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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Burn out?



ehemalige Userin 24092013
05.01.2005, 07:11
Ja was eigentlich?

Ich hätte nie geglaubt, dass ich irgendwann mal sowas sage oder denke:

Seit Monaten überwiegen nur noch Dienste, an denen ich kotzen könnte.
Jeder Dienst zu dem ich gehe, wird nur noch mit mehr oder weniger schlechter Laune angetreten ( um so überraschender sind aber dann die wenigen Dienste, die am Ende doch noch gut werden :-) ).
Aber es sind einfach zu wenige Dienste, die wirklich gut sind.
Es gab mal Zeiten, da lag die Mehrheit bei den netten Diensten, der Spass an der Pflege, ja ich hab das Pflegezeugs, Teamarbeit, Station, Krankenhaus tatsächlich irgendwann mal tierisch vermisst.
Es ist nicht der Stress, ganz im Gegenteil, lieber wirbel ich umher oder das Gebiet auf dem ich so rumwerkel im Allgemeinen der mich hier wahnsinnig macht, den finde ich nach wie vor irgendwie interessant.
Und trotzdem....ich kann den grössten Teil der Patienten, die ich betreue kaum noch sehen, ich kann keine Rhythmusstörung mehr sehen, jede COPD geht mir auf den Senkel, durchgeschepperte Patienten( sorry), die sich alles vom Körper rupfen ( das macht mich irre!!!), ich kann keine Visiten mehr ertragen, ich hangel mich nur noch von Freitagen zu neuen Freitagen,...und was weiss ich net noch alles.:-(
Früh, spät, nacht, Wocheneden, Feiertage.....wird auch alles super bezahlt, als Motivation für mich reicht es irgendwie kaum noch. ( sollte sie auch nicht alleinig sein )
Mir hat es mal Spass gemacht, den Patienten zu zu hören oder mich mit ehr weniger orientierten Leuten aus einander zu setzten, einfach selbst nett und lieb zu denen zu sein, mittlerweile glaube ich bald, mein "Feingefühl" oder Lächeln ist nicht ehrlich und wenn doch mal ehrlich, dann längst nicht mehr das, was es mal war.
Dabei arbeite ich gerade mal 2 Jahre zu 100% in dem Beruf, der eigentlich schön ist, schön sein kann und den ich so wollte....:-(:-nix, macht mich ziemlich traurig alles.

Kackbratze
05.01.2005, 07:17
Urlaub?
Oder vielleicht mal eine andere Station?

Das ist ja nichts schlimmes, wenn es einem so geht, man darf sich nurnicht davon überwältigen lassen.

Es ist bestimmt weder einfach mal eben schnell Urlaub zu bekommen, noch sich versetzen zu lassen, aber man sollte es vielleicht mal in Betracht ziehen.

Was man auchnicht vergessen darf ist, warum man sich dafür entschieden hat, wenn man sich das nochmal klar gemacht hat, ist es oft einfacher sich mit solchen schwierigen Situationen auseinanderzusetzen.

ehemalige Userin 24092013
05.01.2005, 07:22
Oder vielleicht mal eine andere Station?



O.k., die kommt tatsächlich ab März ( wenn auch nur für 6 Monate), darauf freu ich mich und doch begleitet mich schon latent die "Angst", dass es ganz schnell wieder so wird.

ehemalige Userin 24092013
05.01.2005, 07:24
Und eigentlich will ich hier auch net rumjammern!
*aaaaahhhhhrrrrgggg*

Doktor_No
05.01.2005, 08:55
solltest dich mal wieder verlieben kaddel!!!

Kackbratze
05.01.2005, 09:30
Achwas, verlieben...GV alleine tuts da auch oft, aber nicht vergessen zu verhüten....sonst gibts postpartale Depressionen inklusive.... ; )

Die Niere
05.01.2005, 13:52
Hey Kaddelmaus,

nehms nicht so schwer. Ich denke das Gefühl kennt ein jeder - wenn auch aus den verschiedensten Bereichen. Meist (aber leider nicht immer) ist es doch nur ein temporäres Gefühl, das zum Glück irgendwann wieder weg geht. Aber selten erhält man die gleiche Kondition und Motivation wie damals am Anfang des Jobs - gewöhnen und abstumpfen gehört (wohl leider) einfach dazu.

Kopf hoch und ruhig mal nen Metaxe mit ein paar Freunden trinken!!!

gruesse, die niere

Froschkönig
05.01.2005, 19:14
Ach kaddelchen, das klingt aber gar ned gut :-(


Ich spars mir jetzt, hohle "wird schon wieder" Phrasen zu dreschen, aber so du noch den Metaxxa von der Geburtstagsfeier hast, ...äh..halt...Alkohl ist auch keine Lösung, oder wie war das noch;-)

Ich hätt ja auch was von Urlaub gesagt, wenn ich nicht wüßte, daß Du ja vor nicht allzu langer Zeit im Urlaub WARST :-(

Aber da hilft fürs erste wohl nur einfach Schritt für Schritt vorgehen...bis März hangelst DU DIch da schon noch durch und dann drücken wir Dir glaub ich alle die Daumen, daß es entgegen aller befürchtungen in den 6 Monaten woanders doch besser wird *knuddel*

Der Frosch

boarding_girl
06.01.2005, 16:28
Burn out? Ich glaube es ist grade eine Zeit angebrochen in der viele Menschen einfach nur noch fertig sind mit der Welt. Warum? Ich weiß es nicht. Ich sehe es nur täglich hier im Krankenhaus. Lustlos und sich von Satz zu Satz quälend werden Briefe diktiert, die sich seit Monaten stapeln. Es wird nur gemeckert und an andere Arbeiten deligiert, weil man selbst keine Lust hat sie zu tun, weil einem das alles bis oben steht.
Müde einen Kaffee schlürfend, grade noch so die Augen offen haltend, sitzt man da und wünscht sich weit weg. Meistfrage ich mich, wann diese Menschen irgendwann mal ausrasten und alles in die Ecke werfen. Ich wartete förmlich darauf. Ich hörte ein tiefes Durchatmen und demotiviertes Seufzen. Aber es passiert nichts! Fressen Mediziner alles in sich hinein und akzeptieren ihr Schicksal?

Eine kleine Gute Seele gibt es überall, die dann einfach einmal zwischendurch fragt, ob alles in Ordnung ist und so ein kleines Gespräch zwischen durch hilft einem den Tag zu überstehen und auf bessere Zeiten zu hoffen.

Man steht im Dunkeln auf und geht im Dunkeln nachhause. Den Freund oder die Freundin sieht man kaum, weil sich alles nicht gut organisieren lässt. Man ist sauer auf sich selbst, das die Arbeit nicht weniger wird. Der Stressabbau gelingt auch nicht, weil keiner da ist.

Leijona
07.01.2005, 18:08
@kackbratze- welch ein süßer ratschlag ;)
nein mal im ernst: ich glaube es ist extrem typabhängig (nicht unbedingt geschlechtsabhängig) ob einem gv alleine mal wieder ein bisschen schwung und auftrieb gibt oder es einen hinterher noch weiter herunterzieht, zb weil es halt einfach NUR gv war.
bei mir selbst hilft verlieben glaub ich tatsächlich besser ;-) :-))

lala
07.01.2005, 19:38
Ach Kaddel....ich kann dich zZ soooo gut verstehen :-keks
Mir geht auch nur noch ALLES und ALLE auf den Nerv.....
Auf Normalstation jeden Morgen gemütlich Frühstück und selbständiges Zeiteinteilen und so.
Und nun immer auf Notaufnahme/ITS, den ganzen Tag Lärm,Gepiepse, Patienten auf dem Flur untersuchen, notfallmäßig mit Patient (und Zivi) durch Klinikkatakomben ins CT rennen, kein Kollege/Pflegepersonal hilft - das Wort "Zeitfenster" interessiert keine Sau mehr- da wird lieber gemütlich Übergabe gemacht oder geraucht,das Labor wird nicht weggebracht was jede Lysetherapie verzögert, ich bin nur noch am Anbrüllen und werd dafür dumm angesehen - im Gegenzug dafür krieg ich von MEINEN Vorgesetzten jeden Pups der nicht dokumentiert ist vorgehalten, jeden Tag 3 unbezahlte Überstunden, keine wirkliche Ausbildung, keinDienst mehr mit mehr als 1-2 Stunden Schlaf...
Ich lebe zZ von Wochenende zu Wochenende....
....aber irgendwie habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben - und gehe deshalb gezielt auf Konfrontationskurs...bis es mal so richtig erholsam kracht :-)

Leijona
07.01.2005, 20:10
hmm...
meine eltern sind ärzte.. es hatte seinen grund, dass ich ab der 9. klasse definitiv alles mögliche werden wollte, BLOSS NICHT arzt :-)) :-)) :-))
meine mutter hat zz ne halbtagsstelle... nur dass sie 3mal die woche von 7 bis 22h weg ist! und dann am wochenende noch berichte diktieren...
und mein vater sagt, er fühlt sich wie ein esel in einer tretmühle...jeden tag stumpfsinnige anstrengende routine..."aber ich muss halt die familie durchfüttern" :-(( :-((

ich bin zz ja noch in der vorklinik... ich liebe mein fach, bin sehr glücklich dass ich medizin studieren darf.. wie es in 5-10 jahren, wenn ich berufstätig werde, von den beruflichen rahmenbedingungen mal aussehen wird, kann ich noch nicht sagen, ich hoffe einfach mal das beste.

ich wünsche euch allen gute nerven und viel gelassenheit und trotz allem optimismus!!!
ich habe von älteren ärzten gehört, dass sie finden, dass die jungen ärzte sich nicht mehr alles gefallen lassen und daher die arbeitsbedingungen schon noch bessern würden.
in anderen branchen sieht es zur zeit leider auch nicht wirklich rosig aus...
aber ich denke, dass es, wenn sich am berufsstress (den "stressoren"-danke medpsych:-)) ) nichts ändern lässt, dann könnte man vielleicht wenigstens versuchen, sich abzugrenzen, dass man nicht komplett aufgefressen wird..
also in der freizeit definitiv was anderes tun, ins kino, sport, freunde treffen, lesen... was einem eben gefällt...selbst wenn man nicht soo viel zeit hat...
und KEIN schlechtes gewissen dabei haben...
(bin mal gespannt, was ich mal tue, wenn ich mal im beruf stecke... :-notify)

McHotDog
09.01.2005, 22:03
Ich selber habe mir auch schon des öfteren Gedanken über dieses Thema gemacht. Bestes "Vorbild" finde ich in meinem persönlichen familiären Umkreis...
Wenn man ganz ehrlich ist kann man sogar im Studium beginnen - z.B. schon dort kann das Burn-Out-Syndrom anfangen, ganz lansgsam Stück für Stück. Oft merken es die Betroffenen gar nicht direkt, da es ein Prozess über Jahre ist und nachher zieht es sich schleichend bis ins Berufsleben.
Mit Stress jeglicher Art umzugehen, sei es Lernstress/Klausurdruck oder der alltägliche Stress im Berufsleben ist eine "Kunst" für sich. Methoden um Stress abzubauen damit es erst gar nicht zum Burn-Out kommt gibt es eigentlich recht viele, aber oft nimmt man sich gar nicht die Zeit, um bewusst zu Entspannen und das heisst nicht sich vor den Fernseher setzen um sich "bedudeln" zu lassen. Wie Leijona schon sagte...um nicht in "einer tretmühle" zu landen & jeden tag stumpfsinnige anstrengende routine als Belastung anzusehen nimmt der Enspannungsfaktor einen echt hochen Stellenwert ein.
Solange man jedoch mit viel Spaß und dem gesunden!! Mass an Ehrgeiz an die Sache geht sowie den Blick für das Wesentliche nicht verliert kann man einen guten Grundstein legen, um nicht frühzeitig genau in die falsche Richtung zu gehen.
Leichter gesagt als getan aber machbar wenn an nur will! Nicht umsonst gibt es so viele Psychologen, die in vielen Berufsbereichen in studenlangen Seminaren - der Führungsetage bis hin zum Angestellten - Möglichkeiten predigen um nicht nachher schon weit vor der Rente physisch & psychisch ausgebrannt zu sein.
Bin selbst gespannt was aus meinem "Arztleben" wird, wenn ich dann mal fertig bin...