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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Antibiotikaprophylaxe bei MenigokokkenKontakt



Pünktchen
12.04.2005, 23:01
Hi :-)


Isch hab da mal eine Frage. Zum 2.Stex vor 6 Monaten hab ich noch gelernt man nimmt Rifampicin als Prophylaxe bei Kontakt mit Meningokokken (also ärztliches und Pflegerisches Personal) und heute morgen hiess es dann das man seit neuestem Ciprobay gibt.

Ist das eine allgemein gültige Richtlinie??? Oder ist das Krankenhausspezifisch??? Hab da heute nicht genau nachgefragt....


gruss
pünktchen

test
12.04.2005, 23:14
Soweit ich weiß sind Rifampicin, Ciprofloxacin, Ofloxacin, Azithromycin und Ceftriaxon alle zur Prophylaxe geeignet. Was jetzt genau genommen wird ist vermutlich vom Einzelfall und Krankenhaus abhängig :-nix.
Eine allgemene Empfehlung nur für Cipro ist mir zumindest nicht bekannt. :-nix
Der Vorteil von Rifampicin soll ja sein, dass es besonders gut an Schleimhäuten sezerniert wird, inwieweit das auch auf die anderen ABs zutrifft, weiß ich nicht. :-nix

guinea pig
13.04.2005, 00:18
Hallo!
Die meisten meiner Lehrbücher nennen Rifampicin an erster Stelle zur Umgebungsprophylaxe (600mg 1-0-1 über 2 Tage) In "Current Medical Diagnosis & Treatment 2001" kann man alternativ zu Rifampicin einmalig 500mg Ciprofloxacin p.o. oder einmalig 250mg Ceftriaxon i.m. einnehmen.
In meiner Vorlesung wurde wegen der einmaligen Einnahme und angeblich besseren Verträglichkeit Ciprofloxacin bevorzugt(nach einem orientierender Blick in das Pharmabuch habe ich festgestellt,daß beide nephrotoxisch sein können, Rifampicin wegen der hepatischen Metabolisation auch hepatotoxisch,Ciprofloxacin neurotoxisch: GABA antagonist. Wirkung und im Tierversuch auch Störung des Knorpelwachstums:deshalb auch nicht an Kinder!).Auch wurde in der Vorlesung Wert auf die Notwendigkeit einer Umgebungsprophylaxe aller Kontaktpersonen gelegt.
Alle meine Bücher halten übereinstimmend eine Antibiotikaprophylaxe für das medizinische Kontaktpersonal (Ärzte,Schwestern) für überflüssig:Hahn/Falke/Kaufmann: nur bei familliären Bezugspersonen bzw bei täglichem Kontakt größer 4 h.
Lawrence Tierney "Current medical diagnosis and treatment": Personen in demselben Haushalt und im Kindergarten/ Hort .Nicht in der Schule und am Arbeitsplatz."Hospital contacts need not be treated unless intense exposure has occured (eg.,mouth-to-mouth resusciation).Zudem:"Accidentally discovered carriers without known close contact with meningococcal disease do not require prophylactic antimicrobials".
Für mich war das neu!
Übrigens: danke für Deine Fragen aus dem klinischen Alltag ! (sind eine Motivation für mich ).
Gruß

Morgagni
13.04.2005, 08:35
das robert-koch-insitut empfiehlt rifampicin für neugeborene, kinder und erwachsene, ceftriaxon für kinder und erw. und cirpofloxacin erst ab 18 jahre (ist aus dem jahr 2002, war also bei deinem examen eigentlich schon gültig). hier (http://www.rki.de/cln_011/nn_225668/sid_43242A67775FD5A844D65269072AD2AD/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2002/30__02-ausschnitte/30__02-21__STIKO__Meningokokken-PEP.html__nnn=true) ist der link.

DoktorW
13.04.2005, 11:27
also ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich Ciprobay nehmen musste. Das mussten alle, daher hab ich mich auch nicht beschwert :-))

lala
15.04.2005, 17:18
Aus meinen Erfahrungen der letzten Meningokokkenmeningitiden und der deswegen nötigen Nachleserei/Rumtelefoniererei und der Intensivneuro-Fortbildung:
Rifampicin hat man früher generell empfohlen 2x täglich für 2 Tage.
Billiger (und praktischer und genauso effizient) geht es mit einmalig 500mg Ciprofloxacin oral.
Nötig nur bei "engem" Kontakt über ca. 4h.....
Würde allerdings nur dann Prophylaxe nehmen wenn ich SEHR engen Kontakt hatte (z.B. auf dem Patienten rumgehüpft bin weil der im CTnicht liegen bleiben wollte *g*) und nicht wenn ich nur mal kurz Blut abgenommen, untersucht oder lumbalpunktiert hätte. Bisher hab ich`s NIE genommen und mich auch noch nie angesteckt ;-)

FataMorgana
16.04.2005, 09:13
Bei uns im KH gab es auch mal einen Fall von Menigokokkensepsis. Die Kontaktpersonen haben als Prophylaxe 500 mg Ciprofloxacin einmalig p.o. erhalten.

In einer Inneren Abteilung würde man bestimmt immer Ciprofloxacin favorisieren, weil man damit relativ viel Erfahrung hat und es auch ganz gut verträglich ist. Zudem muss man das Medikament ja auch vorrätig haben, da es so schnell wie mögliche eingenommen werden sollte. Das ist bei Rifampicin auch nicht immer der Fall.

Ceftriaxon ist wohl ein bisschen übertrieben, da man es i. v. geben muss und es wirklich ein sehr breites Wirkungsspektrum hat. Da muss man schon eine gute Kontraindikation für Ciprofloxacin haben (z. B. Alter unter 14 J., Allergie).

Als ehemals in der Inneren Medizin Tätiger würde ich im Zweifelsfall das Ciprofloxacin auch nehmen, selbst wenn ich dem Pat. nur Blut abgenommen hätte. Das Risiko mag gering sein, aber eine Meningokokkenmeningitis oder -sepsis möchte ich nun wirklich nicht haben. Und Ciprofloxacin kenne ich, kann ich gut einschätzen und würde ich relativ bedenkenlos in dieser Situation als Einmaldosis einnehmen.

Sebastian1
29.05.2005, 12:52
*meld* Durfte auch gerade die Erfahrung machen, dass Ciprobay verwendet wird. Allerdings wurden 750 mg empfohlen.

DoktorW
29.05.2005, 15:16
*meld* Durfte auch gerade die Erfahrung machen, dass Ciprobay verwendet wird. Allerdings wurden 750 mg empfohlen.
750 hatte ich damals auch! :-dafür

Pünktchen
29.05.2005, 16:00
Jungs ihr seit aber auch etwas schwerer und grösser :-))

lala
29.05.2005, 16:15
Also nach den Leitlinien (http://www.dgn.org/176.0.html) der DGN reichen die 500mg Ciprofloxacin (gewichtsunabhängig).
Für die die`s interessiert: Das Robert-Koch-Institut (http://www.rki.de/cln_011/nn_225576/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Rat__Mbl__Meningokokken,templateId=raw,property=pu blicationFile.pdf/Rat_Mbl_Meningokokken)
hat hierzu ein gutes Merkblatt, wonach entweder die 500mg Ciprofloxacin oder alternativ auch Ceftriaxon möglich sind und wann das ganz überhaupt nötig ist.

Wir hatten übrigens noch keinen Ansteckungsfall...bei 3 Meningokokken, einmal Pneumokokken und einmal Listerien dieses Jahr....weder im Familienkreis der Patienten noch beim Personal....
:-))