab es den AIP noch. Ich denke der hat den Schnitt etwas rutnergezogen. Trotz allem sind die Zahlen in meinen Augen erbärmlich und sollten nicht schön geredet werden, gerade in Anbetracht der Arbeitsbelastung. :-((

eatpigsbarf
05.11.2004, 16:58
...und wenn man sich die amerikanischen Residency-Gehaelter anguckt, muss man bedenken, dass das alles Angaben VOR Steuerabzug sind. Und eben, wie JHS schon geschrieben hat, davon noch so manches andere abgezoegen wird. Dann sieht's naemlich schon anders aus, insbesondere, weil die Lebenshaltungskosten in den USA je nach Gegend doch bedeutend hoeher sind als in Deutschland.
Ausserdem wird dort ca. 80-90 h jede Woche von den Residents gearbeitet - ohne jeglichen Freizeitausgleich oder finanzielle Zuwendung. Somit kommt man dann also auch nicht so sehr zum Geldausgeben und hat vielleicht dann doch etwas mehr auf dem Konto :-)). Da ist die Residency doch schon von den Arbeitszeiten und -bedingungen etwas haerter, wenn man das mit Deutschland vergleicht.
ABER, es ist in den USA definitiv nach 4-5 Jahren (je nachdem, welche Facharztrichtung man einschlaegt) vorbei und dann beginnt das "richtige" Geldverdienen im Vergleich zu Deutschland.

JHS
05.11.2004, 17:32
Test und eatingpigsbarf haben natürlich recht, meine beiden postings beziehen sich nur auf die Residency.

zwei Anmerkungen möchte ich noch machen:

1. Vergleicht man den deutschen und amerikanischen Mediziner, so ist ausserdem noch zu bedenken, dass der Amerikaner einige hundert Kilodollars in sein Studium investiert hat, die erst einmal zurückgezahlt werden müssen...

2. Überlegt man als Deutscher, in die USA zu gehen, muss man die Residency dort machen, denn der deutsche Facharzt wird ehr nicht anerkannt. Macht man aber die Residency in den USA, so fliegt man danach raus, ausser man hat zwischenzeitlich einen Amerikaner / eine Amerikanerin geheiratet (und hatte vorher H1B und nicht J1+Sperre) oder sonstwie eine Greencard bekommen...oder man nimmt einen wenig lukrativen Job bei einer staatlichen Organisation oder in einer "rural-area" an und bekommt dann ungeachtet der Vorgeschichte H1B.

Im übrigen halte ich meine Frage aufrecht, wie denn die von Gomer Schreck geposteten Verdienstspannen berechnet wurden? Durchschnittliches Eingangsgehalt bis Durchschnittliches Maximalgehalt, oder doch ehr Durchschnittsgehalt plus/minus Standardabweichung. Ist letzteres der Fall, müsste das, was in den USA nach der Residency verdient wird, wirklich pervers hoch, ja geradezu astronomisch hoch sein!!!

Viele Grüsse,
Johannes

Vystup
05.11.2004, 18:30
Sobald er mir die Arbeit schickt, werd ich sie auf meinem Webspace zur Verfuegung stellen, dann hat jeder was davon.

test
05.11.2004, 18:57
Die Gehälter nach der Residency sind wirklich sehr hoch. Hier mal ein paar Stellenangebote der Anästhesie, die nach napr.org übrigens nicht zu der Spitzengruppe der Verdiener gehören.
http://www.gaswork.org/cgi-bin/ipbltsrch.exe?ForumID=JOB4MD&IPro_ShowSummary=1