PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vorgehen bei Bluttransfusionen (EK's)



Seiten : [1] 2

agouti_lilac
06.02.2005, 21:48
Hallo,

Welche Temperatur soll/muss ein Erythrozytenkonzentrat haben, wenn es transfundiert wird?

Ich habe *in Erinnerung*, dass man es direkt vom Kühlschrank aus anhängen soll. Begründung: Wenn man es zum Aufwärmen 2 h oder so auf Station liegen lässt, ist die Gefahr einer bakteriellen Verunreinigung höher.

In meinem Pflegebuch steht nichts dazu und im Internet finde ich verschiedenste Angaben.

In diesem Fall vorausgesetz: der Patient hat "nur" einen niedrigen Hb und ist nicht unterkühlt, also muss daher das Blut nicht "zwingend" aufgewärmt werden.

Aber ist es nicht unangenehm für den Patienten, wenn kühles Blut transfundiert wird? Oder ist das wegen der Hygiene nicht zu vermeiden?

Ich weiss, ich könnte auch morgen im Labor nachfragen, aber ich will es jetzt wissen. :-D

Lieben Dank, lilac

Hellequin
06.02.2005, 21:59
Also bei uns ist das Blut immer bei ca. Raumtemperatur angehangen worden. Wie soll das Blut den bakteriell verunreinigt werden? Es befindet sich ja in einem geschlossenen System.

agouti_lilac
06.02.2005, 22:05
Na ich weiss doch auch nich! :-nix

Es heisst ja auch, dass das Blut nicht länger als X Stunden auf Station liegen darf. Warum nicht? Gehen die Erys dann kaputt? War da nicht was von wegen Lichteinfall? Mein Gedächtnis lässt mich total im Stich. :-blush

Wie gesagt: Ich finde von "Blut nur in Ausnahmefällen aufwärmen" bis "Blut aufwärmen" alle möglichen Angaben im Netz.

:-nix :-nix :-nix

Rico
06.02.2005, 22:16
Ich habe *in Erinnerung*, dass man es direkt vom Kühlschrank aus anhängen soll. Begründung: Wenn man es zum Aufwärmen 2 h oder so auf Station liegen lässt, ist die Gefahr einer bakteriellen Verunreinigung höher. Wenn's sich irgendwie vermeiden läßt, dann dem Patienten NIE was kaltes infundieren --> Arrythmiegefahr durch kaltes Blut (analog z.B. nach dem Sonnenbad ins kalte Wasser springen).

Vorgehen auf den meisten Stationen, wo ich bisher Transfusionen beigewohnt hab:
-Ins Patientenzimmer gehen
-Bedside test machen
-Blutkonserve dem Patienten auf den Bauch legen :-top
-15min später wiederkommen und den Beutel anhängen

Zwecks Bakterien:
Wie Hellequin schon sagte ist die Konserve ja zu, also "verunreinigt" wird sie nicht.
Theoretisch (insbesondere bei Eigenblutspenden), können mal wegen einer passageren Bakteriämie während der Spende Bakterien in der Konserve sein.
Die haben aber keinen flotten Stoffwechsel mehr bei Kühlschranktemperatur.
Wenn ich den Beutel jetzt anwärme, dann kommen die auch lansgsam erst wieder in Fahrt. Bei optimalen Bedingungen schaffen die schnellen Bakterien in 20-30min eine Teilung. Bis also die Bakterien da angefangen haben, sich wirksam zu vermehren ist das Zeug längst im Patienten und dessen Immunsystem erledigt das.

Sebastian1
07.02.2005, 06:11
Auf Intensivstationen (gerade auf chirurgischen wegen nicht seltener Massentransfusionen) finden sich meist auch die "Sahara"-Geräte (oder vergleichbare), die zum schnellen Erwärmen von EKs oder FFPs (<- die sollten wirklich auftauen, so einen Klotz will keiner in der blutbahn haben :-D ) dienen. Auf peripheren Stationen eher unüblich, aber auch da kenne ich eigentlich das Prinzip "liegenlassen, bis etwa Raumtemperatur erreicht".

Hellequin
07.02.2005, 07:20
@lila: Ich hab noch mal in der Juchli:-D nachgeschaut, und da steht sinngemäß drin, das ein extra aufwärmen normalerweise nicht notwendig ist, da das Blut unter normalen Umständen bis zur Transfusion aufgrund der vergangenen Zeitspanne Raumtemperatur erreicht hat. Ist zwar insgesamt auch etwas vage, aber besser als nix...

Froschkönig
07.02.2005, 08:08
Aufn Bauch legen, 15 minuten in den FFP wärmer (OHNE Schaukel !) oder gleich ausm Kühlschrank übe ne "Hotline" wenn man da hat ;-)


Aber kalt ist bäh !

:-meinung

Hellequin
07.02.2005, 08:27
Aufn Bauch legen, Typisch BW`ler, immer wollen sie sich auf den Bauch legen!:-))
"In der tiefsten Gangart ab zum Patienten ....":-D

DanielOliver
09.02.2005, 12:49
Soweit ich weis ist das Problem bei zu langem rumliegen des Blutes auf Station der Ery-Stoffwechsel. Wenn die Erys ert mal warm sind können die im Laufe von Stunden ganz ordentliche Mengen von ?Laktat? produzieren.

Froschkönig
09.02.2005, 12:54
Soweit ich weis ist das Problem bei zu langem rumliegen des Blutes auf Station der Ery-Stoffwechsel. Wenn die Erys ert mal warm sind können die im Laufe von Stunden ganz ordentliche Mengen von ?Laktat? produzieren.
Für Laktat bräuchte man aber ein Substrat wie Glucose um es zu verstoffwechseln...aber woher soll das in nem EK kommen ? Ne, ich meine es war so, daß zunehmend Erys lysieren, wenn mans zulänge rumliegen läßt was bei den Patienten nach Transfusion zu massiven Hyperkaliämien führen kann. Daher muß man ja auch vor jeder Transfudion massive Hymoläyseerscheinungen im EK-Beutel ausschließen.

test
09.02.2005, 14:51
Bisschen Glukose wird schon noch drin sein denke ich. Aber wie schon gesagt wird es wohl nach Verbrauch der Glukose zu Laktat keine Energie mehr geben für die Na/K Pumpe und dann kommts zur oben genannten Hämolyse durch einströmendes Wasser. :-nix So würde ich es zumindest mal erklären.

Cassy
09.02.2005, 16:26
Also zu mir hieß es erst am Montag im OP, dass man Konserven während einer OP frisch aus dem Kühlschrank anhängen kann, da man den Kreislauf des Patienten ja ständig unter Kontrolle hat. Auf den normalen Stationen und der ITS sollte das Blut wenn möglich nur dann transfundiert werden, wenn es Raumtemperatur erreicht hat, eben um die verschiedensten Kreislaufveränderungen zu vermeiden...

Ob das so stimmt, keine Ahnung :-nix aber so hat es mir meine Mentorin erklärt :-))

Monty
09.02.2005, 16:27
Hm, dazu mal 'ne Frage: Sind die Erys bei Kühlschranktemperatur total "deaktiviert"? Prinzipiell müssten Diffusionsprozesse doch dennoch stattfinden, wenn auch verlangsamt (und SO kalt ist das Zeug aus dem Kühlschrank ja auch nicht), und wenn die Erythrozyten nicht gegenhalten können, dann müssten die doch im Kühlschrank schon lysieren.

ehemalige Userin 24092013
09.02.2005, 17:41
Also zu mir hieß es erst am Montag im OP, dass man Konserven während einer OP frisch aus dem Kühlschrank anhängen kann, da man den Kreislauf des Patienten ja ständig unter Kontrolle hat. Auf den normalen Stationen und der ITS sollte das Blut wenn möglich nur dann transfundiert werden, wenn es Raumtemperatur erreicht hat, eben um die verschiedensten Kreislaufveränderungen zu vermeiden...



Auf ner ITS haste den Kreislauf doch auch ständig unter Kontrolle ( im Normalfall ).
Wir hängen die EC´s auch direkt aus dem Kühlschrank an und lassen sie wegen der weiter oben schon beschrieben Arrhythmien eben langsamer einlaufen.
Sollte es doch mal schnell gehen ( Massentransfusion ect. ), dann kann man die Dinger immer noch in den Wärmer tun.

Cassy
09.02.2005, 17:49
:-blush Stimmt, auf der ITS hängen die ja auch am Monitor.... aber dennoch wurden da die Konserven immer angewärmt..... :-nix

ehemalige Userin 24092013
09.02.2005, 18:17
Ich denke, da gibts von Haus zu Haus auch nochmal unterschiedliche Richtlinien, hab bisher beide Möglichkeiten erlebt.

Rico
09.02.2005, 19:04
Also zu mir hieß es erst am Montag im OP, dass man Konserven während einer OP frisch aus dem Kühlschrank anhängen kann, da man den Kreislauf des Patienten ja ständig unter Kontrolle hat.Also gerade im OP besteht ja durchaus das Problem, daß einem die Patieten auskühlen. In der Regel sind die OPs, die viele EKs brauchen, auch nicht gerade 30min-Eingriffe, sodaß ein Einsatz von einem Infusionswärmer (oder wenigstens eine zimmertemperierte Konserve) eigentlich unter dem Wärmeaspekt wichtiger sind als auf Station, wo die Patienten im warmen Bett liegen.

Daß man den Kreislauf unter Kontrolle hat, find ich eigentlich auch bloß sekundär, denn es ist doch besser, die Komplikation zu verhindern, anstatt sich darauf vorbereitet zu sein, die (unnötigerweise und selbst verursachte) Komplikation schnell zu erkennen. :-meinung

Sabine
09.02.2005, 19:10
Meine Kenntnis frisch vom PJ- Tertial auf Intensiv:
FFP's anwärmen, bzw erst mal auftauen
EK's einfach anhängen.
Bis gekreuzt ist, bedside-test gemacht und das System reingebohrt ist, sind die Dinger nicht mehr kühlschrankkalt. Und dann rauscht das Ganze ja auch nicht im dicken Strahl in den Körper rein... ist ja kein Knödelwasser...!

Cassy
09.02.2005, 19:13
@Rico:

Die meinten auch noch, dass die Patienten das Blut dringend benötigen, somit das aufwärmen zu lange dauern würde... und auuserdem werden bei uns die Patienten bei langen OPs mit ner Wärmedecke gewärmt :-nix

Xela
09.02.2005, 19:38
hallo, bei uns auf intensiv wirds so gemacht:

ffps in die sahara (klar, kommen ja gefroren an)

eks auf zimmertemperatur wärmen lassen (bis der bedsidetest gemacht ist meist schon genug zeit vergangen)

bei massentransfusionen versuchen wir wenns irgend geht die eks in der sahara wärmen zu lassen, da wir die im notfall schonmal recht schnell reinlaufen lassen (über so drucksysteme wo eigentlich die arterienspülung reinkommt). wenns wirklich schnell gehen muss lassen wir die ohne wärmen laufen, nehmen eventuelle hrst in kauf, primär ist ja erstmal die blutung das problem.

xela