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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Typ-I-Diabetes Manifestationsalter



MouseMan
28.11.2004, 10:05
Hallo,

kurze Frage zum Typ-I-Diabetes: Weshalb manifestiert sich diese Erkrankung erst im späten Kindesalter (respektive frühen Jugendalter)? Weil sich die Autoimmunwirkung gegen den Pankreas erst entwickeln muss und eine gewisse Latenzzeit zur Zerstörung der B-Zellen benötigt wird???

Wäre cool wenn mir da jemand weiterhelfen kann!

Gruss MM :-top

Lava
28.11.2004, 10:54
So sieht es aus. Mein Buch sagt, Diabetes mellitus wird erst manifest, wenn 80% der beta-Zellen der Langerhans'schen Inseln zerstört sind und bis das soweit ist dauert es meist Jahre.

test
28.11.2004, 11:44
Hallo,

meines Wissens ist das noch nicht sehr gut verstanden. Manche vermuten auch, dass neben der genetischen Prädisposition durch bestimmte HLA Gene (ich glaube DR3) noch eine Coxsackie B Virus Infektion ablaufen muß um den Autoimmunprozess in Gang zu setzen. :-nix

Lava
28.11.2004, 11:53
Richtig (steht auch im Buch), aber das schließt ja nicht aus, dass die Zerstörung der Zellen ein paar Jahre dauern kann... interessant wär die Frage, warum es in einigen Fällen länger dauert als in anderen. Im Herold steht bei Erstmanifestationsalter was von 12 bis 24 (!).

Neujahrsrakete
28.11.2004, 12:09
Im Herold (Ausgabe 2004) steht aber auch:
"Sind im Alter von zwei Jahren bereits zwei oder alle drei Inselautoantikörper vorhanden, so ist mit einer sicheren Diabetesentwicklung noch vor dem 10ten Lebensjahr zu rechnen."

Froschkönig
28.11.2004, 17:07
So 100% geklärt ist es wohl nicht, immerhin gibt es noch als Sonderform den "MODY" (Mature Onset Diabetes of the Young), bei dem sich ein Typ I Diabetes erst viel später manifestiert... :-nix

Gruß,
Der Frosch

Neujahrsrakete
28.11.2004, 17:14
MODY?
Eine meiner Cousinen (gertenschlank) hat mit Ende 30 einen Diabetes mellitus bekommen und sie hat irgendwann mal gesagt, es sei ein Typ1-Diabetes.
Damals habe ich mich noch nicht großartig damit auseinandergesetzt und neulich habe ich irgendwann mal gedacht, daß entweder sie Unrecht, oder ich keine Ahnung habe :-)) Offensichtlich traf letzteres zu. Aber jetzt weiß ich ja, daß es MODY gibt ;-)

Rico
28.11.2004, 18:08
MODY?
Eine meiner Cousinen (gertenschlank) hat mit Ende 30 einen Diabetes mellitus bekommen und sie hat irgendwann mal gesagt, es sei ein Typ1-Diabetes.Wobei eine DM-Erstmanifestation mit 30 bei nicht adipösem Patienten einen eher in richtung LADA (Latent auto-immune diabetes in adults) denken lassen würde.
Der MODY ist der einzige DM-Typ, für den Genloki bekannt sind, sodaß der direkt nachweisbar ist (auch vor Manifestation).

Froschkönig
29.11.2004, 22:45
Der MODY ist der einzige DM-Typ, für den Genloki bekannt sind, sodaß der direkt nachweisbar ist (auch vor Manifestation).
Was ja ganz toll ist..aber zum NachweisVERSUCH brauchts erstmal ne Indikation ;-)

Rico
30.11.2004, 08:54
Was ja ganz toll ist..aber zum NachweisVERSUCH brauchts erstmal ne Indikation ;-)Hm... laß mich kurz nachdenken:

MODY eines Elternteils?
Gestörte Glucosetoleranz im OGTT?

Froschkönig
30.11.2004, 09:00
MODY eines Elternteils?
Gestörte Glucosetoleranz im OGTT?
Ich bestreite nicht die Existenz von Indikationen, behaupte nur, daß selbige oftmals auch fehlen :-nix
Und bei nem Jungen Patienten mach ich sicher keinen OGTT wenn ich nicht eh schon irgendwas argwöhne ;-)

Nyen van Tok
15.11.2010, 18:30
Sorry, dass ich diesen Uralt-Thread nochmal ausgrabe, aber ich hab mal 'ne kleine Frage zum OGTT.

Folgender Fall:

Patientin, 77 Jahre, leicht adipös, Nüchternblutzucker 149 mg/dl,
keine HbA1 Diagnostik, keine C-Peptiddiagnostik.
Sonstige Erkrankung: Gut eingestellte Schilddrüsendysfunktion, TSH basal 2,62 mlU/l , Entfernung von einem kalten Knoten vor etwa 30 Jahren.
Nach WHO-Richtlinien ist ein Nüchternblutzucker >126 mg/dl eine Kontraindikation für einen OGTT.
Angesetzt ist von einem Hausarzt nun eben tatsächlich dieser OGTT,
ohne weitere vorhergehende Diagnostik.

Wie sinnvoll und wie schädlich kann dieser Test sein?

Meiner Meinung nach machts doch überhaupt keinen Sinn, diesen Test anzusetzen, sondern man bestimmt über das C-Peptid doch lieber den Insulinwert und kann dann Rückschlüsse auf den Diabetestyp ziehen oder irr ich mich?
So unwahrscheinlich der Typ1 Diabetiker in diesem Fall sein wird,
so unnötig ist doch auch der OGTT oder nicht?
Ein Nüchternblutzucker von 149 plus C-Peptiddiagnostik müsste doch für eine Diagnose reichen?

Oder ist dem Hausarzt die Labordiagnostik zu teuer und man weicht auf ein OGTT aus, da die Patientin die Kosten dafür selbst tragen muss?



Vielen Dank im vorraus!

Gruß:-top

Rico
15.11.2010, 19:12
Folgender Fall:

Patientin, 77 Jahre, leicht adipös, Nüchternblutzucker 149 mg/dl,
keine HbA1 Diagnostik, keine C-Peptiddiagnostik.
Sonstige Erkrankung: Gut eingestellte Schilddrüsendysfunktion, TSH basal 2,62 mlU/l , Entfernung von einem kalten Knoten vor etwa 30 Jahren.
Nach WHO-Richtlinien ist ein Nüchternblutzucker >126 mg/dl eine Kontraindikation für einen OGTT.
Angesetzt ist von einem Hausarzt nun eben tatsächlich dieser OGTT,
ohne weitere vorhergehende Diagnostik.

Wie sinnvoll und wie schädlich kann dieser Test sein?Der ist nicht sehr sinnvoll, da der Diabetes ja schon durch den Nüchtern-BZ gezeigt ist.
Außer z.B. man zweifelt diesen einen Wert aus irgendwelchen Gründen an (z.B. Nüchternintervall nur grenzwertig oder nicht sicher eingehalten, Co-Medikation mit Blutzuckersteigernden Medikamenten wie Cortison, etc) aber trotzdem Anhalt für einen Diabetes hat, dann kann man mal so einen Test planen (z.B. nach Ende der Cortisonbehalndlung), der dann aber wenn der Nüchtern-BZ wieder >126 liegen würde gleich wieder abgebrochen werden müßte.
Wichtig wäre in der Situation der HbA1c als Blutzuckerlangzeitwert, der kann sehr gut helfen, punktuell erhöhte Werte von dauerhaft erhöhten zu unterscheiden.

Meiner Meinung nach machts doch überhaupt keinen Sinn, diesen Test anzusetzen, sondern man bestimmt über das C-Peptid doch lieber den Insulinwert und kann dann Rückschlüsse auf den Diabetestyp ziehen oder irr ich mich?Ja, das stimmt nicht.
Zum einen kann man Insulin direkt bestimmen und muss den Umweg über das C-Peptid nicht nehmen, das braucht man nur, wenn man zwischen körpereigenem Insulin und gespritztem Insulin unterscheiden will, da die patientin aber bei fehlendem Diabetesnachweis hoffentlich kein Insulin spritzt wird uns das nicht weiterbringen.
Die Insulinbestimmung ist aber auch nicht wegweisend bei der Unterscheidung zwischen den Typen, hier gelten andere Kriterien, z.B. für den DM1 der Nachweis entsprechender Antikörper. Angesichts des Alters scheint hier jedoch ein Typ 2 hochwahrscheinlich. Wenn man möchte kann man die Insulinresistenz abschätzen (z.B. Homa-IR), aber das ist angesichts der Konstellation eigentlich nicht nötig.
So unwahrscheinlich der Typ1 Diabetiker in diesem Fall sein wird,
so unnötig ist doch auch der OGTT oder nicht?Der OGTT hat nichts mit Typ1 oder Typ2 zu tun, der zeigt nur allgemein eine gestörte Glukosetoleranz ob die nun auf einem verminderten Insulinspiegel oder einer verminderten Insulinwirkung beruht ist allein damit nicht zu trennen.

Ein Nüchternblutzucker von 149 plus C-Peptiddiagnostik müsste doch für eine Diagnose reichen?C-Peptid wie erwähnt unnötig, ansonsten Nüchtern-BZ und HbA1c zur Diagnose, falls bei erneuter Kontrolle BZ grenzwertig, dann natürlich OGTT zur Diagnosesicherung

Oder ist dem Hausarzt die Labordiagnostik zu teuer und man weicht auf ein OGTT aus, da die Patientin die Kosten dafür selbst tragen muss?Wenn der OGTT ärztlich indiziert ist zahlt in natürlich die Versicherung!

Nyen van Tok
15.11.2010, 19:42
Vielen Dank erstmal!:-top

Das mit dem C-Peptid hatte ich wohl falsch in Erinnerung, aber vielen Dank für den Hinweis, zumindest bis zur BC-Klausur im Dezember werd ichs nun nicht mehr durcheinander bringen.:-oopss

Der Hausarzt verlangt, dass die Kosten selbst getragen werden. (Pat. bei GKV)
Was ist davon zu halten?

Wenn man nun einen hohen HbA1c-Wert hat lässt das doch keinen Rückschluss auf den Diabetes Typen zu.
Oder reicht das Alter aus?
Wie gebräuchlich ist die Insulinspiegel-Bestimmung?
Nüchtern wäre das doch widerum auch Quatsch, irgendwelche Insulinwerte zu bestimmen, das müsste ja eigentlich im Rahmen von einem OGTT passieren, weil der Insulinspiegel nüchtern ja sowieso niedrig ist. Bei Typ1 halt besonders niedrig bis nicht vorhanden, aber reicht eine nüchtern Bestimmung zur Unterscheidung?

Gruß und Danke:-lesen

Keenacat
15.11.2010, 20:55
Wenn man nun einen hohen HbA1c-Wert hat lässt das doch keinen Rückschluss auf den Diabetes Typen zu.
Oder reicht das Alter aus?


Alt und adipös, fällt zufällig mit erhöhtem BZ auf, anderes metabolisches Gemüse --> Typ 2.
Jung und eher schlank (evtl. sogar untergewichtig), kommt im ketoazidotischen Koma --> Typ 1. :-))

Bei ner 77-Jährigen kann man auf weitere Diagnostik sicherlich verzichten. Kann man sich fürs sekundäre Therapieversagen aufsparen, wenn überhaupt.

FataMorgana
15.11.2010, 21:02
Wenn der OGTT ärztlich indiziert ist zahlt in natürlich die Versicherung!

Die Arztleistungen und Labordiagnostik schon, aber diese Glukoselösung muss der Patient meines Wissens tatsächlich selbst bezahlen.

Rico
15.11.2010, 21:20
Der Hausarzt verlangt, dass die Kosten selbst getragen werden. (Pat. bei GKV). Was ist davon zu halten?Bei Zweifeln bezüglich der Zuständigkeit der Krankenkasse sollte man immer die Krankenkasse fragen, die haben dafür in der Regel eine Hotline (steht meist hinten auf dem Kärtchen oder auf der Homepage). Ob da jetzt die Trinklösung selber bezahlt werden muss oder nicht, das weiß ich jetzt spontan nicht, aber fragen lohnt sich auf jeden Fall, denn manchmal erstattet die Kasse freiwillig auch die ein oder andere Leistung "auf Antrag" zu der sie eigentlich nicht per Leistungskatalog verpflichtet wäre.

Wenn man nun einen hohen HbA1c-Wert hat lässt das doch keinen Rückschluss auf den Diabetes Typen zu.
Oder reicht das Alter aus?Wie Keenacat schon geschrieben hat reichen hier die Begleitumstände aus, in diesem Fall nur Hinweise auf DM2 und keinen auf DM1, da kann man mit weiterer Diagnostik sparsam sein.

Wie gebräuchlich ist die Insulinspiegel-Bestimmung?Hat eigentlich keinen Stellenwert in der klinischen Diagnostik, nur für wissenschaftliche Fragestellungen in Gebrauch.

WackenDoc
16.11.2010, 11:19
oGTT kann man sich wohl sparen. Ggf. nochmal den Nüchtern-BZ bestimmen, wenn man den Verdacht auf einen Messfehler/Nicht ausreichende Nüchternheit hat.
Den oGTT macht man nur bei grenzwertigen Werten (also Nüchtern-BZ über 100 aber unter 120mg/dl).
HbA1c halte ich für sinnvoll- der Wert korreliert mit dem Ausmaß der BZ-Erhöhung- somit auch wichtig für die Therapieentscheidung.
Gerade beit älteren Menschen lässt man eher höhere Werte zu. Da ist die Hypoglykämie gefährlicher als leicht hyperglykäme Werte.
Sollte man sich für eine Therapie entscheiden und die schlägt an, ist alles gut. Sollte die dauerhaft nicht funktionieren, kann man im Zweifel immer noch verschen nach Typ 1 und 2 zu differenzierten.
Aber allein aus der Anamnese würde sich für mich eine ausreichend hohe Wahrscheinlichkeit für Typ 2 ergeben, dass ich da nicht weiter nachforschen würde.