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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : TV- Tipp: "Er sollte sterben, doch Tim lebt" (ARD)



Rugger
16.03.2005, 23:43
Ich weiss, den Thread werden leider nur Wenige rechtzeitig lesen und noch Wenigere werden um die Uhrzeit wach sein, aber wer einen Videorekorder besitzt, sollte ihn auf 03:30-04:15h programmieren, um die Sendung "Er sollte sterben, doch Tim lebt" (http://programm.daserste.de/detail1.asp?id=X000199244&sdatlo=16.03.05&sender=1&dpointer=31&anzahl=40&ziel=31) im Ersten aufzunehmen. Ich habe soeben die Erstaustrahlung gesehen und es wahrlich nicht bereut!!!
Es geht um ein Kind mit Trisomie 21, welches auf Verlangen der Mutter im sechsten Schwangerschaftsmonat abgetrieben werden soll, diese Abtreibung jedoch mit weiteren Schäden überlebt und schliesslich von einer Pflegefamilie aufgenommen wird.
Eine Dokumentation, die nicht verpasst werden sollte, da es zum einen um ein Grenzgebiet der Medizin geht (übrigens kommt auch der Arzt, welcher die Abtreibung vorgenommen hat, zu Wort) und zum anderen die Protagonisten höchst beeindruckend sind.
Und wer jetzt befürchtet, daß dieser Film indoktriniert hinsichtlich Pro- / Kontra Abtreibung, der sei beruhigt: natürlich hat der Film eine Meinung, aber diese kommt nicht fanatisch oder übermässig missionierend rüber (ist übrigens vom WDR produziert worden, die sind ja in der Hinsicht sowieso eher unverdächtig!), sondern lässt vielmehr die Geschichte für sich selbst sprechen.
Sehr zu empfehlen!!! :-top

Rugger

Froschkönig
16.03.2005, 23:51
Klingt wirklich interessant, kann das jemand für mich aufzeichenen ???
Hab zwar aus praktischen Gründen beschlossen, meinen Video-Rekorder nicht zum Alteisen zu legen aber irgendwie hab ich seit Beginn meiner DVD-Leidenschaft nie Leerkasetten da wenn ich mal welche brauch :-(

und es ist JETZT schon reichlich spät...angucken wird wohl nix mehr :-(

Der Frosch

Dr.Nemo
17.03.2005, 10:50
Sehr zu empfehlen!!! :-top

Huhu, ich hab ihn auch gesehen.. Mehr wohl durch Zufall :-blush (Gibt es noch sowas wie Fernsehzeitschriften als Med.student? *g*)

Pro / Kontra-früher-Abtreibung ist wohl eh ein heikles Thema.. Durch meine Arbeit mit Behinderten, würde es mich Argumentationsreich in die Contra-Schublade stecken, durch meine "Lage" als Frau, könnte es aber auch gegenteilig werden..
Aber eine späte Abtreibung.. *puuuh* Das find ich noch etwas schwieriger..

Aber ich war beeindruckt von der Stärke Tims und von der Stärke der Familie. Zumindest haben sie sie als stark-gefilmt empfunden ;-)
Habe aber auch durchgehört, das ihre beiden gesunden (12 und 8) jungen Kinder nicht glücklich sind und Aufmerksamkeit und Zeit ihrer Eltern vermissen und für mich stellte sich die Frage.., wieso Eltern ein schwerst behindertes Kind adoptieren, wenn ihre eigenen Sprösslinge grad mal in die Pubertät kommen.. Ist das nicht risikoreich für eine psychische Auffälligkeit ihrer Jungs? Aber es war sicherlich eine schwere Entscheidung und ich hege Respekt für die Menschen die die Kraft dazufinden. :-top

Steffi

Rugger
17.03.2005, 13:59
Ja, der Aspekt mit den beiden "eigenen" Sprösslingen ist eindeutig zu kurz gekommen! Aber trotzdem muß ich die Familie zutiefst bewundern, ist schon irre, was die auf sich nehmen!
Was ich allerdings noch mehr geschockt hat:
- das der behandelnde Arzt von der leiblichen Mutter gleich zweifach verklagt wurde: zum einen wegen Körperverletzung (oder ähnlichem) wegen der nicht "erfolgreichen" Abtreibung (Klage wurde abgelehnt!), aber zugleich auch wegen unterlassener Hilfeleistung, weil das Kind nicht gleich den Neonatologen zugeführt wurde...!!! (Wurde in dritter Instanz mit einem Strafbefehl über 13000€ gegen den Arzt abgeschlossen!!!) Unfassbar, sowas. Und trotzdem behalten die Eltern, bzw. der leiblichliche Vater noch das Sorgerecht?!
- und das die Kur mehrfach abgelehnt wurde (da Tim ja nie zum BSP beitragen würde...!!!). Ich meine, wieviel Kosten nehmen diese couragierten Eltern dem Staat und den Kassen ab, da sollte doch eine Kurbewilligung nun wirklich kein Problem sein. Ich frage mich, wie sehr man zum gewissenlosen A...loch degeneriert sein muß, um den Eltern einen deratigen Bescheid zu schicken?! :-???
Überhaupt machen mich beide aufgeführten Beispiele fassungslos, da steckt echt ein Fehler im System, es kann doch echt nicht sein, das so etwas hier passieren kann!!! :-meinung

Rugger

Doktor_No
17.03.2005, 14:46
vor gericht und auf hoher see bist du in gottes hand... kannst du mir den film auf dvd ziehen und schicken rugger?????

Rugger
17.03.2005, 15:05
vor gericht und auf hoher see bist du in gottes hand... kannst du mir den film auf dvd ziehen und schicken rugger?????Sorry, No, habe leider verpasst, ihn aufzuzeichnen (bin beim rumzappen hängen geblieben und habe des Könichs Posting leider erst heute morgen gelesen!). Und habe, nebenbei gesagt, auch keinen DVD- Brenner :-angel ;-)

R.

Doktor_No
17.03.2005, 15:22
schade schade...

milz
17.03.2005, 17:21
Schade, hätte ich mir auch angesehen.

Es gibt eine Internetseite:
http://www.tim-lebt.de/

Die Niere
17.03.2005, 18:42
Pro / Kontra-früher-Abtreibung ist wohl eh ein heikles Thema.. Durch meine Arbeit mit Behinderten, würde es mich Argumentationsreich in die Contra-Schublade stecken...Das finde ich sehr interessant, denn meiner Erfahrung nach mit behinderten Kindern und vor allem deren Eltern bzw. Pflegern entsteht bei der Arbeit viel eher eine Tendierung zum Pro-Abtreibungsflügel. Diese Menschen wissen, wieviel Arbeit es kostet, wieviel eigenes Leben es kostet und was damit alles verbdunden ist. Sie lieben ihr behindertes Kind, würden aber zu einem Grossteil beim nächsten Mal eindeutig zur Abtreibung tendieren. Dies ist zumindest das, was ich in Gesprächen mit einer grossen Vielzahl von Eltern, Angehörigen und Pflegenden erfahren habe.

gruesse, die niere

milz
17.03.2005, 18:54
Kommt wohl auch auf den Grad der Behinderung an. Leben mit einem Downsyndrom (90% der Kinder lernen Lesen und schreiben -in Grenzen natürlich-) ist etwas völlig anderes als zB. eine Schwerstbehinderung mit kompletter Pflegebedürftigkeit, Immobilität, Ernährung über PEG, Tetraspastik etc.

Nur mal als Ergänzung: Pro Jahr werden in Dtl. etwa 130000 Abtreibungen durchgeführt, 97% davon an klinisch gesunden Kindern auf Grundlage der Beratungsregelung! (So sagte unser Humangenetiker)

Rugger
17.03.2005, 19:00
Es gibt eine Internetseite:
http://www.tim-lebt.de/Die Betreiber der Seite scheinen etwas obskur (oder, freundlicher gesagt, nicht ganz neutral) zu sein. Riecht starkt nach Abtreibungsgegnern "forte", scheint mir so, als wären diese auf den "Zug" (der Fall hat ja anscheinend schonmal ziemliches Medienecho hervorgerufen, außerdem wurden die leiblichen Eltern in ihrer Klage wegen unterlassener Hilfeleistung von einer solchen Organisation unterstützt, wenn ich das richtig verstanden habe) aufgesprungen. Kann mir nicht wirklich vorstellen, daß Tims Pflegeeltern damit konform gehen.
Außerdem:
Datum der letzten Änderung: 04.12.01Und:
Das finde ich sehr interessant, denn meiner Erfahrung nach mit behinderten Kindern und vor allem deren Eltern bzw. Pflegern entsteht bei der Arbeit viel eher eine Tendierung zum Pro-Abtreibungsflügel. Diese Menschen wissen, wieviel Arbeit es kostet, wieviel eigenes Leben es kostet und was damit alles verbdunden ist. Sie lieben ihr behindertes Kind, würden aber zu einem Grossteil beim nächsten Mal eindeutig zur Abtreibung tendieren. Dies ist zumindest das, was ich in Gesprächen mit einer grossen Vielzahl von Eltern, Angehörigen und Pflegenden erfahren habe.Wirklich??? Das ist ein hochinteressanter Aspekt! Hätte ich nicht gedacht!
Ich bin zB. immer wieder überrascht, wie gut Menschen auf eine wirklich tiefgreifende Behinderung (zB. nach Amputation oder Querschnitt) mit ihrer neuen Situation zurecht kommen, die vorher gesagt hatten "am liebsten erschiessen". Ich weiß, die Fälle kann man jetzt nicht ganz miteinander vergleichen, aber die persönlichen Belastungen stelle ich mir in etwa ähnlich vor.

R.

Die Niere
18.03.2005, 01:24
Also auf die Frage "Würdest Du beim nächsten Mal abtreiben" wird grösstenteils mit JA geantwortet, aber wenn es darum geht, ob man die Entscheidung der Vergangenheit wiederholen würde (also NICHT abtreiben) dann hört man wiederm ein JA.

gruesse, die niere

Solara
19.03.2005, 12:22
Habe aber auch durchgehört, das ihre beiden gesunden (12 und 8) jungen Kinder nicht glücklich sind und Aufmerksamkeit und Zeit ihrer Eltern vermissen und für mich stellte sich die Frage.., wieso Eltern ein schwerst behindertes Kind adoptieren, wenn ihre eigenen Sprösslinge grad mal in die Pubertät kommen..


Haben die Tim nicht bereits mit wenigen Monaten in Pflege genommen?? Dann wären ja der Große 5 und der Kleine 1 Jahr gewesen - und zudem das ganze Ausmaß von Tims diversen Handicaps noch nicht bekannt gewesen ...

Aber du hast schon recht, mir ist auch aufgefallen, dass die eigenen Kinder schon arg zurückstecken müssen - besonders glücklich erschienen sie mir nicht!

@ all:
Falls irgendjemand die Sendung noch haben möchte - hab sie auf Video (allerdings hat die Casette schon ein paar Jährchen auf dem Buckel :-blush ist von nicht besonders toller Qualität)! Nix mit DVD - bin noch schön altmodisch ohne die "neumodische" ;-) :-)) Technik ...

Dr.Nemo
19.03.2005, 17:46
Das finde ich sehr interessant, denn meiner Erfahrung nach mit behinderten Kindern und vor allem deren Eltern bzw. Pflegern entsteht bei der Arbeit viel eher eine Tendierung zum Pro-Abtreibungsflügel.

*Wink* Ja das stimmt schon. Ich arbeite seit fast 2 Jahren ja auch mit Menschen die mitten im Leben schwerst behindert wurden (apallisches Syndrom). Für mich sind diese Menschen in ihrem jetzigen Zustand "normal", ich behandel sie so normal wie möglich und der Tagesablauf wird auch nach dem Selbstbestimmt-Leben- und dem Normalitätsprinzip gestaltet.
Sicherlich möchten wir alle, das sie wieder genesen, sich rehabilitieren... Aber so ist deren Leben doch noch nicht unlebenswert.
Meine Einstellung zu angeborenen Behinderungen hat sich dadurch etwas verschoben..
Ich für mich persönlich würde immer noch nach dem Grad der Behinderung und der äußeren Umstände entscheiden.., aber es gibt für mich nicht mehr eine Schiene "Pro" oder "Contra", sondern auch was im Bereich dazwischen.. :-meinung

Das meinte ich damit.. :-winky



Sie lieben ihr behindertes Kind, würden aber zu einem Grossteil beim nächsten Mal eindeutig zur Abtreibung tendieren. Dies ist zumindest das, was ich in Gesprächen mit einer grossen Vielzahl von Eltern, Angehörigen und Pflegenden erfahren habe.

Ja, das kann ich verstehen! Ich sage auch nicht, das es moralisch verwerflich ist,.. Sowas braucht Stärke und wenn mir jemand später sagen würde, das er aus bestimmten Gründen die Kraft nicht aufbringen kann, bin ich die Letzte, die denjenigen verurteilt.

Aber das Wichtigste ist doch, diese Kinder sind liebenswert!!! Und das ist mir persönlich besonders wichtig!

*hach* Ich geh immer in dem Thema auf, ich will halt auch als Ärztin in den Gebieten arbeiten, von daher Sorry meiner Ausschweifungen :-oopss

Steffi