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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studium im Osten - Als Dunkelhäutige ok?



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Bradyphrener
21.03.2005, 13:46
Da es in der SBZ bzw. später der DDR praktisch keine Entnazifizierung gab (außer in den allerhöchsten Posten), ...
... aber der Wille zur breiten Aufarbeitung war im Westen deutlicher und effektiver als im Osten.

Kapitalistische Propaganda! :-))
Ernsthaft: Habe mich zu Schulzeiten (nach der Wiedervereinigung) mal damit beschäftigt und jetzt noch mal die Suchmaschinen bemüht (nur Beispiele):

http://www.dhm.de/lemo/html/Nachkriegsjahre/DieAlliierteBesatzung/entnazifizierung.html
(hier gefällt mir besonders das Wahlplakat)

http://infos.aus-germanien.de/Entnazifizierung

http://www.netzwelt.de/lexikon/Entnazifizierung.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Entnazifizierung

habe trotz intensiver Suche nur einen Unterstützer Deiner Theorie gefunden (gibt aber sicher mehr):
http://www.verlagdrkovac.de/3-86064-614-1.htm

wobei sie hier wiederum auch viele bisher unveröffentlichte Quellen hatte und doch eher für mich spricht (hab's mal gelesen):
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3506797247/qid=1111411715/sr=1-1/ref=sr_1_0_1/028-2050191-4492512

Oliver

Rico
21.03.2005, 14:00
http://infos.aus-germanien.de/Entnazifizierung

http://www.netzwelt.de/lexikon/Entnazifizierung.html

http://de.wikipedia.org/wiki/EntnazifizierungDer Text dieser Seiten ist wortwörtlich identisch. Davon, daß die voneinander abschreiben wird das nicht wahrer. ;-)

Übrigens bestätigen die Texte auch eines meiner Argumente, nämlich daß in der DDR nicht sooooooo exakt zwischen Entnazifizierung und Regimegegnerjagd unterschieden wurde, sodaß die Zahlen an Entnazifizierten, die die Ost-Regierung da präsentiert sicherlich mit großer Vorsicht zu genießen sind.
Was da unter dem Deckmantel der Entnazifizierung lief, war in Teilen die propagandistisch aufbereitete Jagd auf Regimegegner.
Wer sich gegen das Regime gestellt hat, der wurde eben kurz darauf als alter Nazi "entlarvt" und interniert, auch wenn er in Wirklichkeit ein Demokrat war.

Ollie1982
21.03.2005, 14:24
Wie weit ist der Ruhrpott eigentlich von 25% Arbeitslosigkeit entfernt? Hm, Duisburg-Marxloh, Gelsenkirchen und einige andere Teile pendeln auch um den Prozentsatz... Aber wollen wir nicht mal langsam aufhören hier mit Klischees um uns zu werfen ? Die Diskussion liest sich hier wie ein Aufmarschieren sämtlicher Stereotypen, inklusive Besser-Wessi und undankbarem Ossi-Nostalgiker und irgendwie verliert die Posse mit der Zeit an Unterhaltungswert, oder nicht ? ;)

Bradyphrener
21.03.2005, 14:40
Der Text dieser Seiten ist wortwörtlich identisch. Davon, daß die voneinander abschreiben wird das nicht wahrer. ;-)

Mag sein, hab's nur überflogen. Letzlich halte ich Wikipedia und v. a. das Deutsche Historische Museum für seröse Quellen. Ich wäre allerdings auch sehr erfreut, für diese:

Da es in der SBZ bzw. später der DDR praktisch keine Entnazifizierung gab (außer in den allerhöchsten Posten),...

diese:

...aus ideologischen Gründen alle Bürger sofort mit Beginn der sowjetischen Besatzung per definitionem treue Kommunisten waren...

diese:

Allenfalls ein paar Schauprozesse hat's gegeben, eine ernsthafte Aufbereitung des Themas in der Masse der Bevölkerung hat nicht stattgefunden.


und diese:

Wer sich gegen das Regime gestellt hat, der wurde eben kurz darauf als alter Nazi "entlarvt" und interniert, auch wenn er in Wirklichkeit ein Demokrat war.

Behauptungen seriöse Quellen genannt zu bekommen (letztere glaube ich auch so, nur dies als Regelfall anzusehen, halte ich für zu stark vereinfacht).


Übrigens bestätigen die Texte auch eines meiner Argumente, nämlich daß in der DDR nicht sooooooo exakt zwischen Entnazifizierung und Regimegegnerjagd unterschieden wurde, ...

Etwas gegenteiliges habe ich auch nie behauptet, ich bin mir durchaus darüber im Klaren, das nur eine Diktatur durch eine andere ersetzt wurde und Machterhalt das höchste Ziel war.

Oliver

Ollie1982
21.03.2005, 14:50
Letzlich halte ich Wikipedia und v. a. das Deutsche Historische Museum für seröse Quellen. Also, Wikipedia wird dir kein Historiker als seriöse Quelle durchgehen lassen, da kann jeder schreiben wer will und somit auch (theoretisch, man will ja niemandem etwas unterstellen) gezielte Desinformation betreiben ...

Zu den von Dir genannten Punkten schreibt die BPB unter http://www.bpb.de/publikationen/09142436200182028172765483128665,2,0,Demokratisier ung_durch_Entnazifizierung_und_Erziehung.html#art2 einen detaillierten Überblick über Entnazifizierung in der Zone.

Allerdings halte ich die dort beschriebene Praxis für nicht dazu geeignet, sie als positives Beispiel für Vergangenheitsbewältigung in der SBZ heranzuziehen. Sie beschreibt eher die angesprochenen Schauprozesse.

Man muss fairerweise hinzufügen, daß in der SBZ Nazis effektiver von ihren Posten enthoben wurden, den Persilschein, wie er im Westen teilweise üblich war, gab es dort nicht. Nur ob man es für positiv hält daß man anstatt Einzelfälle abzuwägen, KZs wieder aufmacht und 12.000 Menschen dort ermordet, bleibt jedem selber überlassen. Ich kann es für mich nicht.

Bradyphrener
21.03.2005, 15:15
... Aber wollen wir nicht mal langsam aufhören hier mit Klischees um uns zu werfen ? Die Diskussion liest sich hier wie ein Aufmarschieren sämtlicher Stereotypen, inklusive Besser-Wessi und undankbarem Ossi-Nostalgiker und irgendwie verliert die Posse mit der Zeit an Unterhaltungswert, oder nicht ? ;)

Es tut mir auch schrecklich leid, aber ich habe es langsam satt, mancherorts (fast 15 Jahre nach der Wiedervereinigung!) immer noch wie ein Mitbürger 2. Klasse behandelt und als "Ossi" bemitleidet zu werden. (perfektes Beispiel: Meine Oma hat bis vor 4 Jahren von ihrer Schwester aus Krefeld immer noch Kaffee per Post bekommen!). Dazu ständig irgendwelche Legenden aus 38 Jahren prä-Reunion-BILD.
Wir sind nicht alle Nazis, Kommunisten, sind nicht übermässig faul und dumm (können sogar lesen und schreiben), nicht undankbar, Hygiene ist für die meisten von uns kein Fremdwort, Strom und Wasser aus der Wand uns nicht unbekannt, genausowenig wie Computer und Internet,... .

Ausserdem bin ich kein Ossi-Nostalgiker , sondern froh über die Wende zum (nicht nur für mich) perfekten Zeitpunkt (hätte sonst sicher nicht studieren können). So geht es wahrscheinlich über 90% der Ex-DDR-Bürger, nur wenigen geht es wohl wirklich schlechter (subjektiv).

Ollie1982
21.03.2005, 15:20
*G* Dann haben wir das ja geklärt, lass uns 'n Bier trinken gehen... Bei DEM Wetter hehe... ;)

Wüstenblume
21.03.2005, 16:12
Wir sind nicht alle Nazis, Kommunisten, sind nicht übermässig faul und dumm (können sogar lesen und schreiben), nicht undankbar, Hygiene ist für die meisten von uns kein Fremdwort, Strom und Wasser aus der Wand uns nicht unbekannt, genausowenig wie Computer und Internet

Genau diese "Vorurteile" wollte ich eigentlich vermeiden, als ich hier gepostet habe....

Mir ist das alles schon ganz klar! Um meine persönliche Situation ein bisschen zu veranschaulichen: ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, bin deutsche Staatsbürgerin, das Heimatland meiner Eltern kenne ich nur aus dem Urlaub. Und wenn ich mal dort bin, hab ich nach spätestens zwei Wochen Heimweh nach dem guten alten Ruhrpott.. ;-)

Ich bin wohl das, was man als ein perfektes Beispiel an Integration nennen kann, obwohl (oder vielleicht gerade weil) ich meine Wurzeln kenne. Aber auch im Ruhrgebiet habe ich seit frühester Jugend Antipathien und sogar offenen Fremdenhass erfahren. Früher machte mir das ehrlich gesagt nicht besonders viel aus. Dumme und unsensible Bemerkungen kamen eigentlich fast nur von der älteren Generation. Und dann denkt man sich als Lütte einfach nur "Doofe Oma, Gehirn ist schon benebelt..." Es ist aber leider so, das sowohl Quantität als auch Qualität der Ausländerfeindlichkeit stark zugenommen haben.

Ich komme eigentlich sehr gut damit klar und habe ein dickes Fell. Ist manchmal ganz lustig, wenn man solche Holzköpfen ab und zu mal grammatikalisch verbessert... (arbeite nebenbei im ÖD, kommt somit recht häufig vor!) :-D

Nur habe ich von vielen Freunden und auch von meiner Schwester, die häufiger im Osten ihren Schwager besucht hat, erfahren, dass sie schon sehr viel häufiger als im Westen schräg angeschaut wird. Leider ist es so (und ich als Ausländerin gebe das hier auch ganz offen zu), dass viele Araber, die nach der Wende in den Osten gezogen sind, dort allerlei illegale Beschäftigungen durchführen. Und üblicherweise nimmt man zu solchen Geschäften nicht umbedingt seine Ehefrau/Kinder mit.... Fazit: so richtig doll viele AusländerINNEN gibts dort wohl gar nicht... Ich persönlich kenne nur Junggesellen und Studenten, die in den Osten gezogen sind.

Nun bin ich wohl gleich in zweifacher Hinsicht ein recht unvertrauter Anblick in Halle... :-meinung

Ich lasse mich gerne von euch eines Besseren belehren, gehe dann mit einem definitiv besseren Gefühl ins Studium!!! (Und glaubt mir, bei meinen "Supertalent" in Naturwissenschaften sind Ablenkungen jeglicher Art nicht unbedingt das Beste für mich!! :-)) )

synosoph
21.03.2005, 16:57
Ganz klar ist, daß man als dunkelhäutigerer Mensch im Osten (auch in den Großstädten) mehr auffällt als in Westdeutschland. Allein das ist für manche auf Dauer schon unangenehm.

Als Westdeutscher der nun seit fast 7 Jahren in der rechtsradikalen Musterregion Vorpommern (wird in der Szene selbst so gesehen) wohnt und hier oft mit Ausländern zu tun hat, muß ich sagen, daß das hier ein Problem ist.

Erschreckend wie viele negative Erfahrungen man aus mehr oder weniger unmittelbarer Nähe mitbekommt. Und das betrifft nicht nur die rohen Glatzen auf der Straßen, sondern zieht sich auf subtilere Art bis in verschiedenste Institutionen wie die Behörden, Banken, Polizei hinein.

Die Sensibilität für das Thema ist in den letzten Jahren zum Glück stetig gewachsen und es hat sich auch viel getan. Der Bericht eines Vorredners aus Weimar ist so ein positives Beispiel.

Allerdings hat sich die Szene natürlich auch weiterentwickelt und enorm professionalisiert. Was für die demokratische Kultur zwar bedrohlicher ist, aber andererseits auch zu einer internen Zügelung und Kanalisierung geführt hat. Für das Außenbild der Neofaschisten ist es eben nicht günstig auf Dauer mit unkontrolliert schlagenden Dumpfbacken gleichgesetzt zu werden.

Interessant in diesem Zusammenhang auch, daß ein stärkeres subjektives Gefühl der Bedrohung wohl auch korrelliert mit einem Anstieg des Risikos, Opfer von Gewaltverbrechen zu werden. Das zeigt nicht nur die Forschung, sondern ist mir so auch schon von Menschen bestätigt worden, die genau diese Erfahrung persönlich gemacht haben.

So begegnen einem immer wieder Ausländer, die hier seit Jahren angstfrei und tatsächlich ohne negative Erfahrung leben.

Aber es bleibt ein Restrisiko.

Bradyphrener
21.03.2005, 18:48
... in der rechtsradikalen Musterregion Vorpommern (wird in der Szene selbst so gesehen) wohnt und hier oft mit Ausländern zu tun hat,...

Na dann mach die "Szene" in der Musterregion doch mal auf diesen Bericht aufmerksam (v. a. S.37 und 38):
http://www.bmi.bund.de/cln_012/nn_165140/Internet/Content/Common/Anlagen/Broschueren/2004/Verfassungsschutzbericht__2003__Druck__de,template Id=raw,property=publicationFile.pdf/Verfassungsschutzbericht_2003_Druck_de

Sieht so aus, als würden die sich ein wenig zu wichtig nehmen! (32 Gewalttaten sind trotzdem zuviel, ganz klar!)

Es gibt dort irgendwo sicher auch einen E-Mail-Link zu Mitarbeitern des hochgeschätzten Otto Schily. Bitte mache doch auf die von Dir kurz angerissenen Zustände in den Staatsbehörden aufmerksam. Wehret den Anfängen!

Oliver

synosoph
21.03.2005, 18:58
Na dann mach die "Szene" in der Musterregion doch mal auf diesen Bericht aufmerksam (v. a. S.37 und 38):
http://www.bmi.bund.de/cln_012/nn_165140/Internet/Content/Common/Anlagen/Broschueren/2004/Verfassungsschutzbericht__2003__Druck__de,template Id=raw,property=publicationFile.pdf/Verfassungsschutzbericht_2003_Druck_de

Sieht so aus, als würden die sich ein wenig zu wichtig nehmen! (32 Gewalttaten sind trotzdem zuviel, ganz klar!)


Was willst Du damit sagen?

1. Tauchen viele Gewaltaten gar nicht im Verfassungsschutzbericht als politisch motivierte Straftaten auf. Die Dunkelziffer wird wesentlich höher eingeschätzt.

2. Wird Vorpommern aufgrund der gut ausgebauten Organisationsstruktur mit entsprechendem Mobilisierungspotential und der mittlerweile auch breiten wirtschftlichen Basis als Vorbild für Deutschland gesehen. Eine hohe Anzahl von Gewalttaten werden dort nicht unbedingt als Erfolg gefeiert (s.o.).

Bradyphrener
21.03.2005, 22:52
1. Tauchen viele Gewaltaten gar nicht im Verfassungsschutzbericht als politisch motivierte Straftaten auf. Die Dunkelziffer wird wesentlich höher eingeschätzt.
Darüber bin ich mir durchaus im Klaren, die Dunkelziffer ist aber bundesweit existent. Da dieser Personenkreis sich ja aber an dieser Art von "Erfolgen" misst, habe ich die "Musterregion" in diesem Zusammenhang gesehen.


2. Wird Vorpommern aufgrund der gut ausgebauten Organisationsstruktur mit entsprechendem Mobilisierungspotential und der mittlerweile auch breiten wirtschftlichen Basis als Vorbild für Deutschland gesehen. Eine hohe Anzahl von Gewalttaten werden dort nicht unbedingt als Erfolg gefeiert (s.o.).

Was feiert man denn als Erfolg?
"Leben und Sterben in Vorpommern"?

Oliver

luckyblue
21.03.2005, 23:25
Als ich mein Studium damals in Greifswald begann und zwecks Wohnungssuche bei einem inzwischen bankrotten, christlich angehauchten Studentenwohnheim vorsprach, wurde mir von der Hausverwaltung allen Ernstes mitgeteilt, dass "leider nur noch Plätze bei den Ausländer-WGs vakant" seien, eine "Mietminderung" deshalb aber nicht drin sei. Diese Haltung ist schon nicht ganz unrepräsentativ für die Stadt.
Die Ausländerbehörde der Stadt ist bei ausländischen Studenten ziemlich verrufen. Nach den Geschichten, die mir so zu Ohren gekommen sind, scheint sie sich nicht gerade mit Nachdruck um die INteressen der Ausländer zu kümmern.



Eine Statistik hat sogar bewiesen, dass weniger Straftaten aus rassistischen Gründen im Osten begangen werden als im westen.
Das dürfte aber vor allem wohl auch darauf zurückzuführen sein, dass die Staatsanwaltschaften in den Neuen Bundesländern bei Körperverletzungsdelikten nachgewiesenermaßen (Presseberichte) rassistische Motive tendenziell eher ausklammern. Dass die Staatsanwaltschaft gemeinhin so was ist wie die Kavallerie der Justiz ist und im gesamten Bundesgebiet durchaus politisch instrumentalisiert wird, ist ja auch nichts Neues.

Rakeem
22.03.2005, 08:44
Bin halb araber und iraner und habe selber 7 jahre im osten gewohnt.
Wohne aber jetzt wieder im westen und der unterschied ist enorm!
Das merke ich vorallem wenn ich mal wieder hinfahre und freunde besuche.
Wenn man in ein geschaeft reingeht, wird man staendig beobachtet.
Die leute auf der strasse glotzen einen an. habe auch selber schlechte erfahrugen mit neonazis gemacht im osten(uebergriffe etc)
Im westen ist das nie passiert.
In frankfurt ist multikulti angesagt, da laufen gestalten rum, die sehen aus wie osama bin laden(turban, lange baerte etc.) und niemanden interessierts.
Im osten wuerde sofort die polizei kommen und nach dem ausweis fragen(was bei mir im osten haeufig der fall war).
Also was den Fremdenhass anbetrifft, so ist das kein geruecht, sondern TATSACHE!!!
und ich bin kein bekannter vom bekannten und finds bloede wenn deutsche denken, sie wissen mehr wie auslander im osten behandelt werden, als die auslaender selbst.

synosoph
22.03.2005, 09:38
Die Ausländerbehörde der Stadt ist bei ausländischen Studenten ziemlich verrufen. Nach den Geschichten, die mir so zu Ohren gekommen sind, scheint sie sich nicht gerade mit Nachdruck um die INteressen der Ausländer zu kümmern.

War selbst mal mit einem mongolischen Mitbewohner auf der Ausländerbehörde. Sein Visum sollte nur verlängert werden, wenn er ein von der Wohnungsgesellschaft bestätigtes Untermietverhältnis vorweisen könne. Da die WVG diese Bestätigung nicht mehr ausstellen wollte, weil unser befristeter Mietvertrag nur noch ein Monat lief, wurde er von der Ausländerbehörde einfach abgewiesen.

Dann bin ich mit ihm dort hin. Allein die Innenarchitektur der Räumlichkeiten erzählt schon alles über das Selbstverständnis dieser Behörde. Egal, ob Einwohnermeldeamt, Finanzamt oder welche Behörde auch immer, meistens sitzen Sachbearbeiter und Bürger sich an einem Tisch bequem gegenüber.

Nicht so auf der Greifswalder Ausländerbehörde. Dort sind die deutschen Damen durch ein riesiges Panzerglas von den gefährlichen Ausländern getrennt. Für letztere bleibt ein etwa 1x4-Meter schmales Stehplätzchen. Wie bei der Kasse einer Bank werden die Papiere durch einen Schieber durchgereicht.

Als ich dann zusammen mit meinem Freund auftauchte und die Situation erklärte, war alles ganz plötzlich gar kein Problem mehr und in 2 Minuten war die Aufenthaltsgenehmigung verlängert.

Aber das Übelste ist für mich dieses offene und unterschwellige Nicht-Willkommen-Heißen der Menschen, die mit großen Hoffnungen, Erwartungen und viel Vorfreude zu uns ins Land kommen und dann leider enttäuscht feststellen müssen, daß sie von 10% der Menschen offen angefeindet, von 40% subtil abgelehnt werden und 48% sich für sie nicht interessieren.

Unter diesem Gesichtspunkt ist Deutschland für mich ein sehr, sehr armes Land. Und ich koche vor Wut, wenn ich höre und sehe, wie wir uns hier als zivilisierte Welt feiern, die Freiheit, Demokratie und Menschenrechte exportieren müsse, aber gleichzeitig nicht merken, daß wir in Bezug auf herzliche und ehrliche Gastfreundschaft absolutes Entwicklungsland sind.

synosoph
22.03.2005, 09:49
Was feiert man denn als Erfolg?
"Leben und Sterben in Vorpommern"?

Oliver

Möchte keine Internetadressen der rechten Szene in Umlauf bringen, aber wenn Du Dich für das Thema näher interessierst, dann ist LOBBI e.V (http://www.lobbi-mv.de/html/index.htm) (Landesweite Opferberatung, Beistand und Information für betroffene rechter Gewalt in M-V) eine gute Adresse.

Habe vor wenigen Monaten einen Vortrag eines LOBBI-Engagierten besucht und war sehr positiv beeindruckt. Ohne hysterisches Antifa-Getöse wurde von dem Vortragenden ein sehr ausgewogener Überblick über die Aktivitäten der Szene in Vorpommern gegeben.


Nur mal als Beispiel, um einen Eindruck zu bekommen, wie dort szene-intern berichtet wird. Diesen Bericht werde ich in spätestens drei Tagen wieder löschen. Bericht gelöscht

Bradyphrener
22.03.2005, 19:07
Habe mir mal erlaubt, ein paar Sätze zu zitieren (den Link zum Original gibt es übrigens hier: http://www.verfassungsschutz-mv.de), und auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen, ich verstehe dein Problem damit nicht so ganz!



...Wenn wir uns in den vergangenen Monaten zum Thema Grimmen äußerten, dann hatte dies zumeist in der Regel einen eher negativen Bezug auf den Teil der dortigen Jugendszene, den man in der Vergangenheit oft allzu vorschnell als „national“ bezeichnet hatte. Negatives Auffallen in der Öffentlichkeit durch Schlägereien oder alkoholische Exzesse hatte letztlich dazu geführt, daß man auch in anderen Teilen des Landes zunehmend auf Distanz zur örtlichen Szenerie ging. ...
Dieser Textausschnitt sagt doch klar, das man sich in Grimmen schon früh von den radikalen Rechten distanziert hat und mit Bekanntwerden ihres Treibens in der Öffentlichkeit dieses auch im Rest des Landes geschah. Ich habe nie behauptet, das es in MV oder im Osten keine Rechtsradikalen gäbe, aber die gibt es (wenn auch sicher mit Schwerpunkt im Osten, hier leben knapp die Hälfte der 10000 Gewaltbereiten) leider überall in Dtl. (s. Verfassungsschutzbericht, S-H immerhin an 2. Stelle bei rechtsextremen Gewalttaten pro Einwohner!). Ich wehre mich nur entschieden gegen die Legendenbildung "Ossi"=radikaler Nazi.



...Dies scheint inzwischen anders geworden zu sein. So ist die nationale Szene Grimmens inzwischen offenbar dabei, ihr bisheriges Negativimage abzustreifen.
...daß man sehr wohl auch dazu in der Lage ist, sich vernünftig politisch zu betätigen, ...
...Die Veranstaltung verlief weitestgehend problemlos und ohne Störungen. ...

Auch hier sehe ich das Problem nicht. Was ist dagegen einzuwenden, das die rechte Szene ihr von der Verfassung garantiertes Recht auf freie Meinungsäußerung im Rahmen der bestehenden Gesetze nutzt? Die linke darf es doch auch! Wer diese Gesetze übertritt (z. B. Auschwitz-Verleugner. radikale Schläger) gehört ganz klar vor ein Gericht. Aber die Nationalen und ihre Partei sind nicht verboten (ich halte im Übrigen auch nichts davon, die nichtradikalen gesetzeskonformen Rechten in die Illegalität zu treiben, würde eine vernünftige politische Auseinandersetzung nur erschweren und sicher einige radikalisieren), und nur weil mir die von ihnen angestrebten Ziele missfallen, kann ich nicht ihre staatsbürgerlichen Rechte beschneiden.

Leben und Sterben in Vorpommern kommt übrigens von hier: http://www.links-lang.de/0312/01.php, ich dachte, dein Hinweis auf die breite wirtschaftliche Basis bezieht sich auf diesen Artikel.
Interessant ist im Übrigen der Link zur Antifa in Greifswald, dort unter direkte Aktionen gibt es m. E. detaillierte Anweisungen zu Sachbeschädigung, Körperverletzung und Diebstahl. So kann man sicher auch negativ auffallen!

Oliver

synosoph
22.03.2005, 20:15
Dieser Textausschnitt sagt doch klar, das man sich in Grimmen schon früh von den radikalen Rechten distanziert hat und mit Bekanntwerden ihres Treibens in der Öffentlichkeit dieses auch im Rest des Landes geschah.

Von radikalen Rechten hat sich die radikale Rechte sicher nicht distanziert, sondern nur von unkontrolliert, öffentlich besonders aufälligen Jugendlichen.


Ich habe nie behauptet, das es in MV oder im Osten keine Rechtsradikalen gäbe, aber die gibt es [...] Ich wehre mich nur entschieden gegen die Legendenbildung "Ossi"=radikaler Nazi.

Weder hat irgendjemand behauptet, daß Du behauptet hättest, es gäbe im Osten keine Rechtsradikalen, noch hat irgendjemand hier im Forum einer wirklich lächerlichen Legendenbildung "Ossi"=radikaler Nazi auch nur andeutungsweise Vorschub leisten wollen.


Auch hier sehe ich das Problem nicht. Was ist dagegen einzuwenden, das die rechte Szene ihr von der Verfassung garantiertes Recht auf freie Meinungsäußerung im Rahmen der bestehenden Gesetze nutzt? Die linke darf es doch auch! [...] Aber die Nationalen und ihre Partei sind nicht verboten [...] und nur weil mir die von ihnen angestrebten Ziele missfallen, kann ich nicht ihre staatsbürgerlichen Rechte beschneiden.

Niemand hat was gegen freie Meinungsäußerung geschrieben.

Ich habe den Artikel kurz gebracht, weil ich weiter oben darauf hingewiesen hatte, daß die rechte Szene kein pöbelnder Haufen verkrachter Existenzen mehr ist, die mal eben mit ein paar gut gemeinten Jugendprogrammen aus der Welt zu schaffen sind. Dahinter stecken mittlerweile Organisationen, die versuchen in die Mitte der Gesellschaft zu dringen und sich ein "ehrenwertes" Saubermann-Image zuzulegen.

Das hat (s.o.) scheinbar den Effekt, daß hier "etwas Ruhe auf der Straße" einkehrt, aber dadurch wird die Situation für anderes aussehende Menschen eben nicht besser. Im Gegenteil die Diskriminierung im Alltag kann sogar zunehmen. Darauf wollte ich hinweisen: Daß man sich nicht blenden lassen sollte, wenn seit Jahren über keine "großen Hetzjagden" mehr berichtet wird.

Es ging hier aber nie (zumindest mir nicht) um irgendeine Beschneidung von Freiheitsrechten. Die Beitragseröffnerin fragte nach einer Einschätzung der Situation für dunkelhäutige Menschen in Ostdeutschland. Dazu haben hier verschiedene Leute geschrieben und von ihren Erlebnissen, Erfahrungen und Informationen berichtet.


Leben und Sterben in Vorpommern kommt übrigens von hier: http://www.links-lang.de/0312/01.php, ich dachte, dein Hinweis auf die breite wirtschaftliche Basis bezieht sich auf diesen Artikel.
Interessant ist im Übrigen der Link zur Antifa in Greifswald, dort unter direkte Aktionen gibt es m. E. detaillierte Anweisungen zu Sachbeschädigung, Körperverletzung und Diebstahl. So kann man sicher auch negativ auffallen!


Kannte diese Seite bisher nicht. Außerdem verstehe ich den Kommentar mit der Linken in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. Es ging doch gar nicht um irgendwelche Links-Rechts-Debatten. (Meiner Ansicht nach gehören solche Zuordnungen sowieso ins 20., aber nicht mehr ins 21. Jh.)

Was nützt das unserem Thema? Das die "Antifa" gewaltbereit ist, ist doch wohl allgemein bekannt. (Oder wollen wir hier so rechnen: 1 rechte Gewalttat minus 1 linke Gewaltat = 0 Gewalttaten??) Ich denke, die Ablehnung jeder Form von Gewalt, egal wo sie wurzelt, ist hier im Forum weitgehend Konsens.

Aber schön, daß wir mal drüber gesprochen haben...

Rico
23.03.2005, 13:11
Ich wäre allerdings auch sehr erfreut, für diese:

Da es in der SBZ bzw. später der DDR praktisch keine Entnazifizierung gab (außer in den allerhöchsten Posten),...

diese:

...aus ideologischen Gründen alle Bürger sofort mit Beginn der sowjetischen Besatzung per definitionem treue Kommunisten waren...

diese:

Allenfalls ein paar Schauprozesse hat's gegeben, eine ernsthafte Aufbereitung des Themas in der Masse der Bevölkerung hat nicht stattgefunden.


und diese:

Wer sich gegen das Regime gestellt hat, der wurde eben kurz darauf als alter Nazi "entlarvt" und interniert, auch wenn er in Wirklichkeit ein Demokrat war.

Behauptungen seriöse Quellen genannt zu bekommen (letztere glaube ich auch so, nur dies als Regelfall anzusehen, halte ich für zu stark vereinfacht).
Habe das ebenfalls in der Schule behandelt.

Auf der Suche nach Quellen habe ich auf die Schnelle z.b. eine Dissertation des Lehrstuhls für zeitgeschichte an der Uni Halle
Auch diente die Säuberung des Personals in den öffentlichen Verwaltungen und Betrieben nicht ausschließlich der Entfernung ehemaliger NSDAP-Mitglieder. Vielmehr waren mit fortschreitender Stärkung und Festigung des kommunistischen Einflusses in allen Bereichen des öffentlichen Lebens erklärte und vermeintliche Gegner des sich abzeichnenden fundamentalen gesellschaftlichen Wandels im Sinne von KPD/SED und Sowjetischer Militäradministration Sanktionen und Repressalien ausgesetzt. Unter dem Deckmantel der Entnazifizierung wurden sie aus einflußreichen Positionen in den Verwaltungen und Schulen ebenso verdrängt wie in der Wirtschaft.
Link (http://www.geschichte.uni-halle.de/projekte/dproj54.htm)

Dieses Schema hier (http://www.lsg.musin.de/Geschichte/KK/die_teilung_deutschlands.htm) ist dem, was ich in der Schule über dieses Thema durchgenommen habe sehr ähnlich (v.a. der erste Abschnitt - den Rest hab ich nur überflogen).

Bradyphrener
23.03.2005, 16:34
Könnte man ja fast einen eigenen Thread drauss machen :-)) .

Wenn ich mal zuerst diese Bemerkungen zusammenfassen darf:
1.

Da es in der SBZ bzw. später der DDR praktisch keine Entnazifizierung gab (außer in den allerhöchsten Posten),...
2.

Wer sich gegen das Regime gestellt hat, der wurde eben kurz darauf als alter Nazi "entlarvt" und interniert, auch wenn er in Wirklichkeit ein Demokrat war.
3. der Link http://www.geschichte.uni-halle.de/projekte/dproj54.htm als Quelle Deines Zitats

Punkt 1 kann einfach nicht so unbewiesen stehen bleiben! Wenn ein Unbedarfter dies liest und glaubt (solls ja geben), hält er die EX-DDR-Bürger (v. a. im Zusammenhang mit Punkt 4 unten) doch alle für opportunistische, im Herzen "braune" Deppen.
In Punkt 2 beschwerst Du Dich dann, das es bei der Entnazifizierung (die ja lt. 1. praktisch gar nicht stattfand) Opfer unter den Gegnern des neuen Regimes gab. In diesem Punkt sind wir uns ja von Anfang an einig, eine Diktatur tut nun mal leider alles für den Machterhalt, aber entscheiden musst Du Dich schon! Der Artikel im Link ist dafür m. E. eine Bestätigung, schreibt er doch: "...diente die Säuberung...nicht ausschließlich der Entfernung ehemaliger NSDAP-Mitglieder." Da steht aber nirgendwo, das keine Entnazifizierung stattfand. Das Ergebnis der Forschungsarbeit wird aber sicher interessant.

Weiter zu
4.

...aus ideologischen Gründen alle Bürger sofort mit Beginn der sowjetischen Besatzung per definitionem treue Kommunisten waren...
Aus Sicht der bolschewistisch-stalinistischen Machthaber? (aber dann wäre 2. doch unnötig, oder?)
Aus Sicht der Deutschen in der SBZ? (53 und 89 waren aber sicher keine Sympathiebekundungen!)
Aus Sicht der BILD?

5.

Allenfalls ein paar Schauprozesse hat's gegeben, eine ernsthafte Aufbereitung des Themas in der Masse der Bevölkerung hat nicht stattgefunden.

Auch wenn hier http://www.lsg.musin.de/Geschichte/KK/die_teilung_deutschlands.htm etwas von Schauprozessen steht, aber das bayrische Kultusministerium (kommt von dort der Lehrplan?) ist für mich sicher nicht das Maß der Dinge beim objektiven Umgang mit der deutschen Nachkriegsgeschichte in der SBZ.

@Wüstenblume


Genau diese "Vorurteile" wollte ich eigentlich vermeiden, als ich hier gepostet habe....

Naja, aber allein aus der Fragestellung kann man Deine Angst vor rechten Gewalttätern ableiten. Allerdings bin ich leider (ich gelobe Besserung!) auch nicht völlig frei von Vorurteilen (siehe obiger "antibayrischer" Kommentar eines Fischkopps :-)) ).
Es gibt überall Menschen (nicht nur in Ostdeutschland und v. a. nicht nur in Dtl.), die einfach nicht begreifen, das sie in über 190 Statten dieser Welt Ausländer sind und in bestimmt 2/3 dieser Staaten als "anders" auffallen! Somit kann Dir also keiner ein belästigungsfreies Studium garantieren, ob Du Dich aber mit Geschichten von Bekannten von Bekannten... davon abhalten lassen willst, musst Du selbst wissen.