Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Treffpunkt für gestresste Pj-ler und UAs
Keenacat
30.04.2012, 18:16
naja, aber in der situation?
ich mein, da kommt jemand mit nem katzenbiss und ich frag dann einfach, ob sie sich umbringen will?
Nein. Du fragst, warum sie unbedingt weiter untersucht werden will/aufgenommen werden will, obwohl ihr deutlich gemacht wurde, dass es keinen Anlass dazu gibt. Wenn sie dann zum Beispiel sagt, dass sie möchte, dass sich jemand endlich mal um sie kümmert, denkst du: "Aha! Hier scheint es nicht um den Katzenbiss zu gehen."
Dann fragst du, ob sich sonst denn keiner um sie kümmert. Und dann erzählt sie vielleicht, dass ihr Mann sie verlassen hat. Dann fragst du mal so grob Stimmung und Antrieb ab und sie sagt, dass sie sehr traurig ist in letzter Zeit und den Haushalt nicht schafft. Und dann sagst du ihr, dass du glaubst, dass es ihr im Moment sehr schlecht geht und ob sie mal daran gedacht hat, sich etwas anzutun.
Hoffentlich sagt sie dann, sowas läge ihr völlig fern. Aber wenn sie ja sagt, musst du abschätzen, ob sie akut gefährdet ist, zum Beispiel indem du fragst, ob sie im Moment daran denkt, und ob sie konkrete Vorstellungen hat. Und ob du sie nach Hause lassen kannst, ohne dass sie sich dann etwas antut.
Das wär zum Beispiel so ein Gesprächsgang, wo es angemessen ist, nach Suizidgedanken zu fragen. Du fängst ja nicht mit der These an, dass eine Depression besteht, sondern machst brav Anamnese, wo sich das dann rauskristallisiert.
und ihr verlasst euch darauf, dass die leute das auch ehrlich sagen?
also angenommen, man will sich wirklich umbringen, dann weiß ich doch, dass man mich davon abhalten wöllte und erzähls keinem :-nix
also die gespräche klingen immer gut, aber kann man da wirklich ehrlichkeit voraussetzen?
WackenDoc
30.04.2012, 18:49
Das funktioniert wohl tatsächlich.
Das heisst natürlich nicht, dass man jeden Patienten, der mit ner Bagatelle in die Notaufnahme kommt, dazu befragen müsste oder sollte. Nach ner Weile bekommt man aber nen ganz gute Gespür dafür, ob der Patient eigentlich wegen was ganz anderem da ist oder einfach nicht peilt, dass es kein Notfall ist.
Ich habe mich exakt dasselbe wie du gefragt, Epeline, und es ist wohl tatsaechlich so, dass die meisten Patienten diese Frage ehrlich beantworten, wohl vor allem weil sie sich dann doch gerne jemandem anvertrauen wollen und erleichtert sind, dass man sie drauf anspricht. So glaube ich mich zumindest an mein Psych-Modul zu erinnern.
Gibt glaube ich sogar ne HEX-Frage zum Thema "Suizid direkt ansprechen".
WackenDoc
30.04.2012, 19:12
Es gibt so Checklisten mit denen man abschätzen kann, wie konkret Suizidabsichten sind: Die Frage, wie konkret die Pläne sind, wie drängend die Gedanken sind, ob schon Vorbereitungen getroffen wurden.
Was ganz gefährlich ist, ist eine ansonsten unerklärliche und plötzliche Aufheiterung der Stimmung bei Patienten mit Depressionen.
Man muss das mal so sehen- wenn ein Patient schon deswegen zum Arzt geht, dann kann man davon ausgehen, dass er Hilfe will.
Keenacat
30.04.2012, 19:15
Patienten, die sich suizidieren wollen, stehen unter massivem Druck und sind sehr allein damit. Für einen Großteil ist es immens erleichternd, darüber zu reden. Die meisten wollen auch Hilfe. Suizid bedeutet ja idR nicht, dass der Patient die Vorstellung, tot zu sein, ganz super findet, sondern dass sein Leben ihn so belastet, dass er glaubt, es nicht mehr ertragen zu können.
Wenn jemand zugibt, dass es ihm schlecht geht, wird er in der Regel auch ehrlich sagen, ob er an Suizid gedacht hat/ob er den Schritt tatsächlich tun würde.
Giant0777
30.04.2012, 19:19
Also wir haben damals das Röntgenbild gemacht, um Fremdkörper auszuschließen und nicht um die Patientin damit zu vertreiben! Damit ihr euch nicht an so ´nem Röntgenbild hochzieht.
Zum Thema Suizidalität: Ich glaube dem Patienten, wenn er sagt das Suizid für ihn nicht in Frage kommt. Das garantiert jetzt nicht, dass der Patient sich immer an das hält was er sagt, aber man ist eben auch nicht Bigbrother!!!! Sollte er sich dann in einem anderen Moment doch für irgendwas anderes entscheiden, muss man vielleicht auch mal akzeptieren das ärztliches Handeln Grenzen hat! :-meinung
Giant0777
30.04.2012, 19:20
Patienten, die sich suizidieren wollen, stehen unter massivem Druck und sind sehr allein damit. Für einen Großteil ist es immens erleichternd, darüber zu reden. Die meisten wollen auch Hilfe. Suizid bedeutet ja idR nicht, dass der Patient die Vorstellung, tot zu sein, ganz super findet, sondern dass sein Leben ihn so belastet, dass er glaubt, es nicht mehr ertragen zu können.
Wenn jemand zugibt, dass es ihm schlecht geht, wird er in der Regel auch ehrlich sagen, ob er an Suizid gedacht hat/ob er den Schritt tatsächlich tun würde.
Kann ich nur unterstreichen!!!!
Keenacat
30.04.2012, 19:25
Also wir haben damals das Röntgenbild gemacht, um Fremdkörper auszuschließen und nicht um die Patientin damit zu vertreiben! Damit ihr euch nicht an so ´nem Röntgenbild hochzieht.
Ich glaub von deinem konkreten Fall sind wir schon ne Weile weg, wir sind jetzt mehr oder weniger hypothetisch. :-)
Giant0777
30.04.2012, 19:33
@Keenacat: Prima!
Wann ist bei Euch eigentlich Feierabend? Mein letzter Tag ist der 08.06. Irgendwie bin ich fast ein wenig wehmütig, war ne tolle Zeit mit vielen Eindrücken!!!Außerdem fand ich die Lernkurve sehr beeindruckend - das PJ hat mir viel gebracht!:-meinung
Feierabend ist meist zwischen 4 und 6, mindestens einmal die Woche aber erst gegen 8. Ich bin derzeit in der Orthopaedie/Uch, Wahlfach, von daher ist das ueberwiegend vom OP-Plan abhaengig. Der leider meist nicht gerade klein ist.
Und bei dir?
Ja, die Lernkurve beglueckt mich zur Zeit auch. Ausserdem darf man so langsam auch mal selber ans Messer, was natuerlich ueberaus erfreulich ist. Ich bin auch fast schon ein bisschen traurig, in 7 Wochen in die Innere zu muessen. Will nicht weg! :)
Giant0777
01.05.2012, 08:18
Ich meinte mir Feierabend eher das PJ-Ende! :-))
Ups, wie falsch ich dich verstanden habe. :D
27.12. bei mir.
StellaMaris
02.05.2012, 08:35
[...]
Man muss das mal so sehen- wenn ein Patient schon deswegen zum Arzt geht, dann kann man davon ausgehen, dass er Hilfe will.
Habe ich auch so erlebt bisher... Menschen, die aufgrund einer schlimmen Lebenssituation von Suizidgedanken gequält werden, wollen ja zumeist nicht per se sterben, sie sehen einfach nur keinen anderen Ausweg. Aber eigentlich sind sie für jede andere Hilfe dankbar, deshalb gehen sie dann doch letztendlich zum Arzt, und da es den meisten schwerfällt, von selbst auf das Thema zu kommen, sind viele sogar erleichtert, wenn es vom Arzt angesprochen wird.
Wer deswegen ins Krankenhaus kommt, wird seine suizidalen Absichten also auch offenbaren, natürlich gibt es auch Menschen, die den Entschluß gefasst haben, sterben zu wollen und sich durch nichts davon abbringen lassen würden, aber die würden dann auch nicht vorher ins Krankenhaus kommen, sondern es einfach durchziehen und höchstens im Nachhinein in der Notaufnahme aufschlagen, wenn der Suizidversuch fehlgeschlagen ist.
Stell dir vor, es ist Endoprothesen-Sprechstunde und 1/3 der terminierten kommt nicht... Feierabend um zehn nach zwei. :love:
Darf ich auch mitmachen *liebguck*:-blush??
Ich bin (noch) auf der internistischen Intensiv.. und nach wie vor kein Freund des Frühaufstehens! Leider wirds da im Moment auch mit dem pünktlichen Feierabend nix- vor fünf bin ich selten raus im Frühdienst.
Habt ihr eigentlich regelmäßig Studientage?
In diesem Tertial an der Uniklinik hab ich 8, im naechsten am peripheren haus 16 Studientage.
Man muss aber dazu sagen, dass das ganze bei uns relativ lax gehandhabt wird - wenn keine OPs deines Teams und auch keine Sprechstunde ansteht, kannst du auch einfach mal ohne Aufschreiben daheim bleiben.
Giant0777
04.05.2012, 19:54
Also ich spreche meine Studientage immer direkt mit dem OA der Station ab. Ich nehme mal immer zwischendurch einen Tag und sammle auch immer ein paar und konnte so zwischen den Tertialen immer mind. eine Woche frei machen. Alles andere als relativ freie Einteilung der Studientage finde ich auch blöd! PJ sind m.M. kein Bestandteil des Personalstamms, sondern extra! Und man sollte nicht so tun, als seien PJ´ler unersetzbar bloß weil mal ein wenig Personalengpaß herrscht!!!!:-meinung
ihr habts ja gut...wir dürfen keine studientage sammeln... :(
Heutige Lektion in Orthopaedie fuer Einsteiger: Durchtrennen der A.femoralis ohne vorheriges Abklemmen ist ne saubloede Idee. ^-^
Epeline: von offizieller Seite duerfen wir das auch nicht, aber letztendlich entscheidet dass ja die Klinik, in der du bist. Das einzige was der PJ-Oberarzt der Uni mitteilt, ist, zumindest bei uns, dass du ausreichend oft und die gesamten 4 Monate da warst und das Tertial damit als abgeleistet gilt. Von daher: Wo kein Klaeger, da kein Richter.
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