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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neue Ärzte braucht das Land...



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funkytyreese
25.04.2005, 22:21
Hallo,

hat hier jemand zufällig auch gerade im heute-journal den Beitrag über den Ärztemangel in Deutschland gesehen?
In dem Bericht war unter anderem von einer Studie die Rede, welche besagt, dass jetzt und in den nächsten Jahren ein krasser Ärztemangel herrscht/herrschen wird. Gründe dafür seien
-die große Arbeitsbelastung in Klinik und Praxis
-die schlechte Bezahlung in Deutschland im Vergleich zum Ausland
-die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Weiterhin wurde gesagt, dass es jetzt Aufgabe der Selbstverwaltung der Ärzte und der Politik sei, diese "Zustände" zu ändern, um den Arztberuf wieder attraktiver und praktikabler zu machen.

Liest man hier auf Medi-Learn.de die "Ärzte im Interview", bekommt man ja einen ähnlichen Eindruck vom Studium und von der (Assistenz)Arztzeit. Meine Frage jetzt an Euch: Was treibt Euch persönlich trotzdem an, Medizin zu studieren? Habt ihr Euch über die oben stehenden Punkte (Arbeitsbelastung, vergleichsweise niedriges Einkommen...) überhaupt schon einmal Gedanken gemacht? Und glaubt ihr, dass die Medienpräsenz des Themas eine Schritt in eine andere Richtung ist?

Ich möchte einfach wissen, ob ich mit meinem "Idealismus" allein bin oder nicht. Durch mein Pflegepraktikum und viele Erfahrungsberichte weiß ich mittlerweile genau, dass ich mich auf viel mehr als nur einen Beruf einlasse, der fordert, dass ich einiges in meinem Leben hintenan stellen muss. Dennoch ist Medizin das Einzige, was mich interessiert und was ich machen möchte, weil ich so Menschen helfen, die Welt vielleicht ein Stück besser machen und Spuren mit meinem Leben hinterlassen kann. Naja und es ist einfach das spannendste Fach (besser: die spannensten Fächer, die), das ich mir vorstellen kann.

Was sind Eure Beweggründe, Medizin zu studieren?

Versteht mich nicht falsch, das ist reine Neugier. Ständig tauchen hier im Forum neue "Gesichter" auf, die Medizin studieren wollen und da frag ich mich halt jedes Mal, welcher IHR Antrieb dazu ist, vor allem im Hinblick auf o.g. Faktoren.

Ich bin gespannt.

Grüße,
Theresa

MediManu
25.04.2005, 22:34
Hallo,

ich habe irgendwie auch die gleichen beweggründe wie du für's medizinstudium. hab aber irgendwie auch angst vor der entwicklung am arbeitsmarkt für ärzte!!! dennoch bin ich der meinung, dass es zumindest für eine beachtliche zahl der medizinstudenten mehr ist als nur ein beruf, nämlich eine berufung. natürlich gibt es auch mediziner, die nicht wissen, warum sie arzt sind, genauso wie es piloten gibt, denen das fliegen einfach keinen spaß macht und die nur fliegen, weil sie was besseres nicht gefunden haben.

hier im forum hat bereits ne umfrage stattgefunden, was denn die häufigsten motivationsgründe für's medizinstudium sind.

das ergebnis findest du unter folgendem link:

http://www.medi-learn.de/medizinstudium/foren/showthread.php?t=18266&highlight=umfrage

grüßle

fLaSh84
25.04.2005, 22:39
tja, schwieriges thema.
ich verstehe eins nicht, überall wird vom ärztemangel geredet, aber wenn man sich die letzten semester anschaut, so sind (zumindest in thüringen) die NCs mit fast jedem semester gestiegen....vor 2-3 jahren hätte ich mit meinen 2,0 noch direkt nen platz bekommen.
das bringt mich zum nächsten thema. wenn die NCs immer höher gehen, aber nicht weniger leute zugelassen werden muss es an anderen sachen liegen. ist es vielleicht so, das die abiturprüfungen einfacher geworden sind, das es einfacher geworden ist ein gutes bis sehr gutes abi zu machen? aber egal...ich schweife ab

warum will ich medizin studieren?
weil ich, besonders im letzten jahr ein riesengroßes interesse für die ganze materie entwickelt habe. dieses wissenschaftsgebiet interessiert mich einfach ungemein.
meine mutter war ärztin, wenn mich früher jemand gefragt hat was ich mal werden will kam als antwort immer: "weiß ich noch nicht, aber nicht arzt." mittlerweile hat sich meine meinung dazu um 180° gedreht und es heißt von nun an "nichts anderes außer arzt."
ich bin gespannt was die nächsten jahre im bezug auf den job als arzt an verbesserungen (vielleicht auch verschlechterungen?) mit sich bringen. vor einigen wochen war nen ziemlich guter artikel über das ganze thema im stern glaube ich. würden die verhältnisse so bleiben wie sie jetzt sind, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich nach dem abgeschlossenem medizinstudium ins ausland gehen würde...

die chondropathia
25.04.2005, 22:48
Tja, als ich anfing war das Motto: "Ich will Medizin studieren und nie Arzt werden." Jetzt ist das Motto: "Ich will endlich Arzt werden und habe genug vom Studieren."

Und es sind nicht die Arbeitsbelastung und das wenige Geld, die die Leute aus dem Land treiben, sondern die geringe Wertschätzung der Arbeit im gesamten Umfeld, sei es von Patienten- oder von Mitarbeiterseite.
Ich sage Mitarbeiter. Kollegen gibt es nicht mehr ? :-notify

MediManu
25.04.2005, 22:51
-die große Arbeitsbelastung in Klinik und Praxis
-die schlechte Bezahlung in Deutschland im Vergleich zum Ausland
-die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf



... aber mal ganz im Ernst: für welchen anspruchsvollen Beruf, der nur mit einem Studium ausgeübt werden kann, trifft dies hier nicht zu?????

Bin grad am Abschluss meines BWL-Studiums und will danach Medizin studieren. Und die oben genannte Situation trifft bei jeder Arbeitsstelle zu, die ich mir als BWLer angeschaut habe.

Genau die o.g. Gründe haben mich bisher immer von meinem eigentlichen Studienwunsch "Medizin" abgehalten. Doch in Anbetracht dessen, was ich da im Rahmen meiner Praktika und in Gesprächen mit Managern / BWLern so gesehen habe, schreckt mich das überhaupt nicht mehr!

Dann musste entweder Lehrer werden oder ne "9 to 5" Sachbearbeiterstelle annehmen.
:-meinung

Notdoc
25.04.2005, 22:53
Warum Medizin findest du hier
19225

Ums Geld gehts hier ganz aktuell
19757
oder hier
16245

@fLaSh84 hast du nen Link zu dem Artikel?

fLaSh84
25.04.2005, 23:38
hab grad nochmal bei stern online gesucht, aber nix gefunden.

kann zuhause nochmal die printausgabe suchen falls ich sie noch habe

Kackbratze
25.04.2005, 23:44
Ich sags immerwieder gerne:

Der Kittel, das Stethoskop und der kostenlose Kaffee den man aus dem Schwersternzimmer klauen muss...

Mehr Gründe brauchte ich nicht...

naja































und vielleicht noch der Porsche

Phino
26.04.2005, 06:09
Meiner Meinung nach wissen viele Abiturienten gar nicht, was im Krankenhaus abgeht. bestes Beispiel dafuer: eine Jahrgangskollegin wollte Medizin studieren, Platz nicht bekommen und schlauer Weise eine Krankenpflgeausbildung begonnen. :-dance Und nun kommt das wichtige: Es macht ihr keinen Spass im Krankenhaus als Schwester zu arbeiten, da frage ich mich doch wie man dann Medizin studieren moechte. Der Unterschied zwischen Arzt und Pfleger ist zwar gross, doch trotzdem sind viele Grundsatzeinstellungen gleich.

Also ich wuerde jedem, der Medizin studieren moechte ersteinmal ein Praktikum im Krankenhaus empfehlen, um dann wirklich richtig entscheiden zu koennen. :-dafür

Oder denkt ihr, dass man aerztliche und pflegerische taetigkeiten usw. gar nicht vergleichen kann und ich liege voellig falsch? :-party

Die Niere
26.04.2005, 06:35
Ich denke du liegst eher falsch, denn auch wenn man als Pfleger und Arzt irgendwie auf dem gleichen Gebiet arbeitet unterscheiden sich die Tätigkeitsfelder beinah zu 100%. Ich respektiere den Job des Pflegers/der Pflegenden, könnte ihn jedoch selber niemals machen und dabei Spass an der Arbeit finden.

Grundsätzliche Einstellungen sollten jedoch bei beiden gleich sein, das stimmt. Abneigung gegen Kranke, Angst vor Ansteckung, soziale Inkompetenz sind alles Verhaltensweisen, die in beiden Jobs nicht vorhanden sein dürfen.

Kurz gesagt...die Einstellung ist wohl bei beiden gleich, die Tätigkeiten vollkommen unterschiedlich.

gruesse, die niere

OliP
26.04.2005, 07:04
...Es macht ihr keinen Spass im Krankenhaus als Schwester zu arbeiten, ...

Das kommt vielleicht ein bissl darauf an, was genau ihr nun nicht gefallen hat. Die pflegerischen Tätigkeiten/Alltag oder der Umgang mit den Patienten? Im ersten Fall sehe ich sicher kein Problem, denn wie die Niere schon sagte, unterscheiden sich die ärztlichen und pflegerischen Tätigkeitsfelder sehr stark. Sollten allerdings die Patienten das Problem gewesen sein, so sollte sie vielleicht nochmal in sich gehen.

Evil
26.04.2005, 07:08
Das seh ich genauso wie Du, Niere.

Ich find aber, eine Zeitlang im Pflegedienst arbeiten (als Zivi oder so, da kriegt man ja wenigstens was dafür) um herauszufinden, ob man a) Stress gewachsen ist und b) auf Dauer mit Kranken arbeiten kann, ist eine gute Sache. Außerdem gewöhnt man sich vielleicht dann gar nicht erst eine arrogante Haltung gegenüber den Pflegenden an, wenn man es selbst nachvollzieht.
Jedenfalls hab ich mein FSJ ( war T5 :-)) ) nicht bereut, auch wenn's zeitweise echt stressig war (9 Pflegefälle auf der Station am WE...)

:-dafür

funkytyreese
26.04.2005, 09:16
Dafür,
mindestens 2 Monate vor dem Studium Krankenhausluft zu schnuppern.
Ich selbst absolviere ja gerade die letzte Woche meines 3-monatigen Krankenpflegepraktikums und bin mir sicher, dass es richtig war, dieses VOR dem Studium zu tun. Zum einen habe ich einen guten Einblick in Innere und Chriurgie bekommen (gesehen was und wie dort gearbeitet wird), zum anderen hab ich mir genau angeguckt, wie die Ärzte arbeiten, und mich damit relativ kritisch auseinandergesetzt. So kann man auf jeden Fall abwägen, ob man wirklich Medi studieren und Arzt werden möchte (Ich hatte auch Phasen des Zweifelns, in denen ich mich gefragt habe, ob ich dem überhaupt gewachsen bin, und kann diese im Endeffekt nur positiv bewerten). Im Endeffekt hilft es jedenfalls, nicht mit Traum- und Idealbildern ans Studium zu gehen. Ne? :)

Und zu dieser Sache mit der Krankenpflegeausbildung: Überschneidungspunkte gibt es, und die "Arbeit am Menschen" ist ja bei Arzt und Kr.schwester/pfleger gegeben. Wenn man also damit schon Probleme hat, soll mans lassen. Dass keiner heiß drauf ist, sich von den Schwestern rumkommandieren zu lassen und nur Drecksarbeiten zu machen, ist auch klar. Aber schaden kann es nicht, denn wer einmal nach oben buckeln musste, vergisst das hoffentlich nicht und tritt nie nach unten. (Sprich: Nutzt Hierarchien später eventuell weniger aus). Solche Erfahrungen lassen einen menschlich nur reifen.

Reese

Katschoo
26.04.2005, 10:46
Ich arbeite jetzt fast ein jahr in einer uniklinik , ich will immer noch Ärztin werden (aber lieber noch arzt *g*)
was mich aber echt ins grübeln gebracht hat sind die bedingungen unter denen gearbeitet wird, soviel ellenbogen! ärzte gehen so schlecht miteinander oder anderen berufsgruppen um... is vielleicht ein einzel bild aber gerade bei den jungen ärzten sind so viele leute die kaum Soziale Kompetenzen besitzen (im sinne von umgang und kontakt). Ich glaube das karriere klima in der klinik schadet dem menschen.

das macht mir sorgen

nicht das geld, nicht die arbeitszeit

GOMER
26.04.2005, 11:14
Bei mir:

Beruf=Berufung

Ich kann nix Anderes, mich interessiert nix Anderes, ich will nix Anderes und, ähh, jetzt hab ich schon so lang gewartet!

altalena
26.04.2005, 11:19
tja, schwieriges thema.
ich verstehe eins nicht, überall wird vom ärztemangel geredet, aber wenn man sich die letzten semester anschaut, so sind (zumindest in thüringen) die NCs mit fast jedem semester gestiegen....vor 2-3 jahren hätte ich mit meinen 2,0 noch direkt nen platz bekommen.
...

Schweinezyklus sag ich da nur....... Es wird ein großer Ärztemangel vorausgesehen und damit gleichzeitig das Medizinstudium propagiert..... Logische Folge: Viele Leute bewerben sich ergo steigt der NC.... :-dagegen is klar, oder. :-keks

Tom84
26.04.2005, 11:30
@ altalena

der nc steigt einfach nur, weil die frauen den beruf "ärztin" für sich entdeckt haben.
die bewerberquote für medizin bei männern ist in den letzten jahren relativ konstant geblieben.
bei frauen hat sich die quote verdreifacht!
(ist jetzt nicht irgendwie negativ gemeint, ist einfach nur fakt!)

Dorsk51
26.04.2005, 11:42
@ altalena

der nc steigt einfach nur, weil die frauen den beruf "ärztin" für sich entdeckt haben.
die bewerberquote für medizin bei männern ist in den letzten jahren relativ konstant geblieben.
bei frauen hat sich die quote verdreifacht!
(ist jetzt nicht irgendwie negativ gemeint, ist einfach nur fakt!)

Dann plädier ich mal für eine Männerquote - Damit wir auch noch eine Chance haben. :-dance

altalena
26.04.2005, 13:06
@ altalena

der nc steigt einfach nur, weil die frauen den beruf "ärztin" für sich entdeckt haben.
die bewerberquote für medizin bei männern ist in den letzten jahren relativ konstant geblieben.
bei frauen hat sich die quote verdreifacht!
(ist jetzt nicht irgendwie negativ gemeint, ist einfach nur fakt!)


Na toll, jetzt sind wir wieder schuld :-dagegen
Find meine Erklärung irgendwie schlüssiger ;-)
Wo hast du denn die Fakten her, gibt's dazu einen Link? Würde mir das gern mal anschauen.

Adrenalino
26.04.2005, 14:49
Also mir machen die Arbeitsbedingungen, insbes. die Arbeitszeit Sorgen. In unserem Krankenhaus werden die jungen Assistenzärzte ziemlich bemittleidet, denn die müssen arbeiten ohne Ende und die ärztliche Drecksarbeit machen, für die die Ober- und Chefärzte sich zu schade sind. Ellenbogenmentalität und menschliche Kälte herrscht vor, was ich sehr sehr schlimm finde, BESONDERS wenn man Arzt ist..
Wenn ich eine "wirkliche" Alternative zum Medizinstudium hätte, würde ich die Alternative wählen.
Aber später als Mediziner zu arbeiten vereint einfach einzigartig die Dinge, für die es wert sind, zu lernen: Interesse am menschlichen Körper, mit Menschen am Menschen arbeiten, Menschen helfen, sinnvolle Arbeit, ideale Kombination aus Menschlichkeit (hoffentlich..) und Wissenschaft!
Ich habe im Krankenhaus schon einige Ärzte gefragt, ob sie ihre Wahl bereuen. Wirklich glücklich scheinen die wenigsten zu sein! Auf der anderen Seite, wüssten sie auch nicht was sie sonst hätten studieren sollen.
Ich hoffe sehr, dass sich die Arbeitsbedingungen als Arzt in Zukunft noch sehr ändern werden....
Viele Ärzte sind laut einer offiziellen Umfrage am Rande der Verzweiflung weil ihr Privatleben und ihre Freizeit kaum vorhanden ist...
Später möchte ich nicht FÜR meine Arbeit leben, sondern, sie soll für mich erfüllend sein. Denn den "Job" allein sehe ich persönlich nicht als Sinn des Lebens an, sondern eher der private Bereich (z.Bsp.Familie).
Ich hoffe, dass das nicht zu kurz kommen wird...
Ich mache mir schon Sorgen.. aber was soll man machen??
Erst mal einen Platz bekommen..dann weiterschaun, was? :-bee