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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Off-label use



Scrotum
25.02.2005, 20:51
Viel interessanter wäre eine Diskussion über Off-label use...

Unter welchen Umständen würdet ihr Medikamente ausserhalb ihrer Indikation verschreiben?

Würdet ihr einem Patienten mit leichter Depression, der aber keine Psychopharmaka einnehmen will, zu einem pflanzlichen Mittel oder 5HTP raten?

Würdet ihr einem Kind, das ADHS hat (Mutter will aber kein Ritalin - ist ja böse) Modafinil verschreiben? -obwohl erst Phase III Studien laufen?

Würdet ihr einer jungen Patientin mit starker Prüfungsangst 2 Valium mitgeben? - (eine zum ausprobieren und die zweite für die Prüfung)

synosoph
25.02.2005, 20:57
Grundsätzlich im Rahmen der Therapiefreiheit: JA!

(Speziell habe ich jetzt noch nicht darüber nachgedacht.)

Knuble
25.02.2005, 21:03
Ganz speziell habe ich jetzt ehrlich gesagt auch noch nicht drüber nachgedacht, aber grundsätzlich schließe ich mich da mal der Meinung von "Synosoph" an und sage: "JA".

Rico
25.02.2005, 23:34
Ich glaube, um Medis "off-label" zu benutzen muß man sie ziemlich gut kennen, d.h. ihre Wirkung gut abschätzen können und auch wissen, inwiefern unterschiedliche Individuen reagieren.
Das alles setzt einiges an Erfahrung voraus, sodaß ich die Frage beantworten würde mit "eines Tages vielleicht mal."

Bei eindeutiger Studienlage und entsprechender Lehrmeinung ist es relativ einfach, ein Pharmakon zu verordnen und man kann es auch gut gegenüber den evt. Vorgesetzten, den Patienten und v.a. sich selber begründen und vertreten.

Jetzt die anerkannte und gesicherte Indikation auf Grund eines Gedankenkonstrukts zu verlassen, daß noch keiner geprüft hat ist gewagt und setzt - wie gesagt - große Erfahrung voraus.
Es gibt sicherlich Situationen, in denen es Vorteile bringt, die Indikation zu erweitern, aber das ist IMHO primär mal nix für den Anfänger.

Vystup
28.02.2005, 10:17
Also ich hab neulich Doxycyclin als Malariaprophylaxe genommen. Dafür ist das in Deutschland nicht zugelassen, aber die Wirkung ist geprüft und ich hatte keine Lust auf die evtl. Nebenwirkungen der klassischen Antimalariamittel. Ich hätte selber auch kein Problem damit, meinen Patienten auf diese Weise zu helfen, allerdings muss dann wohl darauf hingewiesen werden, dass keine offizielle Zulassung für diesen Zweck existiert.