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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Familiäre Adenomatosis Polyposis Coli



Chrima
29.04.2005, 20:05
Da ich sowohl in Chirurgie als auch in Patho Prüfer erwischt habe, die im Bereich der hereditären Tumorerkrankungen des GIT forschen, ist es wohl eine gute Idee, sich auf diese ein wenig genauer vorzubereiten.

Jetzt stellen sich mir trotz intensiver Literaturrecherche trotzdem ein paar Fragen. :-nix

Wenn jetzt bei einem Patienten i.R. einer Colo Unmengen an Adenomen gefunden werden und in der Familie bisher nichts bekannt ist und z.B. auch keine Erkrankungen im Sinne dieser Genotyp-Phänotyp Korrelation vorliegen wie also z.B. diese kongenitale Hypertrophie des retinalen Pigmentepithels, dann liegt es doch nahe, dann es sich um eine Neumutation handelt. In diesem Fall würde sich doch dann KEIN Nachweis einer Mutation in Blutzellen erbringen lassen, da ja keine Keimbahnmutation vorliegt, richtig ? Würde man denn dann überhaupt eine Untersuchung des Blutes durchführen oder direkt Zellen des Darms untersuchen ????

Was ich auch nicht so richtig checke ist Folgendes: Wenn in einer Familie eine FAP bekannt ist und ein Familienmitglied soll jetzt untersucht werden und bei dieser Person wird kein Nachweis einer Mutation erbracht, dann kann mal wohl irgendso eine indirekte molekulargenetische Analyse durchführen. Und das check ich jetzt überhaupt nicht mehr, denn irgendwie braucht man dann von möglichst vielen gesunden und kranken Verwandten das Blut und dann ... ?? Was dann ? Hat einer von Euch davon Ahnung ?
Und macht man diesen Test dann noch bei allen APC-Gen-Mutations-negativen Familienangehörigen ? Und bekommen die denn dann eine FAP obwohl sie keine Mutation haben ?

Ich bedanke mich für Eure Hilfe,
Gruss
Christine

Dedi
29.04.2005, 21:17
Bei dem Thema sehe ich mich eher als Laie, aber vielleicht bringen Dir ja meine spontanen Eingebungen was.

Problem 1, die Spontanmutation: Ist es nicht so, dass bedeutende Spontanmutationen schon in der frühen Embryonalentwicklung geschehen, sprich also schon in der Zygote oder im Zwei-/ Vier-/ Achtzellstadium und so weiter? Wenn das jetzt im Zweistellstadium geschieht, enthält die Hälfte der Körperzellen die Mutation und die andere nicht. Mosaikbildung ist das dann. Die Mutation ist dann sehr wohl im Blut nachzuweisen. Je später die Mutation geschieht, desto weniger Körperzellen sind betroffen und wer weiß ob ab einer gewissen Entwicklungsstufe die Erkrankung überhaupt noch ausbricht...Wenn es schon die Zygote erwischt müsste sogar die Keimbahn betroffen sein.

Problem 2, die Genanalyse: Man untersucht erst den kranken Patienten. Man nimmt Blut und macht z.B eine PCR, die insbesondere den (hoffentlich bekannten) Genlokus seiner Krankheit enthält. Man sieht sich die Sequenzen an und scannt nach bekannten pathologischen Basenabfolgen. Das ist bei großen Genen mit vielen Exons und Introns oft gar nicht so leicht, ausserdem ist bei selteneren Mutationen oft nur der Genlokus bekannt nicht aber die pathologischen Basenabfolgen. Deshalb nun die Verwandten. Man macht einfach von möglichst vielen kranken und gesunden Verwandten eine PCR und legt die Sequenzen des interessierenden Genabschnittes übereinander. Dann sucht man eine Abweichung in der Sequenz der Kranken von den Gesunden, die hoffentlich einigermaßen konstant ist und hat so (hoffentlich) die vererbte Mutation identifiziert. Jetzt man man eine Gensonde designen, die zu der gesuchten Sequenz komplementär ist. Mit dieser kann man nun das Blut des Patienten untersuchen und die Mutation (wenn vorhanden) indirekt orten, weil sich die komplementäre Sonde an die Sequenz der Mutation bindet. Also direkter Nachweis: ich scanne die Sequenz und sehe direkt die Mutation; indirekter Nachweis: ich binde eine Gensonde an die gesuchte Mutation und weise die Bindung nach.

O weia, ich hoffe das war einigermaßen verständlich :-)

Chrima
29.04.2005, 22:50
@Dedi: Das war schon gut verständlich und v.a. Deine Ausführungen zu Punkt 2 haben mir sehr geholfen, denn jetzt kann ich mir das schon besser erklären. Dann hoffe ich mal, dass sie mich das fragen und dann quatsch ich sie an die Wand ... :-D
Oh Mann, Du glaubst gar nicht, wie sehr ich Dich beneide, dass Du es hinter Dir hast. Hoffe Du hast schön gefeiert. Ich muss noch sechs Wochen. Anfangs hat mich das gefreut, aber jetzt regt es mich auf.

Evil
30.04.2005, 16:25
Meine Güte, die fragen dich doch sowas wohl nicht ernsthaft im 3.Stex??? Das geht ja schon über das Niveau einer Facharztprüfung hinaus.... :-nix
... und ist für jeden Nicht-Gastroenterologen jawohl vollkommen irrelevant!

:-meinung

Chrima
30.04.2005, 16:28
Meine Güte, die fragen dich doch sowas wohl nicht ernsthaft im 3.Stex??? Das geht ja schon über das Niveau einer Facharztprüfung hinaus.... :-nix
... und ist für jeden Nicht-Gastroenterologen jawohl vollkommen irrelevant!

:-meinung

Tja, seh ich eigentlich auch so wie Du, aber leider haben sie das schon gefragt. Die Chirurgieprüferin forscht am HNPCC und der Pathologe hat das auch schonmal gefragt und dann wollten sie eben wissen, wie jetzt bei einem Angehörigen einer solchen Person vorgegangen würde und wie die Person zu beraten wäre ....

Bille11
30.04.2005, 16:29
ich denk, das wird einfach aus der besorgnis sein, dass es gefragt werden könnte.. wer von uns kennt es nicht, man weiss, der und der prüfer ist spezi für das und das.. also beliest man sich besser darüber und weiss dann evtl. auch gut bescheid.. und wenn es dann ganz spezielle fragen sind, die weit über facharztniveau sind, dann ist es oft einfach nur paranoia aber immer noch besser als wenn man sich gar nicht damit beschäftigte.. ich glaub, das geht jedem irgendwann so... grad zum 3. stex

Evil
30.04.2005, 16:53
Der Nephrologe an unserem Haus hat ausdrücklich gesagt, daß er NIEMALS NICHT Niere prüft... weil er da nicht objektiv genug sein kann... die Einstellung find ich gut..