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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Famulatur - Kinderrheumaklinik Garmisch-Partenkirchen



sissy_81
08.02.2005, 16:59
1.Allgemeine Daten zur Klinik
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Rheumaklinik für Kinder und Jugendliche Garmisch-Partenkirchen
der Rummelsberger Anstalten
Gehfeldstr. 24
82467 Garmisch-Partenkirchen

beworben habe ich mich bei:
CA Rheumatologie
Dr. Hartmut Michels

Internetadresse:
www.rheuma-kinderklinik.de


2. Betreuung und Arbeitsklima
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Am ersten Tag sollte ich mich beim Chefarzt der Klinik melden, der mich dann nach einer kurzen Begrüßung auf ‚meine’ Station gebracht hat.
Dort wurde ich der Stationsärztin vorgestellt, von der ich während der Famulatur betreut werden sollte.
Ich hatte leider von Anfang an das Gefühl, das keiner so recht wusste, was er jetzt mit mir anstellen soll. Sehr oft kam es vor, dass meine Betreuerin mich sehr früh nach Hause geschickt hat oder mir einfach mal einen Tag frei gegeben hat, da sie lieber alleine arbeiten wollte (gesagt hatte sie das so natürlich nicht, aber es war doch ziemlich offensichtlich).
Ich habe mich dann ab der 2. Woche immer wieder mal Visiten auf anderen Stationen angeschlossen, wo ich zwar immer freundlich begrüßt, aber dann doch konsequent ignoriert wurde. Dass die Rheumaklinik kein Lehrkrankenhaus ist, merkt man schon nach 10 Minuten. Es ist ein sehr kleines Haus, und die Mitarbeiter ein mehr oder weniger ‚in sich geschlossener’ Kreis. Hinzukommt dass auch die meisten Patienten schon lange Jahre immer wieder (etwa alle 6 bis 12 Monate) für einige Zeit in der Klinik sind, so dass im Prinzip alle Ärzte auch alle Patienten kennen. Alle waren wie gesagt sehr freundlich, doch dass man dort nicht an die Anwesenheit von Studenten, die evtl. auch einmal etwas nachfragen, gewöhnt ist, fällt relativ rasch auf.
Andere Famulanten gab es zu der Zeit dann auch nicht, man hatte mir zwar gesagt, dass es immer viele Bewerbungen gab, man aber immer nur einen Famulanten annehme, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass Studenten dort wirklich häufig sind.
Eine AiPlerin gab es noch, die ich allerdings kaum gesehen habe.
Insgesamt muss ich also sagen, dass der Umgangston zwar recht freundlich und höflich war, aber totale Ratlosigkeit angesichts der Anwesenheit eines Studenten herrschte und dass ich auch oft das Gefühl hatte, man würde dort lieber etwas abgeschieden unter sich bleiben.


3. Praktische Tätigkeiten / Aufgaben / Tagesablauf
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Die Kinder-Rheumaklinik ist keine ‚typische’ Klinik, pro Station arbeiten hier 1 oder 2 Ärzte. Das hört sich vielleicht nach sehr viel Arbeit an, ist aber doch gut machbar, denn im Prinzip liegt der Schwerpunkt hier auf Physio-Therapie/KG/Ergo-Th etc. D.h. es fällt meistens nur eine ausführliche Aufnahmeuntersuchung an, ebenso wie ein langes Abschlussgespräch. Dazwischen wird einige Diagnostik gemacht (Rö, Blut etc.), ab und an mal ein Gelenk punktiert (so etwa 2 Fälle/Woche/Station). Daneben liegt die Hauptaufgabe eigentlich in der langfristigen Einstellung der Medikamente, also die richtige Komb./Dosis für das jeweilige Kind zu finden (ideal für Pharma oder spez. Immunsuppressiva-Fans ;-) ). Generell gesagt, hat diese Klinik wirklich mehr das familiäre Ambiente einer Kurklinik, weniger eines Krankenhauses.
Auf jeder Station gab es Kinder/Jugendliche von 6 Monaten bis 22 Jahren. Neben der klassischen juvenilen idiopathischen Arthritis gab es so ziemlich alles aus dem rheumatischen Formenkreis zu sehen, was man sich nur denken kann (Dermatomyositis, M.Still, Purpura, SLE undundund). Mit der Zeit entwickelt man auch einen ganz guten Blick für Gangauffälligkeiten, auch schon bei den Kleinsten, Gelenkeinschränkungen etc.
Als Famulant sollte man dort möglichst ‚passiver oder stiller Beobachter’ sein. Man braucht keine Fragen zu befürchten (z.B. während der Visite), allerdings wird auch kaum erklärt. Auf Nachfrage wird zwar dann schon Auskunft gegeben, aber so wirklich üblich ist das dort wohl nicht. Ich durfte also immer bei den Aufnahmeuntersuchungen zugucken und dann auch schon mal selbst ein Kind ‚durchbewegen’ (sehr schön für die Wiederholung der diversen Gelenkachsen, Fußknochen etc. ;-) ). Eine echte Visite gibt es nur einmal pro Woche, dann auch mit CA, ansonsten ist Kurvenvisite im Schwesternzimmer angesagt. Highlights sind definitiv die Gelenkpunktionen und Muskelbiopsien, denen man auch beiwohnen darf.
Insgesamt richtet sich der Tagesablauf nach dem der Kinder.
Frühbesprechung ist um 8 Uhr, zu dieser kann man gehen oder auch nicht, meistens wird ein bisschen über die Langzeit-Patienten geplaudert (so nach dem Motto: ‚ die Alina von der Station 7 ist wieder da...seit 2 Jahren ohne neuen Schub...geht jetzt in die 2. Klasse...ist ganz schön gewachsen...’). Dann geht’s auf die Station, neue Pat. aufnehmen, Blutabnahmen (bei der man als Famulant übrigens im besten Fall das Pflaster zum Schluß aufkleben darf) ...von 12 bis 16 Uhr ist dann Mittagspause, dafür geht es danach bis 20 Uhr durch (die KG, Schulunterricht, Massagen etc. sind alle von 12 bis 16 Uhr, so dass die Stationen da quasi leer sind). Ich konnte gehen oder bleiben, wie ich wollte, feste Aufgaben hatte ich ohnehin nicht und wie bereits erwähnt, war meine Stationsärztin auch eher froh alleine zu arbeiten.
Da dies meine erste Famulatur war (5.klin. Sem.) waren meine Vorkenntnisse gering und zu meiner großen Enttäuschung war das auch nach der Famulatur größtenteils noch so.

Drumherum
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Gewohnt hab ich in einer kleinen Dachwohnung (ein großes Zimmer mit 2 Betten und Fernseher, Esstisch, Kochnische, Badezimmer),direkt neben der Klinik,im Gebäude des Sozialpädiatrischen Dienstes. Allerdings musste ich für die 4 Wochen auch 300 Euro für die Unterkunft zahlen (sicher günstig für Garmischer Verhältnisse, aber für Studenten ja nicht gerade günstig...wurde auch leider vorher nicht erwähnt, sondern erst vor Ort).
Mittags gab es für die Ärzte im Speisesaal, wo vorher die Eltern essen, ein warmes und gutes Essen. Allerdings fand ich die Atmosphäre etwas steif und nach etwa 10 Tagen bin ich dazu übergegangen, die lange Mittagspause für Erkundungen, Skifahren etc. zu nutzen. Es besteht aber prinzipiell die Möglichkeit hier zu essen.
Als Arbeitskleidung reicht weißer Kittel, die kann man mitbringen oder werden auch gestellt, wie man möchte.
Die Klinik ist ziemlich nah am Stadtkern, so dass man auch ohne Auto gut zurechtkommt. Der Bahnhof ist auch nur etwa 10 Gehminuten entfernt. Genauso Supermarkt, Internetcafe, Eisdiele etc...
Die nächste Skipiste ist etwa 10 Min. entfernt, die Olympia-Sprungschanze etwa 5 Min. Die Umgebung ist wirklich herrlich und gerade im Frühling kein schlechter Famulaturort , gerade für Ski-Fans :-top .
Da Garmisch ja ein echtes Touri-Ziel ist, gibt es auch allerlei Kneipen etc., allerdings ist es schon auch etwas teurer. Gelangweilt habe ich mich in meiner Freizeit (die ja eher üppig war) also eigentlich nicht, die Gegend ist echt sehenswert.

Fazit
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Gut gefallen hat mir, das dort wirklich interdisziplinär gearbeitet wird, die Klinik hat nicht umsonst Weltruf! Auch ich würde jedem Betroffenen die Klinik wärmstens empfehlen.

Allerdings kann ich sie für Studenten nicht wirklich weiterempfehlen. Man wird dort wirklich nicht eingebunden, gefordert und dementsprechend gering ist auch der Lerneffekt. Ich habe versucht mich einzubringen, es ist mir allerdings sehr schwer gefallen und ich muß eingestehen, die Wahl der Klinik war sicher nicht ideal, gerade für die erste Famulatur. Wer sich eine sehr ruhige Famulatur wünscht, vielleicht als Abschluß, wenn man schon einiges an Erfahrung gesammelt hat, der ist vielleicht besser aufgehoben. Allerdings würde ich auch hier dann nicht mehr als 2 Wochen einplanen.
Ich bin damals die geplanten 4 Wochen geblieben, allerdings auch nur, weil die Umgebung wirklich sehr schön ist (es war gerade Ski-Saison und die nächste Piste ist nur 10 Min. entfernt ;-) ) und ich das Geld, das ich für die Unterkunft vorgestreckt hatte, nicht mehr oder nur teilweise wiedergekriegt hätte. So habe ich also versucht, das Beste daraus zumachen und einfach etwas Urlaub gemacht.....auch nicht schlecht, aber eigentlich ja nicht der Sinn einer Famulatur.
Bei Kurkliniken oder Spezial-Kliniken also gut aufpassen, dass man dort wirklich lernen kann, was man sich erhofft und ruhig mal nachfragen, was den dort so mögliche ‚Aufgabenfelder’ eines Famulanten sind!