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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Genetischer Polymorphismus - verschiedene Formen von "metabolizer(n)"



Dr. Sziget
07.12.2004, 14:56
Hi,
sitz momentan an Pharma und frage mich nach den Folgen der unterschiedlichen Metabolisierungstypen für CYP2D6...

Wer hat mit Nebenwirkungen zu rechnen,wer hat toxisches zu fürchten, wo wird die Grenze zwischen den einzelnen Metablisierungsstufen gezogen, was habe ich bei den unterschiedlichen Dosierungen zu beachten ??


Grüße und Dank
Dr.Sziget

Lava
07.12.2004, 15:29
Ein Internist hat uns mal in einer interdisziplinären Vorlesung gesagt, das hätte in der Praxis kaum eine Relevanz. ;-) Für welches CYP das gilt, weiß ich allerdings nicht mehr. Wichtiger sind da, denke ich, die Medikamente, die CYP Enzyme inhibieren oder induzieren (Erythromycin und so'n Kram). Und den Grapefruitsaft nicht vergessen! ;-)

Dr. Sziget
07.12.2004, 15:37
...Und den Grapefruitsaft nicht vergessen! ;-)


und der Gerstensaft ;-)

Grüße
Dr.Sziget

Lisa
07.12.2004, 19:26
Da ich auch grad drüber sitze, kann ich dir folgendes sagen:
Die unterschiedlichen Metabolizer in Abhängigkeit vom CYP2D6-Genotyp sind bei uns Kaukasiern ungefähr so verteilt:
poor metabolizer (Gendefizienz): 7%
intermediate metabolizer (heterozygot, ein aktives Gen): 15%
normal metabolizer (homozygot, zwei aktive Gene): 75%
ultrarapid metabolizer (Genduplikation, drei aktive Gene): 3%
Das Gen sitzt auf Chromosom 22.

Von CYP2D6 werden unter anderem metabolisiert: Ajmalin, Amitryptilin, Codein, Fluoxetin, Haloperidol, Imipramin, Metoprolol, Ondansetron, Tamoxifen.

Dann les ich hier in meinen Aufzeichungen noch was von Perhexilin-Hepatotoxizität bei poor metabolizern. Damit kann ich aber nicht wirklich viel anfangen. (wird also überlesen :-)))

Mehr kann ich grad nicht beitragen.

Ich finde übrigens, dass es zwar ganz nett ist, über die Möglichkeit solcher Polymorphismen bescheid zu wissen, aber ich wage mal zu behaupten, dass es nicht die geringste Auswirkung auf die klinische Praxis hat. Man wird einfach immer die normale Dosis ausprobieren und erst bei Problemen variieren. Und auch dann ganz sicher ohne Genotypbestimmung, sondern einfach durch Ausprobieren.
Aber nunja...hauptsache, wir bestehen die Klausur, nich wahr? ;-)

Kackbratze
07.12.2004, 20:37
Pharmakologen arbeiten ja auch mit der aus der Onkologie bekannten "No-touch-Technik" was Patienten betrifft....

Dr. Sziget
08.12.2004, 00:03
Ich finde übrigens, dass es zwar ganz nett ist, über die Möglichkeit solcher Polymorphismen bescheid zu wissen, aber ich wage mal zu behaupten, dass es nicht die geringste Auswirkung auf die klinische Praxis hat. Man wird einfach immer die normale Dosis ausprobieren und erst bei Problemen variieren. Und auch dann ganz sicher ohne Genotypbestimmung, sondern einfach durch Ausprobieren.



vielen Dank für deine umfassende Antwort. Ob das nun wirklich klinische relevanz haben wird, wage ich noch nicht zu beurteilen, nach allem was man soliest, scheint das ja im Einzelfall zu gehörigen Problemen führen zu können, was die Toxozität angeht... naja man wird sehen...


Grüße
Dr.Sziget

Kackbratze
08.12.2004, 10:42
Der wichtigste Faktor, der gerne vergessen wird, ist der Patient selber.

Man gibt dem ja die Tabletten und dann nimmt er/die ja alleine zu Hause ein.
Und es gibt nur sehr wenige (SEHR wenige) Patienten, die, wenn die Tablette irgendwelche Wirkungen macht die denene nicht gefallen, die Taletten weiternehmen.

Und was die Toxizität anbetrifft, (digitalisPräparate lassen wir mal weg) ist es so, dass ma nja nur sehr selten bis an die "Schmerzgrenze" dosiert.
Und eine Giftung des Medikamentes ist auch eher die Ausnahme...

Dr. Sziget
08.12.2004, 11:57
nun nochmal zum grundlegenden verständnis..

extensive metaboliser = normale Arzneimittelwirkung
poor metaboliser = toxische nebenwirkungen
intermediate metaboliser = Nebenwirkungen (nicht toxisch)
ultrarapid metaboliser = keine - ganz schwache Wirkung


kann man das so stehen lassen ???

Grüße
Dr.Sziget

Lisa
08.12.2004, 14:26
Nein, das kann man so nicht einfach stehen lassen.

Ob die schnellere oder die langsamere Metabolisierung gefährlicher ist, hängt nämlich davon ab, ob der Ausgangsstoff selbst oder der Metabolit toxisch ist.

Beim Isoniazid sind beispielsweise die schnellen Acetylierer viel gefährdeter, weil der hepatotoxische Metabolit viel schneller und in größeren Mengen entsteht.
Beim Perhexelin (ein nicht-selektiver Ca-Antagonist, wie ich inzwischen herausgefunden habe) sind wiederum die langsamen Metabolisierer gefährdeter, weil sie den toxischen Ausgangsstoff nicht schnell genug abbauen können.

Dr. Sziget
08.12.2004, 14:53
danke lisa... habe ich zu kurz gedacht....


Grüße
Dr.Sziget

P.S. mal wieder ein typisches Bsp., dass MC-Fragen zu (fast) nichts nütze sind..... obwohl, so haben wir nun alle etwas drüber nachgedacht... vielleicht haben sie ja doch Ihre daseinsberechtigung die guten MCs....