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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : parthenogenese



annekem
16.11.2004, 17:03
hallo Leute, neulich habe ich einen Roman über Parthenogenese gelesen, in dem bewiesen wurde, dass eine Frau tatsächlich unbefruchtet schwanger werden konnte. Nun ist meine Frage: Ist das tatsächlich möglich???
Noch studiere ich nicht Medizin, deshalb habe ich da noch nicht genug Fachwissen, ob so eine Schwangerschaft ein gesundes Baby hervorbringen kann, deshalb wende ich mich an euch.
Ich freue mich auf eure ANtworten, eure annekem

DoktorW
16.11.2004, 17:09
ähm, klär mich mal einer auf! Ich dachte, das geht nur wie bei den Bienchen und Blümchen! Oder hab ich was verpasst? :-))

test
16.11.2004, 17:11
Parthenogenese funktioniert bei Säugetieren nicht. Bisher ist kein einziger Versuch dazu geglückt. Es gab nur eine Maus, die aus 2 Eizellkernen verschiedener Mäuse gezeugt wurde. Echte Parthenogenese ist das nicht. Außerdem mußte an einem Kern viel manipuliert werden und ich glaube auch nicht, dass die entstandene Maus wirklich topfit war, fortpflanzen konnte sie sich aber immerhin noch.
Aber wie gesagt echte Parthenogenese, das heißt neues Leben entwickelt sich nur aus der Mutter ist bei Säugetieren nicht natürlich möglich und im Labor bisher auch nicht. :-winky

Hellequin
16.11.2004, 17:13
Jaja, das "Neue Testament" ist schon ein toller Roman. Vorallem Maria finde ich super. :-))

Rico
16.11.2004, 17:14
Nein.

Um eine teilungsfähige Eizelle zu erhalten bedarf es eines Spermiums und ein solches kann die Frau nicht aufweisen.
Ferner wird der Reiz für eine Eizelle, sich in der Gebährmutter einzunisten, nämlich die Auschüttung eines Hormons, erst durch die Befruchtung ausgelöst.
Somit ist auf natürlichem Weg soetwas nicht möglich.

Theoretisch möglich und im Tierversuch funktioniert hat das "einspritzen" eines kompletten Chromosomensatzes (der aus einer anderen Zelle isoliert wurde) in eine zuvor "entleerte" Eizelle. Diese Eizelle konnte auch durch homnonelle Stimulation dazu bewegt werden, sich im Uterus einzunisten und dann heranzureifen. Heraus kam z.B. das Klonschaf Dolly - welches ja bekanntermaßen relativ früh verstorben ist und vorher schon deutliche Alterungszeichen aufwies. Also kein wirklich befriedigendes Experiment.

Da das Klonen aber beim Menschen in den allermeisten Ländern und v.a. in Deutschland ohnehin verboten ist, ist das keine echte Option.... und auch nicht wirklich eine unbefleckte Empfängnis wie sie im Buche steht.

JHS
16.11.2004, 17:53
Problem ist eine epigenetische Markierung (Methylierung) der DNA-Anteile von Vater und Mutter, das sogennante genomische Imprinting. Imprinting hat im späteren Leben funktionelle bedeutung, die man v.a. bei auf uniparentaler Disomie beruhenden Angelmann- und Prader-Willi-Syndrom beobachten kann.
Aus diesem Grund wäre eine Entstehung eines Kindes aus der mütterlichen Eizelle nur schwer denkbar.

Bei einer Entstehung aus einer somatischen Zelle ("Klonen") kommt es u.a. zu Problemen aufgrund zu kurzer Telomere.

Viele Grüsse,
Johannes

Artemis
23.05.2005, 19:22
Ja. Parthenogenese ist auch bei Menschen möglich.

Das kann man ganz leicht an der Oogenese erkennen:
Zuerst teilt sich die Ureizelle im Zuge der 1. Reifeteilung in 2x23 Chromosomen mit je 2 Chromatiden. Ein Satz bleibt im Eizellkern, der andere wird als Polkörperchen unter die Eihaut abgelegt.
Nach der Befruchtung teilen sich nicht nur die Chromosomenzwillinge im Eizellkern, sondern auch die im Polkörperchen zu einchromatidigen Chromosomen (2. Reifeteilung). Die Chromosomen im Spermium haben bereits alle Teilungsschritte absolviert. Aus einer Urspermazelle werden bekannterweise 4 fertige Spermien.
Der komplementäre Chromosomensatz für die Parthenogenese ist bei einer Eizelle also "zum Greifen" nahe.
Wenn man sich nun ansieht, was bei der herkömmlichen Befruchtung passiert (nämlich, dass das Spermium nicht eindringt, sondern in der Hülle steckenbleibt und auf einen "Zuruf" dann vom Zytoplasma "abgeholt" wird), kann man sich vorstellen, dass das mit einem Polkörperchen auch ganz einfach passieren kann. Das Polkörperchen ist also das eizelleigene Spermium.
Dieser "Zuruf" ist ein einziges Elektron, und das werden wir ja wohl von irgendwo her kriegen.

Rico
24.05.2005, 20:18
Wenn das so einfach wäre, dann müßte die unbefleckte Empfängnis ja an der Tagesordnung sein...

Artemis
25.05.2005, 03:56
Wenn das so einfach wäre, dann müßte die unbefleckte Empfängnis ja an der Tagesordnung sein...Nein, warum? Der Abtrennungsvorgang ist fest einprogrammiert, eine automatische Wiedervereinigung nicht vorgesehen. So lange sich die Eizelle in einer gepufferten Flüssigkeit befindet, kann man lange warten, dass ein Wunder passiert. Dazu müsste man schon aktiv eingreifen.

Artemis
15.11.2006, 01:48
.....

Dr. Hyde
15.11.2006, 02:17
und weiter???

Artemis
15.11.2006, 02:26
Verzeih! Ich habe übersehen, dass ich es eh schon erklärt habe. Eigentlich wollte ich den Beitrag wieder löschen, aber das geht hier offenbar nicht.

Dr. Hyde
15.11.2006, 02:44
ich dachte, es gäbe eine revolutionäre erkenntis zum thema, der thread is ja bissl älter...

bis auf nen widerspruch:


kann man sich vorstellen, dass das mit einem Polkörperchen auch ganz einfach passieren kann. Das Polkörperchen ist also das eizelleigene Spermium. Dieser "Zuruf" ist ein einziges Elektron, und das werden wir ja wohl von irgendwo her kriegen.

vs.


Der Abtrennungsvorgang ist fest einprogrammiert, eine automatische Wiedervereinigung nicht vorgesehen. So lange sich die Eizelle in einer gepufferten Flüssigkeit befindet, kann man lange warten, dass ein Wunder passiert. Dazu müsste man schon aktiv eingreifen.

einfach ein wunder...naja, ein fall bisher wurde dokumeniert :-D

Artemis
15.11.2006, 10:42
Das ist kein Widerspruch.
Die Polkörperchenbefruchtung muss initiiert werden, aber das geht sehr einfach.
Die Glühbirne beginnt auch nicht von selbst zu leuchten, sondern irgendjemand muss den Lichtschalter betätigen. Es wäre ein Wunder, wenn die Glühbirne ohne Lichtschalterbetätigung zu leuchten beginnt, aber die Lichtschalterbetätigung selbst ist ein einfacher Vorgang.

Von einem dokumentierten Fall weiß ich nichts. Kannst du mir da mehr dazu erzählen?

actin
15.11.2006, 11:05
Wie ist das denn mit Teratomen? Könnte man die Entstehung eines Teratoms nicht als 'ansatzweise Parthenogenese' betrachten? :-???

Artemis
15.11.2006, 15:46
Wie ist das denn mit Teratomen? Könnte man die Entstehung eines Teratoms nicht als 'ansatzweise Parthenogenese' betrachten? :-???Korrekt. Nur zum falschen Zeitpunkt gestartet, so dass sich das Gewebe "wild" ausbildet.

He-Man
16.11.2006, 00:28
Das ist kein Widerspruch.
Die Polkörperchenbefruchtung muss initiiert werden, aber das geht sehr einfach.
Die Glühbirne beginnt auch nicht von selbst zu leuchten, sondern irgendjemand muss den Lichtschalter betätigen. Es wäre ein Wunder, wenn die Glühbirne ohne Lichtschalterbetätigung zu leuchten beginnt, aber die Lichtschalterbetätigung selbst ist ein einfacher Vorgang.Wenn das Eintreten eines Ereignisses einfach ist, ist es auch wahrscheinlich, daß es passiert. Stichwort Entropie, 2.Hauptsatz Thermodynamik usw.


Von einem dokumentierten Fall weiß ich nichts. Kannst du mir da mehr dazu erzählen?Es handelt sich um den Patienten J.C. Jener war so bestürzt ob seiner Vaterlosigkeit, daß er zur Kompensation seiner strukturellen Schwäche einen erschaffen mußte. Parthenogenese meets retrovirus sozusagen.

Zitat von actin
Wie ist das denn mit Teratomen? Könnte man die Entstehung eines Teratoms nicht als 'ansatzweise Parthenogenese' betrachten?
Korrekt. Nur zum falschen Zeitpunkt gestartet, so dass sich das Gewebe "wild" ausbildet.Jetzt mal ernsthaft: ein Teratom ist eine Neoplasie der Keimzellen, das ist etwas völlig anderes als die geordnete Entstehung eines vielzelligen Organismus.

actin
16.11.2006, 00:56
das ist etwas völlig anderes als die geordnete Entstehung eines vielzelligen Organismus.Das habe ich auch nicht behauptet. Aber es entstehen Keimblätter und Bereiche mit mit differenzierten Zellen, die man bestimmten Gewebetypen zuordnen kann.Insofern gibt es Parallelen zwischen dem Beginn der Embryonalentwicklung und dem Beginn der Entstehung eines Teratoms.

He-Man
16.11.2006, 10:31
Ähnlichkeiten schon; in der gleichen Hinsicht, wie auch beim Lymphom Antikörper produziert werden oder Endometrialkarzinome durch Blutungen auffallen. Die molekularen Prozesse, die zur Embryogenese führen, sind jedoch andere als die der Tumorigenese. Nichts für ungut, aber ich habe das Gefühl, daß die gute Artemis da etwas undeutliche Vorstellungen hat.

Artemis
06.01.2007, 01:42
Wenn das Eintreten eines Ereignisses einfach ist, ist es auch wahrscheinlich, daß es passiert. Stichwort Entropie, 2.Hauptsatz Thermodynamik usw.Meine Lichtschalter betätigen sich nicht von selbst. Meine Eizellen auch nicht.


Es handelt sich um den Patienten J.C. Jener war so bestürzt ob seiner Vaterlosigkeit, daß er zur Kompensation seiner strukturellen Schwäche einen erschaffen mußte. Parthenogenese meets retrovirus sozusagen.Wenn dieser J.C. ein Mann ist, kann es sich nicht um Parthenogenese handeln.


Jetzt mal ernsthaft: ein Teratom ist eine Neoplasie der Keimzellen, das ist etwas völlig anderes als die geordnete Entstehung eines vielzelligen Organismus.Sag ich ja.