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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gehirnoperation bei Unterkühlung -Wer weiß mehr?



Mary111
03.02.2005, 14:16
Hi ...Ich bin im dritten vorklinischen Semeter und habe selber leider noch nicht viel Ahnung von Neurochirugie...
Aber vielleicht kann mir ja jemand weiter helfen :-)
Ich habe vor einigen Tagen einen Bericht gesehen in dem es darum ging, dass in Frankfurt Gehirn Op`s durchgeführt werden...indem man den Patienten auf 16°C ruterkühlt...bis das Herz nicht mehr schlägt und ihn dann bis zu einer Stunde operiert?!Nach der Op wird der Patient wieder "erweckt"...Weiß jemand wie das funktioniert? Das Gehirn kann doch nur wenige Minuten ohne Sauerstoff überleben ohne geschädigt zu werden? und so ganz ohne Kreislauf...stirbt da nicht das Gewebe ab?
Noch dazu wurde berichtet, dass die Patienten (es wurden wohl schon 40 erfolgreich auf diese Methode operiert) nach der Op den Ärten erzählen konnten worüber sie sich unterhalten haben...dass müsste doch heißen, dass die Hörbahn noch intakt gewesen sein muss...Ich kann mir das alles nicht erklären...Würde mich sehr freuen wenn mir das jemand erklären könnte...Vielen Dank schonmal :) LG Maria

gattm005
03.02.2005, 14:50
Ich habe vor einigen Tagen einen Bericht gesehen in dem es darum ging, dass in Frankfurt Gehirn Op`s durchgeführt werden...indem man den Patienten auf 16°C ruterkühlt...bis das Herz nicht mehr schlägt und ihn dann bis zu einer Stunde operiert?!Nach der Op wird der Patient wieder "erweckt"...Weiß jemand wie das funktioniert? Das Gehirn kann doch nur wenige Minuten ohne Sauerstoff überleben ohne geschädigt zu werden? und so ganz ohne Kreislauf...stirbt da nicht das Gewebe ab?


Das ist ja der Grund, weshalb man den Körper soweit runterkühlt. Dann können die Organe länger ohne Kreislauf und damit Sauerstoff auskommen. Der Energieverbrauch wird kleiner und dadurch eben auch der Energie- und Sauerstoffbedarf. Wie das auf molekularer Ebene funktioniert weiß ich jetzt nicht genau.
Dieses Prinzip wird beispielsweise auch bei Organtransporten angewandt. Die werden auch in einer speziellen Lösung in Kühltruhen transportiert und z.B. die Nieren sind dadurch glaub ich ca. 24 h haltbar.
Weiteres Beispiel: Der Merksatz beim Reanimieren von Unterkühlten - "No one's dead until he's warm and dead".

Rico
03.02.2005, 14:50
Das Gehirn kann doch nur wenige Minuten ohne Sauerstoff überleben ohne geschädigt zu werden? und so ganz ohne Kreislauf...stirbt da nicht das Gewebe ab?Pro 10°C, die Du einen Organismus runterkühlst halbiert sich die Reaktionsgeschwindigkeit der biochemischen Prozesse. Der Energieverbrauch pro Zeit wird dadurch gebremst und die intrazellulären Energiereserven halten länger ohne sauerstoffabhängig erneuert werden zu müssen.

Noch dazu wurde berichtet, dass die Patienten (es wurden wohl schon 40 erfolgreich auf diese Methode operiert) nach der Op den Ärten erzählen konnten worüber sie sich unterhalten haben...dass müsste doch heißen, dass die Hörbahn noch intakt gewesen sein muss...Ich kann mir das alles nicht erklären...Naja... was davon zu halten ist weiß ich nicht.
Außer der Hörbahn brauchst Du ja auch eine intaktes Erinnerungsvermögen und das steht in der Regel mit einer ordentlichen Narkose im Widerspruch.

Es ist natürlich möglich, Gehirnoprationen am wachen Patienten durchzuführen, da das gehirn keine Schmerzempfindung hat und bloß der "Zugangsweg" mit örtlicher betäubung schmerzfrei gemacht werden muß.
Ob das aber bei einem 16° kalten Patienten auch geht weiß ich nicht, wage es aber zu bezweifeln.

Grundsätzlich erinnern die Patienten bei diesen Nahtod-Erlebnissen aber auch oft Ereignisse kurz vor der Narkoseeinleitung, bzw. nach der -ausleitung und meinem dann irrtümlich wach gewesen zu sein.
Auch wenn die Patienten meint wiedergeben zu können, was im OP diskutiert wurde, so ist bei den ja nicht vielfältigen Themen, die bei so einer OP diskutiert werden (v.a. bei einer langen) statistisch auch mal ein Treffer möglich, ohne daß der Patient wirklich was gehört hat.

Mary111
03.02.2005, 15:33
Vielen Dank für die schnelle Antwort :-)
Das hört sich ja logisch an ...wenn der Stoffwechsel verlangsamt ist...mir konnte nur bisher noch keiner eine Antwort drauf geben..noch nicht mal mein Biochemieprof...und dazu kam, dass mein Großvater dass von mir erklärt haben wollte weil er den Bericht auch gesehen hat.. vielen Dank nochmal :-)