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Lava
30.01.2005, 17:48
Ich hab grad erschrocken festgestellt, dass unsere Neuroklausur scheinbar aus offenen Fragen besteht. :-D Leider liefert die Fragensammlung keine offiziellen Antworten, daher möchte ich hier mal um Rat fragen, falls ich zu einem Thema keine Antwort finde.

Erste Frage: woran erkennt man ein chronisches Subduralhämatom im CT? Wie ein akutes aussieht, sollte ja jedem klar sein (die epidural vs. subdural Geschichte). ;-)

Außerdem wurde gefragt, wie bei einem gesichterten Befund mit ausgeprägter klinischer Symptomatik therapiert wird. Ich hab an Ausräumung des Hämatoms gedacht und das ist auch die vermutete Antwort in der Altklausursammlung. Fällt einem noch was anderes ein?

Neujahrsrakete
30.01.2005, 18:03
Ich krame in den Tiefen des Gedächtnisses und kann nur folgendes zu Tage fördern:

chronisches Subduralhämatom im CT:
Da müssten sowohl frische Blutungsareale (hyperdens) als auch alte Blutungen (hypodens) zu sehen sein.

Therapie:
Da war was mit Bohrlochdrainage.
Erst bei Rezidivblutungen legt man wohl einen Drainageschlauch ein.

Sorry, mehr weiß ich grad nich dazu :-nix

Tombow
30.01.2005, 18:15
Chronisches Subduralhämatom:

Klinik:
Je nach Lokalisation, kann variiren von chronischen Kopfschmerzen bis hin zur progressiven Wesensänderung, Demenz, Verwirrtheitszuständen oder Bewußtseinsverlusten, symptomatischer Epilepsie manchmal auch zu ggf. motorischen- oder sensiblen Ausfällen.

CT:
Sichelförmige Raumforderung in entsprechender Lokalisation(zwischen Hirn und Knochen). Meistens hypodens(alte Anteile) im Vergleich zum Hirngewebe, falls immer wieder es zum Rezidivblutungen gekommen ist, dann erscheinen neuere Anteile hyperdens.

Therapie:
Chirurgisches Ausräumen des Hämatoms. Je nach Größe und Lokalisation könnte eine Bohrlochdrainage ausreichen, ofters ist aber ein ausgedehnter Eingriff notwendig inklusive Ausräumen der Hämatomkapsel.

FALLS vorher der Patient unter Antikoagulation(ganz besonders Marcumar) gestanden hat - ABSETZEN!!!!(O-Ton eines Neuro-Chefarztes bzgl. Marcumar: "Die anderen verabreichen es, und wir kriegen den Schaden ab"). Und wo er Recht hat, hat er - ein nicht unerheblicher Teil der chronischen Subduralhämatome resultiert aus einer halbherzigen bzw. bei zu lascher Indikationsstellung durchgeführter Marcumar-Therapie

Neujahrsrakete
30.01.2005, 18:25
Wir haben in der Vorlesung gelernt, daß ein Bagatelltrauma eine häufige Ursache des chronisch subduralen Hämatoms ist.
Marcumarisierung ist natürlich auch eine Ursache...noch schlimmer ist es wohl, wenn beides zusammentrifft: Bagtelltrauma und Marcumarisierung.

Lava
30.01.2005, 18:38
Danke für die Antworten! Da kommen bestimmt noch mehr Fragen demnächst. :-)

Tombow
30.01.2005, 18:39
Da kommen bestimmt noch mehr Fragen demnächst. :-)


Nur zu ;-)

Lava
05.02.2005, 11:14
Was alles zählt zu den Hirnstammreflexen?

Tombow
05.02.2005, 13:10
Hirnstammreflexe:

Korneal- und Konjunktivalreflex
Masseter- und Pterygoideus-medialis-reflex
Masseter-Inhibitionsreflex
Pupillenreaktion auf Licht
Würge- und Hustenreflex
Vestibulookuläres Reflex

Mehr fallen mir auf die Schnelle nicht ein. Das gemeinsame bei all diesen Reflexen ist, daß sie primär von Hirnstammkernen gesteuert werden die Einflüsse höherliegender Strukturen sind nicht bei allen bekannt.

Diagnostischen Wert haben diese Reflexe(natürlich, wie könnte es anders sein), bei Hirnstammläsionen. Die "üblichen Verdächtigen" wären hier Hirnstamminfarkt, Untere Einklemmung bzw. conus medullaris-Syndrom. Oft besteht dabei(Hirnstammschädigung) auch eine Störung der Atemmotorik(häufigste Todesursache). Je nach Bewußtseinslage und Ausmaß der Läsion variiert auch das Ausprägungsgrad der Symptomatik, dabei sind die Reflexe erloschen oder abgeschwächt. Funktionelle Störungen der Hirnstammfunktion ohne Residualsymptomatik und morphologischen Korrelat kommen auch vor, sind aber eher selten.

Lava
05.02.2005, 19:37
Danke erstmal. In Verbindung mit den Hirnstammsyndromen sind mir diese Reflexe auch untergekommen.

Zu den vestibulookulären Reflexen: auf so einer netten Zechnung zu den Hirnstammreflexen sind da zwei Sachen aufgezeichnet:
einmal der kalorische Nystagmus
und dann einemal was anderes. Da dreht man scheinbar den Kopf des Patienten und guckt dann, ob die Augen etwas fixieren oder sich einfach mitbewegen (bzw. halt in ihrerer Stellung verharren).
Kannst du zu letzterem Test was sagen? Wie der heißt oder so?

Zoidberg
05.02.2005, 19:40
das ist doch der Puppenkopfreflex oder? wenn die augen sich nicht mitbewegen ist es kritisch.

aber ich übergebe mal an Tombow :-)) der kann das sicher besser erklären

Lava
05.02.2005, 19:45
Ach ja, das hat mir Frosch ja neulich schon erklärt... OK, danke

Zoidberg
06.02.2005, 16:27
das ist doch der Puppenkopfreflex oder? wenn die augen sich nicht mitbewegen ist es kritisch.

aber ich übergebe mal an Tombow :-)) der kann das sicher besser erklären

muss mich korrigieren, Puppenkopf ist der Okulocephale Reflex

Lava
06.02.2005, 17:22
Bevor ich hier was durcheinanderschmeiße, muss es mir dann wohl jemand anders erklären! :-D

Tombow
06.02.2005, 17:35
okulozephales Reflex= Puppenkopf-Phänomen
Reflex ist ausgefallen bei Läsionen in Höhe des pontomesenzephalen Übergangs

okulovestibuläres Reflex=kalorische Nystagmusprobe.
Dabei kommt es zu einer Bewegung der Augen zur geprüften Seite(wenn es mit warmen Wasser überprüft ist), bzw. zur anderen Seite(wenn Eiswasser genommen wird). Der Augenbewegung folgt dann ein Nystagmus zur Gegenseite. Falls das Reflex komplett ausgefallen ist, spricht dies für eine Hirnstammläsion, bleibt lediglich der Nystagmus aus, dann liegt eher eine Hemisphärenläsion vor.

Lava
06.02.2005, 17:39
Und ist es denn jetzt das mit den fixierenden bzw. nicht-fixierenden Augen?

entepaula
06.02.2005, 18:23
Beim okulozephalem Reflex prüft man, ob die Augen beim Drehen des Kopfes nach rechts oder links "mitgehen" also der Bewegung folgen, oder ob sie stur fixieren und einfach nur gerade ausschauen. Das letzte nennt man dann Puppenkopfphänomen und tritt auf, wenn dieser Reflex erloschen ist, z.B. im Sinne einer Hirnstammschädigung.

Also so jedenfalls hab ich das immer verstanden,
korrigiert mich aber bitte, wenn´s falsch ist.

Liebe Grüße
entepaula

Lava
06.02.2005, 21:55
Nachdem du die dritte bist, die das sagt, glaub ich euch mal. :-)) (Und werd es hoffentlich von jetzt an nie wieder vergessen)

Lava
07.02.2005, 16:04
Nächste Frage (schon doof, wenn man kein "richtiges" Buch zum Lernen hat :-D ):

Was ist dieser trigemino-vaskuläre Reflex, der eine Ursache für Migräne sein soll?

Und gibt's einen Unterschied zwischen Anästhesia dolorosa und Phantomschmerz? Wenn ich das aus den Kommentaren der Altklausuren richtig interpretiere, muss für ersteres nur eine Nervenläsion vorliegen, aber keine Abtrennung einer Extremität. Oder?

Tombow
07.02.2005, 18:48
Trigeminovaskulärer Reflex:
Dilatation der Meningealgefäße bei Trigeminusreizung. Eine Mitbeteiligung der Hirngefäße am Reflex wird diskutiert. Allgemein scheint dieser Reflex ein strittiges Thema zu sein. Nach der Information, die ich auf die Schnelle finden könnte, sollte er normalerweise supprimiert sein, es sei denn die Reizintensität läge oberhalb der Schmerzschwelle. In bestimmten Situationen aber wird von einem "hyperexzitablen" Trigeminalsystem ausgegangen, so daß nach Reizung eine Vasodilatation der Meningealgefäße(besonders der a. meningea media) resultiert. Als "sensitizer" werden in klinischen und experimentellen Studien Zustände nach SHT und verschiedene genetische Faktoren diskutiert.

Die afferenten Bahnen des trigeminovaskulären Reflexes sind(ganz klar) die entsprechenden sensiblen Trigeminusäste, die efferenten scheinen parasympatische Fasern zu sein(im falle des a. meningea media wären das welche aus dem ganglion sphenopalatinum, im Tiermodell hat die Zerstörung dieser Fasern eine totale Supression des Reflexes gezeigt). Auf zellulärer Ebene werden Noradrenalin und Serotonin als Transmitter diskutiert.

Nach neueren Studien könnte das ein weiterer äthiologischer Faktor sowohl für Migräne als auch für Trigeminusneuralgie sein.

Anaesthesia dolorosa und Phantomschmerz:
Ist alles genauso, wie du es beschrieben hast.

Bei der anästhesia dolorosa hat man ein andauerndes Schmerzgefühl in einem deafferenziertem Gebiet(zB nach traumatischer oder chirurgisch herbeigeführter Nervenläsion). Der Zustand ist eine der häufigeren Komplikationen nach neurochirurgischen Eingriffen(hautsächlich bei den älteren, zum Teil heute nicht mehr angewandten Verfahren: Neurotomie, Nervektomie und Nervexhairese), kann aber auch nach einer selektiven Verödung des ganglion semilunare vorkommen

Bei dem Phantomschmerz verhält es sich ähnlich, nur spüren die betroffenen ein Schmerz in einem Körperteil, der nicht mehr existiert.

Und ein kleines "leckerli" am Rande - bei einigen früher verwendeten Lokalanästhetika(ich glaube, es war Trichloräthan, nagel' mich aber nicht daran fest, ist schon 9 Jahre her), dessen Wirkung auf Vereisung beruht, hat man auch von "anaesthesia dolorosa" gesprochen, weil das Abklingen der anästhetisschen Wirkung mit sehr starken Schmerzen in dem betroffenen Gebiet verbunden war.

Lava
10.02.2005, 22:49
Laut Gleixner Müller Wirth kann man bei V.a. Myasthenia gravis ein Somatostatinrezeptor Szinti machen. Wieso das denn???