PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Visceral-/Gefäßchirurgie in Schwäbisch Gmünd/Mutlangen



RettungsElch
03.12.2004, 10:05
Ich habe im Frühjahr 2004 meine erste Famulatur gemacht. Nachdem ich mir auch die allen bekannte Frage nach dem Fach gestellt habe, entschloss ich mich wegen den schon vorhandenen Anatomiekenntnissen (Präpkurs und Physikum) die Chirurgie zu wählen. Da meine Freundin in Schwäbisch Gmünd studiert (ich selbst als eingeborener Bayer in München), entschied ich, den Start in meine klinische Karriere gleich "im Ausland" zu wagen.
Also habe ich mich im Internet informiert und dabei die Seite des Klinikums Schwäbisch Gmünd gefunden (www.klinikum-sgd.de), organisatorisch eine Klinik, aufgeteilt in zwei Häuser: Das Margaritenhospital in der Stadt selbst (Frauen und Kinder) und die Stauferklinik in Mutlangen, einem Vorort von Gmünd. Das ist ein 300 Betten starkes Haus der Regelversorgung (Abteilungen siehe homepage) und akademisches Lehrkrankenhaus der Uni Ulm (es war in meiner Zeit noch eine PJlerin da, für die aber Chirugie "nur ein Pflichttertial" war).
Ich entschied mich für die Abteilung Visceralchirurgie (hab selber Bauch gepräpt) und habe mich (nach einer verloren gegangenen eMail) telefonisch angemeldet, wobei ich durch Zufall an den Chef selbst gelangt bin ("Schönen Guten Tag. Professor Roscher am Apparat - was kann ich für sie tun?" :-notify), mit dem ich ein erfreuliches Gespräch führen konnte, da er bemüht war, alles möglichst unbürokratisch abzuhandeln ("Was, sie studieren in München? Dann kommen sie einfach am ersten Tag in der Früh zu mir und wir erledigen den ganzen Papierkram!")
Die Abteilung hat 70 Planbetten auf drei Stationen verteilt (davon eine Privatstation) und ich wurde von allen Assistenz- und Oberärzten sehr gut aufgenommen. Ich war eigentlich keiner Station direkt zugeteilt, sondern half in der früh (nach der Morgenbesprechung um 8:00) aus, wo ich konnte und wollte. Der Tagesplan war mir eh' mehr oder weniger selbst überlassen. Ich konnte selbst entscheiden, ob ich den Stationsdienst mit Visiten, Aufnahmen, Untersuchungen, täglicher Röntgenbesprechung, Kaffeetrinken (und gelgentlichen Notarztdiensten) verbringen wollte oder mit in den OP zu gehen.
Dort hat's mir natürlich sehr gut gefallen, und wegen urlaubs- und krankheitsbedingen Personalmangel durfte ich auch mehr machen, als ich erwartet hatte. Ich stand gleich in den ersten Tagen mit am Tisch zum Hakenhalten und mit der Zeit durfte ich auch immer mehr selbst machen. Angefangen hat es mit Nähen, am Schluss durfte ich als zweiter am Tisch stehen (schon im OP-Plan eingeteilt...) und auch Laparaskopien selbst instrumentieren. Ich kam mir sehr gut betreut vor, und auch das gefürchtete Ausfragen am Tisch blieb größtenteils aus - wahrscheinlich weil ich selbst so viel gefragt habe und wissen wollte, dass die Ärzte keine Zeit mehr hatten, mich großartig zu testen...
Das OP-Spektrum erstreckte sich über allgemeine Chirurgie (AE's) und bspws. Schilddrüsen-OPs bis zu relativ viel Gefäßchirurgie (Varizen - gut zum Nähen lernen, aber auch z.B. FemPop- und y-Bypässe).
Es gibt die Möglichkeit, auf dem Krankenhausgelände eine Personalwohnung zu bekommen (Supermarkt direkt hinterm Haus), weiß aber leider nicht, ob und was die gekostet hätte, da ich ja schon untergebracht war. Verpflegung wurde mir leider nicht kostenlos gestellt, aber mit durchschnittlich 2 € für ein Mittagessen ist die Kantine schon billig. Dafür bekam ich einen kompletten Satz Arbeitskleidung (Kittel, Hose, Kassak) mit eigenem Namensschild.

Insgesamt kann ich sagen, dass ich froh bin, diese Famulatur zu machen. Ich habe das Gefühl, es wäre meine bisher beste Famulatur gewesen zu sein; vom Arbeitsklima, vom Lernerfolg und auch vom Tatigkeitsfeld.
Wer also das schwäbische outback (bitte keiner persönlich nehmen!) und die Sprache nicht scheut :-wow ("Sie hend ned vo da?") sollte es sich durchaus überlegen, auch mal dort anzufragen.