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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Motivationsloch



Lingner
23.01.2005, 10:00
hallo an alle

ich bin neu hier und muss mir an dieser stelle mal mein herz ausschütten. ich bin im 2. klinischen und habe seit dem physikum ein richtig heftiges motivationstief, was medizin angeht. ich geh nur noch zu den pflichtveranstaltungen, lerne so gut wie nie, in den prüfungen schreibe ich meisten ab oder versuch mich mit glück zu retten, ich staun selber, dass ich bis jetzt alle scheine habe. allerdings kann es ja so nicht weiter gehen.
als ich angefangen hab war ich davon begeistert arzt zu werden, allerdings merkt man meisten erst wenn man in einer sache drin steckt ob es auch das richtige für einen ist. ich habe so das gefühl es ist nich das richtige für mich. um was anderes zu machen bin ich zu alt (25) und ich fände es auch schade um die investierte arbeit und zeit, nur irgendwie finde ich nicht mehr den draht zum studium. ging es euch auch mal so bzw. was macht euch spass am studium und lässt euch den mut nicht nehmen?

Lava
23.01.2005, 11:39
Hm.... ich hatt zwar nie das Gefühl, dass ich das falsche studieren würde, aber ich kenne den Stress, den du da beschreibst. Insbesondere durch die neue AO wird man durch einen Riesenhaufen Mist geschleust, aus dem man nicht raus kann. Tausend Pflichttermine, fast jeder Nachmittag ist dahin und trotzdem lernt man irgendwie viel weniger als in der Vorklinik, weil einfach alles viel komprimierter ist. Man hat gar nicht die Zeit, dicke Bücher zu lesen, selbst wenn man es wollte. Die Klausuren besteht man mit Hängen und Würgen oder vergisst zumindest ziemlich schnell, was man sich vorher innerhlab von drei Tagen in die Birne gepresst hat. Und dieses Wissen dann auch noch auf das Praktische zu übertragen scheint geradezu unmöglich... zumindest ich komme mir auch ab und zu so kompetenzlos und verloren vor. Der Stress legt sich aber auch wieder! Nach 2 extrem stressigen Semestern hatte ich jetzt mal ein eher ruhiges. Nach harten Zeiten kommen auch wieder entspanntere. Hast du mal eine Famulatur gemacht? Was macht dir denn Spaß? Eine Doktorarbeit kann z.B. auch wieder ein Motivationsschub sein!

alex1
23.01.2005, 11:54
Naja, was Pflichtveranstaltungen und Vorlesungen angeht, mach dir keine Sorgen.

Ich war nach dem 2. klinischen so gut wie in keiner Vorlesung wieder.
Das Problem ist bloß, was du mit der Zeit macht die du dir dadurch sparst.

Eine Dr.Arbeit ist eine tolle Sache, vor allem wenn sie etwas klinisch ist und in dem Gebiet was du vielleicht später mal machen willst.

Evil
23.01.2005, 12:00
Klingt so, als wärst Du ziemlich urlaubsreif, wo Du mal wirklich abschalten kannst. Bestünde die Möglichkeit einer etwas ausgedehnteren Pause?

Vystup
23.01.2005, 13:07
mach dir keine sorgen, das geht mir genauso :)

falls möglich, versuch doch mal einen auslandsaufenthalt einzuschieben, das gibt einen großen motivationsschub.

Lava
23.01.2005, 17:52
Das größte Problem ist wohl, wenn man nicht weiß, was man will. Da hilft dann auch ein Auslandsaufenthalt nicht. Geht grad einem Freund von mir so und es nicht schön, das mitansehen zu müssen, wie der sich manchmal rumquält. :-?

Lingner
24.01.2005, 13:44
hallo

danke für die schnellen antworten, es tut schonmal ganz gut zu hören, dass es nicht nur mir alleine so geht. Wahrscheinlich muss ich tatsächlich mal was ändern, damit wieder schwung in mein leben kommt, ich glaube ich stecke ganz allgemein in einer ziemlich unglücklichen lebensphase. zu den ganzen zweifeln am berufswunsch, kommt noch, dass ich die leute an der uni zwar alle ganz nett finde mehr aber auch nicht, ich hätte mir gewünscht das der persönliche kontakt doch etwas besser ist. ich hoffe es findet sich bld ein weg nach vorn.

surfsmurf
24.01.2005, 19:30
Hey lingner,

ich glaube, ich kenne deine Situation auch ganz gut, ich fühle mich manchmal ähnlich. Ich habe irgendwie erwartet, dass in der Klinik alles besser wird, aber im Endeffekt ist es nur anders geworden, nicht unbedingt besser. Was ich mich fragen und was mir hilft ist folgendes: Glaube ich immer noch, dass ich einmal ein guter Arzt werde, mit Spaß an meinem Beruf? Und bei all dem negativen Kram, vom Lernen über Stadt (Giessen ist nun wahrlich keine Schänheit) und Leute hält mich das doch irgendwie aufrecht. Mein Vater meinte lakonisch, als ich erzählte, dass ich gerade ein bißchen "schwimme": "Du willst ja auch kein Medizinstundent werden, sondern Arzt." Und er hat recht. Und so lange du noch glaubst, dass dein Fernziel das richtige für dich ist, so lange lohnt es sich auch zu kämpfen.

Ansonsten schließe ich mich meinen Vorrednern an: Veränderung ist bei sowas immer gut. Ob nun Ausland, Doktorarbeit oder auch mal ein Umzug innerhalb der Stadt, ob eine neue Sportart oder ein neues Hobby: Wenn man nicht zufrieden ist, muss man was ändern. Und wenn dich Gedanken quälen, ob das alles das richtige ist für dich: Geh mal zur Studienberatung, mir haben die jedenfalls im "Post-Physikums-Loch" extrem weitergeholfen.

Grüße, Flo

T4N3M1
27.01.2005, 17:37
:-blush bei uns war nachm physikum eigentlich nich mehr viel mit medizin... haben eigentlich kontinuierlich party gemacht... ab dem 1.stex ging's dann wieder etwas "gemächlicher" zu...

Nessie79
27.01.2005, 18:44
Zitat:

"Du willst ja auch kein Medizinstundent werden, sondern Arzt."
Das ist gut, das muß ich mir merken! :-top

Ich stecke auch seit dem Physikum in einem unheimlichen Lern-Loch fest. Dazu kommte das schlechte Gewissen, dass ich viel mehr lernen sollte - aber ich packs einfach nicht. Und schon gar nicht mehr abends nach einem anstrengenden Tag.
Das einzig Gute - es geht wirklich vielen aus meinem Semester so, da steht man als teilweise Unwissender wenigstens nicht ganz alleine da. Montags laufen die Gespräche bei uns in etwa so:
"Und wie war dein Wochenende? Viel gelernt?"
"Och nö - hatte ich zwar vor, aber irgendwie kam ich nicht dazu..."
"Puh, da bin ich aber froh, mir gings nämlich genauso!"
Nicht schön, aber wenigstens gut für`s Gewissen... :-blush

Habe jetzt allerdings auch eine Doktorarbeit angefangen und ich muss sagen, bis jetzt macht mal wieder was so richtig Spaß. Insofern kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen - ein Tapetenwechsel (gleich welcher Art) wirkt Wunder.

HorstHützel
27.01.2005, 19:42
Ich glaube das "Post-Physikum-Motivationstief" ist sehr verbreitet, wenn man sich mal so umhört.

Ich bin auch mit Riesenerwartungen nach dem Physikum wieder angetreten, aber spätestens nach dem vierten, grottenschlechten U-Kurs-Termin dachte ich mir "na toll...und das soll's sein ?". Diese Ernüchterung führte dann zur Nichtteilnahme an fast allen Vorlesungen seit Ende November, sowie der Reduktion auf körperliche Anwesenheit bei Pflichtterminen. Jetzt krieg ich natürlich ein bisserl Panik vor den Klausuren, aber warum Stress machen ?
Zur NOT macht man sie im nächsten oder übernächsten Jahr nochmal. Auch das ist sehr verbreitet, wahrscheinlich weil in höheren Semestern noch weniger los ist.

Ein weiteres Problem ist sicherlich auch die Berufsfindungsfrage. Viel trennt einen vom Arztberuf nicht mehr und eine ungefähre Richtung sollte man ja so langsam kennen. Oder ? Irgendwie hat man das Gefühl alle anderen wissen schon haargenau, was sie später machen wollen nur man selbst weiß das nicht.

Aber da muß sicherlich jeder mal durch. Früher oder später.
Der oft propagierte Tapetenwechsel wirkt wahrscheinlich Wunder. Vielleicht mal in einem ganz obskuren, kleinen Fach famulieren oder für 4/5 Wochen ins Ausland. Ich denke man hat später doch Gott-sei-dank reichlich Möglichkeiten. Jedenfalls hilft mir der Gedanke, das ich nicht für 3000 Brutto 60 Stunden die Woche in irgendeinem Wald-und-Wiesen-Krankenhaus ackern muss, wenn ich das nicht will, aber wer weiß.

Gruß,

HH

Lava
27.01.2005, 20:55
Also wenn man in einem kleinen Fach famuliert, sollte es einen aber auch interessieren! Da lernt man nämlich oft nicht unbedingt das, was einem später nützen würde - es sei denn, man geht in diese oder eine verwandte Richtung. ;-) Aber jetzt in Neuro z.B. merk ich, dass ich mehr über Augenheilkunde weiß, als der Durchschnittsstudent. :-))

Evil
28.01.2005, 09:24
Ich glaube das "Post-Physikum-Motivationstief" ist sehr verbreitet, wenn man sich mal so umhört.
Na, dann wart mal ab, bis Du in das post-2.Stex-Loch fällst! :-keks

Ach nee, Ihr habt ja das Hammerexamen, da geht's ja gleich ans Malochen...

Leelaacoo
29.01.2005, 11:19
Na, dann wart mal ab, bis Du in das post-2.Stex-Loch fällst! :-keks
...

Na, danke Evil, und das, nachdem ich das Post-Physikums-ich-will-auch-Kunstgeschichte-studieren-und-was-soll-der-Mist-im-U-Kurs-überhaupt-Loch schon passiert habe...

Ich war auch überrascht, daß ich da einen kleinen Hänger hatte (wo doch alle meinten, nach dem Physikum wirds märchenhaft...pahh). Aber das gibt sich meist innnerhalb von 1-2 Semestern...was mir geholfen hat: habe mich aus Spaß an der Freude in diverse außer-medizinische Vorlesungen gehockt...mann, da bekommt man richtig Lust auf MiBi, wenn man mal bei den BWLern war, ehrlich :-dance
Und Famulieren hilft natürlich auch mächtig, schließlich ist man nun ja nicht mehr (ausschließlich) Spielball der Oberschwester :-keks , sonden FAMULANT...wahhh....das hat was :-top Aber nimm ein kleines KH dafür, an der Uni selbst wirst du sonst nur der 3te Famulant hinter dem 2ten PJ hinter dem Assi sein...das motiviert entschieden weniger.
Und erzähle anderen (also allen Nicht-Med-Studenten) nie nie nie, das man eigentlich nicht besonders viel lernt und schuftet...ist der Ruf erst ruiniert...du weißt schon :-wow Und schau dir ER an...(auch Carter hats geschafft :-party )
Und solltest du trotz allem nicht mehr ruhig schlafen können: Geh zur Beratung, schließlich hat man ja nur ein Leben und keine Zeit, es mit dem falschen Beruf zu vergeuden..aber ich glaub eher, das, was du fühlst, ist komplett normal und wir hatten das fast alle...

LG Lee (die auf das Post-2-Stex-Loch wartet...oh, das wird grausam)

Evil
29.01.2005, 13:39
Tja, dumm bloß, daß besagtes Loch-nach-dem-2.Stex bei mir jetz schon 1 1/2 Jahre andauert :-)) .... ich hab sowas von keine Lust mehr, Sachen zu wiederholen... z.B. Antibiotika-Schemata..... :-???

Sorpresa
29.01.2005, 17:09
och neeeeee, jetzt mach uns doch net so viel angst... :-((
bis jetzt hatte ich mich immer drauf gefreut, das das 2. irgendwann mal vorbei sein wird...

Margemed
29.01.2005, 18:02
Hi an alle!

Komme aus Österreich und unser Studienplan ist anders aufgebaut. Aber genau dieses Motivationstief kenne ich nur zu gut. Man hat permanent ein schlechtes Gewissen, wenn man nix lernt, auf der anderen Seite kann man sich nicht motivieren etwas zu lernen, und sollte man es schaffen ein Buch aufzuschlagen wird einem nach 3 Seiten so was von fad.
Dann fängt man an Ausreden zu finden, Topausrede: Aufgrund der Pensionsharmonisierung müssen wir sowieso bis 85 arbeiten, da ist es vollkommen egal wenn man etwas länger braucht! Und so könnte es ewig weiter gehen.
Bin allerdings froh zu hören, daß es auch anderen so geht!

Marge :-nix


"Wir haben so lange so viel mit so wenig versucht, daß wir jetzt in der Lage sind, fast alles mit fast nichts zu bewerkstelligen."

Blacklady
30.01.2005, 01:45
Irgendwie ist es sehr beruhigend, zu wissen, dass ich nicht die einzige bin, die im Moment irgendwie absolut unmotiviert ist. :-blush

flatliner
05.02.2005, 19:54
Darf man eigentlich auch schon nach der ersten in den Sand gesetzen Klausur ein Motivationstief haben?
Ich rechne damit, die Anatomieklausur nicht bestanden zu haben, obwohl einige die als "recht einfach" empfanden... Jetzt häng ich hier rum und habe absolut keine Lust, wegen dieser einen Klausur dieses Semester meinen Schein nicht zu kriegen. Wir haben im April noch eine mündliche Nachprüfung, aber ich weiß leider nicht, wie ich die packen soll. Es wird zwar gesagt, dass die relativ einfach sein soll, aber ich hab ein echtes Problem mir die ganzen Musklen mit allem Drum und Dran zu merken. Histo oder peripheres Nervensystem waren echt nicht das Problem, aber das Thema ja Bewegungsapparat ist, ist das nur ein Teilgebiet, das andere muss ich trotzdem können. Die Prüfer werden ausgelost und daher kann ich mich nicht drauf verlassen, an einen zu geraten, der genau das abfragt, was ich auch kann.
Ich weiß auch nicht, in Bio hab ich heute 78% gekreuzt, die Klausur ist Donnerstag, aber bevor mir da nicht einer sagt, dass ich die bestanden habe, glaub ich an garnichts und die Nervfächer schlechthin (Chemie und Physik) stehen mir auch noch bevor...
Alles hinschmeißen? Nö! Ich hätte keine Ahnung, was ich sonst machen sollte... In meinen Beruf will ich im Leben nicht wieder rein und was anderes kommt mir auch nicht in den Sinn. Ich muss nur Durchhalten. - aber mit dem Durchhalten hab ich so meine Probleme. Vor allem in Zeiten wie diesen. :-(

Knuble
13.02.2005, 13:11
Hm, ich kenne Motivationslöcher, aber das einzige Motivationsloch das ich eigentlich immer habe ist das, das ich mich nie wirklich zum lernen aufraffen kann. Da fällt es mir einfach schwer den inneren Schweinehund zu überwinden! Aber ansonsten kann ich mich eigentlich nicht beschwerden. Mit Klausuren hatte ich noch nie ein Problem das ich durchgerasselt wäre oder furchtbar schlecht abgeschnitten hätte, und mit der Arbeit hatte ich eigentlich auch nie wirklich Komplikationen so von wegen das mich jetzt alles ankotzt und ich absolut keine Lust mehr auf den ganzen Shit habe. Tja, bin wohl was das angeht ein absoluter Ausnahmefall. Trotzdem kann ich die anderen verstehen und alles bisher geschriebene echt gut nachvollziehen.