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Hoppla-Daisy
24.04.2005, 15:44
Hi!

Nach einer überaus interessanten Diskussion im Chat kam die Frage auf, wie groß wohl der Prozentsatz an Med-Studenten/Ärzten sei, die während ihrer Ausbildung mal bei einer Geburt leibhaftig zugegen waren.

Es scheint fast so, als sei das Interesse nicht sehr groß, den zukünftigen Ärzten auch diese Facette der Medizin nahezubringen. Auch wenn man nicht in die Gynäkologie gehen möchte, sollte man meines Erachtens dennoch am Ende seiner ärztlichen Ausbildung in der Lage sein, bei einer Geburt - in der allergrößten Not auch ohne Hebamme - die notwendigen Schritte durchzuführen. Eine gründliche Ausbildung in Reanimationsmaßnahmen ist selbstverständlich, aber wenn es darum geht, das Leben überhaupt erst auf die Welt zu holen, würden wahrscheinlich viele "fertige" Ärzte kläglich versagen, weil bisher nur in der grauen Theorie durchdacht.

Ich möchte jedenfalls später mal nicht in der äußerst dummen Situation stecken, eine Frau zu entbinden, ohne jemals zuvor überhaupt mal dabei gewesen zu sein. Ich finde es peinlich, als Arzt evtl. sagen zu müssen, dass man das noch nie live erlebt hat, ist es doch schließlich einer der kritischsten Momente im Leben eines Menschen!

Bin gespannt auf Eure Erfahrungen/Meinungen! Mich interessiert besonders, wie es denn bei den männlichen Kollegen so aussieht... könnte mir vorstellen, dass *ketzer-modus-ON* bei denen das Manko ggf. größer ist, da Männer - von den Vätern einmal abgesehen - weniger gern im Kreiss-Saal gesehen sind als Frauen *ketzer-modus-OFF*.

Liebe Grüße
Daisy

PS: Nun bin ich in der glücklichen Lage, sagen zu können, dass ich schon mal bei einer Geburt dabei war - nämlich der meiner Tochter - und von daher weiß, wie sowas ungefähr abläuft. Aber ich ich bezweifle, dass ich jetzt "schlauer" bin, was diese Sache angeht.

Sani
24.04.2005, 15:47
Ich kann nur sagen, dass ich "draussen" mal bei einer Geburt im RTW dabei war. Trotzdem könnte ich nicht beschwören, dass ich die Abläufe alleine hinkriegen würde.

Und in der Ausbildung hatten wir mal so nen "Geburtstrainer", wo eine kleine Puppe mit Vaseline beschmiert wurde und dann durch das Becken geschoben wurde.

Feuerblick
24.04.2005, 15:52
Deine Einschätzung, daß Männer im Kreißsaal nicht gerne gesehen sind, kann ich nur bestätigen. Ein Kommilitone von mit durfte selbst als Gyn-PJ nicht mit in den Kreißsaal. Das fand ich dann schon ganz übel.

Ich selbst habe im Gyn-Praktikum zwei Geburten sehen dürfen (weil ich die diensthabende Hebamme kannte) und in meiner Gyn-Famulatur vier oder fünf. Hürde für mein Besein bei Geburten waren IMMER die Hebammen, die mir einschärften, ja nur nicht der Frau zu interessiert zwischen die Beine zu schauen (sorry, aber wohin genau denn sonst, wenn ich lernen will, was man als Helfer bei der Geburt so tut????) und NIE die Mütter oder gar Väter. Die waren in ihrer Situation so mit sich selbst beschäftigt, daß das für sie kein zusätzliches Problem darstellte.
Zwar glaube ich nicht, daß ich jetzt ganz alleine eine Geburt als Helferin managen kann, das wäre etwas vermessen, aber immerhin wäre ich sicherlich ruhiger als jemand, der zum ersten Mal bei diesem kleinen Wunder zuschaut.
Trotzdem: Gerade als angehender Arzt sollte man wenigstens einmal bei einer Geburt anwesend gewesen sein. Einmal, weil man als Arzt mit diesem "Problem" schon mal konfrontiert werden kann und zum zweiten, weil es eine beeindruckende Erfahrung ist!

Funkel

Hoppla-Daisy
24.04.2005, 15:54
Und in der Ausbildung hatten wir mal so nen "Geburtstrainer", wo eine kleine Puppe mit Vaseline beschmiert wurde und dann durch das Becken geschoben wurde.

Na, super, als wenn das alles wäre :-???

Hellequin
24.04.2005, 16:00
Also ich war damals während meiner Ausbildung bei 3 Geburten dabei, wobei ich einer Hebamme Marke Uralt-Schlachtschiff zugeteilt war.
Was ich dabei gelernt habe? :-???

Man muss die Gebärende nur möglichst laut und im Kommandoton anschreien, dann klappt das schon mit der Geburt. :-top



:-)) :-angel

Lava
24.04.2005, 16:00
Hm, also als "Muss" sehe ich das nicht an. Es ist ja auch nicht jeder Arzt in der Lage, im Notfall einen Appendix zu entfernen, oder? OK, die Wahrscheinlichkeit, dass man das mal im PJ miterlebt, ist trotzdem höher als bei einer Geburt dabei zu sein. Aber was ich sagen will ist, dass es doch gerade dafür spezialisten gibt. :-nix Man kann nun mal nicht alles können!
Ich hatte in den letzten 3 Wochen Gynpraktikum und hab auch einiges über den Geburtsvorgang gelernt. Also wenn die Geburt unkompliziert verläuft, wäre ich zumindest nicht total unnütz dabei (hoffe ich). Aber live hab ich keine gesehen. Das ist einfach nicht möglich bei so vielen Studenten! Zwar gab es die Möglichkeit, für einen Tag in den Kreißsaal zu gehen, aber wenn da nun grad mal keine Geburt stattfindet :-nix

Evil
24.04.2005, 16:10
Ein Kommilitone von mit durfte selbst als Gyn-PJ nicht mit in den Kreißsaal. Das fand ich dann schon ganz übel.
Ging mir in unserem Gyn-Praktikum ähnlich... da haben wir auch bloß eine Demo am Phantom vorgeführt bekommen.
Allerdings war ich mittlerweile schon bei einigen Sectiones dabei...was mir im Ernstfall aber auch nicht wirklich hilft.

Ganz ehrlich: ich find das (wie so vieles im Studium) ganz schön be$chi$$en!

:-meinung

Dedi
24.04.2005, 17:25
Also ich musste (zur Famulatur) bis nach Afrika reisen, um eine Geburt zu erleben. Während meines Gyn-Praktikums bin ich zwar auch regelmäßig am Kreißsaal vorbeigeschlendert, aber die Frauen wollten irgendwie alle erst zwischen 22 Uhr und 4 Uhr entbinden. Scheint hierzulande die Hauptentbindungszeit zu sein. In Afrika war das 8 Uhr bis 13 Uhr, weiß der Geier warum :-? . Die Hebammen dort waren supernett und haben mich fast mehr zu den Frauen mitgeschleppt als mir lieb war...
Ich finde schon, dass man das mal gesehen haben sollte. Es ist einfach eine schöne Sache. Schöner als ein Blinddarm...

ehemalige Userin 24092013
24.04.2005, 17:26
*ketzer-modus-ON* bei denen das Manko ggf. größer ist, da Männer - von den Vätern einmal abgesehen - weniger gern im Kreiss-Saal gesehen sind als Frauen *ketzer-modus-OFF*

Hmm...gibt es eigentlich eine männliche Bezeichnung für Hebamme?
Vielleicht fällts mir ja auch grad net ein...;-)


Ansonsten hab ich drei Sectios und eine normale Geburt gesehen, wobei die normale von mir nur bis zur "Ich seh das Köpfchen!" Geschichte beobachtet worden ist, (also eigentlich hab ich nur drei Sectios gesehen)...irgendwie sah mir die normale Geburt zu wüst aus und ich hab beschlossen lieber um zu fallen.

Sani
24.04.2005, 17:27
ich glaub, die nennen sich Entbindungspfleger. Aber ich hab bis etz noch nie einen gesehen.

ehemalige Userin 24092013
24.04.2005, 17:35
Ich auch nicht, aber warum sind ausgerechnet da keine Männer vertreten oder gern gesehen?
Es gibt ja auch männliche Gynäkologen zu denen Frauen gehen ( zum Teil sogar noch lieber als zu weiblichen).

NETTL
24.04.2005, 18:24
Bei meiner Famulatur auf der Gyn waren meist die Ärzte im Kreißsaal, weil auf der Station einfach mehr Ärzte als Ärztinnen waren. Kann mir auch nicht vorstellen, warum Männer nicht so gern gesehen werden sollen (...war mein Deutsch jetzt richtig?...)

Ich selbst habe 5 "normale" Geburten und 4 Sectios gesehen und da war alles dabei von "ganz normal" über Zangengeburt bis hin zur Saugglocke sowie der Mutter so lange auf dem Bauch rumdrücken, bis das Baby endlich rauskommt. Allerdings bezweifle ich, dass ich mir trauen würde, selbst "Hand anzulegen".

Und zum Thema Entbindungshelfer: Ich hab vor geraumer Zeit mal ne Doku über einen Entbindungshelfer gesehen und soweit ich mich erinnern kann, hieß es, dass er der einzige!!! in ganz Deutschland sei.

FataMorgana
24.04.2005, 18:43
Erst mal zum Thema der "männlichen Hebamme": Ich weiß es auch nur vom Hörensagen, aber bis jetzt war die einhellige Meinung meiner Informanten, dass es Männern nicht erlaubt ist, den Beruf der Hebamme zu erlernen.

Sebastian1
24.04.2005, 18:45
Ich hab mein Gyn-Blockpraktikum durch Mitlaufen in ein paar Diensten absolviert und sass da auch die halbe Nacht im Kreisssaal rum, hab dabei mehrere Geburten, spaeter im OP dann auch eine Sectio gesehen. War für niemanden dort ein Problem und ich fands gut, das wenigstens vom Ablauf her mal mitzubekommen.

FataMorgana
24.04.2005, 18:58
Nun möchte ich auch noch meine Meinung zu der ganzen Thematik kundtun, da ich die Diskussion im Chat angezettelt hatte.

Ich denke, dass jeder Arzt eben genau für den Fall, dass er mal bei einer Notgeburt dabei ist (ja, das gibt es auch heute noch!), ungefähr das Handling einer vaginalen Entbindung, insbesondere theoretisch, aber eben in Grundzügen auch praktisch, beherrschen sollte. Ein Spezialist ist halt nicht immer gleich verfügbar, und wenn das Kind nun mal schon rausgepurzelt kommt... Dann wüsste ich wenigstens gern, wo und wie ich abnabeln muss usw.

Meine "Ausbildung" in Gynäkologie und Geburtshilfe habe ich in Würzburg "genossen". Es gab eine elend lange Vorlesung über drei Semester mit Teilnahmepflicht. Dort wurde die Geburt an einem tollen Phantom demonstiert (dies Bestand im wesentlich aus einem nicht sehr realitätsnahem Geburtskanal aus Plastik). Das Praktikum der Gynäkologie und Geburtshilfe bestand aus 4 Terminen, an denen wir die Anamnese bei einer Mamma- oder Endometrium-Ca.-Patientin erheben durften. Klinische Untersuchung - verboten. Dann noch ein Seminar - theoretisch recht interessant, aber keine Praxis.

Als ich in der Inneren Medizin angefangen habe zu arbeiten, wurde ich auch den Gynäkologen im Hause vorgestellt. Bei der Gelegenheit fiel mir ein, dass ich immer noch keine vaginale Entbindung gesehen habe (wohl aber in der Zwischenzeit mehrerer Sectiones bei einer Anästhesie-Famulatur). Ich sprach das Thema an und wurde auf die Hebammen im Kreißsaal verwiesen. Dort stellt ich mich freundlich vor, man zeigte mir den Kreißsaal, ich hinterließ meine Funk-Nr., damit ich bei einer "drohenden Geburt" angerufen werden konnte. Der Anruf kam aber nie, obwohl ich noch einmal selbst in den Kreißsaal gegangen bin und nachgefragt habe. Man war zwar nett zu mir, aber offensichtlich war das einfach nicht erwünscht. Dies schließe ich aus dem Verhalten, ausgesprochen wurde es nicht.

Es scheint ja auch durchaus nicht ungewöhnlich zu sein, dass ein fortgeschrittener Medizinstudent oder Jungarzt bei mehreren Sectiones dabei war, jedoch keine Ahnung vom Ablauf einer vaginalen Entbindung hat. Da ist doch etwas faul in unserem Ausbildungssystem! Und ich bin absolut mit Feuerblick einer Meinung, dass wahrscheinlich die Hebammen der limitierende Faktor sind.

Den Beruf der Hebamme in allen Ehren, aber Medizinstudenten müssen bei ihnen draußen bleiben, dafür lassen sie sich auf Seminaren von einem gewissen Dr. Graf mit impffeindlichem Gedankengut infiltrieren - s. dieser Thread (http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=19660&page=5&pp=5) und dieser Kontraste-Beitrag (http://www.rbb-online.de/_/kontraste/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_2469700.html) - ERSCHRECKEND. Ich muss zugeben, dass dies insgesamt mein Bild von diesem Beruf nicht gerade verbessert.

FataMorgana
24.04.2005, 19:00
Kann man dem Thread eigentlich nachträglich eine Umfrage hinzufügen? Oder soll wir eine neue Umfrage starten? Wäre doch eigentlich interessant...

Dedi
24.04.2005, 19:59
@FataMorgana

Es ist Männern nicht verboten Hebamme zu werden, die heißen dann tatsächlich Entbindungspfleger. Nur macht das keiner der Herren der Schöpfung freiwillig (bis auf einer in Deutschland, ja ich hab auch so eine Reportage gesehen). Es ist als Frau ja auch eine komische Vorstellung sich nen Mann zu nehmen, der einem beim Entbinden hilft und dann auch noch erklärt wie man mit dem Baby umgeht, es korrekt anlegt, stillt, die Muttermilch abpumpt, sich nach den Lochien erkundigt und so...wie gesagt: was bringt einen Mann dazu sowas zu machen?

ehec
24.04.2005, 23:05
waehrend meiner ausbildung durften nur die krpflg-schuelerINNEN eine geburt via naturalis mitanschauen, uns pflegeschuelern war der zutritt zum kreisssaal verboten; die anschauliche begruendung: "die frauen wuerden nur ja sagen, weil sie sich nicht trauen, nein zu sagen". schwachsinn.

hab dann waehrend eines spaetdienstes jedenfalls die gelegenheit gehabt, auf einladung eines werdenden elternpaares bei einer sectio zugegen sein zu duerfen. aber das ist ja schliesslich nicht dasselbe wie eine normale entbindung.



ehec

DoktorW
24.04.2005, 23:20
also ich hab das bei meinem Auslandssemester in Paris gesehen und war sichtlich begeistert und gerührt! Coole Sache!!

Und während meiner Ausbildung zum RettAss hab ich mich mit Gummi-Gebärmuttern rumgeärgert :-D Aber zum Glück hatte ich das nie live im RTW, das ist sicher kein Spaß!!

test
24.04.2005, 23:46
Ich hab auch keine Geburt gesehen im Gyn Block. Mein Eindruck ist auch eher, dass Ärzte/Hebammen einen Problem mit dne Studenten haben als die werdenden Mütter selber. :-meinung
Irgendwie muß mal in die Köpfe rein, dass Studenten ne PRAKTISCHE Ausbildung brauchen und dass das ganze ja nicht aus Sensationsgier oder´um die PAtienten zu stressen gemacht wird.
Naja aber was soll man machen, ich hab mich damit abgefunden, dass man hier eine absolut BESCHISSENE praktische Ausbildung bekommt. :-meinung