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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studium im Osten - Als Dunkelhäutige ok?



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Wüstenblume
20.03.2005, 13:11
Hallo!!

Bitte versteht die Frage nicht falsch: habe absolut nichts gegen den Osten und glaube natürlich auch nicht, dass dort alle rechtsradikal wären!!

Ich bin auch nicht "richtig" dunkelhäutig, habe aber als Araberin eine braune Haut und schwarzes Haar. Da ich im WS 05/06 (hoffentlich) in Halle anfange, würde ich gerne wissen, was ihr so darüber denkt?? Meint ihr, ich könnte da, nennen wir es mal "nicht ganz so dolle" Erfahrungen machen??

Danke für eure Antworten!! :-winky

Leisure Suit Alex
20.03.2005, 13:23
Warum nicht?
In Deutschland passieren im Vergleich zu den meisten anderen Ländern heutzutage ohnehin sehr wenige Straftaten aus rassistischen Beweggründen - es ist halt so, dass wenn mal was passiert, es gleich in den Medien unverhältnismäßig hochgepusht wird.
Ich persönlich würde mir deshalb wegen einem Studium in Ostdeutschland gar keine Sorgen machen :-meinung

Dr.NoGo
20.03.2005, 13:25
Hi,

also ich komme aus dem "Osten". Zwar komme ich aus Thüringen, kenne aber Halle etwas.

Also ich kann Dir nur sagen, dass es im "Osten" genau dieselbe "Gefahr" gibt schlechte Erfahrungen zu machen wie im "Westen", ich denke das ist überall dasselbe. Vielleicht kann man sagen, das es aufgrund der erhöhen ALO-Quote ein höheres Potential an Rechtsradikalität gibt, doch ich denke nicht dass Du gleich an jeder Ecke voll gepöbelt wirst. Ich denke es kommt immer darauf an wo du bist, es gibt Ecken die gefährlich sind, genauso wie in Köln oder in Berlin oder Hamburg... :-meinung

Die Gewalttätigkeit der "Ostdeutschen" ist aber mit Sicherheit nicht höher als die der "Westdeutschen"...

Alles in allem kann ich nur sagen:

Halle ist sicherlich eine der weniger schönen Städte im Osten, doch lohnt es sich auch dort mal vorbeizuschauen. Vielleicht kannst Du ja dort dein Studium beginnen und dann mal eine "Osttour" durch die Unis machen! Jena, Dresden und Leipzig sind total geile Städte und dort wird dich mit Sicherheit niemand wegen deiner Hautfarbe anmachen... auf jeden Fall nicht mehr als im "Westen"!

Viel Spaß beim Studium! :-stud

Grüße

Bulliede

Wüstenblume
20.03.2005, 13:43
Halle ist sicherlich eine der weniger schönen Städte im Osten, doch lohnt es sich auch dort mal vorbeizuschauen.

Hab mir mal ein paar bilder der Stadt angeschaut (war noch nie dort), und ich muss gestehen: ich bin überrascht, denn ich hätte mir Halle eigentlich vieeeeeeeel hässlicher vorgestellt! ehrlich, scheint doch eigentlich ganz nett zu sein...

Beim Ranking im STERN stehen die Ostunis auch gar nicht so schlecht da! Ausstattung, Studienbegleitung sollen top sein!

Mein Freund ist demnächst mit seinem Studium fertig, und er findet es ganz gut, dass ich wohl im Osten anfange. Denn dort (meint er) kann er sich, wenn er zu mir zieht, die Assi-Stellen eher aussuchen als im Westen...

Aber was mich selbst angeht, hab ich doch noch ein paar Zweifel... :-((

Dr.NoGo
20.03.2005, 13:49
Also ich kann Dir nur sagen, wenn Du bedenken hast, schau dich einfach mal im Osten um... fahr mit deinem Freund mal die genannten Städte an und dann kannst Du Dir denke ich ein besseres Bild vom Ganzen machen. In jeder Stadt gibt es hässliche aber auch schöne Ecken...

Ebenso muss man sagen, dass gerade Jena, Leipzig, Dresden vom Sanierungszustand her dem "westen" gegenüber viel aufgeholt, ihn evtl. sogar überholt haben. :-))
Denn im Osten wird sehr viel saniert und in 4-5 Jahren, werden die Innenstädte extrem schön sein (wenn die alten Zone-Spuren alle beseitigt sind... :-D ).

Das mit den Assi-Stellen stimmt, denn im Osten gibt es sehr wenig Studenten, die auch hierbleiben, dass liegt nicht an den Menschen, Städten oder Kliniken, das liegt einzig und allein an der "Schmotte", das liebe Geld fliesst im Osten halt doch noch weniger... :-nix

Tja wiederum Grüße

zotteltroll
20.03.2005, 14:19
Im Großen und Ganzen kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. (Halle ist allerdings wirklich nicht soooo schrecklich, wie du ja auch schon bemerktest :-)) )

Was deine Situation angeht: Es ist schon *irgendwie* anders als in den alten Bundesländern, da muss man wirklich nichts schönreden. V.a. auf dem Land ist das Misstrauen gegenüber Fremdem recht ausgeprägt, obwohl (oder gerade weil?) die Ausländerquote bedeutend niedriger ist als im westlichen Teil, wo man zudem schon Jahrzehnte mit oftmals vollständig integrierten Ausländern lebt. Je größer die Städte werden, desto geringer werden diese Vorbehalte allerdings.

Unangenehme Erfahrungen sind möglich, aber die Wahrscheinlichkeit ist unbedeutend höher als anderswo. Willst du auf Nummer Sicher gehen, so meide in Halle Wohngegenden wie die "Silberhöhe", wo viele "Resignierte" wohnen, um es mal gelinde auszudrücken. Es gibt aber sowieso schönere Orte zum Wohnen in der Stadt.

:-D

Wüstenblume
20.03.2005, 14:30
Willst du auf Nummer Sicher gehen, so meide in Halle Wohngegenden wie die "Silberhöhe", wo viele "Resignierte" wohnen, um es mal gelinde auszudrücken. Es gibt aber sowieso schönere Orte zum Wohnen in der Stadt.

kennst du dich in Halle aus? Hab mir im Internet die Wohnunganzeigen ect. angesehen, ich denke, am besten wäre doch Innenstadt, oder? Die Mieten gefallen mir definitiv besser als im Westen! :-)) In Freiburg haben wir fast 800 Euro für eine 2-Zimmer-Wohnung bezahlt....

searchgirl
20.03.2005, 14:54
also, eigentlich wurde alles wichtige schon gesagt. Sicherlich gibt es viele Vorurteile, dass es im Osten mehr Rechtsradikale gibt als im Westen. aber die sind wirklich ur Vorurteile. Eine Statistik hat sogar bewiesen, dass weniger Straftaten aus rassistischen Gründen im Osten begangen werden als im westen. Ich will jetzt nicht den westen als rechtsradikal abstufen - um Gottes willen nicht- das ist halt auch nur ne statistik.
Aber insgesamt kannst du sowohl im Osten als auch im Westen ohne weiteres und ohne PRobleme leben.
schöne grüße

searchgirl

zotteltroll
20.03.2005, 15:44
kennst du dich in Halle aus?
Ja, nennen wir es "zwangsläufig".



Hab mir im Internet die Wohnunganzeigen ect. angesehen, ich denke, am besten wäre doch Innenstadt, oder?


In Halle gestaltet es sich diesbezüglich etwas kompliziert. In der Vorklinik hast du z.B. Anatomie in der Innenstadt, Chemie hingegen am Campus Weinbergweg, ganz in der Nähe der Uni-Klinik, wo erst vor einiger Zeit zwei neue HS-Gebäude fertiggestellt wurden.
Ich persönlich würde mir wahrscheinlich die Gegend mit dem ultimativen Anschluss an Pup & Cafés aussuchen :-))
Mit Straßenbahn und Fahrrad kommt man auch so in die Uni.


Die Mieten gefallen mir definitiv besser als im Westen! :-)) In Freiburg haben wir fast 800 Euro für eine 2-Zimmer-Wohnung bezahlt....

Ich versuche mir gerade auszumalen, was man mit diesem Geld für eine (Studenten-)Wohnung hier bekommen würde. Irgendwie reicht meine Phantasie nicht aus

:-D

Lava
20.03.2005, 19:16
Also ganz so unproblemtisch würde ich das nicht sehen, wie meine Vorredner. Ich weiß jetzt nicht, wie die Situation in Halle aussieht und denke, dass in größeren Städten das Problem Rechtsradikalität nicht so groß ist wie in kleinen Städten und in Dörfern, aber es existiert! Und zwar mit Sicherheit stärker als im Westen. Ich hab jedenfalls in Freiburg noch keinen Neonazi auf der Straße gesehen, während mein Heimatort (kleine Stadt bei Berlin) voll davon war.
Ich denke nicht, dass man in größeren Städten als Ausländer oder Linker Angst haben muss. Aber es gibt sicher auch in Halle Gegenden, die man tunlichst meiden sollte....
Ich will nur davor warnen, das Problem Rechtsextremismus klein oder gar wegzureden!!!! :-meinung

Neujahrsrakete
20.03.2005, 19:37
Diesen Beitrag gibt es nun nicht mehr.

Ollie1982
20.03.2005, 20:48
Zweischneidiges Thema...

Als Soldat war ich (als geborener Ruhrpotti) mehrmals länger in der Zone, da fand ich es besonders in den sehr kleinen Orten mehr als unangenehm wenn einem die Glatzen ständig ihre Bewunderung gezeigt haben, weil man ja der "Tradition der deutschen Infantrie gerecht wird und in der Wehrmacht dient" (O-Ton). Oder man sich ständig darüber aufgeregt hat das einem die "Kanaken" die Arbeit wegnähmen, und das bei einem Ausländeranteil in dem Dörfchen von 0,0%.

Aber bei "uns" im Westen ist die Einstellung auch vorhanden, nur subtiler, so wurde ich in Dortmund einmal mit meiner chinesischen Freundin angepöbelt, was ich mit der "Chinesenschlampe" wolle, ob mir deutsche Frauen nicht gut genug seien etc....

Marcus1984
20.03.2005, 23:00
Wohne etwa 20 Kilometer von Halle entfernt und kann dir sagen, dass es dort nicht schlimmer wie in jeder anderen Stadt ist...mit Sicherheit gibt es Gegenden in welchen sich solche Gruppierungen am Leben halten können und welche man meiden sollte als Ausländer...aber dass man jetzt Angst haben sollte oder sich Gedanken macht ist nicht nötig

Mfg

altalena
21.03.2005, 08:59
Ich - selber aus dem Osten - glaube nicht, dass die Gefahr, blöd angemacht zu werden um so vieles größer ist, als in den alten Bundesländern. Einmal habe ich einen Typen aus Niedersachsen kennengelernt, und als er erfahren hat, wo ich herkomme, war sein erster Kommentar:"Ach, bei euch ist die Rate der Rechtsradikalen doch ziemlich hoch" Na ja, ich fand es mehr als unpassend. Ich glaueb, in den größeren Städten - und ich zähle Halle einfach mal dazu - ist es längst nicht so verbreitet, wie in dörflichen Gegenden. Und das wiederum ist aber in den meisten Gegenden (auch in den westdeutschen) ähnlich.
Und was Halle betrifft: EIne Zeit lang habe ich immer geglaubt, diese Stadt hat in keiner Weise was zu bieten und es mangelt ihr an Charme..... aber eigentlich ist das Schwachsinn, ich meine das letzte Mal, als ich dort war (vor ca. 5 Monaten), hat es mir sehr gut gefallen :-)

DocZero
21.03.2005, 09:09
Servus...

will auch mal ein paar Worte zur Thematik verlieren... Ich selber komme aus Weimar und studiere in Jena. In den vergangenen Jahren gab es in Weimar beispielsweise hin und wieder schon einige extreme Konflikte zwischen diversen Rechtsradikalen und Ausländern (bzw. auch Einheimischen)... Eine gewisse Zeit lang gewann das Auftreten der "Neonazis" sogar überhand, jedoch gelang es den Weimarer Bürgern durch konsequentes Auftreten und ständig aktiven Bürgerinitiativen, sowie durch den beherzten Einsatz sog. "Streetworker" diese, mir fällt kein passenderer Begriff ein, Idioten zu verdrängen.

Ich will das ganze nicht verharmlosen...So findet beispielsweise jährlich, wohl auch aufgrund einiger Inkonsequenz der Stadt, mindestens 1 Demonstration der extrem rechten Parteien statt, deren Teilnehmeranzahl jedoch stetig sinkt und hoffentlich schon bald gegen 0 tendieren wird. Mittlerweile scheint mir Weimar jedoch eine sehr tolerante Stadt in der o.g. Übergriffe bzw. Auftritte von Rechtsradikalen extrem selten sind, so daß wir hier eine recht hohe Quote von ausländischen Studenten haben, von denen ich noch nie eine Beschwerde gehört habe...

Prinzipiell verhält es sich in Jena ähnlich. Mir war vorher die Stadt ja nicht ganz fremd und mittlerweile hat sich mein Tagesablauf sowieso komplett nach Jena verlagert, so daß ich guten Gewissens sagen kann, daß ich in Jena in den letzten 1 1/2 Jahren noch nie einen offensichtlich Rechtsradikalen überhaupt nur gesehen habe. Das soll sicher nicht heissen, daß es kein gibt, jedoch erscheint mir die Anzahl so gering, daß es sich überhaupt nicht lohnt darüber nur ein Wort zu verlieren...

Nur eines noch: So sehr ich jetzt auch die ostdeutschen Städte vielleicht verteidigt hab, so sehr stört mich eigentlich auch diese Diskussion. Mir gefällt es nicht, daß nun fast 16 Jahre nach der Wende noch so ein Unterschied zwischen Neuen und Alten Bundesländern gemacht wird...Sicher gibt es hie und da ein paar Extreme, aber meiner Meinung nach sollte sich das schon relativ gleichverteilt haben, so daß dieser Diskussion ein wenig an Grundlagen mangelt. Aber das sei nur dahingestellt...

Grüße Thomas

honey_2101
21.03.2005, 12:43
Ich habe auch mal von meinen Bekannten echt krasse Sachen gehört, was hier im Ruhrpott niemals passieren würde.

Einer südländischen Bekannten von mir wurde der Sevice bei einem Friseur in Magdeburg verweigert, WEIL sie Ausländerin ist.

Und ein anderer Bekannter hat mal was zu essen bei einem Imbiss "bestellt". Es wurde ihm ebenfalls verweigert.

Eine andere Freundin und ihre Clique, sie kommt aus dem Osten (sogar eine Deutsche!), wurde von Nazis attackiert.

Es ist natürlich letzendlich nur eine Minderheit (zum Glück!) was die Rassisten angeht. Aber es ist wirklich eine Tatsache, dass es dort viel verschärfter zugeht als z.B. hier im Ruhrgebiet.
Es ist doch wohl kein Zufall, dass gerade im Osten eine rechtsextreme Partei (ich möchte den Namen nicht nennen, weil ich denen einfach nicht gönne, ihren Namen hier stehen zu sehen) die 5% Hürde geschafft hat???
Man darf es echt nicht verharmlosen und sagen, es wäre nur ein Klischee. Das ist es wirklich nicht.

zotteltroll
21.03.2005, 12:50
Ich habe auch mal von meinen Bekannten echt krasse Sachen gehört, was hier im Ruhrpott niemals passieren würde.

Einer südländischen Bekannten von mir wurde der Sevice bei einem Friseur in Magdeburg verweigert, WEIL sie Ausländerin ist.

Und ein anderer Bekannter hat mal was zu essen bei einem Imbiss "bestellt". Es wurde ihm ebenfalls verweigert.

Jaja, die berühmten Bekannten von Bekannten :-keks

Was "die Partei" angeht.

Republikaner:
Baden-Württemberg: 1992 10,9%; 1996 9,1%; 2001 4,4%
Berlin: 1989 7,5%;

NPD:
"Zwischen 1966 und 1969 zog die Partei mit Wahlerfolgen zwischen 5,8 und 9,8 Prozent in sieben Landesparlamente ein (in Bayern mit 15 Mandaten, in Hessen 8 Mandate)." (idgr.de)
-OB-Wahl Tuttlingen (1987): 15%
-Landtag Saarland 2004: 4,0%
-Kommunalwahlen Saarland: bis 9,7 % (Völklingen)

Im Übrigen kommen nahezu sämtliche Führungspersonen von Republikanern, DVU, NPD, usw. aus "dem Westen".

Die Nazis hier mögen zwar teilweise weder Lesen noch Schreiben können, mit ihrem Gedankengut sind sie aber gewiss nicht allein in Deutschland. Selbiges gilt dann für potentielle Übergriffe.


Wie ich dieses kollektive Abstempeln hasse ...
:-???

honey_2101
21.03.2005, 12:53
sag mal, soll ich meine Bekannten outen? Ein bisschen Anonymität ist schon ganz angebracht. Ich hätte genau so gut Freunde hinschreiben können.

Bradyphrener
21.03.2005, 13:10
Es ist doch wohl kein Zufall, dass gerade im Osten eine rechtsextreme Partei (ich möchte den Namen nicht nennen, weil ich denen einfach nicht gönne, ihren Namen hier stehen zu sehen) die 5% Hürde geschafft hat???

Wo die wohl herkam?

Dummheit stirbt nun mal leider nicht aus (politisch gewollt?). Gib den mit sich und der Welt unzufriedenen Deppen ein Feindbild (am besten eins, das sie ohne viel Nachdenken sofort erkennen), und es wird ihnen eine Freude sein, sie zu quälen, zu verprügeln, auf verschiedenste Art und Weise zu töten (wenn Du ihnen lange genug erzählst, es sei eine "Ehre", dabei selbst zu sterben, tun sie auch dieses). Die wirklich Gefährlichen (okay, vielleicht nicht für den Einzelnen) sitzen an der Spitze (tragen komischerweise nie einen Baseballschläger oder einen Sprenstoffgürtel), das "Fussvolk" ist nur das dumme Kroppzeug, welches die wahren Zusammenhänge einfach nicht begreift.

Mir wird immer ganz übel, wenn die Obrigkeit vom bösen "Naziosten" spricht (kleine Geschichtsfrage: In welchem Teil des Landes sind wohl nach dem Krieg mehr Naziverbrecher auf dem Posten geblieben?), da kann man nämlich schön von der eigenen Unfähigkeit ablenken, welche m. E. viel mit dem besagten Zustand zu tun hat. (Wie weit ist der Ruhrpott eigentlich von 25% Arbeitslosigkeit entfernt?) Aber vielleicht bin ich auch nur ein wenig paranoid (1984 ist eines meiner Lieblingsbücher, sehr empfehlenswert).

Und da ich Rostocker bin, gehe ich jetzt mal schnell ein Hochhaus anzünden!

(Was hoffentlich für jeden als Sarkasmus erkenntlich war!)

Oliver

Rico
21.03.2005, 13:44
kleine Geschichtsfrage: In welchem Teil des Landes sind wohl nach dem Krieg mehr Naziverbrecher auf dem Posten geblieben?Gute Frage.
Da es in der SBZ bzw. später der DDR praktisch keine Entnazifizierung gab (außer in den allerhöchsten Posten), sondern aus ideologischen Gründen alle Bürger sofort mit Beginn der sowjetischen Besatzung per definitionem treue Kommunisten waren, finde ich es fraglich inwieweit diese Form der Geschichtsbewältigung der westdeutschen Überlegen sein soll.
In der DDR wurde der Faschismus doch augenblicklich gegen die Westmächte instrumentalisiert (mit dem "antifaschistische Schutzwall" als Höhepunkt), da war es der Sache eher abträglich, in der eigenen Bevölkerung ausgiebig zu suchen, sollte die doch selber auf den Kampf gegen den Westen eingeschworen werden.
Priorität in der Verfolgung hatten ganz klar die Gegner der aktuellen Diktatur und weniger die Anhänger der vorrangegangenen!
Allenfalls ein paar Schauprozesse hat's gegeben, eine ernsthafte Aufbereitung des Themas in der Masse der Bevölkerung hat nicht stattgefunden.

Im Westen wurden viele Fälle bekannt und kontrovers diskutiert, die jeweilige Schuld des Einzelnen wurde von Presse und Gerichten soweit möglich zu Tage gefördert (z.B. Oberländer oder Globke).
Natürlich sind auch viele unerkannt geblieben (hüben wie drüben), aber der Wille zur breiten Aufarbeitung war im Westen deutlicher und effektiver als im Osten.