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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Klinische Kurse! Wie sind sie bei euch?



Lava
25.01.2005, 20:01
Tut mir leid, aber ich muss mich schon wieder beschweren. Liegt vielleicht daran, das sich zur Zeit so viel Stress habe oder das Fach einfach nicht mag, aber am Neurologie Praktikum, das ich seit Montag mache, ist mir mal wieder was aufgefallen. Irgendwie fühle ich mich da unterfordert! Das Praktikum dauert 5 Tage, wir werden jeden Tag für eine Dreiviertelstunde zu einem Patienten ins Zimmer gesteckt und besprechen dann die Patienten und ihre Krankheitsbilder vor und nach. ALLERDINGS finde ich, dass da viel zu viel Wert gelegt wird auf Dinge, die wir eigentlich schon können... damit meine ich die Anamnese und Untersuchung. Ich behaupte nicht, dass ich das perfekt kann und fand es sogar gut, dass wir am Montag erstmal alles wiederholt haben, was wir im U-Kurs gelernt hatten. Aber während meines zweiwöchigen Praktikums in der Allgemeinmedizin hab ich gemerkt, was mir ganz doll fehlt: die Anwendung von Wissen. Wie mache ich eine problemorientierte Anamnese und Untersuchung? Wie stelle ich eine Verdachtsdiagnose auf? An welche Differentialdiagnosen muss ich achten? Welche weitere Diagnostik muss ich anordnen? Welche Thearpie kommt in Frage? Wie ist die Prognose? Sowas lernt man in klinischen Kursen irgendwie überhaupt nicht, oder??? (Einzige Ausnahme bisher: Augenheilkunde - der Kurs war gut) OK, so viele hatte ich bisher nicht, dass ich das umfassend beurteilen könnte. Aber die von mir genannten Fragen kommen mir einfach zu kurz!!! Und zwar nicht nur in den Kursen, sondern auch in den Vorlesungen. Durch die neue AO hat man irgendwie keine neuen Lehrkonzepte entwickelt, sondern einfach zwei Vorlesungen in eine gestopft oder gar die Hälfte der alten Vorlesungen weggelassen. Keine Absprachen, keine Planung. Außerdem wird das didaktisch irgendwie falsch angegangen. Man lernt immer nach dem Schema: Krankheit xy hat die und die Ätiologie und Epidemiologie, folgende Klinik, wird so und so diagnostiziert und so und so therapiert. Aber das zu übertragen auf Patienten, die mit einem Problem kommen, finde ich extrem schwer. Geht euch das auch so? In der Allgemeinmed.praxis bin ich mir ständig so unwissend vorgekommen - aber in Klausuren wenn ein Dozent mich irgendwas fragt, hab ich die Antwort oft parat. Da stimmt doch was nicht!!! :-(

Na gut, morgen geh ich wieder Gangprüfungen machen und Reflexe klopfen. :-nix

synosoph
25.01.2005, 21:12
Durch die neue AO hat man irgendwie keine neuen Lehrkonzepte entwickelt, sondern einfach zwei Vorlesungen in eine gestopft oder gar die Hälfte der alten Vorlesungen weggelassen. Keine Absprachen, keine Planung. Außerdem wird das didaktisch irgendwie falsch angegangen. Man lernt immer nach dem Schema: Krankheit xy hat die und die Ätiologie und Epidemiologie, folgende Klinik, wird so und so diagnostiziert und so und so therapiert.

Bei uns fangen die Kurse in der Klinik zwar erst im April an, aber zumindest für den Vorlesungsblock, den wir seit November bis Ende März haben und in dem uns praktisch die gesamte Klinik(!) im Zeitraffer vortragsmäßig vermittelt werden soll, empfinde ich das genau so: Lehrkonzept weiter wie bisher, nur die zeitliche Struktur wurde radikal umgestellt.

Ich hoffe darauf, daß die Blockpraktika von April bis Oktober auch inhaltlich neue Akzente setzen.

Sebastian1
25.01.2005, 21:26
Ich hoffe darauf, daß die Blockpraktika von April bis Oktober auch inhaltlich neue Akzente setzen.Haben sie bei uns (also Bochum) als Kurse in den Semesterferien weniger getan...sowohl Pädiatrie, Gyn als auch HNO...schlecht waren sie nicht, aber auch nichts aufregend neues und auch nicht viel mehr als eine Vermittlung rudimentärsten Basiswissens. Natürlich wegen der Benotungspflicht samt und sonders mit Klausur...

Lava
25.01.2005, 21:38
Ach ja! Wir machen zwar das Praktikum mit den alt-AOlern zusammen, aber im Unterschied zu uns müssen die kein Protokoll über eine Anamnese/Untersuchung abgeben. :-?

Allgemeinmedizin haben sie allerdings extrem umgestellt und das finde ich auch gut so. Wenn sich nur alle solche Mühe geben würden. Aber die Lehre wird wohl in der Klinik noch stiefmütterlicher behandelt als in der Vorklinik. :-nix

Eilika
26.01.2005, 20:05
Also hier laufen die Kurse eigentlich ganz gut...na klar gibt es immer mal wieder welche, die vielleicht nicht ganz so doll sind, das hängt halt immer vom Arzt ab, aber insgesamt läuft es gut!! Besonders gut finde ich auch die POL-Kurse, da lernt man ohne die Hektik des Stationsbetriebes vor allem das Herausfiltern von wichtigen Infos, das Erstellen von mind. 5 Differentialdiagnosen und welche Untersuchungen man macht, um die "Hauptverdachtsdiagnose" zubestätigen oder zu verwerfen...
Ich finde, die Kurse in den Kliniken laufen dann am besten, wenn man wirklich für einige Zeit auf einer Station von immer dem selben Arzt betreut wird, das lief hier vor allem in Kardiologie (immer 5 Studenten bei einem Arzt für eine Woche) und in Pädiatrie (3-4 Studenten bei einerm Arzt) gut...da, wo jeden Tag ein Wechsel ansteht, damit wir "möglichst viel" - sprich alle Stationen - sehen, bringt das längst nicht so viel...

Lava
26.01.2005, 20:18
Heute war's etwas besser. Da haben wir selber mal rumgerätselt, bevor uns die Diagnose des Patienten aufgetischt wurde. ;-)
Aber wär doch schön, wenn das irgendwie systematischer gemacht werden würde! Ich meine, was soll ich denn den Patienten später sagen: "'Tschuldigung, dass ich ihre Hirnblutung übersehen hatte, aber mein Neurodozent war so schlecht" :-D

sunrise10086
27.01.2005, 08:00
Innere Medizin läuft eigentlich immer gleich ab bei uns. Dozent kommt, egal in welcher Klinik, immer mind. 10min. zu spät, dann werden wir in kleine Gruppen von 2-3 Leuten aufgeteilt und dürfen uns an die Patienten ranpirschen. Anamnese und symptombezogenen klin. Untersuchung. Will heissen: Auf der Kardio werde ich ihn nicht fragen, wenn nichts in der Anamnese auffällt, ob er auch gastrointestinale Probleme hat.
Dann treffen wir uns nach einer Stunden wieder und gehen danach nochmal mit allen Leuten durch die Zimmer und präsentieren den anderen die Patienten. Dann besprechen wir die Krankheiten und DD nochmal, incl. Therapie und Äthiologie. Wobei ich ja vermute, dass das früher in dem Laden nicht anders war.

In Chirurgie sind wir zu 8(!!!) mit dem Dozenten ins Zimmer, haben auf die Wunde geglotzt, haben den Pat. befragt und das war's dann auch schon fast. Dann noch einen Tour de Force-Ritt durch die DD und internistische Diagnostik, dann ca. 2 min. OP-Technik und das war es dann. Ein bischen sehr sparsam das ganze, hat mir nicht gefallen.

Pathologie ist bei uns total verfehlt. Eine Stunde Sektionssaal über schlecht gewässerten Präparaten mit obligatem "Formalinbeissen" in den Augen, eine Stunde Mikroskopiersaal mit uninspirierten Dozenten und eine Stunde klinisch-pathologische Konferenz mit meist guten Klinikern und langweiligen Pathologen, die einem die komischsten Syndrome und Bakterien vorstellen, die man in seinem Leben wahrscheinlich eh nie zu sehen bekommt.

Lava
27.01.2005, 14:25
Au ja, Pathologie! Ich verkneif mir jetzt einen Kommentar dazu, nur was zu unserem Makrokurs. Ca. 100 Leute quetschen sich in einen Raum, der 10x10x10m groß ist und ein Dozent holt verschiedene Organe aus Plastikbottichen, fragt, was das wohl sein könnte und packt sie danach zurück. Das ganze findet dann zweimal statt und mangels fehlender Absprache haben wir zweimal die gleichen Präparate zu sehen bekommen. Wenigstens wussten wir dann beim zweiten mal immer die Antwort, wenn der Dozent gefragt hat "Wer weiß, was das ist?" :-?