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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Ärzte-Interview und die Empfehlung !?



mitchell
18.04.2005, 13:38
Wenn man sich die Ärzte-Interviews auf der Medi-Learn Hauptseite anschaut, kann einem ja schon mulmig werden. Durchschnittlich kommt der Arztberuf als Empfehlung überhaupt nicht gut weg.

Bestensfalls bringt der Patientenkontakt spaß oder/und er ist abwechselungsreich... Doch er ist auf jeden Fall streßig, unterbezahlt, überbürokratisiert, Freizeit raubend und studientechnisch kein Leckerbissen.

So fast die einhellige Meinung. Trotzdem sind recht viele zufrieden mit ihrer Wahl, empfehlen aber nur sehr sehr eingeschränkt.

Paradox irgendwie... und definitiv nicht sehr motivationssteigernd

Notdoc
18.04.2005, 13:50
Wenn man einen Arzt zum Medizinstudium befragt, raten die meisten einem davon ab.
Auf die Frage, was sie heute wählen würden, antwortet die Mehrheit, dass sie sich wieder für Medizin entscheiden würden.

Wie gesagt Paradox!

HonorisCausa
18.04.2005, 15:37
Wenn man einen Arzt zum Medizinstudium befragt, raten die meisten einem davon ab.
Auf die Frage, was sie heute wählen würden, antwortet die Mehrheit, dass sie sich wieder für Medizin entscheiden würden.

Wie gesagt Paradox!


Genau diese Erfahrung mache ich auch jeden Tag! Jeder Arzt der mir in meinem krankenpflegerischen Handeln über den Weg läuft wird gefragt und die allgemeine Antwort:

"Beruf ist zu stressig, unterbezahlt, teilweise frustrierend, aber trotzdem wäre die Wahl die gleiche!"

Ist das normal????

mitchell
18.04.2005, 17:12
Dann finde ich, sollten sich hier mal ein paar Ärzte melden und uns das Paradoxon erklären.

Oder gibt es vielleicht doch den ein oder anderen, der sagen kann:
"Stressig ist es auch in anderen Berufen. Meine Kollegen sollen dem Nachwuchs mal keine Angst machen?!"

synosoph
18.04.2005, 17:53
Wenn ihr mich fragt, dann ist das oft nichts als Kokettieren mit der eigenen Wichtigkeit. Wer viel gestreßt, ständig belastet ist, immer zu tun hat und außerdem noch wenig (hahaha) verdient, steigert sein soziales Ansehen, anerkennenden Zuspruch und sein vermeintliches Recht Forderungen zu stellen.

Für mich ist das einfach nur dumpfes Getue, was sich auf die eine oder andere Art in jedem Beruf findet, egal ob Taxifahrer, Krankenschwester, Lehrer, Einzelhandelsverkäuferin oder Elektriker.

Am meisten habe ich immer von den Ärzten gelernt, die dieses durchschaubare Spiel nicht mitmachen und mit Freude zu ihrem Beruf stehen - trotz Belastung!

Werwolf
18.04.2005, 18:23
Stimmt, ist echt paradox- ich fand das Studium über weite Strecken ziemlich blöde, habe irgendwie schon relativ bald festgestellt, daß ich vielleicht lieber etwas anderes hätte studieren oder lernen sollen, etc. Aber irgendwie war ich dann der Meinung, schon zu viel Zeit investiert zu haben, um das nun alles hinzuschmeißen. Tja, und dann hatte ich nach dem 2. STEX und nach dem 3. jeweils einen ziemlichen Durchhänger, wollte das eigentlich alles gar nicht, etc. :-wow :-((
Naja, aber glücklicherweise habe ich dann eine Stelle gefunden und bin (momentan) total happy in meinem Job, obwohl ich das vorher nicht für möglich gehalten hätte. :-top Allerdings bin ich auch genervt von meinen Arbeitszeiten und der Arbeitsbelastung. Nein, das ist kein Getue, es ist einfach nicht witzig, regelhaft täglich mindestens 10 Stunden, eher mehr, zu arbeiten. Und ein Basisgehalt von 1748,68€ sind auch nicht gerade der Hit. Aber wenigstens hat man nicht so viel Zeit, um die Kohle auszugeben... ;-) Wenn man sich nicht zusammenreißt und nicht gleich nach Feierabend auf´s Sofa fällt, hat sich das ganz schnell mit sozialen Kontakten. :-sleppy OK, im Moment macht´s Spaß, und ich bin noch in einem Alter, wo man das noch machen kann. Aber mit Familie würde das ganz anders aussehen. :-((
Und ob ich in 10 Jahren noch genausoviel Spaß an dem Job habe, daß ich die unangenehmen Seiten halt einfach hinnehme, möchte ich stark bezweifeln. :-nix )
Was ich aber ganz sicher sagen kann: Ich würde kein zweites Mal Medizin studieren. :-) :-blush

cadoras
04.05.2005, 14:37
hm, also ich hab in dem Krankenhaus, wo ich Zivi war keinen Arzt gefunden, der einem zum Studium geraten hätte. Viele hätten es selbst auch nicht nochmal studiert.
Und das nicht nur wegen des geringen Verdienstes und der langen Arbeitszeit, sondern einfach, weil es unmöglich sei, den Beruf mit gutem Gewissen auszuüben. Auch wenn man nur das Nötigste macht, macht man viele Überstunden, aber sich "richtig" um seine Patienten kümmern geht nicht mehr.

Na toll, und das soll das Ziel meines Studiums sein? ******** verdammte! Was machmer nu?

MediManu
04.05.2005, 14:53
Wenn ihr so frustriert seit, dann studiert doch BWL.

Dann werdet ihr aber sehen, dass auch hier die Jobs folgendermaßen aussehen:

- UNTERBEZAHLUNG
- LANGWEILIG
- STRESSIG
- KEIN ÜBERSTUNDENAUSGLEICH
- BÜROKRATIE
- ELLENBOGENDENKEN
- NUR DER UMSATZ ZÄHLT
- ETC.

Also hört auf mit dem geblärre und freut euch, nen super interessanten Job in einem hochtechnologisierten Umfeld ausüben zu dürfen, der dazu gesellschaftlich noch relativ gut angesehen ist sehr viel Abwechslung bietet.

guinea pig
04.05.2005, 19:08
Ich stimme Synosoph vollkommen zu : am meisten lernt man von hingebungsvollen Ärzten und nicht von Zynikern und Miesmachern, die einem nur ihre Weltsicht unter Beweis stellen wollen. In meinem Krankenpflegepraktikum habe ich fast nur desillusionierte Ärzte erlebt (das war allerdings auf einer gastroenterologischen Station eines kreiskrankenhauses: eine völlige Restitution kam eigentlich nie vor. Die meisten Patienten sah ich innerhalb meines halben Jahres wieder; viele von ihnen starben).Bei meinen Famulaturen habe ich mich,soweit möglich, immer Ärzten angeschlossen, die sich ihre Begeisterung und Mitmenschlichkeit erhalten haben. Von ihnen kann man sehr viel aus ihrem Umgang mit Patienten lernen (z.B. wie man einen schwer erkrankten Patienten tröstet;eine wichtige Aufgabe, bei der es mir noch regelmäßig die Sprache verschlägt).

DjBonsai
11.05.2005, 19:38
Ich sehe das teilweise so:

Die Ärtzte, mit denen ich während des Zivildienstes zusammen gearbeitet habe, haben mir das Studium empfohlen. Es gibt wenige Berufe, wo man soviel Verantwortung für andere übernimmt. Das ist schon mal ein postiver Punkt, wenn man denn gerne Verantwortung übernimmt.
Ob die Bezahlung gut oder schlecht ist, hängt davon ab, was man für Vorstellungen hat. Das man als Arzt nicht unbedingt reich wird, sollte man schon wissen und sich nicht dieser Illusion hingeben ("Ich werde Arzt, damit ich mal richtig viel Geld verdiene.") Die viele Arbeit ist auch relativ zu sehen. Dass man auf der Arbeit auch arbeiten muss versteht sich ja von selbst ;-)

Vielleicht sollte man nicht die schlechten Seiten am Beruf sehen, sondern die Guten, wobei die sicherlich bei jedem andere sein könne. Ich mein: Wieso studiert ihr Medizin oder habt es vor? Irgendeinen Grund muss es doch geben, dass ihr das alles auf euch nehmen wollt. Für mich sind zwei ganz klare Punkte die Verantwortung für andere Menschen und der Umgang mit den Menschen. Ich denke einfach, dass man in diesem Bereich sehr viel tun kann. Wenn man mal ein wenig lachen möchte, ist Zynismus sicherlich die einfachste Methode in diesem Bereich, was aber nicht bedeutet, dass es deshalb schlecht ist. Auf irgendeine Weise muss man schließlich das gesehene verarbeiten.

Wenn ihr denkt, dass Ärzte viele Überstunden machen (was auch wahr ist), dann schaut euch mal Lehrer an, was die teilweise noch zu Hause arbeiten müssen. Ich bin da doch froh, dass ich Menschen helfen kann, ohne sie bewerten zu müssen und als Arzt (wenn ich denn mal einer bin) einen sehr sicheren Arbeitsplatz habe. Wenn mir der Job im Krankenhaus keinen Spaß mehr machen sollte, so kann ich dann immernoch auf ne eigene Praxis ausweichen, oder in einem anderen Bereich tätig werden.

Denkt positiv und freut euch auf das was kommt, anstatt euch von der Meinung andere demotivieren zu lassen. Es kommt immer drauf an, was man draus macht ;-)

b52
11.05.2005, 20:05
Ich denke auch, dass es auf den Standpunkt aufkommt, aus dem man das ganze betrachtet. Habe mittlerweile auch viele Aerzte kennengelernt, die den Job mit viel Freude und Enthusiasmus ausueben. Kein einziger Arzt hat mir bisher davon abgeraten. Weder AiP, Assistent, Ober- oder Chefarzt. Bin deswegen immer wieder erstaunt, "wie viele" Aerzte doch immer wieder von diesem Studium abraten...

Ich jedenfalls bin ueberzeugt von der ganzen Sache und werde es durchziehen. Es soll mir jemand mal einen Job/Studium nennen, wo man wenig arbeitet, alles Superriesenspass macht, null Stress hat noch ne Millionen pro Jahr verdient.

FataMorgana
11.05.2005, 20:36
Ich würde mich nicht ein zweites Mal für das Medizinstudium entscheiden.

Dennoch bin ich momentan mit meinem Job ganz zufrieden (Labormedizin / Mikrobiologie). Ich habe sozusagen meine "Nische" gefunden, aber dazu brauchte ich auch eine ganze Menge Glück, und ich weiß halt nicht, ob mir das wieder so gelingen würde.

In der Inneren war ich bereits nach einem halben Jahr (auch Gastroenterologie / Kreiskrankenhaus) völlig frustriert, überarbeitet usw. Kann man in einem anderen Thread nachlesen. Ich bin jetzt nur noch froh, dass ich da raus bin.

medimädchen
12.05.2005, 09:13
Ich würde es auch wieder tun :-top - hab in jeder meiner Famulaturen immer das Gefühl gehabt, an der richtigen Stelle zu sein - ob nun in der Inneren oder Gyn oder sonst wo - hab mich immer wohl gefühlt und vor allem "gebraucht". Besonders empfand ich dies Art "Dankbarkeit" der Patienten in der Gyn - und ich finde, ein Lächeln, das man einem Patienten gibt kommt tausendfach zurück - und genau das macht den Reiz des Medizinerjobs aus - den Menschen etwas zu geben ...und man bekommt es zurück - vielleicht nicht in Euros aber auf jeden Fall auf eine noch viel angenehmere Weise.

DjBonsai
13.05.2005, 12:17
... den Menschen etwas zu geben ...und man bekommt es zurück - vielleicht nicht in Euros aber auf jeden Fall auf eine noch viel angenehmere Weise.

Genau das ist es, worauf ich mich freue. Als Mediziner kann man, gerade im zwischenmenschlichen Bereich ne Menge tun. Man kann Leuten das Leben erleichtern, verlängern oder sogar vereinfachen. Ich denke schon, dass das nichts für jeden ist...dass das halt nicht jedem reicht, aber das ist eine philosophische Sache. Menschen bedeutet es einfach viel, wenn sie anderen eine Freude machen können.

"Beruf" kommt ja von "Berufung"...ich denke, das trifft auf den Beruf des Arztes vollkommen zu. Wenn man nicht mit Leib unud Seele dabei ist, nutzt es weder einem selber, noch den Patienten :-meinung