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Feuerblick
21.11.2004, 11:28
Man kann Händedesinfektion empfehlen und soweit ich mich erinnere, tut es da das normale Händedesi, das wir alle kennen. Bei einem dreijährigen Kind würde ich da aber nicht unbedingt dranwollen...

Lava
21.11.2004, 19:47
Na gut, ich versuch's :-))

Ihr schnappt euch eine Akte vom Stapel und bittet den nächsten Patienten herein. Ein 14jähriges Mädchen (plus Mutter) betritt den Raum. Auf dem Überweisungsschein von Niedergelassenen steht was von "unklare Sehverschlechterung".

Was wollt ihr dazu wissen? Welche Untersuchung könnte man machen?

stephi
21.11.2004, 20:04
Seit wann und wie bemerkt?
Dopperlbilder, unscharfes Sehen?
Rötung?
Schielen?

Lava
21.11.2004, 20:16
Aaaaaaalso... sie hatte das nur mal vorrübergehend im Sommer. Beim Sportunterricht draußen in der Hitze hat sie plötzlich irgendwie nicht mehr so richtig gucken können. Doppelbilder gab's keine. War irgendwie unscharf. Außerdem hat es geflimmert vor den Augen.

Was könnte man noch fragen?

test
21.11.2004, 21:06
War die Sehverschlechterung also nur vorübergehend? Oder jetzt dauerhaft? Falls nur anfallsweise, ist ein Auslöser erkennbar? Belastung oder ähnliches? Hat sie denn jetzt gerade überhaupt Beschwerden?

Lava
21.11.2004, 21:27
Im Augenblick scheint alles in Butter zu sein. Vielleicht müsste die Brille neu angepasst werden, aber der Visus ist beidseits super. Auch das Gesichtsfeld ist in Ordnung. Auslöser? Nun ja, Sportunterricht draußen im Sommer... ;-)

Da fällt der Mutter ein, dass ihre Tochter nicht nur das Flimmern hatte, sondern auch Kopfschmerzen...

Na? Hat jemand ne Idee?

Zoidberg
21.11.2004, 21:35
DD Migräne
DD Epileptischer Anfall
DD Psychogen
DD Multiple Sklerose
DD Meningitis

stephi
21.11.2004, 22:04
aneurysma?

Zoidberg
21.11.2004, 22:06
meinst du die Aneurysmaruptur mit SAB?

test
21.11.2004, 22:31
Die wäre doch der schlimmste Kopfschmerz, den sie je hatte. Also ich glaub daran würde sie sich auch selber erinnern, meint ihr nicht? :-))

Tombow
21.11.2004, 23:32
Ich mache mir jetzt mal Zoidberg's DD-Bogen zunutze und füge noch was hinzu:

Migräne - gezielte Fragen nach Kopfschmerzattacken. Wäre aber in unserem Falle eher Ausschlußdiagnose.
Epileptischer Anfall - wieder einmal genauer fragen
Psychogen - wäre in dem Fall die absolute Ausschlußdiagnose
Meningitis - so anfallweise eher unwahrscheinlich, dennoch denkbar.
MS - hmmm....falls sich der Verdacht in die Richtung erhärten sollte, dann wären VEP's und ERG nützlich, soweit sind wir noch nicht.

Und was letztere 2 Verdachtsdiagnosen betrifft, hier könnte uns eine Netzhaut-Spiegelung weiterhelfen. Doch, um die zu machen bräuchten wir vorsichtig zu sein. Ursache für die Kopfschmerzen und die Visusverschlechterung könnten auch Glaukom-Anfälle sein. Und das Flackern ist schon ziemlich glaukomverdächtig, das Auftreten bei Belastung ebenso.

Genauso gut könnten es auch intermittierende Episoden von Netzhaut-Ischämie oder anfallweisen Thrombosen, die bisher glimpflich abgegangen sind. Auch denkbar wäre auch RCS, dafür ist aber bisher der Verlauf einfach zu harmlos.

Auf alle Fälle, was mich jetzt interessieren würde, wäre Vorderkammer(ganz besonders auch der Kammerwinkel) und Hornhaut, dann Augeninnendruck. Wenn nicht ganz sicher, OA konsultieren und sich Kammerwinkel noch einmal mit dem Goldmann-Spiegel anschauen. Falls nichts dagegenspricht, bitte weitstellen und Netzhautspiegelung. Falls die Netzhaut einen nicht eindeutigen, aber dennoch pathologischen Befund ergibt, dann bitte Fluo.

Für diejenigen, die ganz schnell drauf los wollen, Blut abnehmen. Interessieren würde mich Blutbild und ganz besonders Gerinnung.

stephi
22.11.2004, 10:11
Habe keine Aneurysmablutung gemeint, sonder einfach ein Aneurysma, das irgendwo draufdrückt und bei Belastung zu Durchblutungsstörung oder ähnlichem führt...

Lava
22.11.2004, 17:41
Ihr schießt ja gleich mit Kanonen auf Spatzen... *g*
Also den Fundus haben wir uns sicher mal angesehen, aber der war unauffällig.

Neben euren Zebras habt ihr aber eine Diagnose genannt, die bei einem Mädchen in der Pubertät durchaus nicht selten ist: Migraine ophtalmique. Mein Buch schlägt vor, eine solche Patientin zum Neurologen zu schicken. Die leitende Ärztin meinte jedoch, das Problem sei häufig in der Pubertät und würde auch wieder verschwinden mit zunehmendem Alter.

Tombow
22.11.2004, 17:56
@Janine:

Was ich geschrieben habe, war nur ein Roadmap für das weitere diagnostische Vorgehen, und ich denke, aus dem Posting war ersichtich, daß bestimmte Untersuchungen wohl nie gemacht werden würden. Über Zebras und Kolirbris könnte man sich streiten, Tatsache ist aber, daß die Migraine ophtalmique hier eher eine Ausschlußdiagnose wäre, und dazu noch wohl die harmloseste aus der ganzen Sammlung. Aber das ist auch das schöne an der Augenheilkunde, daß man mit einem sorgfältigem Blick auch einiges an möglichen DD abhaken kann.

Ich gebe es zu, ich mag übervorsichtig sein, als ich an ein juveniles Glaukom dachte, aber mit so einem Glaukom ist überhaupt nicht zu spaßen.

Tombow
22.11.2004, 18:09
Soo...mit freundlicher Genehmigung von Oberärztin Janine darf ich auch für ein Paar Tage in der Augenambulanz....und hier kommt schon der nächste Fall.

22jährige Patientin, schwanger in der 14ten SSW. Überweisung vom niedergelassenen Kollegen wegen beidseitiger Visusverschlechterung. Laut Überweisung habe sich die Symptomatik unter kurzzeitiger lokaler Kortisontherapie etwas gebessert, sei aber danach schon wieder progredient. Vom Allgemeinbefinden und Erscheinungsbild her geht es der Patientin gut, sie hat keine anderweitigen Beschwerden. Und nun, was machen wir als nächstes?

Lava
22.11.2004, 18:17
Die haben ihr einfach so ohne Konsil Cortison gegeben?

Nun ja, fragen wir mal: was für Sehverschlechterung? Wurde alles unscharf? eher beim Lesen oder beim in die Ferne sehen? Beidseits gleich stark? Sieht sie Doppelbilder, Flecken, Metamorphopsien? Gibt'S begelitende Phänomene wie Kopfschmerzen? Wie war denn der Verlauf (wann und wie angefangen, wie bemerkt)? Hat die Schwester vielleicht schon mal den Visus getestet und den IOD gemessen? :-))

Ophtalmologische Anamnese: Brille? frühere OPs? Laser? Glaukom? Verletzungen? Entzündungen?

Tombow
22.11.2004, 18:37
Die Cortisongabe wurde nach Rücksprache mit dem Frauenarzt der Patientin (und sein OK) vorgenommen. Das war auch der eigentliche Grund für die Überweisung, denn dem niedergelassenen Kollegen ist die Sache wohl zu heiß geworden - Symptomatik wieder da nach Absetzen der Therapie, und weiterführen wohl für ihn nicht zu verantworten.


Patientin hat nach eigenen Angaben fast nichts bemerkt, bis sie bei einem routinemäßigen Termin bei ihrem Augenarzt am sehtest "kläglich gescheitert" sei. Nach gezieltem Fragen gibt sie an, daß es in letzer Zeit beim schlechten Licht mit dem Lesen nicht so gut geklappt hat. Doppelbilder, Flecken und Metamorphopsien werden verneint, Kopf- oder Augenschmerzen ebenso. Sie trägt eine Brille (RA -1.25sph; LA -1.5sph -0.25cyl/135°). IOD RA 14mmHg LA 13mmHg). Bester fernkorrigierter Visus RA 0,45p LA 0,4; Amsler-Test opB. Keine früheren OPs oder Verletzungen am Auge). Was Entzündungen betrifft, kann sie sich an irgendeiner Sache erinnern, die sie als Kind durchgemacht hat, als sie in den Ferien mit ihrem Eltern zum Skifahren gefahren sei)....aber so genau kann sie sich nicht daran erinnern, keine näheren Angaben möglich.

Feuerblick
22.11.2004, 23:26
Okay... Vorerkrankungen irgendwelcher Art bekannt? Verlief die Schwangerschaft bisher normal?

Haben wir vielleicht auch schon ein routinemäßiges GF von der Dame oder hat sie das von ihrem Augenarzt mitgebracht?

Lava
23.11.2004, 17:21
Na der Visus ist ja wirklich nicht so doll... da würde ich die Frau doch mal hinter die Spaltlampe klemmen und mir die Vorderabschnitte ansehen. ;-)

Nimmt sie eigentlich sonst irgendwelche Medikamente? Wie ist die Familienanamnese?

Feuerblick
23.11.2004, 17:28
Jepp!! Und dabei würde ich gerne wissen, wie denn die Hornhäute zentral so aussehen...